Gestern im Theater

  • Hallo!


    Dann weihe ich das neue schöne Theaterforum mal ein... :smile:


    Das "gestern" ist nicht wortwörtlich zu nehmen, hier können interessante Theatererlebnisse der letzten Zeit (oder auch schon vor längerer Zeit) beschrieben werden.
    Insbesondere die Art der Inszenierung ist bei klassischen Stücken ein häufiges Diskussionsthema.
    Bei relativ neuen Stücken ist eine kleine Inhaltsangabe vielleicht hilfreich.


    Also, ich bin schon sehr gespannt auf Eure Theater-Eindrücke! :winken:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo!


    Am 2.12. letzten Jahres hatte ich im Congress Park Hanau Schillers "Jungfrau von Orleans" gesehen, quasi als Abschluß des "Schiller-Jahres" (habe mich tatsächlich letztes Jahr vergleichsweise stark mit Schiller beschäftigt).
    Nun, es ist ein mittelmäßiges Drama, dahingehend hat sich durch den Abend in meiner Meinung nichts geändert (manche sagen auch "mißlungenes Drama", aber das ist zu hart).
    Die Inszenierung hat mich aber sehr positiv überrascht. Auf praktisch kahler Bühne wurde das Stück minimalistisch entschlackt dargeboten. Der Text war fast ohne Kürzungen wie im Original belassen, die Kostüme historisch. Dennoch gelang es, das berühmte "Schillersche Pathos" auf ein für heutige Tage akzeptables Maß zu reduzieren. Die Figurenkonstellationen wurden auf der Bühne sehr subtil herausgearbeitet.
    Auf diese Weise ist dann aber die Konzentration des Zuschauers gefordert, es wurden keine optischen Häppchen oder übertriebene Gesten verfüttert. Anscheinend hat dies die meisten überfordert, ansonsten kann ich mir diesen kurzen Applaus für die - wie ich finde - hervorragende Inszenierung nicht erklären. Aber es waren auch viele Schulklassen dabei, die zum Zusehen gezwungen wurden.
    Ich wünsche dem verantwortlichen künstlerischen Leiter (aus Detmold, wenn ich mich recht erinnere) jedenfalls, daß er mal aus der Provinz rauskommt.
    Im Schauspiel Frankfurt sehe ich mir grundsätzlich keine älteren Dramen mehr an. Die Gefahr, eine totale Verunstaltung zu sehen und hören, ist zu groß. Da gehe ich lieber nach Hanau ins Theater, auch wenn die Schauspieler gestern eher zweite Garde waren. Macht aber nichts, außer der Titelheldin wird in Schillers "Johanna" eh keine Figur ordentlich charakterisiert.
    Ach ja, musikalisch wurden zwischen des Szenen Teile eines mir unbekannten modernen Requiems gespielt. Über diesen künstlerischen Kniff grüble ich noch. Einerseits total unpassend, fand ich es doch irgendwie einen interessanten Einfall.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius


    Auch bei mir war Schiller vergangenes Jahr ein großes Thema und die "Jungfrau von Orleans" habe ich mir letzten Herbst im Theater angeschaut.
    Es war eine Aufführung des Staatschauspiels Dresden und diese Truppe war für mich bisher immer ein Garant für spannende Inszenierungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Allerdings ist, wie Du schreibst, die "Jungfrau" wirklich kein Bravourstück und beim Lesen des Stückes kam bei mir ziemliche Langeweile auf und ich mußte mich steckenweise richtig durchbeißen. Aber die Inszenierung (Regie: Martin Meltke) hat mir dann doch ganz gut gefallen.
    Das Stück war leicht gekürzt, was ich in diesem Fall nur begrüßen konnte, die kostüme eher modern aber vor allem das Bühnenbild hatte es mir angetan: Es bestand lediglich aus lauter akkurat aufgesetzten niedrigen Stapeln von Büchern, die den Bühnenboden bedeckten. Dazwischen agierten die Schauspieler, allerdings ohne groß darauf Rücksicht zu nehmen, so daß im Laufe des Stücks diese Bücherstapel immer mehr in Unordnung gerieten, Bücher oft zornentbrannt durch die Gegend geworfen oder sogar zerissen :entsetzt: wurden.
    Zunächst konnte ich damit wenig anfangen, dann habe ich es aber so interpretiert, daß diese Bücher die Kultur symbolisieren, die im Krieg buchstäblich mit Füßen getreten und möglicherweise sogar vernichtet wird. Das fand ich dann doch sehr interessant.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Thomas Bernhards "Elisabeth II." im Burgtheater - - - zwei Stunden lang habe ich nur gelacht.
    Die Stimme von Gert Voss ist so gut geeignet fuer Bernhard-Protagonisten! Zwei Stunden lang hat er eigentlich nur eine Art Monolog gehalten! Was wirklich unglaublich ist. Nur selten wurde er von seinen Dienern unterbrochen.


    Dramen von Thomas Bernhard sind fuer mich wirklich die besten.

  • Hallo!


    ikarus:


    Zitat

    Allerdings ist, wie Du schreibst, die "Jungfrau" wirklich kein Bravourstück und beim Lesen des Stückes kam bei mir ziemliche Langeweile auf und ich mußte mich steckenweise richtig durchbeißen. Aber die Inszenierung (Regie: Martin Meltke) hat mir dann doch ganz gut gefallen.


    Ja, besonders dankbar war ich, daß sich bei "meiner" Inszenierung nicht an das Original-Ende gehalten wurde...schlimmer gehts ja kaum (nicht nur weil unhistorisch). In Hanau bestand das Schlußbild darin, daß Johanna ihre letzten Worte sprach und danach die Bühne "einfror", d.h. alle standen bewegungslos da. Dabei erklangen die letzten Takte des Requiems (ständiger musikalischer Begleiter der Inszenierung). Fand ich gut.


    Knabe, Xenophanes:


    Zitat

    Thomas Bernhards "Elisabeth II." im Burgtheater


    Ich dachte, Thomas Bernhard darf in Österreich nicht aufgeführt werden?!?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Dürrenmatt: "Play Strindberg" im CP Hanau (14.1.2006)


    Zur Vorbereitung hatte ich das Original, das zweiteilige Drama „Totentanz“ von Strindberg, gelesen, dessen ersten Teil Dürrenmatt in seinem Bühnenstück verarbeitet hat. Aus der bodenlos-bösartigen Ehe-Tragödie hat er eine schwarze Komödie über Ehe-Tragödien gemacht.
    Es ist schon erstaunlich, mit welch kleinen Nuancen-Verschiebungen eine todernste Szene zynisch-lächerlich wird und einem zum Lachen zwingt – ja, zwingt. Mir lag noch Strindbergs Werk schwer im Magen, und ich konnte anfangs über die Scherze gar nicht lachen, aber irgendwann habe ich auch Zugang zu Dürrenmatts persiflierendem Humor gefunden. Köstlich, Dürrenmatts Einfall, den Ehe-Krieg wie einen Boxkampf (in zwölf Runden) einläuten zu lassen. Auch manch anderer Einfall war vortrefflich. Viel (humoristische) Verzerrung des Originals hat Dürrenmatt dadurch geschaffen, dass er einige charakteristische Floskeln von den Hauptdarstellern immer wieder wiederholen ließ (auch in veränderten Rollen). Auch vor Slapstik-Einlagen schreckte er nicht zurück.
    Ich bin sicher, Strindberg hätte Dürrenmatt dafür umgebracht oder zumindest schwer verletzt.
    Ich hatte jedenfalls mein Vergnügen – bis zur Pause (5 Runden). Die restlichen 7 Runden liefen wesentlich schneller und immer einfallsloser ab. Dürrenmatt entfernte sich immer mehr von der Vorlage, und das tat dem Stück nicht gut. Das Ende fand ich richtig schwach.
    Die Inszenierung und besonders die drei hervorragenden Schauspieler (Dürrenmatt reduzierte das Stück auf die drei Hauptakteure) haben mich aber die ganze Zeit begeistert.
    Zum Bühnenbild: Ein Zimmer mit Möblierung der Strindberg-Zeit, alle wesentlichen Kulissen- und Requisitenteile waren vorhanden, wirkte angenehm.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • vor schon ewigen zeiten habe ich im schauspielhaus chemnitz brechts "leben des galilei" gesehen, es war aber ein so wunderbares erlebnis, dass ich davon trotzdem schreiben möchte. es gab fast keine kulisse, nur einige rote kugeln, davon eine große, die man in mehrere teile zerlegen konnte und so sehr variabel einsetzbar war, und mehrere kleine. ansonsten nichts weiter. es mag einem einfallslos erscheinen, aber es wurde während des stückes so viel mit so wenig gemacht, dass es einen viel ansprechenderen eindruck machte als ein großartiges, aufwendiges bühnenbild. außerdem war es auch wunderbar gespielt, man wurde als zuschauer an das geschehen gefesselt, musste wirklich jedes wort verinnerlichen, ich kann es nicht beschreiben, mir fehlen die worte für diese großartige inszenierung.
    etwas weniger weit zurück liegt eine inszenierung der "szenen aus dem halben leben" von fitzgerald kusz. darin geht es um drei ehepaare in einem café, die sich kennen und die alle bestimmte "deutsche" und vielleicht auch menschliche macken, die vor allem im alter zum ausdruck kommen, haben, beispielsweise die hypochondrie. das stück war zwar nur kurz, aber mir liefen die tränen vor lachen. jede person war individuell, alle schauspieler immer ganz in der rolle, es gab wiederum nur tische und stühle, aber das machte nichts aus.
    in beiden fällen handelte es sich also um stücke, in denen sich das theater auf sich selbst reduzierte, was dürrenmatt in seinem kommentar zu "porträt eines planeten" als wünschenswert beschreibt, und in diesem punkt gehe ich konform mit ihm.

    spring ihr doch nach! aber du hast angst, das glas zwischen dir und den anderen könnte zerbrechen. du hältst die welt für eine schaufensterauslage.

  • vor circa einer woche fand bei uns eine aufführung von "ich bin ein deutscher dichter - reminiszenzen an heinrich heine" von detlev rose und christian georgi statt. es war kein reines theater, es wurden vielmehr zu liedern umgeschriebene heine-gedichte gespielt, allerdings gab es auch mit lust und liebe zu heines gedichten und zur sprache überhaupt vorgetragene gedichte. die instrumentalisierung war äußerst virtuos, ebenfalls mit hörbarer liebe zum spiel. zur publikumseinbeziehung könnte ich jetzt etliche anekdoten erzählen, möchte euch aber nicht damit langweilen. das programm war alles in allem abwechslungsreich zusammengestellt, den schluss bildete der prolog zur harzreise.
    man kann sagen, dass zumindest mir an diesem abend heine ein großes stück näher gebracht worden ist. ich kannte wahrscheinlich nur diverse trivialitäten ohne wirklichen inhalt, aber hier wurde einem doch der geist dieser gedichte und prosastücke vermittelt, sodass man regelrecht mitfühlen musste. von melancholischer rede bishin zu beißendem sarkasmus war alles vertreten, man war ab und an zum weinen, aber vor allen dingen doch zum lachen angeregt.


    für mehr informationen: klick

    spring ihr doch nach! aber du hast angst, das glas zwischen dir und den anderen könnte zerbrechen. du hältst die welt für eine schaufensterauslage.

  • hallo,
    oh, seit 120 Tagen wurde hier nichts mehr geschrieben???
    Dann wird es aber Zeit :zwinker:


    Die Kultur kommt auch in Luxemburg jetzt richtig an. Habe mir das Theaterprogramm für diese Sason angesehen....huiiiiii, klingt vielversprechend:
    SCHACHNOVELLE, Stefan Zweig
    DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS, Brecht
    DER TOD UND DAS MÄDCHEN ROSAMUNDE , Elfriede Jelinek
    ES GEHT IMMER BESSER, BESSER – IMMER BESSER ...Ödön von Horváth
    ORESTEIA, Aischylos
    SIX PERSONNAGES EN QUÊTE D'AUTEUR Luigi Pirandello
    ANTIGONE, Sophokles
    BUDDENBROOKS, Thomas Mann;
    STILLER, Max Frisch;
    LA PESTE, Albert Camus
    ...
    also, hier nur eine Auswahl...es ist mir bewusst, dass manche von euch jetzt den Kopf schütteln, aber dieses Angebot bei uns ist wirklich aussergewöhnlich und wohl nur zustande gekommen, weil Luxemburg die Kulturhauptstadt 2007 sein wird.
    Ich freue mich, auch wenn ich weiss, dass ich mir nicht alles ansehen werde. Weiss nicht wie es in anderen Ländern ist, aber bei uns sind die Eintrittskarten sehr teuer (40 und 65 €)! :grmpf:
    Liebe Grüsse
    donna


    P:S: Werde dann hier über die gesehe Stücke berichten :smile:

  • Hallo Donna


    Zitat

    oh, seit 120 Tagen wurde hier nichts mehr geschrieben???


    Das mag vielleicht daran liegen, daß im Sommer Theaterpause ist und die Saison erst jetzt wieder losgeht.


    Auch ich muß feststellen, daß die kommende Saison bei uns außergewöhnlich spannend zu werden verspricht.


    Besonders freue ich mich auf:


    Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe
    Büchner: Leonce und Lena
    Wedekind: Frühlings Erwachen
    Hauptmann: Vor Sonnenuntergang
    Ibsen: Hedda Gabler
    Tschechow: Der Kirschgarten
    und
    Schiller: Maria Stuart


    Aufgeführt werden u. a. noch von Ibsen "Peer Gynt". Mit dem Stück habe ich so meine Schwierigkeiten, hab´s letztes Jahr gelesen und auf der Bühne gesehen und muß es mir nicht noch einmal antun; und eine Dramatisierung von Thomas Manns "Zauberberg". Darauf bin ich sehr gespannt aber auch skeptisch, weil ich mir kaum vorstellen kann, daß dieser gewaltige Roman adäquat auf die Bühne zu bringen ist. Aber vielleicht erlebe ich ja auch eine Überraschung.


    Zitat

    ES GEHT IMMER BESSER, BESSER – IMMER BESSER ...Ödön von Horváth


    Dieses Stück lief bei uns letzte Woche. Darin werden vier Horvath-Stücke verwurstet. Ich hab´s mir erspart und scheinbar recht damit getan, denn die darauffolgende Kritik in unserer Lokalzeitung war doch sehr verhalten.


    Zitat

    bei uns sind die Eintrittskarten sehr teuer (40 und 65 €)!


    Schluck! Das ist wirklich viel Geld. Bei uns liegen die Preise im Schauspiel zwischen 11 und 24 €. Ich nehme meistens die billigsten Karten und gehe dafür öfter :smile:.


    Zitat

    Werde dann hier über die gesehe Stücke berichten


    Ich freu mich drauf :winken:


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • hallo Ikarus,
    Hedda Gabler habe ich letzten Winter gesehen.


    Ensemble: Fritzi Haberlandt, Felix Knopp, Hans Löw, Werner
    Wölbern, Susanne Wolff
    Regie: Stephan Kimmig
    Bühne: Katja Haß, Kostüme: Anja Rabes
    Musik: Michael Verhovec, Dramaturgie: Sonja Anders
    Produktion: Thalia Theater Hamburg


    Es war eine relativ gelungene, schnörkellose Inszenierung, Hedda war echt eiskalt und kam mir noch erbarmungsloser rüber als beim Ibsen selbst.


    Zitat

    Darin werden vier Horvath-Stücke verwurstet


    Das ist so schrecklich, habe vor einigen Monaten àhnliches mit Mozart erlebt, diese Oper war das schrecklichste, was ich je gesehen habe.


    Bei Thomas Manns Buddenbrooks , die sie hier aufführen werden, bin ich auch gespannt, aber habe auch meine Zweifel obwohl die Kritiken sehr positiv sind.
    Beneide dich um Tschechov, bei uns gar nicht geboten :sauer:
    liebe Grüsse
    donna


  • Besonders freue ich mich auf:


    Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe
    ......


    Hallo ikarus,


    Brecht habe ich immer als Lyriker, aber nicht so sehr als Dramatiker geschätzt, na ja GG und MC, aber sonst? Aber Ende letzten Jahres habe ich "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" vom Berliner Ensemble (Regie: Claus Peymann) gesehen und war begeistert. Ein aktuelleres Stück ist m.M.n. i.M. auf einer deutschsprachigen Bühne nicht zu sehen. Ich wünsche Dir, das die Inszenierung zumindest annähernd an Peymann rankommt, dann erlebst Du einen tollen Theaterabend.


    Liebe Grüße


    Hubert


    PS: Deine Probleme mit Peer Gynt, verstehe ich nicht so ganz, vielleicht können wir ja mal darüber diskutieren?

  • Shakespeare: "Was ihr wollt"


    Wo?: Kurgastzentrum Bad Reichenhall


    Wer?: Schülerensemble des örtlichen Gymnasiums


    Wie wars?: Gewohnt gut, was die Truppe jedes Jahr wieder auf die Beine stellt, ist schon - und imo nicht nur für Schultheaterverhältnisse - richtig gut, konnte man als Ex-Schüler eines der anderen beiden Gymnasien im Landkreis nur neidisch drauf blicken. Die schaffen es jedes Jahr wieder ein großes Stück (in 15 Jahren u.a. Faust, Brecht's Dreigroschenoper und Macbeth und Dantons Tod) ansprechend auf die Bühne zu bringen, 2x das Kurgastzentrum zu füllen damit und zumindest 1 oder 2 richtig gute Schauspieler zu finden, trotz den Umständen entsprechenden Kurzlebigkeit eines solchen Stammes.


    Fazit?: Auch Schultheater kann sehenswert sein. Nicht genial, ganz klar, keine großartigen Experimente oder wie auch immer. Aber halt "klassisch" gut.

  • Hallo,


    dann krame ich den Thread mal wieder hervor... ich war gestern in der Wallenstein Inszenierung in Leipzig und ich bin sehr begeistert. Ich habe mir schon einige Zeit keine "klassischen" Stücke angeschaut, aber diese Inszenierung ist wirklich gelungen.


    Die 3 Teile fanden an 3 verschiedenen Orten statt. Begonnen wurde mit "Die Piccolomini" in der Alten Baumwollspinnerei - ein altes Fabrikgebäude im Norden von Leipzig. Wallensteins Tod wurde dann in 2 Teilen direkt im Schauspielhaus Leipzig und die Zeit verging wie im Flug. Gegen 23:00 wurde dann Wallensteins Lager im Freien vor dem Völkerschlachtdenkmal aufgeführt - hier gab es moderne Elemente, denn Teile wurde in einen Sprechgesang vorgetragen.
    Ich habe vorher das Buch gelesen, eher quergelesen und ich muss sagen, ich verstehe Schillers Stücke immer besser im Theater als gelesen, das war schon in Schulzeiten so...


    Aber zurück zur Inszenierung. Ich fand die Schauspieler fast alle Klasse, vor allem Wallenstein war gut besetzt, aber auch die Piccolomini. Einzig Thekla war für mich leider nicht ganz glaubwürdig und etwas lächerlich, obwohl sie sich in Wallensteins Tod gesteigert hat.


    Insgesamt aber eine tolle Inszenierung, die ich nicht missen möchte.


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Hallo schokotimmi


    Ich habe mir diesen Wallenstein letzten Herbst auch angeschaut und kann Dein Urteil bestätigen. Eine absolut erlebenswerte Inszenierung.
    Eigentlich wollte ich mir damals die Berliner Wallenstein-Inszenierung ansehen, die großes mediales interesse erregt hatte, was bei mir aber terminlich nicht gepaßt hat. Somit war Leipzig nur zweite Wahl. Als ich mich dann kurz vor der Fahrt dorthin noch etwas über die Inszenierung informiert und gelesen habe, was der Regisseur mit dem Stück angestellt hat, wurde ich richtig sauer :grmpf: : Ein junger Hauptdarsteller, die Teile der Trilogie umgestellt - "Wallensteins Lager" an den Schluß und die Verse auch noch gerappt :entsetzt: Na bravo, dachte ich, das kann ja heiter werden.
    Aber dann wurde ich doch aufs positivste überrascht. Die Schauspiel-Truppe war einfach großartig. Auch den jungen Hauptdarsteller (Stefan Schießleder) fand ich in seiner Rolle absolut glaubwürdig, auch das etwas ruinenhafte dieser alten Baumwollspinnerei fand ich als Kulisse für "Die Piccolomini" sehr passend. Die 1 1/2 Stunden vergingen wirklich wie im Flug.
    Ich hoffe, Du hast Dich danach auch an den verschiedenen köstlichen Buffets im Schauspielhaus gestärkt um anschließen die guten 2 Stunden "Wallensteins Tod" durchzustehen :zwinker: Und dort liefen die Schauspieler dann wirklich zur Hochform auf.
    Ob ich mir die anschließende Fahrt zum Völkerschlachtdenkmal überhaupt noch antun soll habe ich mir ernsthaft überlegt. Es war a*kalt und ich war auch schon recht müde. Aber was hätte ich versäumt! Auf Schillers Verse läßt sich sogar rappen! Wer hätte das gedacht? Ich kann mit Rap sonst wirklich nichts anfangen, aber dieses "Wallensteins Lager " hat richtig Spaß gemacht. Auch die Umstellung vom Anfang an den Schluß der Trilogie machte durchaus Sinn und der Auftritt der Reiter war dort vor dem Völkerschlachtdenkmal sehr effektvoll.
    Auf der Rückfahrt traf ich in der Straßenbahn ein älteres Ehepaar. Die Frau erzählte mir, daß sie sich ein paar Tage zuvor den Berliner "Wallenstein" angesehen hätten, der Leipziger jedoch viel, viel besser gewesen wäre.


    [quote][Insgesamt aber eine tolle Inszenierung, die ich nicht missen möchte.
    /quote] Genau!


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • was ich dazu berichten kann: letztes wochenende waren in trier wieder die antikenfestspiele. das bedeutet, dass im amphitheater griechische oder römische werke aufgeführt werden. dieses jahr konnte man sich zb antigone und die oper nabucco ansehen. ich habe mich für antigone enschieden und war begeistert. das in einem amphitheater zu sehen hatte für mich einen besonderen reiz. diese festspiele finden jedes jahr im sommer statt und dauern über drei bis vier wochenenden. war echt ein besuch wert (wenn auch der preis mit knapp 60 euro wirklich sehr hoch angesetzt ist, gibt ja aber auch billigere karten weiter hinten)

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.<br />(Ludwig Feuerbach)