Michel Houellebecq
-
-
Im neuen Buch soll es ja so eine Art 'Vorschau' auf die Gelbwestenproteste geben...
Ich werde das sicher auch lesen, schon allein aus Neugier. Bin aber noch nicht sicher, wann ich dazu komme.
-
Im neuen Buch soll es ja so eine Art 'Vorschau' auf die Gelbwestenproteste geben...
Über diese nahezu prophetischen Weissagungen wird ja derzeit viel spekuliert. Ich denke einfach, dass er die Welt genau beobachtet und dann das schlimmste Szenario daraus macht.
Ich kann mich noch erinnern als das mit der Flüchtlingsbewegung begonnen hat. Da hab ich zu meiner Schwester gesagt: Wirst sehen, bald machen wir die Grenzen dicht und lassen keinen mehr rein.
Sie hat das damals für unmöglich gehalten. Tja, aber genau das passiert derzeit.
Hätte ich damals ein Buch geschrieben und genau das vorausgesagt wäre ich jetzt auch ein Prophet.
Leider war das eine Entwicklung, die vorauszusehen war.
Ich will jetzt aber keine politische Diskussion starten.
-
Ich habe jetzt 160 Seiten des neuen Houellebecq gelesen. Es ist wie Waten durch Dreck. Der Autor breitet das Seelenleben seines Erzählers vor uns aus. Der führt ein finanziell recht komfortables Leben, das aber durch innere Leere, Bindungsunfähigkeit und Verachtung für alle und jeden gekennzeichnet ist. Lebensekel pur. Und da der Erzähler so ein Widerling ist, tut er dem Leser auch nicht leid. Der Text ist natürlich glänzend geschrieben, stellenweise unterhaltsam und manche Sottise sitzt. Gleichwohl fragt man sich als Leser, warum man mit diesem Schmutz eigentlich Zeit verbringen soll, denn der Erkenntnisgewinn über die gegenwärtige Seelenlage der Gesellschaft hält sich doch sehr in Grenzen...
-
Ich habe jetzt 160 Seiten des neuen Houellebecq gelesen. Es ist wie Waten durch Dreck. Der Autor breitet das Seelenleben seines Erzählers vor uns aus. Der führt ein finanziell recht komfortables Leben, das aber durch innere Leere, Bindungsunfähigkeit und Verachtung für alle und jeden gekennzeichnet ist. Lebensekel pur. Und da der Erzähler so ein Widerling ist, tut er dem Leser auch nicht leid. Der Text ist natürlich glänzend geschrieben, stellenweise unterhaltsam und manche Sottise sitzt. Gleichwohl fragt man sich als Leser, warum man mit diesem Schmutz eigentlich Zeit verbringen soll, denn der Erkenntnisgewinn über die gegenwärtige Seelenlage der Gesellschaft hält sich doch sehr in Grenzen...
Danke JHNewman,
So spart man sich dann ein wenig Lebenszeit und den einen oder anderen Euro wohl auch.
Und weiter mit einem Franzosen, der wohl so ganz anders ist, als dieser Houellebecq, obwohl ich mit der Suche nach der verlorenen Zeit so meine Probleme habe.
-
Wir scheitern ja irgendwie alle im und am Leben, Lektüre kann dann ein Trost sein, daher lese ich sowohl Roth als auch Genazino und natürlich auch Houellebecq.
Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie gerade die Lektüre der Texte von Houellebecq ein Trost sein kann.
Jetzt habe ich irgendwo auf Seite 275 des Buches einen Satz gelesen, der eine mögliche Erklärung sein könnte: Da meint der Erzähler, dass es doch beruhige, wenn man inmitten der eigenen Dramen die Dramen anderer vor Augen geführt bekomme, die einem selbst erspart geblieben seien. Das ist zwar nicht das, was ich unter 'Trost' verstehe, aber es wäre immerhin eine Möglichkeit.Mit dem Buch bin ich jetzt fast durch. Auch das ist ein Glücksmoment bei Houellebecq. Wenn man es hinter sich hat.
-
Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie gerade die Lektüre der Texte von Houellebecq ein Trost sein kann.
Zitat Seite 9: "Zwei junge Frauen um die zwanzig stiegen aus, und selbst aus der Entfernung war zu erkennen , dass sie hinreißend aussahen; ich hatte in letzter Zeit vergessen, wie hinreißend Frauen sein konnten, ...."
Da höre ich jede Menge Schmerz beim Ich-Erzähler heraus, aber eben auf eine Weise, dass man gern weiterlesen will. Dieser eine Satz spannt schon den ganzen Roman auf. Wir müssen Bücher ja nicht auf gleiche Weise lesen.
-
Zitat Seite 9: "Zwei junge Frauen um die zwanzig stiegen aus, und selbst aus der Entfernung war zu erkennen , dass sie hinreißend aussahen; ich hatte in letzter Zeit vergessen, wie hinreißend Frauen sein konnten, ...."
Naja, wenn man das Buch auf Strecke liest, fällt einem ja auf, dass der Erzähler fast nur abwertend über Frauen spricht (über andere Menschen allerdings auch). Fast jede Frau, die er beschreibt und mit der er näheren Kontakt hat, wird auf ihre sexuellen Eigenschaften reduziert und vor allem darauf, was sie im Bett so drauf hat bzw. mit sich machen lässt, mit einem äußerst expliziten Vokabular. Für mich ist der vorherrschende Ton eben nicht Schmerz, sondern Verachtung. Deshalb geht mir jegliches Mitgefühl mit dem Erzähler ab. Aber Du hast natürlich recht: wir müssen das nicht gleich lesen.
-
Ich habe das Buch gestern beendet. Der Autor verfolgt den Weg seines Erzählers konsequent bis zum Schluss. Und dann kommen die letzten beiden Seiten. Die habe ich heute noch einmal mit einem gewissen Augenreiben gelesen.
Wer spricht da?
Will der Autor hier tatsächlich den Ruf nach einer Erlösung - und das auch noch im christlichen Sinne - laut werden lassen?
Diskussionsbedarf!!