Hallo zusammen!
Da es noch keinen Ordner für William Faulkner zu geben scheint, nehme ich mir die Freiheit heraus, einen neuen Thread zu eröffnen.
Anlass ist meine aktuelle Lektüre von "Licht im August", mein zweiter Faulkner nach "Die Freistatt". Dieser Autor lässt mich erneut ziemlich ratlos zurück. Sein Stil ist modern, episch und angenehm zu lesen, was man von den Inhalten nicht immer behaupten kann. Die Handlungen und Denkweisen der Personen erscheinen mir oft wirr, motivationslos und triebgesteuert. Faulkner zeichnet ein Bild des ländlichen Amerika, in dem die Mehrheit der männlichen Bevölkerung sich wortkarg anschweigt, alttestamentarischen Erziehungsritualen huldigt, Frauen prüde verachtet und den lieben Gott mit einer an Dummheit grenzenden Bigotterie verehrt. Die Frauen sind ihren Männern devot ergeben, schweigen mindestens genauso gern und nehmen das Leben, wie es ist. Über allem schwebt eine latente Aggressivität und Gewaltbereitschaft sowie ein gesellschaftliches Klima, in dem Liberalität und Toleranz Fremdwörter sind.
Das alles ist gut und interessant zu lesen, ermüdet aber auf Dauer - nicht zuletzt, weil es weit und breit keine Figuren im Faulkner-Universum gibt, mit der sich ein westeuropäischer Leser auch nur ansatzweise identifizieren könnte. Mich interessiert, ob es Euch evtl. ähnlich mit diesem Autor ergangen ist bzw. welche Faulkner-Lektüre Ihr neben den von mir genannten Werken empfehlen könnt.
Einen schönen Restsonntag wünscht
Tom