Mittlerweile das erste Buch gelesen. Flirttechnik des 18. Jahrhunderts im Gewand der Antike. Im Grunde genommen belanglos, aber witzig. Oder habe ich, von Wielands Sprache eingelullt, etwas übersehen?
Etwas übersehen. Es geht um die lebenspraktische Bedeutung des richtigen Verhältnisses von Geist und Anmut - oder in antiker Personifizierung: von Musen und Grazien.
Die im Untertitel ("Die Philosophie der Grazien") angelegte Lehre hat Wieland selbst übrigens zwei Jahre nach "Musarion" in den "Grazien" nochmals in aller Deutlichkeit offengelegt:
Zitat"Nur unter den Händen der Grazien verliert die Weisheit und die Tugend der Sterblichen das Übertriebene und Aufgedunsene, das Herbe, Steife, und Eckige, welches eben so viele Fehler sind, wodurch sie, nach dem moralischen Schönheitsmaß der Weisen, aufhört Weisheit und Tugend zu sein. Dies war es, was Musarion ihren Schüler lehren wollte."
Aber gut, das erschließt sich erst etwas später.