"Was soll ein Roman?"

  • Hallo zusammen


    Sandhofers und Huberts Diskussion warum sie Romane lesen, hat mich dazu veranlaßt die Frage zu stellen "Was soll ein Roman?"


    in dieser Form stellte sie sich nämlich auch Theodor Fontane.
    Hier seine persönliche Antwort:


    Er soll uns, unter Vermeidung alles Übertriebenen und Häßlichen, eine Geschichte erzählen, an die wir glauben. Er soll zu unserer Phantasie und unserem Herzen sprechen, Anregungen geben, ohne aufzuregen; er soll uns eine Welt der Fiktion auf Augenblicke als eine Welt der Wirklichkeit erscheinen, soll uns weinen und lachen, hoffen und fürchten lassen und angenehmen, teils unter charaktervollen und interessanten Menschen gelebt zu haben, deren Umgang uns schöne Stunden bereitete, uns förderte, klärte und belehrte. - Das etwa soll ein Roman.


    Jeder mag seine eigene Vorstellungen haben, was ein Roman soll, jedoch spricht der Romancier mir aus dem Herzen.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria


    Der Herr Fontane spricht mir aus der Seele - wenn ich lese, und zwar fast ausschließlich Romane, tauche ich immer ab in die beschriebene Welt. Deswegen brauche ich auch einzigartige Bücher, nicht diese "ich habe alle Elizabeth George gelesen ..." - es sind große Geschichten, die mich fesseln und wenn ich neben meiner Arbeit und auch Nicht-Arbeit Zeit zum Nachdenken habe, drehen sich meine Gedanken um die aktuelle Geschichte, die ich lese. Deshalb auch kann ich nicht, wie offensichtlich so viele, mehrere Bücher gleichzeitig lesen und schon gar nicht "quer", dann lasse ich es lieber.
    Und wenn ein Buch beendet ist, brauche ich fast immer einige Tage Pause, bevor ich das nächste beginnen kann.
    liebe Grüße
    :winken:
    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving

  • Hallo zusammen!


    Was ich an Fontane so mag (ganz ohne Ironie!): Er kann mit einem Wörtchen eine ganze Welt öffnen.


    So im letzten Satz Deines Zitats, JMaria: Das etwa soll ein Roman. Regt doch zum Nachdenken an, oder?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich kann mich weitestgehend Fontanes Kriterien anschließen, außer: (a)


    daß ich mich daran störe, daß ein Roman überhaupt etwas "soll" - wird schon jeder Leser seine eigene Kriterien für den Sinn und Nutzen eines Romans haben


    (b)


    daß ein Roman nichts Häßliches und Aufregendes dann vielleicht auch häßlich und aufregend darstellen können soll.


    Lesen, so wünsche ich es mir, soll JEDES Gefühl ansprechen können:
    Begeisterung UND Ekel, Freude und Trauer usw.
    Oder was meint Ihr?

    Er selbst kam sich nicht wirklich vor, wie er da, über die Wirklichkeit träumend, durch sie hindurchging
    <br />
    <br />Zitat aus &quot;Hardenberg. Eine Novelle&quot; von Jürg Amann

  • Er soll uns, unter Vermeidung alles Übertriebenen und Häßlichen, eine Geschichte erzählen, an die wir glauben. Er soll zu unserer Phantasie und unserem Herzen sprechen, Anregungen geben, ohne aufzuregen; er soll uns eine Welt der Fiktion auf Augenblicke als eine Welt der Wirklichkeit erscheinen, soll uns weinen und lachen, hoffen und fürchten lassen und angenehmen, teils unter charaktervollen und interessanten Menschen gelebt zu haben, deren Umgang uns schöne Stunden bereitete, uns förderte, klärte und belehrte. - Das etwa soll ein Roman.


    Hallo zusammen,


    mit Fontane bin ich, wie meistens, im großen und ganzen einverstanden. Natürlich "soll" ein Roman etwas, sonst wäre er banal. Aber muß ich wirklich an die Geschichte glauben? Was ist mit SF oder Fantasy?.
    Na ja, Fontane hat ja mit dem "etwa" auf das Sandhofer schon hinwies, angedeutet, dass seine Definition nicht perfekt ist.


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "Hubert"

    Na ja, Fontane hat ja mit dem "etwa" auf das Sandhofer schon hinwies, angedeutet, dass seine Definition nicht perfekt ist.


    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    V.a. auch - so wie ich Fontane und seine Sprache empfinde - darauf, dass sich hinter seiner Definition ein weites Feld auftut.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus