Die Karl May Enthusiasten werden es vermutlich schon längst wissen, falls aber nicht:
Im Deutschen Historischen Museum in Berlin ist bis 6. Januar die Ausstellung: "Karl May - Imaginäre Reisen"
und in der Südd.Zeitung dieses Wochenendes findet sich dazu die begeisterte Besprechung von Sibylle Lewitscharoff.
Gruß
g.
Karl May
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Unter http://www.freundeskreis-karl-may.de/ werden die Links zu aktuellen Presseberichten gesammelt.
Sibylle Lewitscharoff ist zwar von der Ausstellung restlos begeistert, zur Lektüre von Karl May rät sie dennoch nicht:
ZitatZur Lektüre Karl Mays kann ich nicht raten. Auch die Ehrenrettung, die Hans Wollschläger dem mystischen Spätwerk angedeihen lässt, ist kaum nachvollziehbar. Wohl wahr, sobald May sich im Untergeschoss seiner vertrackten Seele verlor, gelangen ihm erstaunliche Stücke, kaum kletterte er aber wieder empor, umfing ihn die christliche Seifensiederei der vormaligen Jahrhundertwende, ein Geköch aus der Leben-Jesu-Forschung, dem Edelmenschentum, Tannhäuser, Germanen, Wilden und viel, viel Licht.
Wo sie recht hat, hat sie recht.
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Wo sie recht hat, hat sie recht.
Ja. Nein. Wie immer, wenn man einen Autor in ein paar Schlagworte zusammenzupressen sucht. :zwinker:
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Karl May erzählt seinen Lesern (und natürlich auch seinen Leserinnen) nicht nur (mehr oder weniger) spannende Geschichten, sondern gibt auch allerlei Ratschläge, Hinweise und Anleitungen, wie nun dieses oder jenes gemacht wird oder funktioniert.
Als Kind habe ich, wie wohl viele andere auch, versucht, diese Ratschläge in die Praxis umzusetzen. Das ging natürlich grandios schief - weder der kräftesparende Trab noch das Spähen durch die Wimpern der fast geschlossenen Augen wollten mir gelingen. Vermutlich fehlte mir seinerzeit einfach die Übung und Erfahrung. Und die "gute, gesunde Lunge", die man etwas für den ausdauernden Dauerlauf benötigt, hatte und habe ich leider auch nicht.
Vor ein paar Jahren habe ich dann angefangen, diese Schilderungen und Ratschläge etwas planlos zu sammeln. Aus der vagen Idee, daraus irgendwann einmal ein Büchlein zu machen, wurde (bislang) nichts.
Im May-Jubeljahr 2022 dachte ich mir dann, dass ich aus der Sammlung immerhin eine kleine ebenso belehrende wie belustigende Website basteln könnte.
Die habe ich jetzt anlässlich des morgigen 180. Geburtstages frei geschaltet. Wer also etwa wissen will, wie man eine Tür in eine Kaktushecke schneidet, der findet hier die benötigten Hinweise:
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Köstlich!
Old Shatterhands Lauftrick - abwechselnd nur das eine, dann nur das andere Bein richtig zu belasten - habe ich mal beim Joggen ausprobiert. Ich habe aber vorher Umschau gehalten, ob mich auch niemand beobachtet.
Danke für den Lacher an diesem sehr bedrückenden Tag.Edit: Kannst du nicht noch diese herrliche Passage aus Winnetou II unterbringen?
"Ich bitte um ein Glas Bier, deutsches Bier!" sagte der Indianer mit wohlklingender, sonorer Stimme und im schönsten, geläufigen Englisch.
Das war den Rowdies merkwürdig. Sie steckten die Köpfe zusammen und begannen zu flüstern. Die versteckten Blicke, mit denen sie den Indianer musterten, ließen verraten, daß sie nichts Vorteilhaftes über ihn sprachen.
Er erhielt das Bier, hob das Glas gegen das Fensterlicht, prüfte es mit einem behaglichen Kennerblick und trank.
"Well!" sagte er zum Wirte, indem er mit der Zunge schnalzte. »Euer Bier ist gut. Der große Manitou der weißen Männer hat sie viele Künste gelehrt, und das Bierbrauen ist nicht die geringste unter denselben."
In meiner Jugendzeit hatte ich Winnetou als derartige Göttergestalt verinnerlicht, dass ich mir einen biertrinkenden Winnetou kaum vorstellen konnte. Aber da er selbst das Biertrinken mit einer weisen Sentenz für uns Leser verbindet, sei es ihm von Herzen gegönnt. -
Sehr schön,
danke für die herrlichen Zitate. Ich war in Kindheit und früher Jugend auch ein großer Fan und habe mehr als die Hälfte seiner Bücher gelesen.
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Das Bier-Zitat kenne ich natürlich ;-). Ich hab's bislang noch nicht aufgenommen, aber das kommt noch. Und wenn einem Winnetou als Göttergestalt vorkommt: Dann hat man Winnetou II & III nicht gelesen oder, eher wohl, die Stellen in W II und W III überlesen, in denen er für Massaker & Mord verantwortlich ist. Alles nicht so einfach ;-). Wohlgemerkt: für Massaker & Mord, die der Ich-Erzähler im Prinzip gut heißt und eigentlich will. Aber es sich als souveräner und moralisch intakter Held nicht erlauben kann. Dafür hat das Erzähler-Ich dann seine beigeordneten Figuren. Ein komplexes Thema, aber soviel kann man wohl feststellen: Die Friedens- und Feindesliebe-Botschaft des ICHs funktioniert nur, weil es entweder Handlanger hat, die die Drecksarbeit erledigen oder gleich die Vorsehung auf seiner Seite, die die göttliche Strafe schickt. Alle May-Texte (Ausnahme: Spätwerk) sind von einer ausgesuchten Brutalität und geprägt von einem Ich, das scheinbar erschreckt, aber letztlich zutiefst befriedigt die sadistischsten Dinge beschreibt. Das ist schon sehr billig: Das Erzähler-Ich bleibt moralisch intakt, die blutigen Arbeiten drumherum führen die Nebenfiguren aus: Bastonade. Halefs Peitschenorgien. Marterpfahl. Sapienti sat.
Stichwort "Spätwerk": In Ardistan & Dschinnistan wird in heidnischer Welt das Weihnachtsfest eingeführt. Natürlich mit großem Erfolg. Nur: der Erfolg wird u.a. daran gemessen, dass um Weihnachten herum ein veritabler Markt mit Nippes & Kitsch aufgezogen wird, dessen ökonomischer mal kurzerhand mit dem moralischen Erfolg gleich gesetzt wird.
Aber bevor man da den Stab bricht: May war dar letztlich völlig hilflos. Voller guter Absichten, in den Bahnen und Formen der Kolportage gefangen, in die er sich jahrzehntelang reingeschrieben hatte und aus denen er einfach nicht mehr rauskam.
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Ich habe immer mal wieder daran gedacht, aus heutiger, mehr abgeklärter Sicht May nochmal zu lesen. Aber schon bei den ersten Kapiteln des Winnetou I langts mir, diese ununterbrochene Selbstbeweihräucherung des Helden, wie stark er ist, wie er als einziger ein bockiges Pferd zähmen kann, dieses ganze Blabla nervt mich ohne Ende. Wenn es nicht in Ich-Form erzählt wäre, wäre es vielleicht was anderes.
Im Gedächtnis behalten habe ich noch eine Transfrau namens Kolma Puschi ("Schwarzauge"), ein toller Kerl und überlegener Krieger, nur halt eine Frau in Männerkleidung. Klasse!
Irgendwann, wenn ich Zeit und Lust habe, gucke ich mal wieder rein. So bald aber nicht.giesbert : Ich habe in mein derzeit frequentiertes Leserunden-Forum die Seite verlinkt. Die sind alle ganz begeistert von der Sammlung. Besonders von der Idee, wie man Gewehre unbrauchbar macht. Muss wohl mit den aktuellen Nachrichten zusammenhängen.
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Ich habe immer mal wieder daran gedacht, aus heutiger, mehr abgeklärter Sicht May nochmal zu lesen.
Vergiss es ;-). May hat durchaus grandiose Szenen, ein Gespür für Dialoge und Spannungsaufbau, er war ein Naturtalent als Fabulierer (er konnte wohl im persönlichen Kontakt ziemlich hinreißend sein – ein exzellenter Blender & Betrüger halt ;-)) und hat mitunter viel Witz in der Erfindung burlesker Szenen.
Manche seiner Szenen und Erzählungen sind durchaus auch heute noch unterhaltsam, wobei mein generelles Wohlgefallen & Interesse wohl einfach daran liegt, dass ich praktisch bruchlos an glückliche Kindheitserinnerungen andocken kann – wem May in der Kindheit nicht durchaus nunja: rettend begegnet ist, wird ihn im Alter schwerlich mögen. Das ist schon ein Autor, den man in jungen Jahren getroffen haben muss, um ihn im Alter zu schätzen. Ich verdanke ihm jedenfalls sehr, sehr viel.
Ich scanne ja aktuell das Werk Mays auf dem Kindle auf der Suche nach passenden Zitate im Schnelldurchgang durch (auf Kosten aller sonstigen Lektürepläne, seufz). Das geht in der Regel sehr zügig, aber manchmal lese ich mich doch wieder fest, mal amüsiert, mal ziemlich fassungslos: Mir war gar nicht mehr bewusst, was für ein Gemetzel da etwa in Winnetou II vor sich geht. (Was mich übrigens auf eine weitere Idee in Sachen May gebracht hat: Wer bringt da wieviele Personen warum um? Titel wäre dann wohl die Lieblingsmetapher Mays für den Tod: "Ausgelöscht" - aber das führt jetzt zu weit.)
Aber das ICH in seinen Texten wird immer unerträglicher. Bis es im Spätwerk untergeht und sehr verändert wieder aufersteht. Das ist dann auf einer Meta-Ebene ziemlich spannend. Wobei ich nicht glaube, dass einen der Übergang von sagenwirmal Surehand III über Silberlöwe I & II zu SL III & IV und Ardistan & Dschinistan auch nur ansatzweise interessiert, wenn einen May ansonsten anödet (was ich mehr als verstehen kann ;-))
Ich habe in mein derzeit frequentiertes Leserunden-Forum die Seite verlinkt
Danke
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Im May-Jubeljahr 2022 dachte ich mir dann, dass ich aus der Sammlung immerhin eine kleine ebenso belehrende wie belustigende Website basteln könnte.
Die habe ich jetzt anlässlich des morgigen 180. Geburtstages frei geschaltet. Wer also etwa wissen will, wie man eine Tür in eine Kaktushecke schneidet, der findet hier die benötigten Hinweise:
May kann ich nur noch in homöopathischen Dosen lesen. Nach 5 solchen Abschnitten bin ich für den Rest des Tages raus. Und ich gehöre auch zu denen, die May eigentlich mal mochten.
PS. Was jubelt May eigentlich dieses Jahr? Ich habe gerade den Überblick verloren.
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May kann ich nur noch in homöopathischen Dosen lesen. Nach 5 solchen Abschnitten bin ich für den Rest des Tages raus. Und ich gehöre auch zu denen, die May eigentlich mal mochten.
PS. Was jubelt May eigentlich dieses Jahr? Ich habe gerade den Überblick verloren.
Schrieb Giesbert doch oben: Karl May wurde 1842 geboren, also in diesem Jahr 180 Jahre alt. Übrigens exakt heute: Geburtstag hat er am 25. Februar.
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Karl May wurde 1842 geboren, also in diesem Jahr 180 Jahre alt.
Stimmt. Ich hatte vor fünf Jahren mal was zu 175 Jahren May geschrieben. Aber solche Dinge wie ein 180-jähriger Geburtstag gehen irgendwie an mir vorbei. (Dafür habe ich festgestellt, dass 300 Jahre Kant, die 2024 fällig werden, bereits jetzt ihre buchhändlerisch-verlegerischen Schatten werfen.