• Ein wichtiger Auslöser für diese Schreibhemmung war der angebliche Verrat seiner Frau Elisabeth an ihm. Dadurch wurde für ihn der Begriff Vetrauen in Frage gestellt und er stellte seine ganze Arbeit in Frage.
    Uwe Johnson hat darauf auch literarisch reagiert, mit der "Skizze eines Verunglückten".
    Ist zwar nur ein kleines biografisches Detail, aber hatte große Auswirkungen.


    @ Friedrich-Arthur
    Du solltest wirklich die Jahrestage weiterlesen. Wir hatten darüber an anderer Stelle sogar schon darüber gesprochen.


    Rat Krespel

  • Hallo Rat Krespel,
    hallo Johnsonanhänger(innen),


    Uwe Johnson - Fritz J. Raddatz


    Zum Verhältnis der beiden und zu ihrem Briefwechsel fand ich gerade einen schönen [url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,431479,00.html]Artikel bei Spiegel online[/url]. Traurig nur das (besonders auch frühe) Ende Uwe Johnsons...


    Das scheint mir ein polemischer und schelmischer Briefwechsel gewesen zu sein...


    Ich sollte mich wirklich wieder den Jahrestagen widmen.


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo Friedrich Arthur,


    vielen Dank für Deine Begrüßung im Ordern "Wer schreibt hier". Ich würde mich auch freuen, wenn Johnson die Beachtung finden würde, die er verdient hat.
    Der Briefwechsel Johnson - Raddatz ist gerade per Post auf dem Weg zu mir, freue mich schon sehr darauf, denn bisher habe ich alle Bücher von Johnson hier und auch fast alle gelesen.


    Ich habe gerade wieder einen kleinen Text von Uwe Johnson gelesen - "Über eine Haltung des Protestierens", der mich fasziniert, da es einer der wenigen Beispiele ist, in denen Johnson selbst, ohne Vermittlung über eine seiner Personen, in deutlichen Worten seiner Wut Ausdruck verleiht. Da dieser Text von 1967 bis heute von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat, hier ein kleines Zitat:


    Zitat

    Die guten Leute sollen das Maul halten. Sollen sie gut sein zu ihren Kindern, auch fremden, zu ihren Katzen, auch fremden; sollen sie aufhören zu reden von einem Gutsein, zu dessen Unmöglichkeit sie beitragen.


    Gute Nacht


    Rat Krespel

  • Hallo,


    wie ich vorhin gelesen habe in einem Beitrag von Friedrich-Arthur, erscheint im September der Briefwechsel Johnson-Grass. Ebenfalls neu und schon erschienen: Briefwechsel Johnson-Kempowski mit dem Titel "Kaum beweisbare Ähnlichkeiten". Sehr lesenwert, denn hier unterhalten sich zwei, die sich auf eine ganz besondere Art mit deutscher Geschichte auseinandersetzen.


    Viele Grüße


    Rat Krespel

  • Hallo Fuu


    ich kopiere deinen Beitrag aus dem Leserunden-Vorschlag-Ordner hier herein:


    Zitat von "Fuu"

    Ich beschäftige mich auch gerade mit der Biographie über Uwe Johnson. Du meine Güte! Und das in meiner Wohnortnähe! (Sein Vater wurde verhaftet, im sowjetischen Speziallager Fünfeichen )
    Muss noch mehr lesen, Danke für den Tipp!


    Gruß, Fuu


    und er, der Vater, starb dann in der Ukraine. Um die Festnahme rankt sich ein Geheimnis. Die Biographie von Bernd Neumann ist wirklich gut zu lesen.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat

    Ich muss sagen, dass man von einer Schreibhemmung im 4. Band nicht viel
    merkt.


    Die Schreibhemmung ist dem vierten Teil nicht anzumerken, weil Uwe Johnson sie überwunden hatte. SIe hat aber dazu geführt, dass es 10 Jahre gedauert hat, bis der vierte Teil erscheinen konnte, aber nicht, weil Johnsoon ao lange dran saß sondern weil er sehr lange die Arbeit liegen gelassen hat.


    Rat Krespel

  • Hallo zusammen,


    Ich kopple mal den Beitrag aus dem Buchvorschläge-Forum hierher:

    Zitat von "Leibgeber"

    Ich hab die "Mutmassungen" ausgelesen.
    Bin sehr beeindruckt, das ist stilistisch einfach ausgereift, und das, obwohl es erst das zweite Buch des Verfassers ist, nach der in den 50ern ungedruckt gebliebenen "Ingrid Babendererde".
    Hätte glatt Lust, mich neben den "Jahrestagen" noch an Weiteres zu begeben, aber liegt so viel Ungelesenes herum ...


    war ebenfalls beeindruckt und hatte die "Begleitumstände" noch im Visier vor der großen Leserunde der "Jahrestage". Doch schaffe ich das auch nicht mehr.
    Ein Absatz aus "Mutmassungen" fand ich kurz und prägnant:


    Was ist der Fortschritt. Intellektuell. sozial. Deutsche Möbelthesen: Nur an meinem Tisch sitzt man auf dem richtigen Stuhl.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()


  • Moin, Moin!


    Im Zusammenhang mit der Besprechung eines Buches über Uwe Johnson gehört: Reinhard Jirgl entschied sich, nicht mehr Johnson zu lesen, um seinen eigenen schriftstellerischen Stil zu erhalten. Interessanter Aspekt einer Leseverweigerung.


    Das wundert mich garnicht, bei diesem grandiosen Stil kann man schnell vereinahmt werden und sogar den Mut verlieren, selbst Schriftsteller zu werden bzw. zu sein... :breitgrins:

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Die Jahrestage sind überhaupt ein auf große Quellen- und Archivarbeit fußende Arbeit und einige Erzählstränge kommen mir journalistisch vor, oder sind sogar Kurzübersetzungen von journalistischen Beiträgen, besonders der alten Tante Times. Das kam in den Mutmassungen so nicht vor. Da wurde eben viel mehr gemutmasst.

  • "mutmaßungen über jakob" hielt ich damals als eines der unverständlichsten bücher wo gibt. ich wollte daher einmal fragen, ob es beispielsweise auch hierzu irgendwelche materialenbände gibt.


    mfg lüds

  • Moin, Moin!


    Ich <a href="http://www.buecherlei.de/">lese zurzeit</a> zwei Briefwechsel Uwe Johnsons; daraus einige Sentenzen:


    Bei der Aussicht, Sie und Marianne wieder zu sehen, melde ich gehorsamst das Auftreten einiger Vorfreude. (Uwe Johnson an Max Frisch, 10.8.1971)


    Um nicht ungerecht zu sein, muß ich beifügen, daß die Frage, wie es mir gehe, beim Mittagessen gestellt worden ist; ich sagte Gut! (Max Frisch an Uwe Johnson, 17.5.1971)


    Wie sich Uwe Johnson gegenüber Max Frisch lustig macht über Siegfried Unselds Pose des am hartnäckigsten Arbeitenden, wie er immer wieder bei Johnson mit der Frage nachhakt: "Sag, Uwe, arbeitest du auch?" Übrigens gerade die Geburtsstunde des "suhrkamp taschenbuch"; alles sehr interessant.


    "Ohnehin stehe ich zu meinem Unglück im Rufe der Arroganz". (Uwe Johnson an Max Frisch, 9.1.1971)


    Editionsschelte. (Fritz J. Raddatz an Uwe Johnson, 23.6.1977)


    Es verzwirnen sich da, wie so oft im Leben, ganz viele Kausalitäten... (Fritz J. Raddatz an Uwe Johnson, 22.4.1977)


    Was der Mensch, so Raddatz, doch eigentlich wolle, sei ein Haus an der Nordsee mit Blick auf die Alpen.


    Selbst ein Korb von Ihnen ist mir noch angenehm, Sie entwickeln offenbar meine masochistischen Instinkte. (Fritz J. Raddatz ab Uwe Johnson, 22.4.1977)


    Das Vergleichwort Mafia für Praktiken innerhalb der Gruppe 47 erledigt sich durch mangelnde Kenntnis der Mafia. (Uwe Johnson an Fritz J. Raddatz, 17.2.1977)


    Liebes Fritzchen, wenn man Ihnen die klösterliche Abgeschiedenheit glauben soll, dürfen Sie Ihre Postkarten nicht in München aufgeben. (Uwe Johnson an Fritz J. Raddatz, 17.7.1996)


    Fernmund ( = Telefon) [Fritz J. Raddatz an Uwe Johnson, Juli 1972]


    ... daß ich hier mit krachender Haut an meinem handlungsstarken Lyrikband zu sitzen habe. (Uwe Johnson an Fritz J Raddatz, 30.6.1967)


    Danke für die Uebersendung der Mayerschen Kommentare ["Zur deutschen Literatur der Zeit"]. Die Typographie wirkt solide und appetitlich, wenn ich das sagen darf. (Uwe Johnson an Fritz J Raddatz, 21.3.1967)


    Running Gag im Hause Johnson: die ständige Suche nach dem Korkenzieher. Im Gegensatz dazu sucht Raddaz andauernd nach seinem Zigarrenabschneider.


  • Moin, Moin!


    Rostocker Bürger lesen Uwe Johnsons "Jahrestage" <a href="http://www.dradio.de/kulturnachrichten/2013081008/4/">fürs Radio ein</a>. 366-Tage-Projekt für 2014 geplant. Die <a href="http://rostock-liest.de/">Webseite dazu</a> ist noch nicht frei geschaltet.


    Das sind dann etwa 5 Seiten pro Tag. Soll der Roman jeden Tag von einem Anderen gelesen werden?

  • Das sind dann etwa 5 Seiten pro Tag. Soll der Roman jeden Tag von einem Anderen gelesen werden?


    Wohl ja. Klick mal auf den ersten Link (Deutschlandradio) ... Die 366 Tageskapitel sollen von 366 Rostocker Bürgern gelesen werden. Ein interessantes Projekt.


    Gruß, Gina

  • Wohl ja. Klick mal auf den ersten Link (Deutschlandradio) ... Die 366 Tageskapitel sollen von 366 Rostocker Bürgern gelesen werden. Ein interessantes Projekt.


    Gruß, Gina


    Danke. Ich finde das Experiment auch interessant, wenn es dann tatsächlich Volkes Stimme ist die wir da hören können.
    Man hätte die Lesung natürlich auf ein Schaltjahr legen können.