Thomas Mann: Der Zauberberg

  • "Der Zauberberg"
    von Thomas Mann, Valerie Stiegele (Herausgeber), Ulrich Lampen (Herausgeber), Udo Samel (Erzähler), Konstantin Graudus (Erzähler), Felix von Manteuffel (Erzähler), Karina Krawczyn (Erzähler)


    Hallo zusammen


    ich möchte kurz meine Eindrücke schildern. "Der Zauberberg" ist mein erstes Klassiker-Hörspiel und hat mich voll und ganz für das "Ohrenlesen" infiziert.


    Die ruhige Stimme von Udo Samel (Erzähler) nahm mich gleich gefangen.
    Wer bisher Probleme mit dem Satzbau Thomas Mann hatte, oft hört man im Zusammenhang mit Thomas Mann das Wort "Schachtelsätze", wird überrascht sein. Udo Samel erzählt die Geschichte Hans Castorp ganz natürlich. Mit dem ersten Rollen der Eisenbahnräder rollt man sozusagen in die Geschehnisse.


    Hans Castorp besucht seinen Vetter Joachim in Davos, der sich dort von seinem Lungenleiden erholt. Aus drei Wochen werden 7 Jahre....


    Ich habe mich gefragt, ob es möglich ist, dieses unwirkliche Gefühl, das man beim Lesen des Zauberbergs bekommt, in einem Hörspiel umgesetzt werden kann.


    und ich wurde nicht enttäuscht.


    Wer sich nicht vorstellen kann wie sich ein pfeifender Pneumotharax anhört, sollte zu diesem Hörspiel greifen. Clawdia's Türenschlagen, das Husten des "Herrenreiters", die Rededuelle zwischen Settembrini und Naphta sind eine Meisterleistung.


    Die Geräuschkulisse und die Musik wirken sehr eindringlich, unmöglich nicht darauf zu reagieren. Das wechselseitige Hören, besonders wenn man Kopfhörer auf hat und die Stimme mal rechts, mal links erscheint, verstärkt dieses unwirkliche Gefühl.


    Einzig von dem Kapitel "Schnee" das doch als ein Schlüsselerlebnis in Castorps Aufenthalt auf dem Zauberberg gilt, hat mich etwas enttäuscht. Die Einsamkeit, die Todesgefahr kommt beim Lesen eindringlicher rüber. Beim Hören geht das m.E. unter.


    Dafür ist es ein Genuß Mynheer Peeperkorn zu zuhören, diese große Gestalt, die gegen Ende der Geschichte noch eine bedeutende Rolle einnimmt.


    Das Hörspiel ist für jeden Thomas Mann Leser eine Bereicherung und für diejenigen, die den Zauber"berg" bisher nicht erstiegen haben, eine gute Alternative es mit Hören zu probieren.


    Hier ein Link der Einblick in die Hörspielproduktion bringt:


    http://www.egotrip.de/hoeren2000/Zauberberg.htm


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hi Maria :smile:


    Ich muss Dir recht geben. Ich legte mir das Hörbuch auch noch zu.
    Es lohnt sich!


    Ich hab die gekürzte Variante, es soll jedoch neuerdings eine ungekürzte Fassung geben. Welche hast Du?


    Bye, Evelyne

  • Hallo Evelyne


    schön, daß noch jemand den Zauberberg gehört hat.
    Ich habe die Hörspielfassung auf 10 CD, die leicht gekürzt sein soll, was man aber m. M. n. nicht wesentlich merkt.


    http://www.amazon.de/exec/obid…_10_4/028-8915455-8589345


    Ehrlich gesagt ist mir nichts aufgefallen. Ich hätte natürlich die Hörspielfassung am Buch vergleichen können, aber das wollte ich nicht um den Genuß nicht zu schmälern.


    Was mich reizen würde wäre die Lesung von Gert Westphal. Dyke hat mal begonnen sie zu hören.

    http://www.amazon.de/exec/obid…_10_8/028-8915455-8589345


    Es war auch aufschlußreich gegen Ende der Geschichte die Musik aus dem Grammaphon zu hören, sehr dramatisch.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Den muss ich mir in dem Fall auch noch besorgen, bislang hörte ich von Thomas Mann "Unordnung und frühes Leid" und "Die Buddenbrooks" als Hörbücher und war von beiden begeistert.

  • Zitat von "Cosima"

    Den muss ich mir in dem Fall auch noch besorgen, bislang hörte ich von Thomas Mann "Unordnung und frühes Leid" und "Die Buddenbrooks" als Hörbücher und war von beiden begeistert.


    Hallo Cosima,
    "Unordnung und frühes Leid" gelesen von Will Quadflieg habe ich auch noch ungehört daliegen.


    "Buddenbrooks", die Hörspielfassung oder die Lesung von Gert Westphal?


    ich habs noch nicht gehört, aber ich stelle mir beides ganz toll vor.


    "Der Zauberberg" als Hörspiel ist ein gewinnendes Erlebnis. Ich habs sozusagen immer noch im Ohr: das Grammaphon, der Pneumothorax, die Tür die von Clawdia zugeschlagen wird. Einprägsam bearbeitet.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Maria, ich hatte die Hörspielfassung und sie war wirklich toll. Ich bin ja eh ein grosser Thomas Mann Fan und dieses Buch als Hörspiel war ein Genuss. Ich stelle mir aber auch den Zauberberg toll vor, da dort auch viel Thematisches eigenltich akkustisch sein muss. Schwieiriger würde wohl eine Hörspielfassung vom DOktor Faustus, aber sehr sehr reizvoll.


    LIebe Grüsse
    Sandra

  • Bei Hörbüchern beginne ich immer leicht zu rotieren (Äh....die Bedeutung dieses Satzes erschließt sich momentan nicht einmal mehr mir...).
    Meine Konzentration beginnt nach einer halben Stunde immer schon zu entgleiten , meine Ohren schmerzen und da ich eher ein visueller Typus bin, merke ich gerade die Grundzüge der Geschichte.

  • die hörspielfassung hat mich ebenfalls begeistert. die geräuscheinblendungen waren einfach fabelhaft, bereichernd, wie man es auch immer beschreiben will. durch diese vereinzelten geräuschuntermalungen hat das hörspiel einen großen teil seiner atmosphäre bekommen. was mich auch fasziniert hat, war, dass die lautsprecherbalance wechselte. besonders gut merkt man das beim hören mit kopfhörern. nach einem abschnitt wechselt die stimme vom rechten in den linken lautsprecher, nach einem weiteren wieder zurück, und so weiter. das hat etwas.


    die "buddenbrooks"-hörspielfassung kenne ich ebenfalls und habe sie auch recht gern. am liebsten habe immer noch die sich über ihre erzfeinde aufregende toni, wie die mit lauter stimme deren namen herausruft (grünlich! tränen-trieschke! permaneder! hagenström!)... einfach göttlich! die lesung von gert westphal habe ich partiell im radio verfolgt und fand sie ebenfalls recht gelungen.

    spring ihr doch nach! aber du hast angst, das glas zwischen dir und den anderen könnte zerbrechen. du hältst die welt für eine schaufensterauslage.

  • Ich hab mir das Hörspiel zugelegt, weil ich Thomas Mann nicht lesen kann. Und im Nachhinein: Gott sei Dank hab ich es auch nicht versucht! Ich persönlich fand die Geschichte eher langweilig, aber ich mag den Erzählstil Manns auch überhaupt nicht, also...


    Aber auch das Hörspiel finde ich nicht so gelungen. Nach der dritten Cd ging mir das Gezupfe am Anfang jedes Kapitels schrecklich auf die Nerven, und das unerklärliche 'Glucksen' auch. Was mir gut gefallen hat, war die Stimme Clawdias und die halbfranzösischen Gespräche mit ihr. Auch das Grammophon war schön.


    Ich bin nicht überzeugt.


    Lg,


    mondpilz

  • Hallo miteinander,


    dann versuche ich einmal, diesen alten Diskussionsstrang etwas aufleben zu lassen.


    Ich bin seit einiger Zeit begeisterter Thomas-Mann-Leser, oder besser gesagt -Hörer. Dabei habe ich immer die Hörbuchfassungen bevorzugt, da hier doch wohl etwas näher am Text gearbeitet wird. Da ich auf Grund einer Sehbehinderung auf das Lesen der Bücher oft verzichte, ist mir das lieber.


    Im Laufe der Zeit bin ich daher zu einem begeisterten Gert-Westphal-Hörer geworden. Im Prinzip sind seine Lesungen kleine Hörspiele, da er jeder Person oder auch Situation einen eigenen Klang gibt, ohne dabei maßlos zu übertreiben. Meiner Meinung nach ist dieses hohe Niveau im Bereich des Vorlesens bis heute nicht mehr erreicht worden.


  • Hallo Bertolt
    herzlich willkommen im Klassikerforum. Auch ich bin ein begeisternder Hörer von Gert Westphal Lesungen. Er darf mir alles vorlesen! In Kombination mit Thomas Mann's Werk der höchste Hörgenuss, den es für mich gibt.


    Allerdings kann ich dir auch die neue Version von "Der Tod in Venedig" gelesen von Gerd Wameling empfehlen. Ich war skeptisch, doch war ich sehr angenehm überrascht von der guten Ausführung.


    Der Tod in Venedig


    Herzliche Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Ja, Gert Westphal ist schon eindeutig Oberklasse beim Vorlesen ! Ich höre auch sehr gerne Fontane von ihm.
    Wenn ich es so bedenke, kriege ich so richtig Lust, mir von ihm wieder mal was vorlesen zu lassen !


    Gruß von Steffi

  • Hallo,
    nachdem ich den Zauberberg vor kurzem beendet habe, höre ich jetzt "Die Elenden" von Victor Hugo ebenfalls von Westphal gelesen.