Flaubert


  • In meinem Roman aus Karthago zum Beispiel will ich etwas Purpurnes machen. Das Übrige, die Figuren, die Intrige, ist dann nur ein Detail.


    Hallo Maria,


    Dein Flaubert-Zitat nach den Goncourt-Tagebüchern verdeutlicht sehr schön, worum es ihm in seinem Schaffen ging (und warum er sich so arg geschunden hat). Auch wenn dieser Versuch letztlich gescheitert ist (denn beim Lesen "Salammbos" hatte ich ausschließlich wüstenhafte Braun- und Ockerfarbtöne vor Augen :breitgrins:), bleibt er aus rein ästhetischen und poetischen Überlegungen heraus mehr als ehrenwert.


    Viele Grüße


    Tom

  • Ich habe erst neulich irgendwas von 2001 gesehen, Wechselbriefe, ach nee, Briefwechsel :zwinker: und dann gibt es sie in Auszügen im Insel TB. Aber so ganz?? Nee, ich glaube nicht, lasse mich aber sehr gern eines Besseren belehren!


  • Moin, Moin!



    Sind diese Tagebücher eigentlich jemals auf deutsch veröffentlicht worden. In einer empfehlenswerten Ausgabe bzw. Auswahl?



    Poppea hat es bereits richtig erkannt, es gibt ein schönes Insel-TB mit Auszügen aus den Tagebüchern, mit Nachwort über 400 Seiten stark, mit Abbildungen, Übertragen und herausgegeben von Justus Franz Wittkop.


    Diese Ausgabe gibt es bei Weltbild für 2,95 Euro !! (keine Portokosten kommen dazu).


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Diese Ausgabe gibt es bei Weltbild für 2,95 Euro !! (keine Portokosten kommen dazu).


    Leider nicht mehr, Maria. Das Buch ist dort "ausverkauft" (was für ein unsinniges Wort für "nicht mehr lieferbar"). Trotzdem vielen Dank für den Hinweis!


    Viele Grüße


    Tom

  • Zitat von "Sir Thomas"

    Leider nicht mehr, Maria. Das Buch ist dort "ausverkauft" (was für ein unsinniges Wort für "nicht mehr lieferbar"). Trotzdem vielen Dank für den Hinweis


    menno :grmpf:

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Moin, Moin!


    "Ein junger Dichter schickte dem Meister des modernen Romans, Gustave Flaubert, einige Proben seines vermeintlichen Talents und bat ihn um ein rückhaltlos offenes Urteil. Flaubert, in Fragen der Literatur von unerbittlicher Strenge, reichte sie ihm postwendend mit einer vernichtenden Kritik zurück. Der junge Mann war daraufhin solchermaßen empört, daß er seinem großen Vorbild eine Aufforderung zum Duell überbringen ließ. Flaubert reagierte wiederum prompt und unvermittelt: 'Monsieur, ich nehme Ihre Forderung an! Als der Geforderte obliegt mir die Wahl der Waffen. Ich wähle die französische Grammatik. Betrachten Sie sich als getötet!'" (Karl Hugo Pruys: Die Republik der Phrasendrescher. Wortwörtliches einer verunglückten Sprache, S. 11)

  • Lieber Dostoevskij,


    das Zitat ist großartig! Darf ich das für den Zitate-Thread im Literaturschock-Forum verwenden? Natürlich mit den entsprechenden Credits. Du kannst ja leider nicht mehr... :zwinker:


    Viele Grüße
    M.


  • Klar. Aber um Zitate zu entwenden, mußt du ja gar nicht fragen.


    Aber da Du Dir immer so viel Mühe machst, solche Sachen aufzustöbern und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, halte ich das nur für fair.



    Ich habe schon noch bzw. wieder einen Account im LSF. Hehe.


    Ah. Okay. Verstehe. Hehe. :zwinker:

  • Hallo zusammen,


    bevor ich mich an Flauberts Werk "Die Erziehung des Herzens" (Diogenes Ausgabe) mache, ist es mir wichtig, sein Frühwerk "November" zu lesen, das dem Romantiker Flaubert zugeteilt wird.


    ein bereits in den Jahren gekommener Mann versucht sich an seine jungen Jahre und der aufkommenden Leidenschaft zu erinnern. Bei der Begegnung mit einer Prostituierten scheint es, als ob sich zwei Seelenverwandte gefunden haben, aber auch das Verhältnis endet abrupt. Die Prostituierte erzählt ihre Geschichte selbst. Eine Geschichte in der Geschichte. Den darin zu findenden Pathos fand ich etwas ermüdend zu lesen.


    Als jedoch der Ich-Erzähler plötzlich zum Er-Erzähler wird, fand ich die Wendung wiederum gelungen.


    [kaufen='978-3458335658'][/kaufen]


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Den darin zu findenden Pathos fand ich etwas ermüdend zu lesen.


    Ich habe "November" vor langer Zeit gelesen und als lässliche "Jugendsünde" abgetan. Ich zähle es mittlerweile nicht einmal auf, wenn ich mir die gelesenen (und noch zu lesenden) Flaubert-Werke vor Augen führe. Pathos und Kitsch scheinen mir treffende Charakterisierungen für den Erstling des später so kritisch mit sich selbst ins Gericht gehenden Flaubert zu sein. Aller Anfang ist eben schwer ...


    LG


    Tom

  • Ich habe "November" vor langer Zeit gelesen und als lässliche "Jugendsünde" abgetan. Ich zähle es mittlerweile nicht einmal auf, wenn ich mir die gelesenen (und noch zu lesenden) Flaubert-Werke vor Augen führe. Pathos und Kitsch scheinen mir treffende Charakterisierungen für den Erstling des später so kritisch mit sich selbst ins Gericht gehenden Flaubert zu sein. Aller Anfang ist eben schwer ...


    Hallo Tom


    eine Jugendsünde würde ich es auch bezeichnen, möchte es aber auch im gesamten seines Werkes sehen. Immerhin stand Flaubert zu seinem Frühwerk, zumindest habe ich das so herausgelesen (Internet. Zu einer Biographie hat es bei mir noch nicht gereicht).


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Da 2011 für mich das Jahr der Wiederholungen geworden ist, darf "Madame Bovary" im Re-Read-Kanon nicht fehlen. Ich habe das Buch als kalt und finster abgespeichert - was sich auch bei zweiter Lektüre nicht wesentlich ändert. Allerdings verfüge ich heute über mehr Hintergrundwissen zu Flaubert und dessen Weltsicht, ergänze den Roman zeitweise durch Stöbern in den herrlich ungekünstelten Briefen des Maestro - und freue mich schon jetzt auf die Lieferung des Briefwechsels zwischen Flaubert und den Brüdern Goncourt. Ein kleines, aber feines Lesefest!


    Es grüßt


    Tom

  • "In Madame Bovary hatte ich nur die Vorstellung, eine graue Tönung wiederzugeben, die Farbe schimmeliger Kellerasselexistenzen.“


    Dieses Flaubert-Zitat trifft mitten in das Herz des Romans. Die französische Provinz als spießig-kleinbürgerliche Hölle, die - ganz nebenbei bemerkt - locker auf heutige Verhältnisse und Denkmuster übertragen werden kann: Das ist große, zeitlose Kunst. Ich bin schier begeistert!


    Schönes WE!


    Tom

  • Bislang dachte ich immer, Flaubert und die Brüder Goncourt seien Brüder im Geiste, zumindest gute Freunde gewesen. Und dann dies: „Im Grunde ist er [Flaubert] ein Provinzler und ein Wichtigtuer. … Sein Geist ist behäbig und dick wie sein Körper. Feinere Dinge scheinen ihn nicht zu berühren. Er ist vor allem empfänglich für Phrasendrescherei. Im Gespräch bringt er wenig neue Gedanken und er trägt sie laut und feierlich vor. Sein Geist ist wie seine Stimme deklamatorisch. Die Geschichten, die Gestalten, die er entwirft, riechen nach Fossilien aus der Unterpräfektur. … Er ist plump, übertrieben und in allem ohne Leichtigkeit … Seiner Ochsenfröhlichkeit fehlt es an jedem Charme.“ (aus dem Goncourt-Tagebuch vom 16. März 1860).


    Wenig schmeichelhaft, das Ganze …


    Diese Eintragung stammt aus der Anfangszeit der Bekanntschaft mit Flaubert und steht im Gegensatz zu den Briefen, die vor Freundlichkeit und Respekt nur so strotzen.


    Dem „ochsenfröhlichen“ Normannen konnte es egal sein, was die Goncourts von ihm hielten. Während seine Bücher Erfolge waren, schrieben die Lästerbrüder sehr mittelmäßiges, heute vergessenes Zeug - eben jene "Fossilien aus der Unterpräfektur". Das hielt Flaubert allerdings nicht davon ab, in seinen Briefen die literarischen Bemühungen der Goncourts zu loben. Ob er sich bei diesen Heucheleien köstlich amüsiert hat?


    LG


    Tom

  • Zur Abrundung der Bovary-Lektüre habe ich den Briefwechsel Flauberts mit den Brüdern Goncourt angefangen. Eine herbe Enttäuschung! Außer einer Menge Geschwätz über Pariser Moden und literarische Eitelkeiten findet sich dort kaum Interessantes, mal abgesehen von dem gelegentlichen Lästern der beiden Brüder über Flaubert (das allerdings Teil der Tagebücher, nicht des Briefwechsels ist) sowie der einen oder anderen Stilblüte, die der mondänen Langeweile der Pariser Bohème Ausdruck verleiht.


    Schade, aber ich war gewarnt (von einem Beitrag ähnlichen Inhalts in diesem oder einem anderen Forum).


    LG


    Tom