James Joyce: "Dubliner"

  • Hallo Steffi,


    ich habe mir die Dubliners erst am Wochenende ersteigert und kriege sie auch erst in den nächsten Tagen. Allerdings steht für mich am 01. März erst mal Oscar Wilde an. Vielleicht können wir die Leserunde ja danach starten? Oder ich diskutiere einfach nebenher mit. Wie ihr wollt.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo,
    ich hatte ja auch grundsätzliches Interesse bekundet, aber ich werde mich jetzt, wo ich meine Hausarbeit endlich abgeschlossen habe, erstmal voll und ganz der Grimmelshausen-Leserunde widmen. Nebenbei muß ich mich auch noch um Ruth Klüger- weiter leben kümmern.
    Ich wäre dann also erstmal außer Gefecht gesetzt :redface:
    Gruß
    Berch

  • Hallo Erika,


    ich habe nun die Dubliners und bereits die ersten 4 Erzählungen gelesen. Hast du noch Interesse am Gemeinsamen Lesen oder sollen wir unsere Gedanken einfach so austauschen ? Vielleicht bist du ja inzwischen auch schon fertig ?


    Die Erzählungen lesen sich leicht und flüssig, wie Maria und Hubert ja schon vorausgesagt haben. Sie sind sehr realistisch und ohne Ausschmückungen geschrieben - zwar in der Tradition der amerikanischen Kurzgeschichten der damaligen Zeit, aber Joyce beschäftigt sich überwiegend mit den alltäglichen Dingen. Und da nimmt er, wie vom Ulysses gewohnt, kein Blatt vor den Mund. Auch ist mir aufgefallen, dass jede Erzählung bis jetzt eine andere Atmosphäre verkörpert und doch gewissen Zusammenhänge sichtbar sind.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"

    zwar in der Tradition der amerikanischen Kurzgeschichten der damaligen Zeit


    Hallo Steffi


    Welche(n Autor) meinst Du genau?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,
    nein ich habe noch nicht weitergelesen. Aber Eure Beiträge spornen mich an, das Buch wieder in die Hand zu nehmen.


    Gruß
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Zitat von "sandhofer"

    Welche(n Autor) meinst Du genau?


    Hallo sandhofer,


    ich dachte zuerst an Nathaniel Hawthorne, Henry James, Mark Twain und auch Jack London. Womit ich diese jetzt nicht unbedingt mit James Joyce vergleichen möchte. Die späteren amerikanischen Autoren z.B. Fitzgerald und Faulkner hat er sicherlich beeinflußt.


    Komisch, eigentlich verbinde ich Kurzgeschichten immer mit Amerika - dabei weiß ich gar nicht, wer oder welches Land sie denn nun "erfunden" hat. Vielleicht hätte ich besser Rußland angeführt ??


    LG von Steffi

  • Hallo Steffi!


    Danke für die Antwort!


    Ich habe gefragt, weil ich mit dem Begriff 'amerikanische Kurzgeshcihte' auch immer die Generation um Faulkner verbinde. Und die war wohl wirklich von Joyce beeinflusst. Amerikanische Kurzgeschichten vor oder gleichzeitig zu Joyce kenne ich nicht. :sauer:


    Hawthorne kenne ich nur dem Namen nach; die 3 anderen, die Du genannt hast, kenne ich als Romanciers, nicht als Verfasser von Kurzgeschichten. Was haben sie denn in diesem Genre geschrieben?


    Wer hat die Kurzgeschichte erfunden? Gute Frage ... Ich war bisher immer der Meinung, es sei Joyce gewesen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofer,


    leider kenne ich mich bei Kurzgeschichten zu wenig aus, auch was die exakten Merkmale betrifft. Könnte durchaus sein, dass Joyce bestimmte, vielleicht moderne Merkmale "erfunden" hat. Ein Meilenstein der Kurzgeschichten war er auf jeden Fall.


    Mark Twain hat einige Kurzgeschichten geschrieben, u.a. http://www.boondocksnet.com/twaintexts/frog/index.html, gelesen habe ich aber noch keine.


    Auch von Henry James kenne ich nichts, aber ich habe mir vor einiger Zeit überlegt, etwas von ihm zu lesen und bin aufgrund dieser Beschreibung auf die Kurzgeschichten gekommen: http://www.bartleby.com/227/0510.html


    Von Jack London habe ich vor vielen Jahren zu meiner Jack-London-Zeit neben den Romanen auch Kurzgeschichten gelesen, naja. halt alles, was unsere Bücherei an Jack London so dahatte :zwinker: Sie spielten ebenfalls in Alaska, ich glaube es war "In der Wildnis des Nordens" und noch ein anderer Band. Hier findest du eine Übersicht: http://www.jack-london.org/06-shortstories.htm


    Gab es nicht auch einen Kurzgeschichten-Thread irgendwo ? Wenn du Lust hast, können wir gerne dort weiterdiskutieren.


    Gruß von Steffi

  • Hallo!
    Nach langer Zeit melde ich mich wieder. Ich habe am Wochenende die Dubliners mal wieder zur Hand genommen, nachdem ich vor einigen Wochen nach der 4. Erzählung ausgestiegen bin. Meine Frage an Dubliners-Erfahrene: Muss man die Erzählungen chronologisch lesen oder kann man hin und her springen?


    Gruß
    Erika


    :blume:

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  • Hallo Erika,
    also, Dubliners- 'erfahren' würde ich mich nicht unbedingt nennen, es ist momentan mein Bahnbuch, d.h. eine Geschichte schaffe ich ohne Probleme im Zug zwischen Bonn und Köln.


    Ich lese sie zwar in der Reihenfolge (vor allem, weil ich so nicht den Überblick verliere, wenn ich mal eine Woche nicht Zug gefahren bin), aber da die Geschichten in keinem direkten Zusammenhang stehen und z.B. in der Schule immer nur ein paar der Geschichten durchgenomen werden, sehe ich keinen Hinderungsgrund, wild hin und her zu springen :bang: !


    Nur aus Interesse: warum hattest Du das Buch denn nach der 4. Geschichte weggelegt? Das war doch 'Eveline', oder? Erst ab da habe ich richtig in die Atmosphäre hereingefunden.


    liebe Grüße, adia :sonne:

  • Hallo adia,


    Du hast gepostet:
    da die Geschichten in keinem direkten Zusammenhang stehen ......... sehe ich keinen Hinderungsgrund, wild hin und her zu springen


    Sicher kann man auch nur einzelne Geschichten der Dubliners lesen, ja man kann, wenn man keine Zeit hat, sogar nur einzelne Absätze oder einzelne Sätze daraus lesen. Aber gibt es einen Grund, wenn man den alle Geschichten lesen will, dies nicht in der vom Autor bewusst vorgegebenen Reihenfolge zu tun?


    Und wenn man schon hin und her springen will, muss es dann gleich wild sein? :entsetzt:


    Gruß von Hubert (ratlos)

  • Hallo zusammen,


    nein, soo einfach macht es uns Joyce nicht.


    Die Erzählungen stehen schon in einem gewissen Zusammenhang. Er versucht, die Stadt Dublin als Person darzustellen, somit entsprechen die Kurzgeschichten bestimmten Lebensphasen:


    Kindheit - Die Schwestern, Eine Begegnung, Arabia
    Jugend - Eveline, Nach dem Rennen, Zwei Kavaliere, Die Pension,
    reifes Leben - Eine kleine Wolke, Entsprechungen, Erde, Ein betrüblicher Tag
    öffentliches Leben - Efeutag im Sitzungszimmer, Eine Mutter, Gnade, Die Toten


    Zwei Kavaliere, Eine kleine Wolke und Die Toten wurden erst später von Joyce eingefügt.


    Klar, diese Einteilung bedingt natürlich nicht die Reihenfolge des Lesens, aber sie hat zumindest einen gewissen Sinn.


    Ich bin nun fertig mit Dubliner und es hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Atmosphäre von Arabia und die Tragik von Ein betrüblicher Tag und Die Toten waren genau nach meinem Geschmack.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,
    danke für deine Informationen zum Aufbau der Dubliners. Vielleicht werde ich ja dadurch motiviert, die Dubliners wieder in die Hand zu nehmen.


    Gruß
    Erika



    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
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  • Hallo Steffi,


    Du hast gepostet:
    Ich bin nun fertig mit Dubliner und es hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Atmosphäre von Arabia und die Tragik von Ein betrüblicher Tag und Die Toten waren genau nach meinem Geschmack.


    "Ein betrüblicher Fall" und "Die Toten" sind meine Lieblingserzählungen bei den Dubliner. Hast Du die literarische Vorlage dazu (oder zu einer der anderen Erzählungen) erkannt?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert !


    Zitat von "Hubert"


    "Ein betrüblicher Fall" und "Die Toten" sind meine Lieblingserzählungen bei den Dubliner. Hast Du die literarische Vorlage dazu (oder zu einer der anderen Erzählungen) erkannt?


    Nein !! Ich weiß, dass er einige Menschen und Begebenheiten aus seiner Umgebung abgebildet hat, z.B. sein Vater als Onkel in "Arabia" und "Die Schwestern", aber ansonsten habe ich ganz unbedarft gelesen ...
    Jetzt bin ich aber neugierig !!


    Was mich an "Die Toten" ganz besonders fasziniert hat, ist, wie dieser großartige Silvesterball sich plötzlich reduziert auf die Beziehung zwischen Gabriel und Gretta - die Wärme und Geborgenheit der Gesellschaft wird zum Schmerz des Lebens/des Todes eines Einzelnen.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Hubert, Steffi und Erika
    ich habe mit Interesse die Diskussionen (Dubliner) der damaligen Lesegemeinschaft mir zu Gemüte geführt und bin natürlich darüber traurig nicht dabei gewesen zu sein. Zur Zeit lese ich das Buch und die letzte Geschichte, hat mich am stärksten zum nachdenken gebracht. Mich beschäftigte die Frage ob Gabriel, der immer sehr unsicher und schnell zu verwirren war weil er den Blick zu sehr auf sich selbst gerichtet hatte, einen starken Gegensatz zu Michael Furey bildet weil Furey geliebt hat, so stark geliebt hat, dass ihn das sein Leben gekostet hat (...in der ganzen Glorie einer Leidenschaft). Gabriel ist zu so einer starken Liebe nicht im Stande gewesen.
    viele grüße
    quer