Klassische Kinderliteratur

  • Miss Marple! Mochte die außer mir keiner? Und die spielten auch noch in England, die Bücher.. Besser gings doch gar nicht! Wie konnte ich Miss Marple vergessen!?


    Wobei - da war ich dann auch nicht mehr so ganz klein..eher so 11/12 Jahre.


    Grüßchen,


    Millie

    Ich lese gerade "Liebe Deinen Nächsten" von Erich Maria Remarque

  • Hallo !


    Zitat

    Interessiert sich heute ein durchschnittliches Kind (oder ein Jugendlicher) für das Urmel aus dem Eis, Jim Knopf, Robinson Crusoe, die drei Musketiere, den Grafen von Montecristo, die Schatzinsel, Krabat oder gar Tom Sawyer und dessen verlotterten Kumpel Huckleberry Finn?


    Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist es wirklich so, dass die Kinder weder die Geschichten noch die Sprache noch richtig nahvollziehen können. Die Geschichten sind zu altbacken oder die Problematik spricht sie nicht an, schon Jim Knopf ist zu langweilig und ja, auch die zigste Verfilmung ist daran nicht schuldlos. Tom Sawyer z.B. hab ich geliebt - naja, ich war eher auf Hucks Seite, mit der verzickten Becky hatte ich es nicht so, aber meinen Kindern sagt das nichts.


    Gerade lese ich mit meiner kleineren Tochter ein Lieblingsbuch aus meiner Kindheit - ich habe es zig mal gelesen, ach was verschlungen, heiß geliebt und wenn ich es fertig hatte, gleich wieder von vorn begonnen. Heute finde ich die Sprache sehr umständlich, viel zu langsam erzählt und die Abenteuer der Kinder gar nicht mehr so aufregend - mit 60-er Jahre-Charme kann man halt die Kinder von heute nicht mehr begeistern.


    Harry Potter z.B. greift eben die heutige Problematik auf, Einsamkeit, Patchworkfamilie, Suche nach Identifikation und Zugehörigkeit, Zukunftsangst, Hilflosigkeit. Tom Sawyer, Jim Knopf, Huck oder die 5 Freunde haben diese Probleme nicht, sie sind unbeschwert, erleben harmlose Abenteuer und sind nicht auf sich allein gestellt, das ultimativ Böse gibt es nicht.


    Gruß von Steffi


  • Gerade lese ich mit meiner kleineren Tochter ein Lieblingsbuch aus meiner Kindheit - ich habe es zig mal gelesen, ach was verschlungen, heiß geliebt und wenn ich es fertig hatte, gleich wieder von vorn begonnen.


    Hallo Steffi,


    nun hast Du uns angefixt, ohne den Titel zu nennen ... :zwinker:


    Viele Grüße


    Sir Thomas

  • Harry Potter z.B. greift eben die heutige Problematik auf, Einsamkeit, Patchworkfamilie, Suche nach Identifikation und Zugehörigkeit, Zukunftsangst, Hilflosigkeit. Tom Sawyer, Jim Knopf, Huck oder die 5 Freunde haben diese Probleme nicht, sie sind unbeschwert, erleben harmlose Abenteuer und sind nicht auf sich allein gestellt, das ultimativ Böse gibt es nicht.


    Tom Sawyer ist eine Waise und wächst bei seiner Tante auf; Huckleberry Finn wird vom eigenen Vater terrorisiert und mit dem ultimativen Bösen in Form von Rassendiskriminierung und Kriminalität konfrontiert. Jim Knopf ist ein Findelkind und wächst bei einem alleinerziehenden Stiefvater auf. Die eine der 5 Freunde ist ein Tomboy ... :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Das finde ich auch. Wenn es tatsächlich so ist daß Kinder heutzutage die klassische Kinderliteratur nicht mehr lesen, (ich kann ja nur von mir ausgehen - kenne sonst keine Kinder), dann liegt es wirklich an der Sprache selbst.
    "Neue Themen" - egal ob Kinderliteratur oder Literatur für Erwachsene - gibt es doch eigentlich gar nicht. Die Themen die Menschen bewegen sind immer dieselben und die sind auch früher schon beschrieben worden.


    Ich überlege gerade ob es denn überhaupt schlimm ist, wenn klassische Kinderliteratur nicht mehr gelesen wird. Es kommen doch immer neue Autoren dazu. Die Welt ändert sich, es geht weiter. Das ist doch bei der Erwachsenen Literatur auch so. Wer erbaut sich heute schon noch am barocken Staatsdrama? Höchstens ich und meine Kommilitonen damals um einen Schein zu erwerben. ; )


    Und bitte nicht mißverstehen - ich sage nicht daß klassische Literatur überflüssig ist. Im Gegenteil - ich habe mich extra hier angemeldet, um mich über sie auszutauschen. Und es ist ein schönes Gefühl zu sehen, daß jemand sich im 18 Jh genau dieselben Gedanken gemacht hat wie ich heute. Da fühl ich mich dann manchmal in der Welt gleich besser aufgehoben und weniger alleine. Und es ist schön, daß es so etwas wie Tradition und Kontinuität gibt.
    Nur, es ist eben der Lauf der Welt, daß neues dazu kommt und manches alte auch verschwindet...und das sollte man nicht zu schwer nehmen. Das neue muss nicht immer so viel schlechter sein - auch wenn keine wirklich neue Themen aufkommen..sie werden eben nur sprachlich anders ('zeitgenössisch') beleuchtet. Das kann ja sehr schön sein : )


    Grüße,


    Millie

    Ich lese gerade "Liebe Deinen Nächsten" von Erich Maria Remarque

    Einmal editiert, zuletzt von modern_millie ()

  • Hallo !


    Zitat

    Tom Sawyer ist eine Waise und wächst bei seiner Tante auf;

    ... die ihn liebt, er hat eine funktionierende soziale Gemeinschaft.[/quote]

    Zitat


    Huckleberry Finn wird vom eigenen Vater terrorisiert und mit dem ultimativen Bösen in Form von Rassendiskriminierung und Kriminalität konfrontiert.

    ... und einen erwachsenen Freund, der ihn vor dem Bösen auch beschützt sowie eine soziale Gemeinschaft, der er freiwillig den Rücken kehrt. Die Witwe Douglas hatte ihn aufgenommen. Die Rassendiskriminierung ist für Huck(mit dem sich ein Kind identifiziert) eher Anlass für oft unfreiwillig komische Abenteuer, für ihn persönlich existiert sie ja nicht.


    Zitat


    Jim Knopf ist ein Findelkind und wächst bei einem alleinerziehenden Stiefvater auf.

    ... ??? der gute Jim wächst bei Frau Waas auf, die ihn liebt und akzeptiert, Herr Ärmel ist der väterliche Freund von nebenan und um das soziale Gefüge abzurunden gibt es auf Lummerland ja noch die "Autoritätsperson" König Alfons und der kindlich gebliebene Freund Lukas.[/quote]


    Zitat


    Die eine der 5 Freunde ist ein Tomboy ...

    ... so weit, um das zu erkennen ist die Zielgruppe nicht und wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann wollten sicherlich 50 % aller Mädchen in einem gewissen Alter ein Junge sein, ohne Röcke und ziependen Zöpfen.


    Es stellt sich ja auch die Frage, inwieweit die Kinderklassiker für Kinder geschrieben wurde. Bis wann wurden Kinder als kleine Erwachsene angesehen ?


    Sir Thomas schrieb:

    Zitat

    nun hast Du uns angefixt, ohne den Titel zu nennen ...


    Ach je, das ist wirklich kein Meisterwerk (aus heutiger Sicht): Hilde Roth Die Kinder aus der Mohrengasse


    Gruß von Steffi

  • Hi!


    ... und einen erwachsenen Freund, der ihn vor dem Bösen auch beschützt sowie eine soziale Gemeinschaft, der er freiwillig den Rücken kehrt. Die Witwe Douglas hatte ihn aufgenommen. Die Rassendiskriminierung ist für Huck(mit dem sich ein Kind identifiziert) eher Anlass für oft unfreiwillig komische Abenteuer, für ihn persönlich existiert sie ja nicht.


    Ich beziehe mich jetzt auf den Huckleberry Finn persönlich gewidmeten Band. Ich habe den als Kind gelesen - und fand Hucks Abenteuer alles andere als "unfreiwillig komisch" ... Ne, ne - für den Huck möchte ich Deine Heile-Welt-Theorie doch sehr in Abrede stellen.


    (Und, übrigens, für Potters Harry Deine Nicht-heile-Welt-Theorie. Auch der lebt in seiner Eliteschule in einer funktionierenden, ihn beschützenden sozialen Gemeinschaft etc. etc. ... )


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Meiner Erfahrung nach kann man Kinder noch heute für "klassische" Kinderbücher begeistern. Jules Verne, Erich Kästner und Frances Hodgson Burnett ("Der geheime Garten") z.B. kommen auch heute noch an. Auch für gute Kinder und Jugendbücher gilt doch, dass es nicht auf den jeweiligen Zeitgeist ankommt, sondern auf den Geist der Zeitlosigkeit als Qualitätskriterium.
    Obwohl ich als Kind eine noch viel schlimmere Allesfresserin war als heute, habe ich die Bücher von Astrid Lindgren, den "Urgroßvater und ich" von James Krüss und "Mary Poppins" (alle Bände) besonders geliebt.


    Die Leserin

  • Hallo !



    Ich beziehe mich jetzt auf den Huckleberry Finn persönlich gewidmeten Band. Ich habe den als Kind gelesen - und fand Hucks Abenteuer alles andere als "unfreiwillig komisch" ... Ne, ne - für den Huck möchte ich Deine Heile-Welt-Theorie doch sehr in Abrede stellen.


    Mag sein, dass sich das aus Kindersicht anders liest - ich habe diesen Band erst dieses Jahr nochmals gehört und damit natürlich meine damalige Sicht verändert.


    Ich sehe die Literatur, die Kinder anspricht eher im Bereich der Postmoderne.


    Ach ja, und was Harry Potter betrifft - da hab ich eine andere Meinung, vor allem in den letzten Bänden ...


    Gruß von Steffi

  • ich erinnere mich zurück.....


    gelesen hab ich:
    thomas brezina; christine nöstlinger.... - sind aber keine klassiker


    was ich heute sehr schätze:
    elis kaut - der pumuckl[flash=200,200][/flash]

  • Als Kind fand ich die Geschichten um Rübezahl ganz toll! Irgendwie unheimlich aber trotzdem interessant.
    Till Eulenspiegel mochte ich dagegen überhaupt nicht, ...
    Wahrscheinlich zählt Die Kleine Raupe Nimmersatt von Eric Carle noch nicht zu den Klassikern, trotzdem ein sehr erfolgreiches Kinderbuch! Als Jugendroman fand ich Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe gut. Außerdem der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann: der Suppenkasper, das Mädchen mit den Feuerzeug (miau mio, miau mio wirfs weg sonst brennst du lichterloh), Hans-guck-in-die-Luft, und wie sie alle in der Sammlung heißen.
    Und finde ich die Bücher von Mira Lobe sehr gut: Die Omama im Apfelbaum, Das kleine Ich-bin-Ich, Die Geggis,...

  • Ich hänge mich jetzt mal hier dran. Wenn es nicht passt, bitte einfach verschieben.


    Im Rahmen des Klassikerforumswettbewerbs 2018 habe ich mich klassischen englischsprachigen Kinder-/Jugendbüchern gewidmet. Hier kurz meine Eindrücke zu den gelesenen Büchern:


    Montogomery, Anne of Green Gables: Ein sehr schönes Buch, das auch heute noch begeistern kann. Ich habe als Kind in den 80ern die Fernsehserie gesehen, aber nie das Buch dazu gelesen. Gut, dass ich das jetzt nachgeholt habe. Anne Shirley ist einfach ein sehr interessanter Charakter, außerdem wird die Landschaft wunderschön beschrieben. Sehr zu empfehlen!


    Hodgson Burnett, The Secret Garden: Eigentlich ein sehr schönes Buch mit einer mitreißenden Geschichte, aber manchmal etwas zäh zu lesen. Der alte Gärtner und das Rotkehlchen bleiben im Gedächtnis hängen. Auch zu empfehlen.


    Carroll, Alice (beide Bücher): Die hatte ich früher schon gelesen, wollte sie gerne jetzt nochmal lesen, bin aber irgendwie nicht richtig warm geworden. Evtl. war es die falsche Zeit, manchmal war es mir einfach zu absurd. Vielleicht war die S-Bahn nicht der geeignete Leseort...


    Die beiden anderen Bücher folgen noch.

  • Carroll kann ich auch nicht in jeder Stimmung lesen, obwohl ich schon verstehe, dass seine Figuren aus "Alice" nicht nur die englische Kultur nachhaltig geprägt haben.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)