Bibliotheken

  • Hallo zusammen!


    War heute Nachmittag beim Zahnarzt, und da geht einem allerlei Sinnloses durch den Kopf:


    1. Das Thema "Eco" hat mich an eine Fernseh-Sendung erinnert (sie muss einige Zeit nach Der Name der Rose gemacht worden sein, konzentrierte sich aber noch sehr stark auf den Wissenschafter Eco, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt). Jedenfalls wurde darin auch über die Grösse von Ecos privater Bibliothek berichtet. Wenn ich mich nicht täusche, waren es rund 12'00 Bücher, verteilt auf Ecos festen Wohnsitz und sein Feriendomizil. Es können auch jeweils 12-15'000 Bücher gewesen sein, ich bin nicht mehr sicher. Kennt jemand die genauen Zahlen?


    2. Tieck soll an die 16'000 Bücher besessen haben (was für seine Zeit eine immense Menge wäre!), diese dann (aus Geldmangel?) verkauft, innert kürzester Frist aber wieder um die 11'000 Bände nachgekauft haben. So berichtet Arno Schmidt in seinem Radio-Essay über Tieck. Kennt jemand Schmidts Quelle?


    3. Canetti muss rund 9'500 Bücher in London und fast ebensoviele in Zürich hinterlassen haben. - Gibt es eigentlich eine Stelle, die die Grösse und allenfalls sogar den Inhalt von nachgelassenen Schriftstellerbibliotheken erfasst und auflistet?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    Zürich hinterlassen haben. - Gibt es eigentlich eine Stelle, die die Grösse und allenfalls sogar den Inhalt von nachgelassenen Schriftstellerbibliotheken erfasst und auflistet?


    Nicht das ich wüsste. Bei dieser Gelegenheit kann ich aber nicht verschweigen, dass ich gestern nach mehreren Jahren wieder eine aktuelle Liste mit meinen Bücher online gestellt habe, inzwischen 5017 Titel.


    http://www.koellerer.de/bibliothek.html


    CK

  • Hallo Sandhofer,


    Zitat von "sandhofer"

    Tieck soll an die 16'000 Bücher besessen haben (was für seine Zeit eine immense Menge wäre!), diese dann (aus Geldmangel?) verkauft, innert kürzester Frist aber wieder um die 11'000 Bände nachgekauft haben. So berichtet Arno Schmidt in seinem Radio-Essay über Tieck.


    Im 12. Band der Tieck-Werkausgabe des Deutschen-Klassiker-Verlages ist sogar noch von einer deutlich höheren Zahl die Rede. In der dort im Anhang abgedruckten Zeittafel heißt es unter der Jahreszahl 1849: »Teilweise Veräußerung seiner 36000 Bände umfassenden Bibliothek auf einer Auktion durch Adolf Asher (der Katalog umfaßt ca. 9500 Nummern)«.


    Ähnlich umfangreiche Privatbibliotheken gab es offenbar schon im 17. und 18. Jh. (Hervorhebungen von mir):

    Zitat

    Privatbibliotheken von mehreren tausend Bänden, namentlich in größern Städten, voran Hamburg, besonders Universitäts- und Residenzstädten, wie Leipzig, Nürnberg, Dresden, Wien, Berlin, sind gerade in unserm Zeitraume häufig. J. J. Enzmiller in Leipzig, Jurist, reich und angesehen, in den Grafenstand erhoben, besaß 1656 eine Bibliothek von 22000, der Leipziger Advokat Huldreich Groß († 1677) - er wird uns in der Geschichte der kursächsischen Bücherkommission wieder begegnen - eine solche von 7-8000 Bänden, ebenso 1669 der Nürnberger Prediger I. M. Dilherr. Der Altdorfer Professor Rinck besaß, Anfang 18. Jahrhunderts, ca. 20000, der Hamburger Professor J. A. Fabricius († 1736) ca. 32000 Bände, die Bibliothek des Hamburger Bürgermeisters Matfeld († 1720) zählte ca. 24000 Nummern, darunter zahlreiche Sammelbestände, diejenige der Hamburger Brüder Wolf um 1720 24-25000 Bände nebst 700 Sammelbänden mit Dissertationen, die des Kriegsrats und Dichters Joh. v. Besser († 1729) 17000 Bände. Gottscheds Bibliothek zählte bei seinem Tode (1766) 5000, die des Rektors Bötticher in Wolgast gegen 4000 Bände.


    [Johann Goldfriedrich: Geschichte des Deutschen Buchhandels, 2. Bd. (1648-1740). Geschichte des deutschen Buchwesens, S. 1657 (vgl. Kapp/Goldfr. Bd. 2, S. 14-15)]


    Das Bücherverzeichnis der Bibliothek von Arno Schmidt habe ich mir mal aus dem Netz heruntergeladen. Vielleicht gibt es für andere Schriftsteller irgendwo in den Weiten des WWW ähnliche Verzeichnisse, da müßte man mal in einer Mußestunde ein bißchen rumgoogeln. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Zitat von "xenophanes"

    Bei dieser Gelegenheit kann ich aber nicht verschweigen, dass ich gestern nach mehreren Jahren wieder eine aktuelle Liste mit meinen Bücher online gestellt habe, inzwischen 5017 Titel.


    Sehr schön, danke! Prima Service für neugierige Leute wie mich, die anderen gerne in die Bücherregale gucken. ;-)


    Was ich gerade eben noch gefunden habe: Unter http://www.adk.de/archiv/bibliothek/nachlaesse.html kann man sich ein paar Verzeichnisse von Nachlaßbibliotheken herunterladen, darunter die von Anna Seghers (sie besaß etwa 6400 Bücher, wenn ich das richtig sehe).


    Heine besaß zuletzt offenbar (nur) 323 Bücher:

    Zitat

    Heine-Nachlassbibliothek
    Die Nachlassbibliothek enthält die Bücher, die Heine zum Zeitpunkt seines Todes als persönlichen Besitz aufbewahrte. Der Bestand umfasst 323 Nummern und hat den Charakter einer Arbeitsbibliothek. Teilweise tragen die Bücher Anstreichungen oder andere Zeichen von Heines Hand.


    dazu: Eberhard Galley: Heinrich Heines Privatbibliothek. - In: Heine-Jahrbuch 1962, S. 96-116


    <http://www.duesseldorf.de/hein…othek/bestand/index.shtml>


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo zusammen!


    Danke für die Antworten soweit!


    Zitat von "xenophanes"

    Bei dieser Gelegenheit kann ich aber nicht verschweigen, dass ich gestern nach mehreren Jahren wieder eine aktuelle Liste mit meinen Bücher online gestellt habe, inzwischen 5017 Titel.


    Werde ich bei Gelegenheit nach Lese- und Kaufanregungen durchkämmen - danke!


    Zitat von "Wolf"

    Im 12. Band der Tieck-Werkausgabe des Deutschen-Klassiker-Verlages ist sogar noch von einer deutlich höheren Zahl die Rede.


    Weisst Du, auf welche Quelle man sich da stützt?


    Zitat von "Wolf"

    Unter http://www.adk.de/archiv/bibliothek/nachlaesse.html kann man sich ein paar Verzeichnisse von Nachlaßbibliotheken herunterladen, darunter die von Anna Seghers (sie besaß etwa 6400 Bücher, wenn ich das richtig sehe).


    Genau so etwas meinte ich! Scheint leider noch im Anfangsstadium zu stecken :sauer: . Hab's aber mal für zukünftigen Gebrauch als Lesezeichen abgelegt.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Der Thread ist zwar schon ein paar Tage alt, aber vielleicht interessiert es ja noch jemand.


    Ich lese schon seit längerer Zeit die "Essais" von Michel de Montaigne.
    Neuübersetzung von Hans Stilett.
    Übrigens nicht die wunderschön bibliophile Ausgabe des Eichborn-Verlages. Sondern da ziehe ich doch das "Taschen"-Buch vor.


    Dort im Waschzettel findet sich die Angabe, Montaignes Bibliothek habe ca. 1000 Bände umfasst. Ich lass das so stehen, weil ich es auch sonstwo schon mal gelesen hab. Biographisches über ihn kenn ich sonst bisher weiter nicht.


    Das wäre wohl mehr, als damals so etliche Universitätsbibliotheken hatten.
    Wenn ich mal nach den "Essais" gehe, hat er die wohl auch wirklich gelesen. Zwischen Besitzen und Lesen ist ja allemal noch ein Unterschied. :zwinker:


    Interessieren würde mich auch am meisten, wie er da dran gekommen ist. Wirklich alle gekauft? Oder eingetauscht? Bücher waren ja unglaublich teuer.
    Zum Teil geerbt vielleicht?
    Oder - in seiner Eigenschaft als Politiker und Diplomat vielleicht welche davon sonstwie unter den Nagel gerissen ... ? Muss ja nicht jeder im praktischen Leben den in seinem Werk vertretenen moralischen Ansprüchen genügen ...


    Es wurde weiter oben die Bibliothek von Arno Schmidt erwähnt.
    Ich kenn das Forum noch nicht so gut, vielleicht wurde die Seite ja schon mal gepostet.
    http://www.gasl.org
    Naja, wer würde sich davon schon was ausdrucken :zwinker:
    Aber zum Stöbern ist das sehr interessant.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Moin, Moin!


    Bibliomaniealarm! - "Menschen werden immer Räumlichkeit zu schätzen wissen. Das Buch inmitten anderer Bücher im Raum bedient uralte Instinkte aus der Zeit der Jäger und Sammler. Das Buch fungiert sowohl an sich als Trophäe einer teilweise ausgiebigen Jagd als auch als Symbol für und Hinweis auf andere Welten, deren Eingang es ist." (<a href="https://eitenswelt.wordpress.com/2015/04/08/eine-bibliothek-neu-einrichten/">Gedanken bei der Neueinrichtung einer Bibliothek</a>)

  • Moin, Moin!


    Die Leipziger Stadtteilbibliothek in Plagwitz wird zurzeit renoviert. Deren Bücher sind ausleihbar, müssen allerdings vorbestellt werden, was eine Gebühr von 1.- Euro pro Buch bedeutet. Das finde ich ein bißchen komisch; denn Vorbestellungen gelten eigentlich Büchern, die andere entliehen haben und bei denen man sich sozusagen in die Warteschlange stellt. Die Bücher aus Plagwitz sind frei, und man muß quasi wegen der Renovierungsarbeiten blechen, für die ich als Leser und Benutzer nun wirklich nichts kann.