• Hallo!



    Ich bin selber a) Fontane-Liebhaber und b) mit Brandenburg völlig unbekannt - die Wanderungen aber gehören zu meinen Lieblingen. Man kann also, finde ich, die Wanderungen lesen, ohne die Örtlichkeiten zu kennen.


    Vielen Dank, das hör ich ausnehmend gern! Bedeutet das doch die Vorfreude auf weitere 5 Bände Lesegenuss. Ich hoffe nur, dass Fontane nicht allzu ausführlich bei der Schilderung von Kunst- und Kulturschätzen verfährt, in dieser Hinsicht kann man mich mengenmäßig sehr leicht erschlagen. Da geht's mir wie bei Museumsbesuchen: Nach dem dritten Exponat ist mein Arbeistsspeicher voll. Ich verwundere mich oft über professionelle Ausstellungsbesucher, die hunderte Kunstwerke in einigen Stunden "abarbeiten". Für mich, abgesehen von ehebaldigst schmerzenden Füßen, ein Ding der Unmöglichkeit. Canetti meinte einmal, dass der Mensch mit einigen wenigen Gemälden in seinem Leben das Auslangen finde. Ich scheine in diese Kategorie zu gehören.


    Grüße


    s.

  • Bin über Ostern weg ins Fontaneland, wenn auch nicht mit dem Schiff, sondern über die Autobahn...


    Frohe Ostern, gutes Wetter und literarische Mußestunden wünscht euch FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10


  • Bin über Ostern weg ins Fontaneland, wenn auch nicht mit dem Schiff, sondern über die Autobahn...


    Frohe Ostern, gutes Wetter und literarische Mußestunden wünscht euch FA


    Hallo Friedrich-Arthur,
    schönen Urlaub im Fontaneland *hinterher_wink*


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Fontanefreundinnen und Fontanefreunde, vergesst den schönen und großen Fontane-Ordner im Literaturcafé, es gibt ihn nicht mehr, da das Forum nicht mehr existiert.


    Ich hatte mir während meines Kurzurlaubs "Irrungen, Wirrungen" gekauft und auch gleich verschlungen. Verglichen mit Theodor Storms "Aquis submersus" ist die Geschichte weniger düster, aber anklagend ist auch sie. Wo das gesellschaftliche Ansehen, der gesellschaftliche Status, der Wille der Familie und das Geld fordern, muss echte Liebe bezahlen. Wo der Mann nicht manns genug zu seiner Liebe zu stehen, muss er sich denn anderweitig verkuppeln lassen. Jedenfalls auch dieser Berlin-Roman Fontanes konnte mich begeistern. Immer mal wieder ein Buch von Fontane lesen, das nehme ich mir vor. "Unwiederbringlich" muss ich mir noch besorgen, "Effi Briest" habe ich mir besorgt und muss es nur noch lesen. Und von Walter Aue gibt es auch wieder ein neues Buch...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Kein Buch Fontanes hat mich so bewegt wie "Irrungen, Wirrungen". Fast glaube ich, nur eine Frau kann es wirklich verstehen und nachempfinden. Umso erstaunlicher ist es, dass ein Mann dieses Buch schreiben konnte (der sich privat im Umgang mit Frauen so wenig sensibel verhielt). Sicher, ihr werdet sagen, auch Flaubert und Tolstoi haben es verstanden, über Frauen zu schreiben, und die noch Beleseneren unter euch werden mich auf Hawthorne, Henry James und Thomas Hardy verweisen, doch dann werde ich erwidern, dass ich trotzdem finde, keinem gelingt es so erstaunlich nahe an die Gefühle einer Frau heranzukommen wie Fontane.
    Was meint ihr generell, können Männer über Frauen und Frauen über Männer schreiben, ohne das Männer- und Frauenphantasien dabei herauskommen?


    Grüße von der Leserin

  • Hallo Leserin



    Kein Buch Fontanes hat mich so bewegt wie "Irrungen, Wirrungen". Fast glaube ich, nur eine Frau kann es wirklich verstehen und nachempfinden. Umso erstaunlicher ist es, dass ein Mann dieses Buch schreiben konnte (der sich privat im Umgang mit Frauen so wenig sensibel verhielt). Sicher, ihr werdet sagen, auch Flaubert und Tolstoi haben es verstanden, über Frauen zu schreiben, und die noch Beleseneren unter euch werden mich auf Hawthorne, Henry James und Thomas Hardy verweisen, doch dann werde ich erwidern, dass ich trotzdem finde, keinem gelingt es so erstaunlich nahe an die Gefühle einer Frau heranzukommen wie Fontane.
    Was meint ihr generell, können Männer über Frauen und Frauen über Männer schreiben, ohne das Männer- und Frauenphantasien dabei herauskommen?


    Grüße von der Leserin


    ich bin auch der Meinung, dass Fontane ein außergewöhnlicher Beobachter des Menschen ist und seine Frauengestalten sind feinfühlig beschrieben. Sie schleichen sich mir ins Herz. Das schafft kaum ein anderer Schriftsteller.


    Erwähnen möchte ich noch Eduard Keyserlings Frauengestalten, die ebenfalls sehr berühren. wie z.b. in "Wellen", "Fräulein Rosa Herz" oder "Beate und Mareile". Doch Fontane ist für mich ebenfalls der Beste.


    Zitat von "Leserin"


    Was meint ihr generell, können Männer über Frauen und Frauen über Männer schreiben, ohne das Männer- und Frauenphantasien dabei herauskommen?


    ich habe mir schon überlegt, ob das nicht an unserer Zeit liegt, dass solche Themen oft in Männer- und Frauenphantasien hinausläuft.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Leserin und Maria,


    das Fontane ein sehr genauer Beobachter war, das ist auch mein Eindruck. Feine psychologische Details konnte er sehr genau empfinden und erfassen und was ihm so überaus gelungen ist auch noch in Worte und Sätze bringen. Deshalb wird er immer Zuspruch und Zustimmung und damit einen geneigten Anhänger(innen)kreis haben. Was mir auffällt: Fontane ist bei weiblicher und männlicher Leserschaft gleich beliebt. Ihr schriebt, dass er sehr gut die Gefühle der Frauen erkannt hat, gleiches gilt auch für die Gefühle der Männer.


    Was Fontane liebte, das konnte er dann auch treffend, liebevoll und unvergänglich schön beschreiben. Die drei Dinge, die mir dabei besonders auffielen: die Frauen, seinen Vater und die Mark Brandenburg.


    Ich lese gerade "Effi Briest" und bin zur Ansicht gekommen, dass man für Werke wie dieses und auch andere Werke Fontanes, eine gewisse Reife und Lebenserfahrung mitbringen sollte, um das Werk/die Werke richtig schätzen zu können - besonders die vielen kleinen Details und Nuancen. Trotzdem finde ich es nicht verkehrt, dass wir das Buch in der Schule als Schulstoff hatten. Vielleicht hat aber Überinterpretation viele von uns auf Jahre vor erneuter Lektüre zurückschrecken lassen. Die erneute Lektüre von "Effi Briest" ist natürlich ein Erlebnis besonderer Art. Wie vieles hatte ich früher überlesen und auch inzwischen vergessen. Ich werde mich noch dazu äußern...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo !


    Ich kann euch nur zustimmen, auch mir gefällt sie sensible Art Fotanes sehr und eben auch, dass er sowohl Frauen als auch Männern gleichermaßen gerecht werden kann.


    Als etwas ganz besonderes empfinde ich es auch, dass er seinen Themen auf den Grund geht und damit so verblüffend aktuell bleibt. In dieser Hinsicht besonders beeindruckt hat mich Unwiederbringlich, das ich jedem Paar empfehlen würde. Ich habe immer den Eindruck, dass Fontane das Wesen der Menschen erfasst hat.


    Gruß von Steffi

  • Wenn ich schon im Großen Bücherforum auf den Fontane-Ordner des Klassikerforums verwiesen habe, so will ich aber hier auch dorthin zurückverweisen. Also hier geht es zum Fontane-Ordner des Großen Bücherforums. FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo,


    nun lese ich - wie manche andere hier im Forum - gerade Gutzkow, einen zeitnahen Schriftsteller, und merke mal wieder, was wir an unserem Fontane haben: einen echten Dichter, der poetisch gestaltet Menschen, Landschaften, Verhältnisse vermittelt: Chapeau!!


    HG
    finsbury

  • Hallo finsbury,


    das mit der poetischen Gestaltung von Menschen, Landschaften und Verhältnissen werde ich mir bald eingehend zu Gemüte führen, denn heute konnte ich einige Bände der Wanderungen abholen:


    [kaufen='978-3746652900'][/kaufen]


    Für mich ist das bei der wenigen Zeit, die für das Lesen zur Verfügung steht und auch wegen des angehäuften SUB wohl eher eine "Lebensaufgabe", die zumindest Jahre fordern wird.


    Aber vielleicht werde ich so in den Bann gezogen, dass alles viel schneller geht als erwartet...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich-Arthur ()

  • Hallo FA,


    die "Wanderungen" spare ich mir seit Langem auf, werde sie, sofern Gutzkow mich bis dahin aus seinen Fängen lässt, aber mit in mein Urlaubsdomizil an einem Meckenburger See nehmen. Zwa nicht ganz die gleiche Gegend, aber wenigstens in der Nähe!


    Von den Romanen Fontanes liebe ich neben dem "Stechlin", seinem letzten, am meisten seinen ersten "Vor dem Sturm". Das ist ein
    wunderbares Buch, das sehr dicht die Atmosphäre der napoleonischen Befreiungskriege und danach in der Brandenburger Provinz und dem damals auch noch provinziellen Berlin einfängt. Am schönsten die Schlittenfahrt zum Kloster Lehnin!


    HG
    finsbury

  • Als etwas ganz besonderes empfinde ich es auch, dass er seinen Themen auf den Grund geht und damit so verblüffend aktuell bleibt. In dieser Hinsicht besonders beeindruckt hat mich Unwiederbringlich, das ich jedem Paar empfehlen würde. Ich habe immer den Eindruck, dass Fontane das Wesen der Menschen erfasst hat.


    Gruß von Steffi


    Hallo zusammen,
    hallo Steffi,


    ich lese gerade "Unwiederbringlich" und kann dir nur zustimmen. Es ist ein Thema das nie veraltet. Was mich wieder fasziniert an Fontanes Stil ist, dass er bereits am Anfang die Weichen legt und wenn man aufmerksam liest, weiß man bereits wie die Geschichte endet, aber er setzt dies ganz unauffällig; ein Uhland Gedicht hier, eine Skizze von einer Gruft dort usw.... Genial.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria,


    freut mich, dass es dir auch so gut gefällt.


    Vor dem Sturm wird mein nächster Fontane-Roman sein, wann ich dazu komme, weiß ich noch nicht.


    Gruß von Steffi

  • Vor dem Sturm wird mein nächster Fontane-Roman sein, wann ich dazu komme, weiß ich noch nicht.


    Hallo Steffi,


    darum beneide ich dich fast und wünsche dir viel Spaß dabei! Wenn "Vor dem Sturm" vielleicht auch nicht so kunstvoll ist wie einige der späten Fontane- Romane, ist er für mich doch einer meiner meistgeliebten Romane der Weltliteratur: Die Schlittenfahrt zum und der Aufenthalt im Kloster Lehnin, um nur einen der erzählerischen Höehpunkte zu nennen, sind so wunderschön beschrieben, dass sie mir für immer im Gedächtnis bleiben. Ganz viel Lesespaß dabei!


    finsbury

  • Hallo Maria, Steffi und finsbury,


    "Unwiederbringlich" hatte ich mir im Sommer gekauft und "Vor dem Sturm" gerade bestellt. Lese noch immer "Effi Briest" erneut. Auch andere kleinere Werke von Fontane liegen/stehen hier noch ungelesen herum. Vielleicht wird es ja ein Fontane-Winter...


    Eine Leserunde werde ich nicht vorschlagen, da mein Lese- besonders mein Mitlesetempo zu gering ist, um folgen zu können. Vielleicht lässt sich aber hier eine kleine Diskussion über die beiden Werke (und noch andere) entfalten. Ich werde mich dann mal dranmachen, "Effi Briest" auszulesen...


    Grüße in den wiederbelebten Fontane-Ordner,


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10


  • Hallo Friedrich-Arthur,



    Effi Briest habe ich auch bereits mehrmals gelesen u.a. als gemeinsames Lesen. Wir haben sehr tief geschürft, war toll:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,353.0.html


    mit Fontane wird der Winter bestimmt schön :winken:


    finsbury:
    Die Schlittenfahrt zum und der Aufenthalt im Kloster Lehnin, um nur einen der erzählerischen Höehpunkte zu nennen, sind so wunderschön beschrieben, dass sie mir für immer im Gedächtnis bleiben


    oja, kann ich dir nur zustimmen.


    Steffi:


    ich wünsche dir mit "Vor dem Sturm" viele schöne Lesestunden. :smile:



    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo finsbury,


    soeben ist "Vor dem Sturm" ganz nach vorne gerückt :breitgrins: Nachdem mit JMaria ja schon etliche Male davon vorgeschwärmt hat, jetzt auch noch du ... ihr macht mich beide sehr neugierig !


    Gruß von Steffi