Juni 2012: Heimito von Doderer - Die Dämonen


  • Hallo Maria,


    hast du schon zu Ende gelesen? Oder woher hast du die Info mit den "Autoren"?


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Zuende gelesen ? Wo denkst du hin. Ich komme zu III/6.


    Die Information habe ich aus dem Doderer- ABC von Henner Loeffler, Stichwort: Verfasser von DD.


    Überrascht hat mich, dass Doderer mit Pepi und der Tante reale Personen eingebaut hat. Der Tod Pepis gilt als ein zentrales Ereignis von DD. Auch erfahren wir in "Anabasis " viel über Imre, z. B. dass seine Papiere nicht in Ordnung sind, in der Redaktion werden seine Arbeiten immer mehr uebergangen, er durchschaut Quapps Talent oder er meint zu wissen, dass ihr die Leidenschaft zum eigenen Spiel fehlt. körperlich geht es mit ihm bergab, aeusserlich am Gang erkennbar, auch das Herz der Kaps versteinert. Ein sehr melancholisches Kapitel.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    bin am Ende von III, 7 "Kurze Kurven", komme aber nochmal zurück auf III, 4 "Anabasis". Wie kommt Doderer auf diese Kapitelbezeichnung? Ich kenne das Wort als Werk von Xenonphon, da heißt es lt. Wiki, "Von der Küste ins Landesinnere".
    Glaube allerdings, dass D. hier auch die musikalische Bedeutung meint:

    Zitat von "wikipedia"


    Die Anabasis verdeutlicht Worte oder Sätze, die von sich aus schon einen aufwärtsstrebenden Charakter haben, wie Freude, Jubel oder die Auferstehung. Sie verdeutlicht direkte Handlungen mit aufsteigendem Charakter und Worte der Bewunderung, die durch die Anabasis ausgedrückt werden soll, wie z.B. "König" oder "Christus".


    Da Doderer oft musikalische Anspielungen in den Dämonen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er damit meint, dass in diesem Kapitel (wie übrigens in fast allen des III. Buches) sich die Handlung aufwärts, d.h. in Richtung der Lösung aus falschen Bindungen (Gyurkicz), in der tierferen Erkenntnis der unterschiedlichen Charaktere entwickelt.
    Andererseits kann auch die andere Bedeutung des Wortes (s.o.) gemeint sein, denn durch Pinta, Gyurkicz und Orkay wird der Schattendorfer Vorfall von der Küste (des Neusiedler Sees) ins Landesinnere (die Hauptstadt Wien) getragen.


    Ich komme aus Zeitmangel nur langsam voran, obwohl die Lektüre mir im Moment besonders viel Freude bereitet. Vieles Rätselhafte aus den vorangegangenen Büchern klärt sich, und D. schafft es wieder, ganz zauberhafte Stimmungen zu erzeugen, z.B. bei der Beschreibung der Autofahrt mit Géza, nach Quapps im wahrsten Sinne des Wortes "vergeigtem" Vorspiel. Sie fahren hinauf nach Grinzing, erheben sich also auch geografisch über ihre bisherigen Verwirrungen, das Ganze wird aber nicht platt miteinander in Beziehung gesetzt, wie es so auch Trivialautoren beherrschen, sondern immer wieder gebrochen, verzögert (z.B. dadurch, dass Quapp ihren Geigenkasten doch noch mitnimmt (III, 7, S. 1009 ff, dtv).
    Auch z.B. der Kapiteltitel "Kurze Kurven", was von Neuberg erklärt (S. 1025 unten) bedeutet, dass sich sein (aller) Schicksal nun schneller, in einem kürzeren Rhythmus, knapperen Kurven vollziehe, wird anschaulich gemacht in der kurvigen Straße, die Quapp und Géza nach Grinzing führt.


    Fast ist es mir schon zuviel mit der Paarbildung in diesen letzten Kapiteln, aber man weiß ja, dass der Romantitel noch zum Tragen kommen muss, und als Generalbass liegt unter der Auflösung und dem Glück (?) der Protagonisten immer noch die Geschichte mit Meisgeier, der völlige Abrutsch Annis (auch eine kurze Kurve) in Alkoholismus und Glücksspiel, der Tod von Krächzi und Frau Kapsreiter. Das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen.


    Unangenehm fällt mir in dem letzten Buch neben dem latenten Antisemitismus Doderers auch dessen hier besonders ausdrücklicher Chauvinismus gegenüber den weiblichen Hauptfiguren auf auf, die hier fast alle als nur auf emotionale Intelligenz reduziert dargestellt werden. Alle wenden intuitiv Tricks und Maßnahmen an, um an ihr bevorzugtes Alphatier zu kommen, ob dies nun Agnes Gebaurs Knöchel, Gretes Deklaration der Neudegg-Reise als Hochzeitsfahrt oder Quapps Fühlen statt kognitives Verstehen (z.B. S. 1010) betrifft.
    Damit revidiere ich z.T. die Eindrücke, die ich im ersten Buch erhielt über Doderers Frauenschilderung und schließe mich eher Gontscharows Urteil an, D. ist in - nicht nur in dieser Hinsicht - ein Zyniker.


    Sich selbst dagegen beurteilt er äußerst nachsichtig (vgl. oben "die Tracht Wissen", die ihm verabreicht wurde).


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Vieles Rätselhafte aus den vorangegangenen Büchern klärt sich, und D. schafft es wieder, ganz zauberhafte Stimmungen zu erzeugen, ....


    im letzten Drittel kann man auch irgendwie verstehen, warum Doderer sich gleich drei alter ego gibt; Stangeler, Schlaggenberg, Geyrenhoff. Doderer selbst ist viel zu vielschichtig. Der unsichere junge Stangeler reift heran, Schlaggenberg mit seiner sexuellen Obsession, Geyrenhoff ist um seriöse Berichterstattung bemüht. Geyrenhoff hat meines Erachtens auch eine gewisse Zwangsstörung. Er sagt, er habe als Chronist versagt, doch ein Chronist hat die Aufgabe an erster Stelle einen geschichtlichen Überblick zu verschaffen, doch er fühlt sein Versagen, weil er nicht das Innenleben seiner aufgeführten Personen erkennt? Das ist im Grunde doch nicht die Aufgabe eines Chronisten. Vielleicht fühlt er sich nun besser dass er vom Chronist zum Akteur wird. Es wird in den letzten beiden Kapitel auch viel gelacht, was seltsam auffallend war.


    ich komme zu III/7


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Genau wie ihr empfinde ich auch eine seltsame Heiterkeit und die schon fast trivial anmutenden Glücksmomente aller Personen. Ich musste erst einmal nachlesen, was Anabasis bedeutet und finde, dass dieses Kapitel damit sehr gut beschrieben wird.


    Unangenehm fällt mir in dem letzten Buch neben dem latenten Antisemitismus Doderers auch dessen hier besonders ausdrücklicher Chauvinismus gegenüber den weiblichen Hauptfiguren auf auf, die hier fast alle als nur auf emotionale Intelligenz reduziert dargestellt werden. Alle wenden intuitiv Tricks und Maßnahmen an, um an ihr bevorzugtes Alphatier zu kommen, ob dies nun Agnes Gebaurs Knöchel, Gretes Deklaration der Neudegg-Reise als Hochzeitsfahrt oder Quapps Fühlen statt kognitives Verstehen (z.B. S. 1010) betrifft.


    Man könnte dies allerdings auch als Schwäche des männlichen Geschlechts sehen, die es nicht merken, dass ihr Glück da vor ihnen steht oder die es einfach nicht auf die Reihe kriegen, zu handeln. Ich finde nach wie vor, dass die weiblichen Hauptfiguren mehr Handlungsinitiative ergreifen als die männlichen, die in ihrer Vergeistigung etwas gefangen erscheinen. Insofern aber stimme ich zu, die Reduzierung auf die emotionale Intelligenz war damals durchaus gewollt und in der bürgerlichen Geselslchaftsschicht, die Doderer ja fast ausschließlich beschreibt, erwünscht. Ein Zyniker war er bestimmt.


    Ich bin in Kapitel III/7.

  • Hallo zusammen,


    mich verwirrt nun nach knapp 1100 Seiten nun doch sehr die "zweite Wirklichkeit". Wie würdet ihr diese erklären?


    Die "erste Wirklichkeit" ist das Verstehen der Welt mit Herz und Verstand (Doderer-ABC). Was in der Strudlhofstiege durch Melzer verständlich wurde.


    Den Begriff "Jenseits im Diesseits" das in III/7 sehr oft vorkommt, könnte etwas mit der zweiten (Jenseits) und der ersten (Diesseits) Wirklichkeit zu tun haben ? Mir schwirrt der Kopf !


    Ich bin in III/8 .


    Mir scheint es, dass auch Schlaggenberg, neben Geyrenhoff, versagt hat. Geyrenhoff als Chronist, Schlaggenberg hat nicht die zweite Wirklichkeit erreicht ?


    Oder ich bring alles durcheinander ?



    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ...mich verwirrt nun nach knapp 1100 Seiten nun doch sehr die "zweite Wirklichkeit". Wie würdet ihr diese erklären?


    Der Einfachheit halber zitiere ich aus der von dir :zwinker: empfohlenen Spiegel-Rezension:


    Schlaggenbergs "Dicke-Damen-Theorie" figuriert in den "Dämonen" ausdrücklich als Beispiel für das, was Doderer die "zweite Wirklichkeit" nennt. Unter der "zweiten Wirklichkeit" versteht Doderer alle Systeme, Ideologien oder Weltanschauungen, die den Anspruch erheben, für alle Menschen - oder mindestens eine Gruppe von Menschen - verbindlich zu sein. Darunter fallen sowohl die idealistischen - also etwa das von dem griechischen Philosophen Platon entworfene Idealbild eines Staates -, wie die sozialistischen Ideologien, also etwa der Marxismus.
    Solche "zweiten Wirklichkeiten" aber, meint der enragierte Individualist Doderer, verstellen dem Menschen den Blick auf die nur für ihn geltende - und für jeden Menschen anders geartete - persönliche Lebensordnung.
    Jene "zweiten Wirklichkeiten" müssen platzen "wie Wursthäute", wenn ein Mensch, wenn eine Romanfigur vor Doderer bestehen soll. Die "zweite Wirklichkeit" ist die Landschaft, in der die "Dämonen" hausen. Die Überwindung solcher "zweiten Wirklichkeiten" ist das zentrale Problem in Doderers Hauptwerk "Die Dämonen", sie ist der kategorische Imperativ, ist das Credo des Schriftstellers Heimito von Doderer.
    Jeglicher Versuch, Probleme im Kollektiv zu lösen, wird, laut Doderer, mit dem Verlust der Fähigkeit bezahlt, "den eigentlichen gordischen Knoten der Zeit in der eigenen Brust zu lösen, was an keinem anderen Orte und auch nie im Vereine mit anderen geschehen kann".

    Ich meine, im Roman wird irgendwo angedeutet, dass ebenso die Nazi-Ideologie wie auch Herzkas Sadismus-Phantasien unter den Begriff "zweite Wirklichkeit" zu rechnen sind…

  • Der Einfachheit halber zitiere ich aus der von dir :zwinker: empfohlenen Spiegel-Rezension:


    [i] ....Solche "zweiten Wirklichkeiten" aber, meint der enragierte Individualist Doderer, verstellen dem Menschen den Blick auf die nur für ihn geltende - und für jeden Menschen anders geartete - persönliche Lebensordnung.



    :redface:
    den Artikel hab ich zwar zu Beginn unserer Leserunde gelesen, aber mein Gedächtnis ließ mich im Stich. Danke dir !


    ich bin in seiner Biographie auf den Hinweis gestoßen, dass Doderer tatsächlich eine Annonce aufgab um Dicke Damen in seiner Wohnung zu überprüfen. Trotz Weltwirtschaftskrise meldeten sich soviele Damen, dass er das üppig anfallende Material allein nicht mehr bewältigen konnte. Sein Neffe Dr. Kurt Meyer half ihm bei dem Forschungsprojekt. Sein Neffe ging im Roman dann als Dr. Körger ein.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ich bin in seiner Biographie auf den Hinweis gestoßen, dass Doderer tatsächlich eine Annonce aufgab um Dicke Damen in seiner Wohnung zu überprüfen. Trotz Weltwirtschaftskrise meldeten sich soviele Damen, dass er das üppig anfallende Material allein nicht mehr bewältigen konnte. Sein Neffe Dr. Kurt Meyer half ihm bei dem Forschungsprojekt. Sein Neffe ging im Roman dann als Dr. Körger ein.


    Ja. Der Unterschied zur Schlaggenberg'schen Annonce: Der Zusatz israelitische.... Damen... Das wurde im Roman der Fuffziger geflissentlich weggelassen. Nichtsdestotrotz sind die "Prüfungsobjekte" durchweg jüdische( Vgl. Kap Topfenkuchen, Ein entzückendes Konzil etc)


  • Nichtsdestotrotz sind die "Prüfungsobjekte" durchweg jüdische( Vgl. Kap Topfenkuchen, Ein entzückendes Konzil etc)


    Das ist mir gar nicht aufgefallen, allerdings muss ich sagen, dass ich im ganzen Roman nicht sehr auf die nationalsozialistische Komponente geachtet habe, zuviel anderes stand da im Vordergrund.


    Dass Doderer tatsächlich eine solche Annoce aufgegeben hat, finde ich kurios. Passt aber wiederum auch, da es scheint, dass sehr viel von ihm persönlich in seinen Werken steckt.


    Ich habe noch ca. 100 Seiten vor mir, das Feuer findet statt und Doderer positioniert seine Figuren rund um die Demonstrationen und den Brand. Ich finde, diese Passagen seltsam objektiv und unberührt geschildert, obwohl er z.T. starke Bilder verwendet, z.B. wie Milch und Blut ineinanderfließen. Rot-Weiß-Rot ist ja auch die österreichische Flagge.



  • Ich habe noch ca. 100 Seiten vor mir, das Feuer findet statt und Doderer positioniert seine Figuren rund um die Demonstrationen und den Brand. Ich finde, diese Passagen seltsam objektiv und unberührt geschildert, obwohl er z.T. starke Bilder verwendet, z.B. wie Milch und Blut ineinanderfließen. Rot-Weiß-Rot ist ja auch die österreichische Flagge.



    dabei ist interessant zu wissen, dass Doderer selbst die Ereignisse jenes Tages nicht gesehen hatte. Doderer war in den Tagen vor diesem verhängnisvollen Freitag mit einem Freund in Greifenstein an der Donau baden gewesen und im Tagebuch trug er am 15. Juli nur ein, daß es ihm wegen eines "rumor magnus hodie in urbe" nicht möglich gewesen sei, in der Universitäts- oder Nationalbibliothek zu arbeiten. Als er drei Tage später den "Kriegsschauplatz" besuchte, blieb dies unkommentiert. Doderer sagte Jahrzehnte später, dass einen wirklichen Standpunkt vielleicht nur Seipel (Sozialdemokrat) und Karl Kraus hatten.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    habe noch knappe 200 Seiten vor mir und bin noch nicht beim Brand.


    Ja, die zweite Wirklichkeit ... . Ich habe sie - neben der Ablehnung aller Ideologien, wie es im Spiegelartikel steht- bezogen auf jeden Versuch, etwas zu systematisieren, in eine Form zu pressen, weil dies dem eigentlichen spontanen Erleben entgegensteht.



    Geyrenhoff hat meines Erachtens auch eine gewisse Zwangsstörung. Er sagt, er habe als Chronist versagt, doch ein Chronist hat die Aufgabe an erster Stelle einen geschichtlichen Überblick zu verschaffen, doch er fühlt sein Versagen, weil er nicht das Innenleben seiner aufgeführten Personen erkennt? Das ist im Grunde doch nicht die Aufgabe eines Chronisten. Vielleicht fühlt er sich nun besser dass er vom Chronist zum Akteur wird.


    Meiner Meinung nach meint Geyrenhoff, dass er als Chronist versagt habe, weil er selbst nicht genug innerlich beteiligt war. Andererseits merkt er, dass er jetzt, wo er selbst zum Akteur wird, sich sogar verliebt*, gar nicht mehr ein richtiger Chronist sein kann. Aber gerade dann ist er wieder sehr oft der Erzähler und erinnert sich auch gerade an die Zeit als besonders intensiv zurück, in der er seine innere Beteiligung kaum gespürt hat, nämlich die Phase mit den "Unsrigen" in Döbling. Wahrscheinlich möchte Doderer diese Widersprüchlichkeit auch vermitteln, weil gerade sie ein Zeichen für die erste Wirklichkeit ist, das Erleben mit "Herz und Hand", wie es oben so schön heißt und dieser Verzicht auf die Systematisierung verursacht ja gerade dieses kreative Durcheinander.


    * Interessant übrigens, dass auch Geyrenhoff seine Friederike hinter der Aquariumswand sieht. Bin gespannt, ob sie noch dahinter hervorkommt. Als Kontrastmodell zu Mary sollte sie das eigentlich nicht können. Wäre auch reichlich süßlich, wenn auch G. noch seine Dulcinea kriegen würde.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Liebe Mitleser!


    Doderers Dämonen sind ausgelesen! Ich möchte nichts vorwegnehmen und/oder euch eventuell die Lust am Endspurt vermiesen; deshalb warte ich mit einem "Schlusswort". Es ist nur so, dass ich ab morgen drei Wochen weg bin. Also wünsche ich mir, dass Ihr Euch noch viel Zeit lasst und, wenn ich zurückkomme, hier noch eifrig diskutiert und kommentiert wird. :zwinker:

    Euch schon mal herzlichen Dank für die anregende Leserunde und weiterhin viel Spaß beim Lesen!
    :winken:

  • Hallo Gontscharow,


    dann eine schöne Zeit in den drei Wochen :winken:


    Zitat

    Also wünsche ich mir, dass Ihr Euch noch viel Zeit lasst und, wenn ich zurückkomme, hier noch eifrig diskutiert und kommentiert wird.



    das sind ja gute Wünsche :breitgrins:


    Edit:
    achja, im Grunde unwichtig. Meine C.H. Beck Ausgabe der "Dämonen" hat 2x das Kapitel 8 ;-)
    im Inhaltsverzeichnis ist es korrekt angegeben. Und Kapitel 10 ist auch wieder richtig platziert. Wollt' ich trotzdem erwähnen.


    Steffi,
    ist das auch bei deiner HC-Ausgabe?


    Ich habe nun das Kapitel III/8 beendet und mit III/9 begonnen.



    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Gontscharow,


    ich wünsche dir auch schöne drei Wochen und freue mich schon jetzt auf deine abschliessenden Eindrücke !


    JMaria: Nein, bei mir ist das Kapitel 8 nur einmal vorhanden. Da hast du ja mehr Doderer fürs Geld bekommen :breitgrins:


    Die Sache mit der Apperzeption bzw. die erste und zweite Wirklichkeit finde ich sehr einleuchtend ! Ich glaube, dass dieses Thema im Grunde einen Aspekt beleuchtet, der immer aktuell ist. Gerade wenn man sich das Internet und das Social Network daraufhin anschaut oder aber eben die Verführbarkeit, die man hat, wenn man sich selbst und seine eigene Richtschnur nicht gefunden hat.


    Ich bin noch nicht ganz zu Ende, aber schon jetzt nehme ich nur ungern Abschied von Doderer.

  • Hallo,


    Gontscharow,
    auch von mir eine schöne leserundenfreie Zeit!



    Die Sache mit der Apperzeption bzw. die erste und zweite Wirklichkeit finde ich sehr einleuchtend ! Ich glaube, dass dieses Thema im Grunde einen Aspekt beleuchtet, der immer aktuell ist. Gerade wenn man sich das Internet und das Social Network daraufhin anschaut oder aber eben die Verführbarkeit, die man hat, wenn man sich selbst und seine eigene Richtschnur nicht gefunden hat.


    Ich bin noch nicht ganz zu Ende, aber schon jetzt nehme ich nur ungern Abschied von Doderer.


    Das mit dem Social Network finde ich ein gutes, in unsere heutige Alltagswelt hochgeschriebenes Beispiel. Darüber hätte Doderer bestimmt auch räsonniert, wenn er es noch erlebt hätte. Seiner Auffassung von unmittelbarem Sein und Erfahren steht diese heutige Lebensform völlig entgegegen.


    Mit der Wehmut des Abschieds geht es mir genauso, Steffi! Ich habe noch genau hundert Seiten vor mir, bin aber schon traurig, dass ich bald aus diesem Haus wieder ausziehen werde. Solche monumentalen Werke, die mich ansprechen und über die Zeiten hinwegtragen, empfinde ich immer als Parallelwelten, in denen man eine Zeitlang wohnt. Auch wenn man weiß, dass dieses "Haus" ja im Bücherregal steht und nur ergriffen werden muss: Es steht dann wieder so viel anderes an, dass man (oder jedenfalls ich) eben doch jahrelang nur ein wenig melancholisch daran vorbeigeht, bevor man wieder zugreift und sich auf diese Welt einlässt, die ja auch sehr umfassend ist und Zeit kostet.


    Doderers Wien hat eine besondere Magie, man fühlt sich beim Lesen geradezu von ihr umhüllt, mit allen positiven und negativen Konnotationen.


    Gerade habe ich die Stelle in III, 11 gelesen, wo die alte Frau vor Gürtzner-Gontards Fenster in ihrem Blut und der Milch der zerschlagenen Flaschen liegt, auch hier wieder höchste Intensität, wie Doderer Metaphern und Symbole setzt und sie gleichzeitig wieder in Frage stellt.


    Das 11. Kapitel eignet sich wieder sehr für die Lektüre mit Stadtplan: Ich habe ihn wieder hervorgekramt, um zu schauen, wo sich die ganzen Protagonisten zur Zeit der Revolte befinden: Gürtzner, Geyrenhoff und Kakabsa sehr und relativ nah dran, Stangeler und Bullog vielleicht einen Kilometer Luftlinie entfernt und Mary K. ca 3 km im Nordosten. Der Justizpalast ist ca. 500 m von der Hofburg entfernt.


    Nun warte ich noch darauf, was denn Kajetan mit den Unterlagen macht, die der "Indianerstamm" aus Levielles Sekretär entwendet hat. Eigentlich meinte ich bisher verstanden zu haben, dass man auf weitere Maßnahmen gegen Levielle verzichten wollte, weil er ja seine Intrige nach dem aufgekommenen Druck von selbst zurückgezogen hatte.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich habe Die Dämonen beendet ! Das Feuer-Kapitel hat nochmal alle Protagonisten ins Licht gerückt, ich hätte nicht gedacht, dass Doderer einen so konventionellen Abschluß schreibt, der aber dann doch ein bißchen mehr ist als Happy-End. Das hat mich wieder mal überzeugt, wie einzigartig Doderer ist, der sich insgesamt eigentlich immer treu bleibt und doch eine ganz eigene Doderer-Welt erschafft.


  • Ich habe Die Dämonen beendet ! Das Feuer-Kapitel hat nochmal alle Protagonisten ins Licht gerückt, ich hätte nicht gedacht, dass Doderer einen so konventionellen Abschluß schreibt, der aber dann doch ein bißchen mehr ist als Happy-End.


    Ich auch! Das Ende hat mich aus obigen Gründen ein bisschen enttäuscht. Morgen mehr!


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Morgen mehr!


    Tja, was man immer so vorher denkt ... . Mit dem "Morgen" wurde es dann doch nichts.


    Vielleicht sparen wir uns das Schlussstatement auf, bis Gontscharow hier wieder online ist. Wie ist es mit dir, Maria, bist du auch durch?


    Aspekte, über die ich mich gerne noch mit euch austauschen würde.


    - Die Veränderung der Erzählersicht auf Quapp. Sie war am Anfang ein besonders liebenswertes Beispiel für Doderers Personenschilderung und wird am Ende als im Konventionellen erstarrt und mit Ansätzen zu üblen Charaktermerkmalen ihrer leiblichen Mutter geschildert.


    - Das offene Ende. Für mich wirkt es fast so, als habe Doderer an eine Fortsetzung gedacht.


    - Eulenfelds und Körgers Rolle bei den politischen Aktionen. Spielten sie eine? UNd wenn ja, welche? Ich habe nur mitbekommen, dass Eulenfeld sich freut, dass die Aktionen der "Roten" und deren Abgleiten in den Mob ganz im Sinne von Eulenfelds erzkonservativen oder sogar faschistischen oder militaristischen Interessen sind.



    - Und noch einiges mehr!


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen,


    ich habe Die Dämonen nun auch beendet. Die letzten Kapitel waren durchdrungen vom Kampferduft, nicht nur bei der Ruthmayer. Die Deutung fällt mir schwer, ist Kampfer für mich eher ein medizinischer Geruch.


    Der Wechsel von starken Bilder des Brandes, der Toten, Milch und Blut, ihr habt es bereits erwähnt, mit Szenen von Gemütlichkeit und Frieden, war beeindruckend und hält mich noch ganz gefangen.


    Das Ende fand ich jetzt garnicht so offen. Ein kurzer Blick auf die Zukunft, dass Frederike den 2. WK nicht erlebte, die Vermählungen, und G-ffs Eindruck, dass man sich vielleicht nicht mehr sehen wird. Das Auseinandergehen und eine ungewisse Zukunft im Hinblick auf den kommenden Krieg (?)


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)