literatur und räume

  • hallo, ich suche dringend literatur in der "intensive raumerfahreungen" beschrieben sind. dies kann auch nur in kleinen abschnitten dargestellt sein. bitte um hilfe...
    ps: findet man bei goethe vielleicht solche erlebnisse?


    gruss kai

  • ich suche räuml. erfahrungen im bezug auf architektur. vielleicht eine intensive beschreibung einer alltagsszene in einem raum oder an einem ort. versteht ihr was ich meine?

  • Hallo kai,
    kennst du Kafka, in jedem der drei grossen Romane gibt es sehr eindrückliche Raumerfahrungen, wie du sie suchst, denke ich:


    - Amerika: Die Villa des Onkels


    - Der Prozess: Die Kanzleien


    - und wahrscheinlich am wenigsten im "Schloss": Das Wirtshaus, der Herrenhof.


    Ausserdem, vielleicht auch interessant: "Der Tunnel" von Dürrenmatt, eine Altagsszene, nur dass der Tunnel kein Ende nimmt...


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hi,


    zwar nicht gerade Architektur, aber in der Gefängnisliteratur dürfte es von Raumerfahrungen ja nur so wimmeln. ZELLE. An ein eindrucksvolles Beispiel aus diesen Rowohlt-Bänden "Proletarische Lebensläufe" kann ich mich erinnern. Räume werden ja wohl besonders interessant, wenn man sie nicht verlassen kann.


    Mecki

  • Zitat von "kai"

    ps: findet man bei goethe vielleicht solche erlebnisse?


    Hallo Kai,


    in Goethes "Dichtung und Wahrheit" gibt es eine Passage über die Besteigung des Straßburger Münsters. Der Student Goethe wollte damit seine Höhenangst (sagt man wohl heute) überwinden. Soweit ich mich erinnere, beschreibt er den Aufstieg, die Glockenkammer usw. und seine Eindrücke.


    Grüße,
    Gitta


    @ Mecki: In der Schachnovelle von Stefan Zweig wird so eine Zellenerfahrung beschrieben.

  • Zitat von "Dostoevskij"

    Moin, Moin!



    Klick macht es, und mir fiel Poes "Grube und Pendel" ein.


    Hallo Dostoevskij und Alle,


    Poe? Gibt's da nicht auch so was, wo Einer im Sarg liegt oder es sich vorstellt, daß er nur scheintot ist? So ziemlich die schlimmste Raumerfahrung, oder? :entsetzt:


    Gruß,
    Gitta

  • Moin, Moin!


    Zitat von "Gitta"

    Poe? Gibt's da nicht auch so was, wo Einer im Sarg liegt oder es sich vorstellt, daß er nur scheintot ist?


    Mit <a href="http://www.sterneck.net/cybertribe/schatten/edgar-allan-poe-begraben/index.php">diesem Artikel</a> ist man bestens bedient.

  • Bisher sind hier Räume im Normalsinn (Wohnungen, Zimmer, Zellen, Keller...) aufgezeigt worden.


    In der Sekundärliteratur wird "Raum" auch erweitert als "Lebensraum", Entwciklungsbereich, Region - auch als "Landschaft" verstanden und beschrieben.


    Deshalb hier ein Beispiel aus dem Deutschunterricht:


    AB: Funktionen der Räume und der Landschaft(en) in fiktionalen Texten:
    - Arbeitsblatt zu: G. Kellers Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe"


    1. Handlungsraum:
    Raum als Bedingungsrahmen für Ereignisse und Handlungen.
    Als Orientierungsrahmen für Personen: In welcher personalen, sozialen und emotionalen Beziehung stehen sie? Wie sind die Beziehungen gespiegelt? Wie verlaufen sie vom Ausgangsspunkt bis zur Schlusssequenz?


    2. Stimmungsraum:
    Raum als Ausdrucksträger mit expressivem Charakter, der die Erlebnisse der Personen bestimmt; Beispiel: das Bauernhaus, das Vrenchen verlassen muß; das Haus des Manz in Seldwyla; das Lebkuchenhaus (zu Kirchweih), das "Paradiesgärtlein"...


    3. Lebensraum:
    Raum, in dem die Personen zu Hause sind, der ihre Wirklichkeitssicht bestimmt (Arbeitswelt/Nachbarschaft, häuslicher Alltag, ‘Milieu’-Bedingungen, Fremde/Heimat, Eigentum/Fremdbesitz).


    4. Kontrastraum:
    Spannung zwischen Raum und erzählten Ereignissen zur Betonung von Widersprüchen und Konflikten: räumliche Gegensätze (das Zu-Hause-Sein/Auszug, Vertreibung=Verlust des Vaterhauses; Stadt/Land; Heimat/Fremde; Verträglichkeit/Feindseligkeit; Alter/Jugend); die Tal-Aue als Ersatz für die verlorenen Elternhäuser; Hochzeits- und Totenbett auf dem Heuschiff bei der Durchfahrt durch die heimische Landschaft...


    5. Raumsymbolik:
    Raum oder Dingwelt (Region, Feld, Flussgegend, Brücke; Bauwerke/Naturelemente) mit symbolischer Bedeutung für die Gegenstände und/oder die Personen der Erzählung.


    Aufgaben:


    Erschließe mit Hilfe dieser Begriffe die besondere Bedeutung des Raumes (der Landschaft) in der E x p o s i t i o n der Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe"!

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Saturnia"

    Bisher sind hier Räume im Normalsinn (Wohnungen, Zimmer, Zellen, Keller...) aufgezeigt worden.


    Dann hast Du meinen Hinweis auf Karl May nicht verstanden. Ergänzend und hinweisend sei auch noch Arno Schmidts Sithara ... genannt.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • ':klatschen:' Meister des Karl Mayschen Hinter- und Unter- und Hintern-Grundes:


    Meintest Du das Eindringen ("immissio") und versuchte Durchqueren der latent/offen zur Schau liegenden Talgründe - als Ein- und Eroberung in die (oder: der) talwärts geleitete(n) Suche nach den vulgo unnennbaren Gefilden männlicher Homoanalität....?
    Serr woll! Salute, Sithara! Gutes Gelingen in oder bei der Pro-und Analyse; da ist ja kein Greenhorn unterwegs... (?)

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“

  • Auch bei Uwe Johnson gibt es sehr detaillierte Raumbeschreibungen, z.B. in "Jahrestage" und in "Mutmassungen über Jakob". Ansonsten sind mir am eindringlichsten die von alpha genannten sowie Theodor Fontanes "Der Stechlin" und Wanderungen in Erinnerung geblieben. Sehr merkwürdige Raumerfahrungen bekam ich auch bei Hermann Hesses "Morgenlandfahrt" und "Der Steppenwolf". FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10