November 2009: Halldór Laxness - Sein eigener Herr

  • So wie ich es erhoffte bin ich nicht weiter gekommen, aber schon jetzt, wo gerade die Vergnügungs- und Jagdgesellschaft über Bjarturs Hof gezogen ist kann ich sagen, dass mich Laxness Kunst, seine Figuren anzulegen, beeindruckt. Bjartur z. B. ist sicherlich ein schlichtes Gemüt, und die rohen Seiten sind nicht zu übersehen, aber seine Nachdenklichkeit und die Erkenntnisse, die ihm Laxness zugesteht, sind immer wieder erstaunlich ohne aufgesetzt zu wirken.

  • Hallo zusammen,


    was mich immer wieder erstaunt ist Laxness Fähigkeit sich in die Personen hinein zuversetzen. Er scheut sich nicht poetisch zu werden, denn sehr magisch ist Solliljas "Frühlingserwachen" beschrieben; S. 239:


    Heute nacht will sie sich im Tau baden, als habe sie zum ersten Mal einen Körper. Das Odinshühnchen verneigte sich vor ihr auf jedem Kolk des Flusses, kein Vogel im ganzen Wiesenmoor hat feinere Gesten in der Johannisnacht.... Die Frühlingsnacht, sie herrscht über das Tal wie ein junges Mädchen....


    eigentlich ist es zugleich sehr christlich-mythisch. Sollilja badet sich im Tau...


    Zitat:
    Der Johannistag (auch Johanni, Johannestag) ist der Gedenktag der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni http://de.wikipedia.org/wiki/Johannistag



    Steffi:
    Sollilja heißt Sonnenlilie. Ein sehr unpassender Name für die unwirtliche Heide.


    danke fürs Nachforschen. Wirklich sehr passend.


    Lost:
    Bjartur z. B. ist sicherlich ein schlichtes Gemüt, und die rohen Seiten sind nicht zu übersehen, aber seine Nachdenklichkeit und die Erkenntnisse, die ihm Laxness zugesteht, sind immer wieder erstaunlich ohne aufgesetzt zu wirken.


    stimmt, ich kann mir Bjartur sehr glaubhaft vorstellen.


    Steffi:
    Trotzdem wird die Kuh zu einer Art Symbol für eine neue Zeit, die Frau liebt sie und nun muss Bjartur auch noch eine Magd einstellen. Die Arbeit wird aber nicht leichter, sehr eindringlich schildert Laxness die Mühen während des verregneten Sommers.


    ja, die Kuh. Das ist ein Einschnitt in sein Bauerntum. Interessant, es kommt also deswegen eine Magd auf den Hof und zusätzliche Kosten auf ihn zu. So ähnlich habe ich das erwartet, bin aber noch nicht soweit.


    Ich bin noch mit Sollilja in der Stadt Fjord [Kapitel 32].


    weit weit seit ihr denn, Susi und Monolith? Seid ihr noch dabei?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo !


    Kapitel 33 [Die Unterdrückung der Menschen] mit seiner Beschreibung der Heuernte und Kapitel 34 [Große Ereignisse] und am ende das Schlachten des Kalbes, haben mich überzeugt: Laxness ist der Zola des rauen Islandes !


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Tatsächlich? Danke für die Warnung! :winken:


    Hallo Sandhofer,


    Ich weiß nicht mehr, was dir an Zola nicht gefällt. Eine nähere Erklärung von meiner Seite: mit meiner Aussage meinte ich insbesondere das schonungslose Aufdecken von Mißständen, eingebettet in der rauen Natur mit samt ihrer Hässlichkeit.


    Laxness war nichts mehr verhasst als die Glorifizierung des Landlebens, das zu seiner Zeit gang und gäbe war. Auch die Stellung der Frau in Island zu seiner Zeit prangerte er an.


    Zitat von Laxness persönlich:
    ..."wenn ein Mann einen Hausstand gründete, war die Frau das wichtigste Möbelstück darin".... war die Frau zu Hause bei den Kindern und "erteilte Anordnungen desn Haferbrei betreffend, hysterisch, ungebildet und schwanger."


    und wenn man im Buch Finna betrachtet, dann hält er der Gesellschaft ein Spiegel vor.


    Neben dem Naturalismus gibt es dann wieder sehr mystische, poetische Texte. Also lieber selbst ein Bild von Laxness machen.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • mit meiner Aussage meinte ich insbesondere das schonungslose Aufdecken von Mißständen, eingebettet in der rauen Natur mit samt ihrer Hässlichkeit.


    Genau so habe ich Dich verstanden. Und genau das ist es, was mir nicht liegt. Ich will damit nicht sagen, Zola oder Laxness seien schlechte Autoren. Aber so was liegt mir nicht. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Genau so habe ich Dich verstanden. Und genau das ist es, was mir nicht liegt. Ich will damit nicht sagen, Zola oder Laxness seien schlechte Autoren. Aber so was liegt mir nicht. :winken:


    gut, dann ist das geklärt. Nicht, dass ich dich in die Irre führe :winken:


    In der Zwischenzeit habe ich den 2. Teil "Schuldenfreie Wirtschaft" beendet. Bjartur konnte dem "billigen" Geld nicht widerstehen und hat sich zuviele Schafe für seine Weiden zugelegt und das obwohl der Sommer so feucht war und nicht viel Heu geerntet werden konnte. Das ging natürlich nicht gut. Tragik finden wir im Schicksal der Kuh. Trostlosigkeit für Finna, Bjarturs Ehefrau. Traurig, wenn eine Frau, als einzige Freundin eine Kuh nennen kann.


    die letzten Kapiteln sind hart zu lesen. Da trösten auch nicht lyrische Abschnitte über Asta Sollilja, wenn sie auch wunderschön zu lesen sind ....


    Doch stärker als alle Kaufleute und Konsumvereine ist die Verträumtheit des Herzens, besonders im Herbst, wenn es schummrig wird und die Wolken der Welt voller sonderbarer Bilder sind.


    Sie zitiert sich ein Tanzlied (S. 297), das nicht in dem üblichen Wechselreim 'abab' verläuft, wie ihr Bjartur bei gebracht hat. Fand ich auffallend.


    Der 3. Teil nennt sich "Schwere Zeiten".


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    Ja, Laxness arbeitet schon viel Realismus mit ein und gleichzeitig bewegt er sich, wie ich finde, immer am Abgrund des zu dick Auftragens. Mit seinen lyrischen Einschüben und der bis jetzt poetischen Figur von Solilja schafft er aber immer wieder die Kurve.


    Für mich spiegelt sich da schon Island wieder, wie ich es auch empfunden habe. Die Natur, die man als Gefahr, als Herausforderung oder als Poesie auffassen kann. Und wie man als Mensch dazu steht. Dazu die sehr intensiven Bilder der Landschaft, die Laxness mit wenigen Worten erschaffen kann.


    Zola dagegen beschäftigt sich ja mit der Technik und der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung und die Auswirkungen auf den Menschen, dazu bringt er die französische Leichtigkeit mit ins Spiel. Aber ein bißchen sehe ich auch die Ähnlichkeit.


    Gruß von Steffi

  • Zola dagegen beschäftigt sich ja mit der Technik und der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung und die Auswirkungen auf den Menschen, dazu bringt er die französische Leichtigkeit mit ins Spiel. Aber ein bißchen sehe ich auch die Ähnlichkeit.


    Gruß von Steffi


    Hallo Steffi,


    gut, dass du dies noch ergänzt und erweiterst. :winken:


    Technik und dessen Einfluß auf die Gesellschaft, kommt im Laxness Roman tatsächlich bisher nicht vor. Allenfalls eine Veränderung des Konsumsverhalten der Menschen. Hinweise gibt es zu Genüge, von den verkürzten Röcken der jungen Mädchen und ihren Wunsch nach Seidenstrümpfen, bis hin zu den Genossenschaften die gegründet werden und somit der Kampf des Freien Marktes Tür und Tor geöffnet werden.


    Wie weit bist du?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria,


    wir scheinen hier nur noch zu zweit zu lesen ?!


    Ich bin am Anfang des dritten Teils und komme zum 43. Kapitel.


    Eine schöne Stellen am Ende des zweiten Teils:


    In diesem Augenblick war für Finna in Sumarhus alles zu Ende, für diese wortkarge, den Gesang liebende Frau, die für die Selbständigkeit der Nation viele Kinder bekommen hatte, besonders jedoch für den Tod. Sie war gut. Sie hatte Freunde unter den Elfen.


    Hier finde ich besonders das harte Leben der Frauen treffend geschildert, die sich im Leben wohl nur an ihre Freundschaft zu den Elfen aufrecht halten können. Plötzlich wird aus der bisher silhouettenhaften Frau eine Persönlichkeit.


    Erstaunt hat mich die Entwicklung von Solilja, der Fremde hat nun wohl die Tochter des Gemeindevorstehers geschwängert: Während die einen im Tod des Frühjahrs zurückbleiben, fahren andere ihn die Hauptstadt. Auch wieder so ein typischer Laxness-Satz.


    Und die Schafskrankheiten - erst dachte ich, wenn schon die Schafe sterben, gibt es wenigstens für die Menschen etwas zu essen, aber die Schilderungen waren nicht sehr appetitlich.


    Gruß von Steffi


  • Hallo Steffi,


    wenn man diese Stellen nochmals hervorhebt, die du oben erwähnst, dann fühlt man noch mehr die Intensität. Bjartur stellt in seiner Starrsinnigkeit seine Schafe über die Menschen !


    Geht’s dir auch so, dass auch die Szenen zwischen Asta Sollilja und Bjartur, sehr unheilvoll rüberkommen. Ich wage mir kaum auszumalen, wohin das führen könnte ! Laxness lässt in der Interpretation viel Raum für Spekulationen und Ängsten.


    Der 3. Teil „Schwere Zeiten“ beginnt für mich wie die anderen Teile wie ein neuer Zyklus. Das Kreissymbol ist wieder zu entdecken im Kapitel „Auf der Fußplatte“, ebenso die Wiedergänger, nur noch eine Nuance schlimmer, denn nun sind es Lebende die bereits wie Tote aussehen, zumindest nach der Aussage Bjarturs ältesten Sohnes. Unheimlich was da vorgeht im Schafstall !


    Auffallend auch, dass beide Frauen ein Verlangen nach etwas hatten, das nicht in Bjarturs Konzept passte: Rosas Begierde nach Fleisch und Finnas Durst nach Milch.


    Die Milchepisode ist aus der Wirklichkeit gegriffen. Auf einer seiner Ostislandreisen lernte er eine solche Frau und Mutter kennen, die sich nach Milch sehnte! Vor dieser häuslichen Situation heraus entstand dann auch „Sein eigener Herr“ und das Gehöft „Sumerhus“.


    Ich komme zum 43. Kapitel.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Leider habe ich nur wenig Zeit und stecke noch im 2. Teil. laxness schreibt so vielschichtig, dass es mir schwer fällt, etwas dazu zu schreiben, bei den vielen Ansätzen, die ich machen könnte.


    Mir fällt auf, dass er bis jetzt gerne die Begriffe "Weltkrieg" und "Nation" benutzt, die großen Begriffe der Zeit also auf die individuellen Probleme seiner Figuren projeziert.


    Bis Weihnachten habe ich den Roman sicher gelesen. Er ist viel zu spannend und gut geschrieben um weg gelegt zu werden.

  • Hallo zusammen,



    Leider habe ich nur wenig Zeit und stecke noch im 2. Teil. laxness schreibt so vielschichtig, dass es mir schwer fällt, etwas dazu zu schreiben, bei den vielen Ansätzen, die ich machen könnte.



    kann ich gut nachvollziehen.


    es geschehen unheimliche Dinge auf dem Hof. Bjarturs Fazit: selbständige Menschen brauchen kein Christentum.
    Was den Aberglauben jedoch ausschließt.


    ich vermute mal, dass es jemand auf das Land abgesehen hatte.


    Komme zum 45. Kapitel Über die Seele.
    Diese Überschrift macht mich neugierig.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Den 2. Teil habe ich nun auch zu Ende gelesen.


    Bajturs Fixierung auf Schafe und seine Unabhängigkeit ist noch stärker in den Vordergrund gerückt. Vor dem Wandel, dem auch Island nicht entgeht, verschließt er die Augen. Möglicherweise hätte er 1915 eher dem Wahlrecht die Schafe als dem Frauenwahlrecht zugestimmt. Selbst, auf seinem Hof, wie ein Feudalfürst regierend, ohne Rücksicht auf die anderen Menschen, die zu ihm gehören, akzeptiert er gedankenlos die überkommenen Verhältnisse, die er noch, zu seinem eigene Nachteil stützt. Er, der ohne Religion ist, glaubt wohl an einen unendlichen Kreislauf, in dem jeder seinen unverrückbaren Platz hat
    Laxness beginnt subtil seine gesellschaftspolitischen Ansichten (so vermute ich wenigstens) in der Geschichte deutlich werden zu lassen, in dem er sich mit dem Genossenschaftssystem beschäftigt und zeigt, wie sich die Bauern manipulieren lassen. Das Bauerntum als Fundament einer Nation, so wie es Hamsun darstellt, bei Laxness bleibt es nur Überlebenskampf. So sehr er seinem " Helden" die ewige Zuversicht verleiht, so spürt man doch, wie das Scheitern in der Luft liegt, ohne dass er es direkt beschreibt.


    Könnte der Tod der Kuh, den Wendepunkt in der Geschichte signalisieren?

  • Hallo zusammen !


    Lost schrieb:

    Zitat

    Das Bauerntum als Fundament einer Nation, so wie es Hamsun darstellt, bei Laxness bleibt es nur Überlebenskampf.


    Du hast recht, die gesellschaftlichen Wandlungen treffen auf einen starrsinnigen, ungläubigen, der Vergangenheit anhaftenden Bauern, insoweit also auch auf die alten Werte. Obwohl wir im Sumarhus ja auf mehrere Generationen treffen, werden sie nicht symbolträchtig ausgeschlachtet. Da bleibt Laxness ganz bei seiner subtilen Beschreibung der Personen. Immer wieder blitzt jedoch etwas der neuen Zeit auf, mal als Gast aus der Stadt, mal als Lehrer, der den Winter über bleibt, manches ist eher unheilvoll, manches aber bringt auch Hoffnung.


    Die Geschehnisse um die Geister fand ich sehr schön erzählt. Die ganze neugierige Menge erscheint und feiert eine Art Fest. Kein Wunder, dass Bjartur davon schrecklich genervt ist. Das Verschwinden Helgis deutet schon die Lösung an. Ich frage mich, ob er in einem Hass auf Bjartur die ganze Sache verursacht hat. Laxness gibt von allen Personen sehr wenig preis, es ist so, als ob man sie wirklich ganz von außen sieht und man hat viel Raum zur Interpretation. Selbst die Namen werden nicht immer gleich genannt.


    Zitat

    Er, der ohne Religion ist, glaubt wohl an einen unendlichen Kreislauf, in dem jeder seinen unverrückbaren Platz hat


    Ob Helgi an diesem Kreislauf verzweifelt ist ?



    JMaria schrieb:

    Zitat

    Geht’s dir auch so, dass auch die Szenen zwischen Asta Sollilja und Bjartur, sehr unheilvoll rüberkommen. Ich wage mir kaum auszumalen, wohin das führen könnte !


    Seit der Szene in der Stadt schwebt immer eine leichte sexuelle Anspielung zwischen den beiden. Wenn sie sich wäscht z.B. Ich sehe allerdings nicht klar, was da dahintersteckt. Die Frauen und ihre Begierden - das erinnert mich doch schon sehr an Eva und die Sache mit dem Apfel. Frauen sind für Männer wie Bjartur, der sich am liebsten nicht mit Menschen einlässt, schon so eine Art Bedrohung. Obwohl er seine beiden Frauen schätzte, taugen sie doch nicht mal für eine ganze Arbeitskraft, weil sie immer krank sind - zumindest solange sie im gebärfähigen Alter sind. Vielleicht stellen sie eine zu große Versuchung dar, vom echten Wege abzukommen ?


    Nach der Katastrophe und Bjarturs Weggang herrscht eine sehr gedrückte Stimmung, Asta Sollilja ist verantwortlich, aber die Brüder proben mit dem Schafstabak schon den Aufstand. Ich komme nun zu Kapitel 49 "Bessere Zeiten", was zumindest verheissungsvoll klingt. Aber bei Laxness weiss man ja nie.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen !


    Ich bin nun am Beginn des letzten Teils.


    Es ist allerhand geschehen, auch wenn Laxness den Leser mal wieder nur indirekt teilnehmen liess. Er hat ja schon so eine Art, die mich manchmal neugierig zurücklässt, gleichzeitig aber finde ich es gut und passend, wenn er nicht alles hinausposaunt. Nur dass ich so rasch Abschied von Nonni (nun ja Jon genannt) nehmen musste, das fand ich nicht nett :zwinker:


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    ich bin noch nicht ganz soweit. Interessant fand ich, dass Laxness nun, ich vermute nur für kurze Zeit, Bjartur aus der Handlung heraus genommen hat. Dennoch leitet er die Geschicke aus der Ferne, in dem er einen Lehrer auf den Hof schickt. Ein seltsamer Bursche. Kommt mir mit seinem Holzbein wie ein Fabelwesen vor.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Es ist allerhand geschehen, auch wenn Laxness den Leser mal wieder nur indirekt teilnehmen liess. Er hat ja schon so eine Art, die mich manchmal neugierig zurücklässt, gleichzeitig aber finde ich es gut und passend, wenn er nicht alles hinausposaunt. Nur dass ich so rasch Abschied von Nonni (nun ja Jon genannt) nehmen musste, das fand ich nicht nett :zwinker:


    Gruß von Steffi


    Hallo Steffi,


    ich finde seine Art, den Leser nur indirekt teilnehmen zu lassen, sogar erleichternd. Es liegt soviel Drama in der Geschichte, intensiver möchte ich es nicht erleben. Es ist wirklich viel passiert und es wurde endlich so manches ausgesprochen. Doch um Bjartur herum wird es so langsam wieder einsamer. Nur noch Gvendur und die Großmutter auf dem Hof.


    Ich komme nun auch zum letzten Teil "Konjunktur".


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    "Konjunktur" - es geht aufwärts, zumindest die Wirtschaft Islands kann vom Krieg profitieren. Gleichzeitig spürt man, dass sich die Bevölkerung immer mehr von den alten Werten wegbewegt. Geld und nicht lebensnotwendiger Besitz scheinen mehr wert zu sein als die Kunst des Reimens und Geschichtenerzählens.


    Gvendur ist auf der Suche nach der Liebe nicht nach Amerika gegangen, diese Szenen fand ich sehr anrührend, aber er scheint eben auch zwischen dem Alten und dem Neuen zu stehen. Bjartur schickt Solilja gereimte Botschaften, er kann es nicht lassen und muss sich so trotzdem nicht überwinden.


    Zitat

    Es liegt soviel Drama in der Geschichte, intensiver möchte ich es nicht erleben.


    Schon allein Soliljas Erlebnisse könnten ein weiteres Buch füllen, auch das hätte ich gerne gelesen. Ebenso Nonnis Geschichte in Amerika. Es sind die Erlebnisse jedes Menschen, die Laxness da andeutet und doch ergreift er für niemanden seiner Protagonsiten Partei.


    Ich habe noch ca. 50 Seiten vor mir.



    Gruß von Steffi

  • Ich vermelde nun, dass ich fertig bin !


    Es geht noch sehr traurig zu, Bjarturs Entscheidungen haben sich als folgenschwer erwiesen, obwohl er insgeheim wusste, dass das neue Haus sein Untergang sein würde. So fängt er nochmal von vorne an. Vielleicht auch, weil er irgendwie doch nicht ganz über seinen Schatten springen konnte. Bezeichnenderweise nimmt er Schlechtes wie Gutes stoisch an.


    Sein Schicksal annehmen und nicht auf die anderen schauen - ob diese Devise eine Art Durchhalteparole sein könnte ?


    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, vorallem die zurückhaltende Erzählweise und die sehr poetischen Naturschilderungen dazwischen brachten eine intensive Atmosphäre zustande.


    Gruß von Steffi