Motiv-Datenbank

  • Moin, Moin!


    Beim <a href="http://www.bibliomaniac.de/abc/ak/diary.htm#klassentreffen">Thema Klassentreffen</a> kam mir eine alte Idee wieder in den Sinn. Bislang begegnete mir im Internet keine Seite, kein Projekt, das sie zufriedenstellend und umfassend genug umgesetzt hätte. Es geht im Prinzip um eine Verschlagwortung von in Büchern auftretenden Themen und Motiven. Daß dann meinetwegen jemand, der etwas über Klassentreffen in der Literatur sucht, eben jene Referenz in <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Stadler">Arnold Stadlers</a> Roman <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/359616575X/leipzigerbuch-21">Eines Tages, vielleicht auch nachts</a> fände. Wie setzt man das technisch um? Daran hakt's. Ich brauche jemanden, der das nötige Know How mitbringt. Ein Wiki wäre ein Ansatzpunkt; nur sperren sich viele gegen Wikis... Das Tagging in Web-2.0-Anwendungen ermöglicht im Grunde diese Verschlagwortung, die die Idee eines solchen Projektes beinhaltet, dem ich den Arbeitstitel "WerWoWas - findet das!" gebe.

  • Interessanter Ansatz, bei der Vielzahl möglicher Motive kann ich mir eine Realisierung nur durch eine große Community vorstellen. Ich selber wollte ja auch schon mal Fundstücke zum Motiv "Erinnerung" zusammenstellen. Beim Vorsatz ist es jedoch bislang geblieben.


    Gruß, Thomas

  • Hallo Sir Thomas,


    Nur mal so für Uneingeweihte: Wer oder was ist das? :redface:


    Elisabeth Frenzel: Motive der Weltliteratur.


    [kaufen='3520301059'][/kaufen]


    Von der gleichen Autorin gibt es auch den Band "Stoffe der Weltliteratur":


    [kaufen='3520300095'][/kaufen]


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Der Frenzel, den ich offline natürlich schätze, könnte online um so viel weiter verwirklicht werden. Nicht nur die großen Themen wie Tod, Liebe, Opfer usw., sondern eben auch profane wie Friseurbesuche oder Bordellszenen usw.


    Die Bücher oben kenne ich natürlich auch, beschränken sich aber auf äußerst wenige Werke und recht wenige Motive. Die Idee auf sämtliche Friseurbesuche in der Literatur zugreifen zu können, das hätte schon einen großen Charme. Oder wie wäre es mit Erfahrungen des Autofahrens oder Fliegens. Wie viele Themen bräuchte man, damit man sinnvoll anfangen kann? 200? 500?


    Gruß, Thomas


  • Moin, Moin!



    Eine ordentliche Datenbank braucht die Größe nicht zu scheuen.


    Mir geht es nicht um die technische Größe. Das ganze muss ja auch jemand pflegen. Idealerweise pflegt jeder Leser das selber ein, aber wenn es zu viele Schlagworte gäbe, dann wäre das auch nicht zielführend, da man sich als Leser ja nicht jedes Motiv notieren und eingeben wollte.


    Gruß, Thomas

  • Hallo zusammen


    Wenn erstmal ein derartiger Frenzel-Wiki bestände, fänden sich auch Leute, welche ihr literarisches Wissen motiv- und stofflich einfügen würden, natürlich querbeet und nicht nur hochliterarisch. Von daher würde ev. die Trivialliteratur überwiegen, es sei denn, einige Literaten würden sich rege daran beteiligen. Ansonsten gibt es immer wieder literaturwissenschaftliche Gattungsstudien und Anthologien, welche ein bestimmtes literarisches Motiv im Jahrtausend-Rückblick beleuchten. Dann gibt´s noch die oft zugrundeliegenden Sagen- und Märchenmotive, welche in der Volkskunde geordnet und untersucht werden.

  • Jenseits aller Technik...


    Für mich persönlich erstelle ich (aus allen möglichen Themengebieten) so etwas Ähnliches schon seit Jahren, allerdings viel filigraner. Z.B. eine Herbstimmung, gelesen in Liese Müller, Erlebtes Leben*, S. 3412 5.Absatz. Ganz trivial schreibe ich so etwas in ein Word-Dokument, das reicht für meine Zwecke völlig.


    Das Problem einer solchen Sache: meine Interessen ändern sich, und leider, leider: gerade das, was ich jetzt suche, nämlich Schneestürme, hat mich zu der Zeit, als ich Liese Müller, Erlebtes Leben* las, gar nicht interessiert. :( Und so könnte ich gerade wieder von vorn anfangen, wie jene Anstreicher im Schloss von Hachenburg bzw. der Golden Gate Bridge.


    Im Ernst: ein solches Unterfangen müsste eine Art semantisches Netzwerk der Begrifflichkeiten aufbauen, zunächst einmal hierarchisch: Stimmungen -> Herbstimmung, Sommerstimmung, Depression usw. usf. Dann aber ein Netzwerk, weil die Knoten nicht eindeutig erreichbar sind: z.B. "Depression" sollte auch bei "seelische Krankheiten" eingeordnet werden usw. Und dann die Homonyme: Depression eben auch als Wirtschaftsflaute usw.


    Eine bestimmte literarische Passage könnte so in x verschiedenen Kontexten gesehen werden. Je nach Interpretation der Passage potenzieren sich die Kontexte. Eine Autofahrt z.B. könnte unter Automobil, Technikkritik, Technikgläubigkeit, Straßenverhältnisse, 1927, Mercedes Benz, Vision, Geschwindigkeitsrausch usw usf eingeordnet werden - je nachdem, wie man sie interpretiert.



    *Name und Titel von der Redaktion geändert.

  • Leide fehlen mir die Kenntnisse, um solche Datenbanken zu bewerkstelligen. Die Idee hatte ich aber auch schon öfters. Vor allem, da mich die biblische Typologie der "biblia pauperum" immer sehr fasziniert hat. Man müsste, so dachte ich gelegentlich, eine Art Typologie der Weltliteratur herstellen; wenigstens, mein' ich, wäre eine Typologie einer einzigen Epoche in einigen Jährchen zu machen (z. B. eine "Typologie des Sturm und Drangs" oder "Typologie der deutschen Romantik"; aber vielleicht wäre das zu spärlich).

  • Schöne Idee. Wenn du zu jedem Buch eine Wiki-Seite erstellst und auf diese dann die Schlagworte ("tags") schreibst, könntest du bestehende Software und z.B. google zum Suchen verwenden.


    Aber wie würde eine Wikiseite dann aussehen?
    "Autofahrt ... Wurstsuppe ... Xylophon"


    Ab 300 Wörtern pro solcher Seite, macht das Erweitern dann noch Spaß? Eine Funktion, die die Wörter alphabetisch sortiert wäre noch relativ einfach zu basteln. Ob das langt?


    Interessant wäre solch eine Datenbank, vor allem könnte man schon derart etwa nach "(Bordellbesuch OR Friseurbesuch) AND (1930 OR 1980)" suchen, wenn man wissen will, was sich in den 50 Jahren verändert hat.


    Du würdest dann allerdings nur Seiten finden, auf den 1930 und 1980 steht. Müsstest also zusätzlich 1930er_Jahre und 1980er_Jahre sowie 20._Jahrhundert usw. also alles doppelt und dreifach, redundant hinschreiben.


    Und vor allem müssten man sich eben auf Schlagworte einigen. Das klappt nicht mal bei Arbeitsbeschreibungen. Selbst wenn die Nutzer eine Möglichkeit hätten um beim Schlagworteingeben die schon vorhandenen angezeigt zu bekommen und jemand sich die Arbeit machen würde, die Schlagwörter regelmäßig zu vereinheitlichen. Deshalb forscht man auch in Richtung semantischer Datenbanken, aber mehr als gehört hab ich von denen noch nicht.


    Wenn du auf einen Wikianbieter wie Wikidot.com setzt, schau, dass du die Datenbank exportieren kannst und dass eine Wiki-Software eingesetzt wird, die du dir zur Not auch selbst auf einem Server installieren kannst.

  • Gut wäre es, eine solche Datenbank nach Motiven zu ordnen. Die Motive könnte man in abstraktere Kategorien einordnen, die wiederum in noch allgemeineren Kategorien rubriziert sind.


    Sehr konkret wäre zum Beispiel das Motiv, bei dem ein junger Liebhaber seiner Geliebten heimlich eine Blume zusteckt.
    Das habe ich, glaube ich, schon in vier verschiedenen Büchern gelesen; wobei mir gerade nur Hesses "Peter Camenzind" und Meyrinks "Der weiße Dominikaner" einfällt... ich glaube, auch bei Jean Paul kommt derartiges vor, aber so sicher bin ich mich jetzt nicht.


    Und dieses Motiv wäre rubriziert in die Kategorie "Unbemerkte Wohltaten" o. ä.; wobei darin auch der Max Frisch'sche Gantenbein auftaucht, der als scheinbar Blinder den Gästen seiner Ehefrau die Gläser nachfüllt, oder Amor und Psyche oder Homers Göttereingreifungen etc. pp.


    Gruß