Bücher über Sprache

  • Moin, Moin!


    Bastian Sick ist Deutschland oberster Sprachpfleger. Laut André Meinunger ,Berliner Linguist, liegt er des öfteren falsch bzw. nervt. So nimmt es nicht wunder, wenn er sein Gegenbuch <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3865990479/leipzigerbuch-21">Sick of Sick? Ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf den "Zwiebelfisch"</a> nennt. Verwunderlich, denn Perlentaucher scheint das vor 1 Monat herausgekommene Buch noch nicht zu kennen. Eine Rezensionen fand sich im <a href="http://www.leipzig-almanach.de/literatur_der_zwiebelfisch_im_irrgarten_sick_of_sick_zeigt_wege_durch_die_deutsche_sprache_franziska_reif_.html">Leipzig-Almanach</a>. Ein <a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/04/22/drk_20080422_1109_36f2fa6c.mp3">Interview</a> mit dem Autoren führte das DeutschlandRadio.


    <a href="http://www.bibliomaniac.de/abc/thema_lit.htm#sprache">Bücher über Sprache</a> sind bei mir, der ich ansonsten kaum Sachbücher lese, immer gern gesehen.

  • Sick ist ja nur der letzte in einer langen Reihe ... auch Papa Süskind, z.B., den ich als Übersetzer schätze, hat solches verbrochen ... das Schema ist auch immer dasselbe: "auf unterhaltsame Weise" korrigieren. Und allen diesen selbsternannten Sprachpäpsten kann nachgewiesen werden, dass sie des öftern falsch liegen (sie schreiben ja auch gerne von einander ab ...) Bei der WBG gab's dazu einmal ein - seinerseits unterhaltsames - Buch von Willy Sanders: Sprachkritikastereien und was der ' Fachler' dazu sagt. Leider mittlerweile vergriffen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Hallo Dostojesvkij,


    da ich nicht deine ganzen verlinkten Llisten vollständig durchgegangen bin, weiß ich nicht, ob du von [amazon-isbn=3251010212]Dieter E.Zimmer: Redensarten[/kaufen]kennst. Das erschien in den Achtzigern und ist voller netter Glossen zu den Sprachverirrungen der Achtziger. Sehr amüsant die Kapitel über "den Jargon der wahren Empfindung: Psychodeutsch" oder auch das damals os aktuelle Thema "der, die das - Sprache und Sexismus".


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo,


    ein gar nicht lustiger Beitrag zu diesem Thema ist "LTI" von Victor Klemperer.


    LTI ist die Abkürzung von "lingua tertii imperii". Klemperer hatte, wie aus seinen Tagebüchern hervorgeht, seine Gedanken zum damals gebräuchlichen Nazisprech niedergeschrieben, mehr aus intellektuellem Selbsterhaltungstrieb als in der Hoffnung, das jemals veröffentlichen zu können. Klemperer überlebte - und konnte 1947 sein "LTI" veröffentlichen; kürzlich fand ich einen Neudruck, bei Reclam erschienen. Ein Lernbuch über Sprache in den Klauen des Totalitarismus. Lesen!


    Grüße,


    Gronauer

  • Hallo,


    das von sandhofer erwähnte Buch von Willy Sanders habe ich gelesen, es ist wirklich sehr empfehlenswert. Was die Abschreiberei betrifft: Hier kann man einen schönen Artikel zu Ludwig Reiners lesen: http://www.kritische-ausgabe.de/hefte/reich/stirnemann.pdf
    Darin findet man etliche Beispiele, wo Reiners beim älteren Eduard Engels abgeschrieben hat, in der nicht ganz unberechtigten Hoffnung, daß das angepeilte Zielpublikum so etwas nicht merkt. ;-)


    Von Bastian Sick habe ich kürzlich dieses Interview gelesen:
    http://www.espace.ch/artikel_507439.html
    Dort gibt er ein schönes Beispiel dafür, wie Behauptungen einfach nur gedankenlos wiederholt werden, ohne erst einmal selbst darüber nachzudenken. Er sagt dort:


    Zitat


    "Ferner ist es jetzt zulässig, st zu trennen. Bis zur Reform galt die Regel: 'Trenne nie st, denn es tut ihm weh.' Das hatten wir den Schriftsetzern zu verdanken. Die Buchstaben S und T waren durch eine Ligatur verbunden, und für die Setzer galt es als unschön, diese Ligatur aufzulösen. So wurde daraus die Regel, dass man S und T nie trennen dürfe."


    Das kann schon deshalb so nicht stimmen, weil ja beispielsweise auch <i>ff</i> und <i>tz</i> Ligaturen waren. Sie wurden aber trotzdem getrennt. Die Geschichte von den Schriftsetzern und dem <i>st</i> hält sich aber trotz ihrer offenkundigen Unstimmigkeit schon sehr lange, eben weil sie so schön einfach klingt. Die Wirklichkeit war viel komplizierter: Im 19. Jh. gab es noch keine einheitlichen Trennregeln, noch am Ende des 19. Jh.s waren die Regeln zur Silbentrennung in den verschiedenen Schulorthographien der deutschen Länder unterschiedlich. In Bayern blieben u. a. <i>st</i>, <i>sp</i>, <i>pf</i>, <i>ck</i>, <i>tz</i> ungetrennt, in Württemberg trennte man wie in Bayern das <i>pf</i> nicht, aber <i>ck</i>, <i>tz</i> und <i>sp</i> eben doch. Außerdem trennte man dort auch <i>st</i> (Kas-ten), nur im Superlativ nicht (genau-ste). Auch Preußen, Sachsen usw. hatten ihre eigenen Regelbücher für die Schulen. Anfang des 20. Jh.s wurden diese Regeln dann vereinheitlicht, wobei man einen Kompromiß finden mußte. Die Ligaturen der Schriftsetzer spielten dabei keine Rolle.


    All das weiß Bastian Sick nicht, und vermutlich interessiert es ihn auch nicht, denn solche Detailbetrachtungen fänden viele seiner Leser schlicht und einfach langweilig. Kann man ja auch irgendwie verstehen. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Moin, Moin!


    da ich nicht deine ganzen verlinkten Llisten vollständig durchgegangen bin, weiß ich nicht, ob du von Dieter E. Zimmer "Redensarten"kennst. Das erschien in den Achtzigern und ist voller netter Glossen zu den Sprachverirrungen der Achtziger.


    Von Dieter E. Zimmer habe ich alle diesbezüglichen Bücher gelesen. Die von mir verlinkten Sprachbücher sind nicht repräsentativ, sondern nur sporadisch in meine Webseiten eingefügt, wenn eine Sendung oder eine Internetseite mir zufällig auffällt und ich darüber dann gebloggt habe. Beispielsweise fiele mir heute dank dem Büchermarkt <a href="http://www.bibliomaniac.de/abc/thema_autor.htm#hsteinfest">Heinrich Steinfest</a> neues Buch <a href="http://www.bibliomaniac.de/abc/ak/autor2.htm#steinfest2">Gebrauchsanweisung für Österreich auf</a>, also habe ich kurz mal etwas dazu zusammengetragen. Was ich sagen will: 1 Beitrag offenbart mehr Lücken, als wenn man die Schnauze gehalten und gar nichts gesagt hätte. Man hinkt immer hinterher, auch in Sachen Bibliomanie. Ich könnte einen Fulltimejob daraus machen, wenn mich jemand dafür bezahlte.

  • Moin, Moin!


    Bei der WBG gab's dazu einmal ein - seinerseits unterhaltsames - Buch von Willy Sanders: Sprachkritikastereien und was der ' Fachler' dazu sagt. Leider mittlerweile vergriffen.


    Als es damals erschien, sah ich es auf dem Geburtstagstisch einer Kollegin, die ich auf Knien anbettelte, es mal lesen zu dürfen. Ich bekam es sofort mit! Und so betrunken ich war - eine ABBA-Revival-Party ließ niemanden kalt - ich mußte noch in derselben Nacht anzufangen zu lesen... Und ja, die auf Knien vorgetragene Bitte hatte etwas mit dem Alkoholpegel zu tun :breitgrins:


    BTW: Bei Amazon Marketplace zum absoluten Spottpreis ab 3,10 Euro inklusive Versandkosten erhältlich. Greift zu!

  • Ich hab's schon, danke!


    Aber aufgepasst: Es gibt von Sanders noch andere Bücher zum Thema, darunter eine eigene Stilkunde. Die sind leider nicht auf dem Niveau seiner Kritik an der Stilkritik und -kunde. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • "Sick of Sick?" habe ich inzwischen gelesen. Sehr empfehlenswert, anfangs etwas holprig, aber das gibt sich. Grundlegende Grammatikkenntnisse bzw. der Terminologie sind von Vorteil. Und es ist schier unglaublich, was für einen Unfug der Herr Sick da immer wieder verzapft.


    Es gibt ein, zwei Stellen, da habe ich kurz aufgeseufzt und "musste das jetzt sein?" gemurmelt. Aber das sind Petitessen. Am ärgerlichsten ist eigentlich der unschöne Titel des Buches.