Literatur und Politik

  • Hallo zusammen


    zwischendurch lese ich immer noch "Fontanes Welt" und dort wird der berufliche Werdegang Fontanes beschrieben u.a. schreibt er für div. Zeitungen (z.B. die Kreuzzeitung), manchmal schreibt er Artikel, auch wenn es nicht seine politische Meinung ist, in späteren (reiferen) Jahren kommt es zu einem Sichtwechsel der politischen Dinge. War er vorher Bismarck gegenüber skeptisch, befürwortet er es später.


    Soweit die Einführung, wie ich auf meine Frage komme:


    Wann begann es eigentlich, daß Schriftsteller Zeitungen gründeten, politische Artikel bzw. für Zeitungen Feuilletons schrieben? Vormärz? oder schon früher?


    Was haltet ihr davon, wenn Schriftsteller politisch Stellung beziehen? Können sie überhaupt etwas damit bewirken oder dient es der Publicity? Begrüßt ihr es oder eher nicht?

    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    ein, wie ich finde, interessantes Thema, vielleicht etwas zu anspruchsvoll? :zwinker:


    Wann begann es eigentlich, dass Schriftsteller Zeitungen gründeten, politische Artikel bzw. für Zeitungen Feuilletons schrieben? Vormärz? oder schon früher?


    Sicher schon vor dem Vormärz. Spätestens bei Schiller weiß ich sicher, dass der eigene Zeitschriften gegründet hat, eine u.a. zusammen mit Seume. Die Xenien, die Goethe und Schiller zusammen schrieben, waren ja letztendlich nichts anderes als polemisches Feuilleton..


    Was haltet ihr davon, wenn Schriftsteller politisch Stellung beziehen? Können sie überhaupt etwas damit bewirken oder dient es der Publicity? Begrüßt ihr es oder eher nicht?


    Natürlich erwarte ich, das unsere Denker auch politisch Stellung beziehen und zwar so, wie es die Gruppe 47 mit ihren Erklärungen (z.B. ... zur ungarischen Revolution, ... zum Algerien-Krieg, ... zur Spiegel-Affaire, ... über den Krieg in Vietnam, ... zum Tod des Studenten Benno Ohnesorg), Aufrufen (z.B. ...gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr, Israel-Aufruf) und Protesten getan hat. Auf Ablehnung stößt bei mir aber, wenn Schriftsteller ihre Popularität nutzen um Parteipolitik zu machen oder noch schlimmer (Günter Grass) um im Wahlkampf politisch einzugreifen und zu beinflussen.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo !


    Da meiner Meinung nach ein gutes Buch die Gesellschaft bzw. die Umwelt widerspiegeln sollte bzw. sich damit auseinandersetzten sollte, finde ich auch, dass Schriftsteller sich durchaus mit Politik beschäftigen müssen, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Ob sie auch Stellung beziehen sollten ?
    Warum nicht ? Allerdings geht es mir auch wie Hubert - Schriftsteller, die ihre Popularität nutzen, um ihre politische Sendung anzubringen, nein, danke.


    Guß von Steffi

  • Hallo Hubert



    ein, wie ich finde, interessantes Thema, vielleicht etwas zu anspruchsvoll? :zwinker:


    oder ich frage zuviel, diese Möglichkeit muß auch in Betracht gezogen werden :breitgrins:



    Sicher schon vor dem Vormärz. Spätestens bei Schiller weiß ich sicher, dass der eigene Zeitschriften gegründet hat, eine u.a. zusammen mit Seume. Die Xenien, die Goethe und Schiller zusammen schrieben, waren ja letztendlich nichts anderes als polemisches Feuilleton..


    Stimmt, sie gründeten die Zeitung "Die Horen".
    von dieser Freundschaft spricht man von einer der edelsten Männerfreundschaften zwischen Schriftstellern.
    in der ursprünglichen Frage über Literatur und Politik steckt auch Brisanz, weil die Meinungen sehr gefächert sind und schnell Zündstoff für Auseinandersetzungen geben könnte.
    Vielleicht wäre es besser, wenn Schriftsteller statt politisch, menschlich Stellung beziehen zu dem einen oder anderem Thema! Darüber dürfte ihnen der Stoff nie ausgehen und vielleicht dankt es ihnen mal die Menschheit. Wer weiß....


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Sandhofer


    ich habe mal im Netz nach der Biographie Lessings' gesucht und er hat tatsächlich in Berlin für div. Zeitschriften geschrieben. Da scheint es auch einen Skandal gegeben zu haben, weil er eine Übersetzung von Voltaire in seinem Bekanntenkreis herum gehen ließ.


    Interessant wieviele Schriftsteller auch als Übersetzer tätig waren.
    (Fontane, Lessing, Walter Scott und noch einige die mir gerade nicht einfallen ...)


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    die deutschen Nachkriegsschriftsteller (Heinrich Böll, Arno Schmidt u.a.) konnten sich, da ihre Bücher fast nicht gekauft wurden, nur mit Übersetzungen über Wasser halten. Die beiden genannten wurden bei den Übersetzungen auch fleissig von ihren Frauen unterstützt.


    Gruß


    Hubert

  • Hallo zusammen,


    ich bin nicht so ganz sicher, ob dieser Beitrag ganz passt, aber ich denke, nimue wird ihn verschieben, falls er fehl am Platze ist!


    Unser Städtchen ist ein bißchen "durchzogen" vom Duft des Hambacher Festes (siehe Wirth und Siebenpfeiffer). Und wir wohnen nicht allzu weit vom Hambacher Schloss entfernt, so daß man nicht umhin kann, sich mit dem "Hambacher Fest" etwas mehr zu befassen.


    Ich habe in einem "Hambach-Journal", das anläßlich der Feier zum 150igsten Jahrestages des Hambacher Festes herausgegeben wurde, einige Artikel gefunden, die sehr interessant sind. Einer davon trägt den Titel "....der letzte Termin, den die Göttin der Freiheit uns gewährte" im Gespräch mit Ludwig Börne und Heinrich Heine.


    Heine schrieb z.B. "Während den Tagen des Hambacher Festes hätte die allgemeine Umwälzung in Deutschland versucht werden können. Jene Hambacher Tage waren der letzte Termin, den die Göttin der Freiheit uns gewährte; die Sterne waren günstig. Dort waren sehr veile Männer der Tag versammelt, die selber von ersterm Willen glühten und auf die sicherste Hilfe rechnen konnten. Jeder sah ein, es sei der rechte Moment zu dem großen Wagnis, und meisten setzten gerne Glück und Lebens
    aufs Spiel... Wahrlich, es war nicht die Furcht, welche damals nur das Wort entzüngelte und die Tat zurückdämmte".


    Bedeutend noch mehr beeindruckt hat mich ein anderer Artikel:


    J.W.v.Goethe - ein Dichter ohne soziales Mitleid?


    Neustadt, im Mai 1832
    Dem Tod des Dichtes J.W.v.Goethe am 22. März haben deutsche Zeitungen eher beiläufig einige Zeilen gewidmet. Besonders auffällig erscheint, dass ein namhaftes literarisches Organ wie das von Cotta herausgegebene "Literaturblatt" über Goethes Tod offenbar nichts zu sagen hat. Der Redakteur der Zeitung, Wolfgang Menzel, hat den Dichter des "Faust" bisher mit keiner Zeile gewürdigt. In Paris widmete ein deutscher Schriftsteller Goethe viele Zeilen, allerdings eher kritische. Ludwig Börne sieht in ihm einen "Dichter ohne soziales Mitleid" und denkt darüber nach, wie die Geschichte über Goethe urteilen wird.
    "Sie, die furchtbar unbestechliche Richterin, wird Goethe fragen: Dir war ein hoher Geist, hast du je die Niedrigkeit beschämt? Der Himmel gab dir eine Feuerzunge, hast du je das Recht verteidigt? Du hattest ein gutes Schwert, aber du warst nur immer dein eigener Richter."
    Börne hat sein Urteil schon gesprochen: "Dieser Mann eines Jahrhunderts hat eine ungeheure hindernde Kraft. Er istd ein grauer Star im deutschen Auge. Seit ich fühle, habe ich Goethe gehasst, seit ich denke, weiß ich warum. Es ist mir, als wurde mit Goethe die alte deutsche zeit begraben; ich meine, an dem Tag seines Todes müßte die Freiheit geboren werden."


    Ein weiteres urteil über Goethe wird ebenfalls in Paris gefällt. Das "Journal des Debats" schreibt, dass Goethes Tod für Deutschland den Abschluss einer Kunstepoche und den Beginn eines neuen bedeutete: "Das Schrifttum, das damit zu Grabe ging, war das großartigste Geilde des Geistes, der Deutschland glänzend charakterisiert hat und ihm seine politische Gestaltung gab."


    Frankreichs angesehenes Literaturblatt fährt fort: "Jetzt aber weht hier ein anderer Geist, der Geist der Einheit. Wie in Frankreich seit längerer Zeit, tritt in Deutschland die Freiheit der Poesie an die STelle der Literatur; der Gedanke aller an die Stelle der Gedanken einzelner!"



    [list]Gestern Vormittag, halb 12 Uhr, starb mein geliebter Schwiegervater, der großherzogl. sächsische wirkliche geheime Rath- und Staatsminister


    Johann Wolfgang von Goethe
    nach kurzem Kranksyn am Stickfluss in Folge eines nervös gewordenen Katharrhalfiebers.
    Geisteskräftig und liebevoll bis zum letzten Hauche, schied er von uns im drei und achtzigsten Lebensjahr.


    Weimar, 23. März 1832 [/list:u]

  • Hallo zusammen!


    Das ist ein Interessante Thema zwischen Literatur und Politik.


    Bei Thomas Mann Essey: Literatur und Hitler. Er sagte; Jeder Schrifsteller sieht sich vor die Frage gestellt, ob die Literatur "Tendenzen" haben oder sich von Parteien und politischen Einflüssen freihalten solle. Nun ist es ganz offentsichtlich unmöglich, dass politische Ereignisse die Literatur auf längere Sicht nicht beeinflussen.


    Meiner meinung nach, dass Politik viel literarische Werke beeinflüsst hat. Wenn ein Land unter ein Diktator Regime ist, wird die literarische Leben isoliert. Ausserdem Thomas Mann war gegen sein Bruder Heinrich Mann. Weil Heinrich aktiv war, die emigranten Schriftsteller zu organizieren. Thomas meinte, es ist besser zwischen Autoren nicht zu organizieren. Individuell Schriftsteller arbeitet bessere Kwalität.


    Bei Gruppe 47 war Ursprünglich auch ein politische Gruppe, "Der Ruf". Richter und Andersch selbe waren Marxisten. Trotz sein politische Hintergrund, Richter wurde als Vater von die Mitglied gennant. Er lass sein Werke kritisieren, aber nicht dabei bei Wettbewerb.


    Brecht hat andere Erfahrung. Als er sein Drama gearbeitet hatte, hatte er schwierigkeiten. Er hat kein weiter Ideen. Er began Marxismus zu lesen und fand er etwas neues.


    Schiller hatte Herzog Karl Eugen kritisiert, deshalb könnte er nicht sein Drama in Mannheim spielen. Das ist eine politische Grunde.


    Gruss
    kb

  • Hallo zusammen, hallo Maria,


    einen Schriftsteller dürfen wir glaube ich in dieser Sparte nicht vergessen: Kurt Tucholsky.


    Er war Jude, und hat viele Beiträge und Gedichte für den "Vorwärts" geschrieben, dem Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Wir haben ja schon einmal darüber geschrieben, dass er unter verschiedenen Pseudonymen geschrieben hat wie Kaspar Hauser, Peter Panter und Theobald Tiger. Ende der zwanziger Jahre erscheint "Deutschland, Deutschland über alles", was wahrscheinlich u.a. den Ausschlag dafür gegeben hat, dass seine Bücher nach der Machtübernahme verbrannt wurden.