Briefwechsel

  • Die Briefe von Jane Austen sind ebenfalls sehr interessant und auch witzig. Leider haben schon ihre Brüder nach Janes Tod vieles weggeschnipselt, was wohl allzu bösartig formuliert war.


    Zur Zeit lese ich in den Briefen der Brontës. Abgesehen davon, dass es eine recht deprimierende Lektüre ist, da die Lebensumstände dieser vier alles andere als beglückend waren, bin ich aber ein bisschen enttäuscht. Wenig wirklich über den Alltag der Brontës Hinausgehendes. Erst jetzt, im letzten Drittel des Buchs, wird es ein bisschen interessanter für den postumen Leser. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Brontës sich in hohem Masse selbst genügten und praktisch auch immer aufeinander hockten - erst jetzt, wo nur noch Charlotte lebt und langsam als Autorin bekannt wird, werden auch ihre Briefe interessanter.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Zur Zeit lese ich in den Briefen der Brontës. Abgesehen davon, dass es eine recht deprimierende Lektüre ist, da die Lebensumstände dieser vier alles andere als beglückend waren, bin ich aber ein bisschen enttäuscht. Wenig wirklich über den Alltag der Brontës Hinausgehendes. Erst jetzt, im letzten Drittel des Buchs, wird es ein bisschen interessanter für den postumen Leser. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Brontës sich in hohem Masse selbst genügten und praktisch auch immer aufeinander hockten - erst jetzt, wo nur noch Charlotte lebt und langsam als Autorin bekannt wird, werden auch ihre Briefe interessanter.


    Hallo Sandhofer,


    den Eindruck hatte ich auch. Liest du den Briefwechsel in dem Buch "„In sturmzerzauster Welt" von Muriel Spark?


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria!


    den Eindruck hatte ich auch. Liest du den Briefwechsel in dem Buch "„In sturmzerzauster Welt" von Muriel Spark?


    Öhm ... nein, ich glaube nicht. Meine ist von Juliet Barker herausgegeben worden und nennt sich: The Brontës: A Life in Letters.


    Ich habe eine Buchklub-Ausgabe - aber es muss wohl die hier aus der Viking-Press sein:


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    :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    Hallo Sandhofer,


    den Eindruck hatte ich auch. Liest du den Briefwechsel in dem Buch "„In sturmzerzauster Welt" von Muriel Spark?


    Gruß
    Maria


    Nachdem ich Charlotte und Emily Brontë letztes Jahr für mich entdeckt habe, würde mich der Briefwechsel interessieren. Nach Sandhofers Bericht glaube ich kaum, dass ich es mir antun werde.


    Maria,
    magst du ein bisschen mehr über „In sturmzerzauster Welt" schreiben? Deine Eindrücke würden mich interessieren.


    liebe Grüße
    donna

  • Hallo alle zusammen,


    bis jetzt habe ich noch keine Briefwechsel irgendwelcher berühmter Persönlichkeiten gelesen, aber mir nun Fontane und Gattin vorgemerkt.


    Aber beim des Threads kam mir der Gedanke, dass das Schreiben von persönlichen Briefen mittlerweile so gut wie verschwunden ist. Heute beherrschen Email (bzw. ähnliche Internt-Kommunikationsmöglichkeiten) und Telefon das Alltagsleben. Werden Briefwechsel, wie wir sie von Goethe, Schiller und Kollegen kennen, aussterben, oder hält sich das Schreiben richtiger (materieller) Briefe unter den Gelehrten dieser Welt?


    Wenn das nun auch ein wenig Off-Topic ist, so bin ich auf eure Meinung doch sehr gespannt.


    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Robinson :winken:


  • Hallo alle zusammen,
    Aber beim des Threads kam mir der Gedanke, dass das Schreiben von persönlichen Briefen mittlerweile so gut wie verschwunden ist. Heute beherrschen Email (bzw. ähnliche Internt-Kommunikationsmöglichkeiten) und Telefon das Alltagsleben. Werden Briefwechsel, wie wir sie von Goethe, Schiller und Kollegen kennen, aussterben, oder hält sich das Schreiben richtiger (materieller) Briefe unter den Gelehrten dieser Welt?


    Wenn das nun auch ein wenig Off-Topic ist, so bin ich auf eure Meinung doch sehr gespannt.


    Da stimme ich dir zu und gebe auch zu bedenken, dass bald in den Vitrinen der Museen keine Erstmanuskripte, sondern "Memorysticks" ausgestellt werden :zwinker:


    Irgendwie hat es dann aber was, wenn man sich hinsetzt und wieder einmal einen richtigen Brief schreibt, auf Papier, das sich nicht einfach löschen lässt, sondern verbrannt werden muss :smile:


  • Hallo donna


    Entschuldige bitte, ich habe erst jetzt deine Frage zu „In sturmzerzauster Welt“ gesehen.


    Muriel Spark hat ihre Biographie über die Brontes in drei Kategorien aufgeteilt. Von den hunderten Briefen die es von den Brontes gibt, hauptsächlich von Charlotte geschrieben, hat sie nur eine kleine Auswahl, aber informative Auswahl getroffen; diese Briefe machen die Hälfte des Buches aus. Somit ergibt sich ein autobiographisches Bild über diese außergewöhnliche Familie. Ich empfehle, vorher eine Biographie über das Leben den Brontes zu lesen (z.B. von Elsemarie Maletzke). Meines Erachtens kann der Leser die Briefe dann besser einordnen, denn sie werden von Muriel Spark nicht kommentiert. Was ich gut finde.


    Der Briefwechsel mit Ellen Nussey bildet die Hauptquelle an biographischen Informationen. Aus diesem Briefwechsel sieht man, daß Charlotte Kraft und eine religiöse Stabilität daraus schöpft. Ganz anders die Töne in den Briefen mit ihren Verlegern oder ihrer anderen Freundin Mary Taylor(? Ich glaube so hieß sie, müsste nochmals nachschauen). Nach dem Tod werden die Briefe ausführlicher. Sie spricht über Bücher, die sie gelesen hat u.a. mit ihren Verlegern, mit denen sie freundschaftlich verbunden ist; mit Rezensenten wie G.H. Lewes; mit den Autorinnen Harriet Martineau und Elizabeth Gaskell. Man erfährt in den Briefen welche leidenschaftliche Gedanken Charlotte Bronte hegte. Wie einsam sie sich nach den Tod ihrer Schwestern fühlte und in Depressionen verfiel, als sie nach einem längeren Aufenthalt in London, wieder in Haworth lebte.


    Der zweite Teil in „Sturmzerzauster Welt“ handelt über Emily Bronte, über die es nur wenig Informationen gibt und man hier hauptsächlich auf Charlotte Brontes Hinterlassenschaft zurückgreifen muß. Was nicht immer objektiv ist, hat sie doch mitgeholfen aus Emilys Leben eine Legende zu machen bzw. den Grundstein zu legen.


    Im dritten Teil des Buches sind Gedichte von Emily zu finden.


    Hierzu empfehle ich noch die Biographie Emily Bronte von Edward Chitham. Wie Muriel Spark versucht er über die Gedichte dem Wesen Emily näher zu kommen.


    Ich kann dir „In windzerzauster Welt“ von Muriel Spark sehr empfehlen, wenn du dir einen Überblick über den Briefwechsel verschaffen möchtest.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo zusammen!


    Ganz anders die Töne in den Briefen mit ihren Verlegern oder ihrer anderen Freundin Mary Taylor(? Ich glaube so hieß sie, müsste nochmals nachschauen).


    Mary Taylor ist richtig. Das ist die Freundin, die - im Gegensatz zu Ellen - von Anfang an in die literarischen Pläne der Brontës eingeweiht war. Sie lebte dann eine Zeitlang in Neuseeland und kehrte erst nach Charlottes Tod nach England zurück.


    Nach dem Tod werden die Briefe ausführlicher.


    Du meinst: nach dem Tod der Geschwister, oder? Jedenfalls ist das definitiv der Eindruck, den meine Sammlung bei mir hinterlassen hat.


    Sie spricht über Bücher, die sie gelesen hat u.a. mit ihren Verlegern, mit denen sie freundschaftlich verbunden ist;


    In den einen ihrer Verleger war Charlotte ziemlich sicher einigermassen verliebt, nach den Briefen zu schliessen.


    mit Rezensenten wie G.H. Lewes;


    der - obwohl anderweitig verheiratet - mit Mary Ann Evans zusammenlebte. Die wiederum besser bekannt ist unter ihrem literarischen Pseudonym "George Eliot" ... ;)


    mit den Autorinnen Harriet Martineau


    Feministin, Mesmeristin, Soziologin; eine Zeitlang eng (sehr eng!) befreundet mit Charles Darwins Bruder (auch Charles verkehrte in ihrem Haus!). Charlotte hat sich über eine negative Kritik an (ich glaube) Villette mit ihr zerstritten.


    und Elizabeth Gaskell.


    Die Autorin, die das Bild der Brontës mit ihrer Biografie von Charlotte massgeblich geprägt hatte ...


    Auch mit Thackerey hat Charlotte Brontë einen oder zwei Briefe gewechselt.


    Wiie man sieht, hat diese Einsiedlerin von Yorkshire aus durchaus Kontakt gehabt mit der übrigen literarischen Welt.


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    Danke, dass du noch ins Detail gegangen bist. Mir fällt es immer schwer, eine gute Zusammenfassung zu schreiben.


    Der Briefwechsel zwischen Mr. Smith und Charlotte ist nur mager in "sturmzerzauster Welt" enthalten. Da hätte ich mir mehr gewünscht; war mir der Umstand, dass sie in ihn verliebt war, bekannt. Der Briefwechsel mit Hr. Heger war dagegen ausführlicher dokumentiert. Sehr verzweifelt (und theatralisch) geschrieben.


    Überhaupt finde ich den Vater, Patrick Bronte, sehr dramatisch, der sich gekonnt in Szene setzen kann. Ich habe mir beim Lesen der Briefwechsel gedacht, dass Patrick Bronte seine Tochter, mit seiner Weigerung und Ausbrüchen, regelrecht in die Arme des Reverend (??? Namen vergessen) getrieben hat. Vielleicht war das sogar Absicht (gewagte Aussage von mir, ich weiß). Bestimmt las Patrick Bronte die Bücher seiner Tochter und weiß wie sie auf extreme Gefühle reagiert. Ich fand sein Verhalten sehr inszeniert. Naja, das sind so die Gedanken die das Lesen eines Briefwechsels hervorrufen können, wenn kein Autor da ist, der kommentiert *grins*


    G.H. Lewes und George Eliot:
    Elsemarie Maletzke hat eine schöne Biographie über George Eliot geschrieben. Kann ich empfehlen.


    Thackeray:
    Thackeray hat sich ja sehr positiv über Jane Eyre geäußert. Charlotte hat ihm das Buch gewidmet, soweit ich mich noch erinnere. Sie wußte jedoch nicht, dass Thackerays Frau nach einem Zusammenbruch in einer Anstalt lebte.


    und hier gibt es eine Verbindung zu Virginia Woolf. Ihr Vater war in erster Ehe mit Harriet Marion Thackeray, einer Tochter von Thackeray verheiratet, daraus ging eine Tochter hervor, Laura Makepeace Stephen, die in einem Heim lebte.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Überhaupt finde ich den Vater, Patrick Bronte, sehr dramatisch, der sich gekonnt in Szene setzen kann. Ich habe mir beim Lesen der Briefwechsel gedacht, dass Patrick Bronte seine Tochter, mit seiner Weigerung und Ausbrüchen, regelrecht in die Arme des Reverend (??? Namen vergessen) getrieben hat. Vielleicht war das sogar Absicht (gewagte Aussage von mir, ich weiß).


    Meine Auswahl bzw. Herausgeberin hat mir diesen Eindruck nicht vermittelt. Aber mit Gewissheit können wir natürlich nicht sagen, was im Kopf des alten Brontë vorgegangen ist ... Arthur Bell Nicolls, wie der "Curate" und nachmalige Gatte von Charlotte hiess (ich habe das Buch gerade ausgelesen, deshalb erinnere ich mich noch an all die Namen ;)), scheint demnach eher von Ellen protegiert worden zu sein. (Oder war's doch die Gaskell? ... Ich merke gerade, dass ich doch schon wieder anfange zu vergessen ... )


    Bestimmt las Patrick Bronte die Bücher seiner Tochter und weiß wie sie auf extreme Gefühle reagiert. Ich fand sein Verhalten sehr inszeniert.


    Ich hatte diesen Eindruck übrigens auch bei Nicolls. Aber was willst Du? Brontë senior wie Nicolls waren Iren, und offenbar mit dem irischen Hang zur grossen theatralischen Geste begabt, einer Geste, die Gefühle suggeriert, an die man zum Schluss (oder auch von Anfang an) natürlich auch selber glaubt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo!


    Ich fange gerade an mich für Briefwechsel zu interessieren, bzw. habe sie jetzt erst für mich entdeckt.


    Ich lese derzeit: Theodor Fontane - Meine liebe Mete (aktualisierte Auflage von 2001 erstmals auch mit Briefen von Emilie)


    Knapp 600 Seiten intime Details, einen strengen aber liebevollen Fontane und eine teils unglückliche und kranke Mete...


    Da ich von Sigrid Damm über Goethe gelesen haben, interessieren mich da eventuell auch die Briefe von Goethe an Charlotte von Stein oder die der Italienreise - mal sehen...


    VG Tanja


  • Moin, Moin!


    Neue Sendereihe im Deutschlandfunk. Jeden 1. Samstag im Monat um 17.30 Uhr werden berühmte Briefwechsel vorgestellt und aus ihnen gelesen. Bekannt wurde mir das durch den Clip <a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/01/02/drk_20090102_2339_45981faa.mp3"> Das Ende eines Genres: Der Briefwechsel</a>.


    Hallo zusammen,


    ein schöner Tipp. Danke, Dostoevskij.


    ich habe mir die Briefe von Emily Dickinson kürzlich gekauft. Ich lese ihre Gedichte sehr gerne und wollte schon lange mehr über sie erfahren.


    Emily Dickinson - Wilde Nächte


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    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)