Diese Frage - wie werden Klassiker, z.B. ein Achim von Arnim, oder noch älterer Autor bearbeitet, werden sie neu-gedeutscht? - beschäftigt mich schon eine Weile. Ich habe versucht, danach zu googlen, bin aber nicht fündig geworden.
Seit ich Klassiker auf dem kindle lese (wo ich aus Geldmangel die meisten gebunkert habe), sehe ich immer wieder den Vermerk >überarbeitet<. Wird z.B. das Deutsch eines Hölderlin ins Deutsch unseres Zeitalters >übersetzt?<. Ich könnte es garnich erkennen... Bei einer Novelle von Achim von Arnim (Holländische Liebhabereien) allerdings hatte ich eher das Gefühl, es sei nicht >geglättet< worden...
Weiß von Euch Jemand, vielleicht aus dem Verlagswesen, was da gemacht wird, und wer macht es, wenn?
Das würde mich sehr viel wissender machen :breitgrins:
Werden Klassiker neu-gedeutscht?
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Mal so auf die Schnelle (für Genaueres müsste man sich die Ausgaben mal ansehen und mit dem Original* vergleichen): Das klassische Verfahren ist "behutsam modernisiert". Dabei wird nicht in den Wortlaut eingegriffen, wohl aber in die Orthographie. Und in ganz, ganz seltenen Fällen auch in die Grammatik.
* Wobei die Frage auftaucht: Was ist das Original? Erstausgabe? Ausgabe letzter Hand? Historisch-kritische Ausgabe? Ich fürchte, wir lesen die Klassiker immer schon in einer irgendwie bearbeiteten/modernisierten Ausgabe.
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Ich denke schon, dass das eingedeutscht wird. In dem Buch Der Text meines Herzens - Das Leben der Rahel Varnhagen von Carola Stern sind viele Zitate von der Varnhagen zu lesen, wie sie sie damals geschrieben hat. Ich glaube, das als Buch zu lesen, wüde mir sehr schwer fallen.
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In der Regel muss man die deutschsprachigen Klassiker nicht eindeutschen. Die haben bereits auf Deutsch geschrieben
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Moin, Moin!
In der Regel muss man die deutschsprachigen Klassiker nicht eindeutschen. Die haben bereits auf Deutsch geschrieben
Mist, dann hätte man sich die ganzen Revisionen der Lutherbibel sparen können. SCNR.
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In welcher Sprache hat Luther denn geschrieben? Latein? Griechisch? Französisch? Oder vielleicht doch - Deutsch?
Vielleicht ist mein Sprachgefühl ein wenig seltsam, aber "eindeutschen" heißt für mich: aus einer nicht-deutschen Sprache ins Deutsche übertragen.
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Moin, Moin!
Ich hatte den Vorschreiber allerdings dahingehend verstanden, daß Bearbeitungen deutscher Dichter meinte. Der erwähnte Achim von Arnim beispielsweise.
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Ja natürlich. Aber da heißt es ja auch nicht "eingedeutscht", sondern wortspielerisch "neu-gedeutscht". Das imho lustige Missverständnis mit "eingedeutscht" kam erst danach.
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Ich entschuldige mich. Ich meine natürlich "neu-gedeutscht".
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Ah! Da haben wir ein paar Antworten, aber nicht die, welche ich eigentlich wollte...sorry!
Mir kam es wirklich auf Texte an, wie der von A.v.A. oder auch, wie didonia meint: wer die Günderode lesen will,
der muss schon das Deutsch ihrer Zeit verstehen. Nicht, dass es mich stören würde,
aber ich war neugierig darauf, zu wissen, ob das Deutsch der >Alten< auf Neudeutsch geglättet wird...
Nun, vielleicht weiss ja noch Jemand bescheid.
Danke aber schon einmal für Eure Beiträge! :smile: -
aber ich war neugierig darauf, zu wissen, ob das Deutsch der >Alten< auf Neudeutsch geglättet wird...
Ich denke nicht, dass Giesberts Antwort da viel hinzuzufügen ist:
Das klassische Verfahren ist "behutsam modernisiert". Dabei wird nicht in den Wortlaut eingegriffen, wohl aber in die Orthographie. Und in ganz, ganz seltenen Fällen auch in die Grammatik.
Etwas anderes kenne ich - in den Ausgaben, die ich lese - eigentlich nicht.
Nun, vielleicht weiss ja noch Jemand bescheid.
Öhm ... warum schreist Du denn?
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Moin, Moin!
Öhm ... warum schreist Du denn?
GESCHRIEEN WIRD MIT GROSSBUCHSTABEN.
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Ah! Da haben wir ein paar Antworten, aber nicht die, welche ich eigentlich wollte...sorry!Um mich mal selbst zu zitieren:
Mal so auf die Schnelle (für Genaueres müsste man sich die Ausgaben mal ansehen und mit dem Original* vergleichen): Das klassische Verfahren ist "behutsam modernisiert". Dabei wird nicht in den Wortlaut eingegriffen, wohl aber in die Orthographie. Und in ganz, ganz seltenen Fällen auch in die Grammatik.
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Giesbert hat es aufgeschrieben, was meist passiert.
Mal so auf die Schnelle (für Genaueres müsste man sich die Ausgaben mal ansehen und mit dem Original* vergleichen): Das klassische Verfahren ist "behutsam modernisiert". Dabei wird nicht in den Wortlaut eingegriffen, wohl aber in die Orthographie. Und in ganz, ganz seltenen Fällen auch in die Grammatik.* Wobei die Frage auftaucht: Was ist das Original? Erstausgabe? Ausgabe letzter Hand? Historisch-kritische Ausgabe? Ich fürchte, wir lesen die Klassiker immer schon in einer irgendwie bearbeiteten/modernisierten Ausgabe.
Eben.
Fügen wir hinzu:
einheitliche Editionsprinzipien gibt es eh nicht.
Diese Frage - wie werden Klassiker, z.B. ein Achim von Arnim, oder noch älterer Autor bearbeitet, werden sie neu-gedeutscht? - beschäftigt mich schon eine Weile. Ich habe versucht, danach zu googlen, bin aber nicht fündig geworden.
Seit ich Klassiker auf dem kindle lese (wo ich aus Geldmangel die meisten gebunkert habe), sehe ich immer wieder den Vermerk >überarbeitet<. Wird z.B. das Deutsch eines Hölderlin ins Deutsch unseres Zeitalters >übersetzt?<. Ich könnte es garnich erkennen... Bei einer Novelle von Achim von Arnim (Holländische Liebhabereien) allerdings hatte ich eher das Gefühl, es sei nicht >geglättet< worden...
Weiß von Euch Jemand, vielleicht aus dem Verlagswesen, was da gemacht wird, und wer macht es, wenn?
Das würde mich sehr viel wissender machen :breitgrins:Wieso, das kannst du doch alles selber rauskriegen
Das ist ganz einfach. Oft jedenfalls.
Schnapp dir einen Klassiker deiner Wahl, also, sagen wir, Achim von Arnim.Mir liegt von ihm die dreibändige Hansersche Werkausgabe, Lizenz der WBG, vor.
Vor Kronenwächtern und Gräfin Dolores hab ich mich allerdings bis heute gedrückt :zwinker:
In Band 3, Seite 822-824, werden, hansergründlich, die Editionsprinzipien, also Modernisierung von Lautstand, Orthographie und anderes, erläutert. Sollte Standard sein so, ist es aber nicht grundsätzlich.
Oder nimm einen Band des Deutschen Klassiker Verlags.Will heißen:
gute Einzel- und Werkausgaben weisen das nach.Häufig wird das so nett „behutsam modernisiert“ genannt. Was da passiert.
Verhunzung jener wunderschönen Rechtschreibung und Interpunktion aus der Großen Zeit vor der Totnormierung durch Konrad Duden :grmpf:Wenn du dich mal eingelesen hast, wirst du irgendwann automatisch „Thor“ lesen statt „Tor“ und „seyn“ statt „sein“. Oder? :breitgrins:
Und, weiter geführt:
du musst ja heutzutage keine teuren Antiquaria mühsam zusammenkaufen.
So wie der arme Arno SchmidtSuche nach Digitalisierungen.
Für die Kronenwächter-Erstausgabe wirst du bspw. hier fündig.
Und, as You like it, du kannst sogar testen, inwieweit schon im 19. Jahrhundert „behutsam modernisiert“ wurde.
Arnims sämmtliche Werke, 1857.
Und hier nochmal, aus der Endlos-Reihe „Deutsche National-Litteratur“.
Sind da schon Abweichungen zur Erstausgabe 1817?
Und das ist nur der erste Band ...Nix Kindle.
Falls du es noch nicht getan hast, stöbere mal hier.Und ein paar Internetadressen sollte man für solche Recherchen eben drauf haben.
Den Exegesen sind keine Grenzen gesetzt.
Nur, hab ich mich jetzt schon wieder eine halbe Stunde drin verzettelt - virtuell, meine ich
Statt zu lesen :zwinker:Seh ich doch gerade die Zeitung für Einsiedler
Liebe Grüße
Leibgeber -
Moin, Moin!Mist, dann hätte man sich die ganzen Revisionen der Lutherbibel sparen können. SCNR.
IMHO war das nur, um die ganzen Übersetzungsfehler rauszuschmeißen, Interpunktion und Orthographie behutsam zu modernisieren, sowie diese grässliche altdeutsche Schrift neuzudeutschen. SCNR.
:breitgrins: -
Merci danke an Alle! Habe jetzt gute Antworten bekommen :eis: lecker!
...und: Sorry, das war kein Schreien
(würde ich mir hier in diesen geheiligten Hallen gar nicht erlauben! Dzt! :zwinker:),
nur der Versuch, zu viel Unsinniges, wie jene Bemerkung,
die deutschen Autoren müßten nicht...weil sie schon...etc.also: wie gesagt! Merci danke :smile: