Februar 2010: Th. Mann: Die Geschichten Jaakobs (Joseph I)

  • So viel ich weiß, ist die Verwendung des Apostrophs beim Genitiv auch heute noch erlaubt um damit Eigennamen hervorzuheben? So verwendet ihn ja auch Thomas Mann.


    Noch oder wieder, ja. Übrigens verwendet auch Karl Kraus diesen Genitiv-Apostroph. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • So viel ich weiß, ist die Verwendung des Apostrophs beim Genitiv auch heute noch erlaubt um damit Eigennamen hervorzuheben? So verwendet ihn ja auch Thomas Mann.


    Noch oder wieder, ja. Übrigens verwendet auch Karl Kraus diesen Genitiv-Apostroph. :winken:
    [/quote]


    K 16 im Duden-Regelwerk von 2006. Allerdings mit der Bemerkung, "zur Verdeutlichung der Grundform des Namens: z.B. Andrea's Blumenecke, um diesen von der männlichen Form Andreas zu unterscheiden."


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Noch oder wieder, ja. Übrigens verwendet auch Karl Kraus diesen Genitiv-Apostroph. :winken:


    Mir ist gestern Abend aufgefallen, dass Thomas Mann ihn auf Dauer wohl doch nicht so konsequent verwendet oder ein Lektor hat da reingepfuscht. Ich stehe gerade kurz vor Seite 200 und las dort tatsächlich "Jaakobs" als Genitivform.


    Der Roman fängt übrigens an interessant zu werden. Da brauche ich nicht mehr den Genitiv-Apostroph als Leseaufhänger. Aber dazu später mehr. :smile:


    Viele Grüße,
    Zola

  • Ich habe jetzt die Bekanntschaft des im "Wirtschaftsleben bewanderten" Onkels Laban gemacht. In dieser Figur tobt Thomas Mann seine ganze Verachtung gegenüber den Krämerseelen und Kleinbürgern seiner Zeit aus - köstlich! Das entschädigt für all die Durchhänger, die von allzu üppigen Betrachtungen über das Leben im Mythos und über die mesopotamische, ägyptische und kanaanitische Götterwelt ausgehen. Dieser Götterreigen weist erstaunliche Parallelen auf zu dem mir wesentlich geläufigeren griechisch-römischen Pantheon. Auch scheinen die Götter der unterschiedlichen Völker und Stämme im Joseph-Roman sehr eng "verwandt" miteinander zu sein. Nicht uninteressant das Ganze, wenn auch manchmal etwas strapaziös durch ständig wechselnde Schreibweisen der Namen.


    Insgesamt hat der Roman aber mittlerweile den "Drive", den ich an Thomas Mann so schätze. Ich hoffe, es geht Euch ähnlich.


    Viele Grüße


    Tom

  • R. Harris und W.G. Sebald haben mir den kopf etwas frei gehustet und nun versuche ich es mit dem dritten Band "Joseph in Ägypten". Die ersten beiden Kapitel sind recht bodennah und machen mir Hoffnung. Nachdem Mann in den beiden ersten Bänden viele Schicksale am Wegrand liegen ließ, um sich im Übersinnlichen zu verlieren, sollte nun viel zu berichten sein. Die Klappentexte, die uns die Genesis bietet, lassen ja viel Raum für Liebe, Tod und Verbrechen :zwinker:

  • Erst gestern habe ich Der junge Joseph beginnen können und fehlt mir immer noch die Zeit etwas Sinnvolles als Kommentar zu schreiben. Die Eindrücke, die ich während der ersten Lektüre bekam, erinnere ich noch sehr gut. Damals die Beziehung Jaakob-Rachel hatte mich stark bewegt. Der Jaakob, den ich erinnere, ist nicht den, den ich jetzt in Roman finde. Vielleicht besser: Ich bin nicht mehr so idealistisch wie damals.


    Viele Grüße
    wanderer


  • Erst gestern habe ich Der junge Joseph beginnen können ...


    Moin,


    wenn ich einige Postings richtig verstehe, dann bist Du nicht der Einzige, der über den ersten Band hinausliest. Ist denn diese Runde mit dem ersten Band nicht beendet?


    Ich habe jetzt Jaakobs Traum mit dem schakalköpfigen Jüngling gelesen. Interessant sind die Erläuterungen zum Stichwort "Anup/Anubis" auf
    http://www.literaturlexikon-on…e/03_TM-Joseph/index.html


    Ich interpretiere diesen Traum als ein böses Vorzeichen für das, was Jaakob in seiner Hochzeitsnacht bevorsteht.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende!


    Tom

  • Hallo,


    habe den ersten Band vor zwei Tagen zu Ende gelesen. Wie schon Tom schreibt, wird es im letzten Drittel des ersten Bandes besser. Die Handlung gewinnt an Fahrt, und die Anzahl der eingefügten redundanten Kommentare nimmt ab.
    Also werde ich wohl doch in absehbarer Zeit mit dem zweiten Band beginnen. Momentan werde ich aber erstmal die "Utopia-" und dann die "Titan-Leserunde" dazwischenfügen.


    Schönes Wochenende


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Falls jemand müde wird am jungen Joseph, und für mich gab es einige lange müde Stellen, falls jemand den Roman beiseite legen will, dann empfehle ich ihm in den dritten Band "Joseph in Ägypten" zu schauen und wenigstens noch das Kapitel "Mont-kaw" zu lesen. Dort finde ich den Thomas Mann, den ich verstehen kann, in Vollendung: witzig lebhaft, irdisch.


    Bei der Organisation der Leserunde habe ich gedrängt nur den ersten Band in den Kalender einzutragen. In der Tat ist es für mich mehr Arbeit als Vergnügen gewesen, diesen zu lesen. Vieles ist für mich nicht interessant und besondere Eindrücke, die mich zum kommentieren veranlassen konnten, habe ich kaum gefunden. Manns Sprache in diesem Roman, seine stellenweise ewig langen Sätze mit den Versuchen eine altertümlich poetische Ausdrucksweise zu verwenden, kann mich nicht begeistern. Seine bewundernswürdige Fantasie, seine Sachkenntnis, seine Ironie, wird für mich damit nur mühsam sichtbar. Ich hätte das lieber im Vordergrund auf dem Boden, und nicht in den metaphysischen Wolken gesehen. Ich bin kein andächtiger Thomas Mann-Verehrer, obwohl es mich immer wiederr zu ihm hinzieht, und der Zauberberg mein Zuhause sein sollte. Die Joseph-Romane mögen ihm auch, in einer schweren Zeit, eine Stütze gewesen sein, für mich hat er hier (bis jetzt) zu viel für sich selbst, zu wenig für sein Publikum geschrieben.


    Das Weiterlesen war durch die Hoffnung bestimmt, in Ägypten tut sich ein Füllhorn von Geschichten auf. Die Hoffnung scheint sich zu erfüllen.

    Man betrachte mich nicht mehr als Teilnehmer der Leserunde, gegebenenfalls eher als Störenfried, und ich bitte dann um Nachsicht.


    Noch ein Zitat aus dem Roman:

    Zitat

    Übe Klugheit und Zuvorkommenheit gegen jedermann und gebiete deiner Zunge, wenn es sie juckt, sich krittlerisch zu betätigen und sich an mißliebigen Unterscheidungen zu versuchen, wie der zwischen dem Ehrwürdigen und Überständigem,...


    Das hat Mann natürlich, ganz frei von Ironie, als Mahnung an die Kritiker geschrieben.


    Euch die Freude, die ihr sucht. :winken:

  • Ist denn diese Runde mit dem ersten Band nicht beendet?


    Ursprünglich wurde es schon mal so kommuniziert, ja. Es liegt an Euch, ob Ihr gleich weiterlesen, eine Pause machen oder aufhören wollt. Es liegt auch an Euch, ob Ihr, wenn Ihr weitermachen wollt, dies in diesem (ursprünglich nur für Jaakobs Geschichten angelegten) Thread tun wollt oder in einem neuen, separaten für den zweiten Teil. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Es liegt an Euch, ob Ihr gleich weiterlesen, eine Pause machen oder aufhören wollt.


    Wollen wir weiterlesen? Ich bin fast durch mit dem ersten Band. Der zweite liegt bereit, ich werde ihn direkt im Anschluss lesen. Wer macht mit?


    Zur "Ordnerfrage": Ich denke, wir sollten für den Fall des Weiterlesens sandhofer bitten, uns einen neuen Ordner anzulegen.


    Viele Grüße


    Tom


  • [Wollen wir weiterlesen? Ich bin fast durch mit dem ersten Band. Der zweite liegt bereit, ich werde ihn direkt im Anschluss lesen. Wer macht mit?


    Wie ich unten schon ausführte, will ich durchaus weiterlesen, denke auch, dass ich parallel zu dem Thomas Morus Zeit finde für Band II, aber dann brauche ich ab 20. März erstmal Raum für den "Titan", der geht mir vor.
    Aber ich kann mich auch zwischendrin einschalten oder die Kommentare hinterher lesen. Falls sich genug melden, macht ruhig mit dem Gesamtwerk voran!


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Wollen wir weiterlesen? Ich bin fast durch mit dem ersten Band. Der zweite liegt bereit, ich werde ihn direkt im Anschluss lesen. Wer macht mit?


    Also ich bin auf jeden Fall dabei ... - Habe mit dem zweiten Band begonnen.


    Einige haben jetzt schon länger nichts mehr geschrieben (betrifft mich selbst zwar auch ... :rollen:) Hoffe aber, ihr seid alle noch dabei. Wie weit seit ihr denn mit der Lektüre?


    Gruss


    riff-raff

  • Auch wenn ich nur am Anfang von „Der junge Joseph“ bin, möchte ich gern weiterlesen. Für mich macht es mehr Sinn, die Tetralogie ohne Pause zu lesen. Ich entschuldige mich, dass ich so wenig als Kommentar schreibe: Meine Probleme sind Zeit und Sprache. Ich lese aber immer mit vielem Interesse alle die Beiträge.


    Liebe Grüße
    wanderer

  • Nun,


    die ersten Seiten des jungen Joseph habe ich hinter mir. Der Erzählduktus bleibt, und der Autor geht offensichtlich nicht davon aus, dass irgendjemand diesen Band ohne Kenntnis des ersten Bandes liest. Einen so harschen Erzählanfang findet man selten: Jeder uninformierte Leser müsste eigentlich schon durch die ersten Sätze abgeschreckt sein.
    Auch sonst setzt Mann bisher sein Verhältnis von 2/3 Kommentar zu einem Drittel Erzählung uneingeschränkt fort. So bin ich erst kurz hinter den Ausführungen zur Zahlenmythologie und schon recht erschöpft. Eine entspannende Zweitlektüre ist das nun wirklich nicht!


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

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  • Auch sonst setzt Mann bisher sein Verhältnis von 2/3 Kommentar zu einem Drittel Erzählung uneingeschränkt fort. So bin ich erst kurz hinter den Ausführungen zur Zahlenmythologie und schon recht erschöpft. Eine entspannende Zweitlektüre ist das nun wirklich nicht!


    Hallo finsbury,


    ich habe auch den Einstieg in den zweiten Teil hinter mir und komme nach wie vor gut zurecht mit den von Dir geschilderten Eigenarten des Erzählens. Das mag daran liegen, dass reine "Handlungsorientierung" mein Ding in den letzten Jahren nicht mehr ist. Wenn ich so etwas suchte, griffe ich zum Krimi ... ;-)


    Noch einmal zurück zum "Jaakob". Thomas Mann hat die Joseph-Tetralogie, wenn ich mich recht erinnere, als einen heiteren Beitrag zum Thema "Leben im Mythos" konzipiert. Von Heiterkeit kann meiner Meinung nach allerdings bislang kaum die Rede sein. Ich lese eher eine alttestamentarische Strenge, gepfeffert mit ein wenig Ironie und Persiflage, aus diesem Werk heraus. Natürlich "klingt" das Alte Testament noch weitaus düsterer, aber TM bemüht sich sehr, davon nicht allzu sehr abzuweichen.


    Oder haben Euch die Jaakobschen Histörchen erheitert?


    Viele Grüße


    Tom