• Hallo zusammen!


    Ich habe neulich das kleine Hardcover Untergegangen der Mond (eine Auswahl ihrer Gedichte) von Sappho aus der Artemis Bibliothek gelesen: [kaufen='3538063184'][/kaufen] . Eine kleine Kostbarkeit, wie ich finde. Das Büchlein an sich wie die Texte von Sappho.


    Sappho lebte vor über 2'500 Jahren auf der griechischen Insel Lesbons. Ihre Lieder werden auf der Rückseite des von mir gelesenen Büchleins als ebenso "anmutig wie leidenschaftlich" beschrieben und für einmal trifft ein Klappentext auch zu. Die Übersetzung von Michael Schroeder lässt mich bedauern, dass ich Sappho nicht im Original lesen kann; nach allem was im Nachwort über ihre Sprache gesagt wird, müssen die Gedichte auch im Original sehr melodiös geklungen haben. Leider sind von Sappho fast nur Fragmente überliefert, was in diesem Büchlein aber vorliegt, ist von einer Zartheit und Anmut, die ich lange nicht mehr in der Lyrik gefunden haben. (Womit ich natürlich die zeitlichen Relationen umkehre, da für mich dies Leseerlebnis sehr spät kommt [bzw. ich meine erste Lektüre in einer andern Ausgabe schon lange vergessen habe], während die Dichterin am Anfang der europäischen Lyrik steht.)


    Alles in allem bedaure ich, nicht schon früher Sappho auf die Liste meiner Wiederlektüren genommen zu haben.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofer,


    Sappho gehört zu meinen Lieblingsdichter(inne)n. Es lohnt sich, Sappho in mehreren Übersetzungen zu lesen, ich glaube, ich habe etwa ein halbes Dutzend im Regal stehen. Die Übersetzung von Michael Schroeder kenne ich noch nicht, aber ich habe gerade bei Amazon in dieses Buch hineingesehen, und was ich da gelesen habe, klingt wirklich sehr schön. Dieses Büchlein werde ich mir wohl ebenfalls zulegen müssen. ;-) Danke für den Hinweis.


    Zitat von "sandhofer"


    Die Übersetzung von Michael Schroeder lässt mich bedauern, dass ich Sappho nicht im Original lesen kann; nach allem was im Nachwort über ihre Sprache gesagt wird, müssen die Gedichte auch im Original sehr melodiös geklungen haben.


    Du könntest Dir ja vielleicht mal "Die griechische Sprache" von Gerhard Fink zulegen (in den 90er Jahren bei Artemis als gebundene Ausgabe erschienen, zur Zeit als <a href="http://www.amazon.de/griechische-Einf%C3%BChrung-Grammatik-Griechischen-Paperback/dp/3491691249/">Patmos Paperback lieferbar</a>) Das ist eine unterhaltsame, lehrreiche und gut lesbare Einführung in die griechische Sprache. Kein Buch, mit dem man für eine Prüfung büffelt, sondern ein Buch für Menschen, die sich für griechische Sprache, Kultur und Literatur interessieren. Die Textbeispiele, mit denen die Grammatik und der Wortschatz erklärt werden, stammen nicht nur von Homer, Pindar, Platon, Xenophon, Sophokles, Aristophanes usw., sondern eben auch von Sappho. Es werden, glaube ich, insgesamt vier Gedichte von ihr behandelt, mit wörtlicher deutscher Übersetzung, ausführlicher Erläuterung der Grammatik, auch Angaben zum Versmaß und zur Betonung fehlen nicht. Auch ohne das ganze Buch durchzuarbeiten, kann man z. B. das kurze Sapphogedicht "Untergegangen ist der Mond/deduke men a selanna" mit Hilfe dieses Buchs mehr oder weniger vollständig verstehen, wenn ein bißchen Zeit und Interesse dafür vorhanden ist. :-)


    Die gesamte überlieferte klassische Frauendichtung paßt übrigens in ein einziges dünnes Buch. Ich habe die zweisprachige Textausgabe von Helene Homeyer, die 1979 bei Schöningh erschienen ist: "Dichterinnen des Altertums und des frühen Mittelalters" (gibt's nur noch antiquarisch). Diese Sammlung enthält auf etwas mehr als 200 Seiten griechische und lateinische Frauendichtungen, die zwischen dem 7. Jahrhundert v. Chr. und dem 9. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind, in chronologischer Reihenfolge. Die Dichtung Sapphos ist darin ebenfalls enthalten, allerdings nur die wichtigsten Stücke, denn Sappho-Ausgaben gibt es ja auch schon genügend, die Werke der anderen Dichterinnen (z. B. Nossis, Anyte) werden dagegen ziemlich vollständig wiedergegeben.


    Außerdem habe ich eine englischsprachige Sammlung und Übersetzung: Classical Women Poets, translated and introduced by Josephine Balmer, erschienen 1996 bei Bloodaxe. Diese Ausgabe ist aber nur einsprachig (englisch) und deshalb inklusive Anmerkungen nur gut 150 Seiten dick. Man sieht daran, wie wenig Dichtungen von Frauen aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, das meiste stammt von Sappho, was natürlich auch daran liegt, daß sie die bei weitem bedeutendste Dichterin des Altertums ist.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Danke, Sandhofer und Wolf,


    dann werde ich mich jetzt durch die Onlinebüchershops wühlen und mir (hoffentlich) ein Bändchen erstehen können. Sappho stand schon lange auf meiner Wunschliste, aber ich wusste nie so recht wie und wo. Aber nun weiß ich wenigsten schon - was ich mir Bestellen muss und das ist schon einmal ein guter Anfang.


    Grüße,
    Vult

  • Ja, Sappho ist in der Tat sehr schön! Mein allerliebstes Werk der Antike stammt von ihr (ein Gedicht, worin sie die Gefühle der Liebe beschreibt: Dass sie ein leichtes Feuer unter ihrer Haut aufglühen spürt usf.) -- das sapphische Versmaß ist vielleicht das, was mir am angenehmsten erscheint. Es klingt melancholisch und hingebungsvoll, so voll Liebe, dass ich an die tristesten Liebesgemütsstimmungen erinnert werde.
    Sappho ist auch nicht sehr schwer zu übersetzen. In der Schule habe ich ihre Gedichte schon im zweiten Lehrjahr von Griechisch übersetzt, und es ging ohne große Schwierigkeit.


    Mit ihr assoziiere ich auch Karoline von Günderrode, die, wenn ich mich nicht irre, auch die "deutsche Sappho" genannt wurde. Es gibt ein Werk von ihr, das ich hundertmal lesen könnte, in jeder Stimmung, und es würde noch immer tief in meine Haut eindringen. Es heißt: "Ein apokaliptisches Fragment".


    Um etwas über Sapphos Leben zu erfahren, kann man auch Grillparzers "Sappho" lesen. Er übersetzt darin sogar ein vollständiges Gedicht der Sappho, wenn sie die "golden thronende Aphrodite" anruft.
    Es sind wirklich schöne Sachen.


    Lieben Gruß.


  • Hallo zusammen,


    dem obigen Büchlein habe ich mich heute gewidmet. Die zarten Verse haben es mir sehr angetan. Wirklich schade, dass sowenig von ihren Liedern überliefert sind. Selbst die Fragmente wirken in ihrer Sprache so zerbrechlich. Bezeichnend finde ich Sapphos eigene Worte, als sie im Alter sich schwer tat, Strophen zusammenzufügen. Sie schreibt:


    Heute bin ich eine alte Frau, und die Strophen meiner Lieder wollen sich, gleich den Scherben des schönen Mischkruges, nicht mehr so recht in meinem Kopf zum ganzen Lied fügen.


    Auch wir sind heute nicht mehr in Lage ihr ganzes "Lied" zu lesen. Ihr Werk fügt sich heute nicht mehr zusammen.


    Ein Fragment fand ich in seiner Bildhaftigkeit so sanft und berührend:


    Eisvogelweibchen (beim Flug über das Meer trägt dich das Männchen)


    Wer weiß, was ihr zu diesem Gedanken noch alles eingefallen ist.


    Der Titel des Büchleins "Untergegangen der Mond" stammt aus der Strophe:


    Untergegangen der Mond
    und das Siebengestirn. Mitten
    in Nächten - verrinnt die Stunde.
    Ich aber liege allein.


    eine wunderbare Empfehlung, danke Sandhofer.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Eine neue Übersetzung ihrer Gedichte plus Erklärung kam bereits 2013 raus, hab ich garnicht mitbekommen:


    Und ich schlafe allein: Gedichte [Taschenbuch]
    Sappho (Autor), Albert von Schirnding (Übersetzer)



    [kaufen='978-3406653230'][/kaufen]

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)