Zitat von "Ludolf"
Der Papst schreibt dazu in Enzyklika DEUS CARITAS EST §6:
"Nach der gegenwärtig überwiegenden Auffassung sind die Gedichte, aus denen dieses Buch besteht, ursprünglich Liebeslieder, die vielleicht konkret einer israelitischen Hochzeitsfeier zugedacht waren, bei der sie die eheliche Liebe verherrlichen sollten." (Hervorhebung ich)
Das hat also alles seine Ordnung, dient demnach der Christenpflicht der Untertanenproduktion und propagiert nicht irgendwelches wilde Schwelgen in profanen Sinnesgelüsten!
In der Elberfelderbibel mit Erklärungen (gilt als wortgetreu, aus der evangelikalen Ecke, also wohl auch recht protestantisch gesinnt bzw. entsinnt) steht das Hohelied werde am Passahfest im Gottesdienst der Juden verlesen. Weiterhin wird angemerkt dass die diversen Lehnworte auch auf eine nachträgliche Redaktion deuten könnten. Und es wird auf die bei diesem Text besonders starke, jeweils ganz unterschiedliche Interpretierfreudigkeit der Kirchenvereine hingewiesen.
Was evt. auch erklärt, was der Herr Papst dann weiter schreibt (was ich vor allem interessant fand):
"Dabei ist sehr lehrreich, dass im Aufbau des Buches zwei verschiedene Wörter für ,,Liebe" stehen. Da ist zunächst das Wort ,,dodim" ein Plural, der die noch unsichere, unbestimmt suchende Liebe meint. Dieses Wort wird dann durch ,,ahaba" abgelöst, das in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments mit dem ähnlich klingenden Wort Agape übersetzt ist und wie wir sahen zum eigentlichen Kennwort für das biblische Verständnis von Liebe wurde. Im Gegensatz zu der noch suchenden und unbestimmten Liebe ist darin die Erfahrung von Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete. Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst das Versinken in der Trunkenheit des Glücks , sie will das Gute für den Geliebten: Sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es."
Damit hört sie dann auf, die zum Schluß hin wohl naturgemäß recht katholisch-willige Interpretation und Erich Fromm Variation auf das Hohelied. In der Elberfelderbibel steht leider nix von den verschiedenen Liebesbegriffen.
Von Goethe gibt es auch eine Übersetung: http://www.deutsche-liebeslyrik.de/lied/lied_g.htm
(Ich nenne das gute Früchte - die zum Glück kein Zelot zertretten hat - die Diskussion um den Baum ist mir dabei egal.)
Wieder völlig offtopic, mea culpa und so.