Textkenntnisklausur zu Emilia Galotti, Werther, Effie Briest

  • Hallo zusammen,


    hier mal noch ne Frage zum 'Werther' (werd den zwar so oder so nochmal lesen müssen, aber vielleicht kann mir trotzdem einer/eine von euch schonmal vorab die Info liefern):


    Warum und wohin verlässt Werther in der Mitte des Romans den Ort an dem er sich befindet? Und wie heißt dieser Ort eigentlich? Wahlheim, oder? Oder ist Wahlheim nur der Ort, wo er jeden Tag zur Entspannung hingeht? Ihr seht also: es ist dringenst nötig, den Werther nochmal zu lesen...


    Die Frage wer Wilhelm ist, hat sich allerdings erledigt. Hab rausgekriegt, dass es sich um einen Freund handelt und nicht um den Bruder. Es lebe die Sekundärliteratur! :klatschen:


    Danke für eure Hilfe und die besten Grüße,
    Gretchens Freund

    [size=9px]"Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!"[/size]
    <br />kettcar

  • Zu Hülfe!


    Also die Probleme mit Kundera haben sich erledigt, da ich auch dazu sehr gute Sekundärliteratur gefunden habe, die all diese Fragen behandelt, aber was wichtiges zu Effie Briest


    Warum fühlt sich Effie nach den Ausflügen mit dem Major von Crampas schuldig? Sie hatten doch kein Verhältnis miteinander, oder? Sollte ich da etwa drüber gelesen haben? Warum sagt sie sich, dass sie gegenüber Instetten gelogen hat? Oder ist es nur weil v. Crampas ihr die Sachen über ihren Mann erzählt hat?


    Für Hilfe wäre ich wirklich dankbar... So langsam scheint sich dieser Thread dann doch mehr und mehr zum Monolog zu entwickeln... :sauer:


    Die besten Grüße,
    G.F.

    [size=9px]&quot;Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!&quot;[/size]
    <br />kettcar

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hmmm.... hier ließt man folgendes:


    Zitat

    Weniger aus Leidenschaft denn aus Langeweile und Sehnsucht nach Wärme beginnt sie eine Affäre mit dem routinierten Verführer Crampas, einem früheren Militärkameraden ihres Mannes.


    Aber: wo steht das im Text??? Kann mir mal jemand ne Textstelle angeben?


    Grüße,
    G.F.

    [size=9px]&quot;Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!&quot;[/size]
    <br />kettcar

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Gretchens Freund"

    Aber: wo steht das im Text??? Kann mir mal jemand ne Textstelle angeben?


    Ich bin im Moment ohne Zugriff auf den Text. Die Kunst Fontanes besteht ja eben darin, einen Ehebruch zu schildern, ohne ihn zu schildern. Das verlangt sehr genaue Lektüre und äusserste Empfindlichkeit auf geringste Andeutungen ....


    Mehr kann ich Dir im Moment leider auch nicht helfen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nochmals ein Hallo!


    Zitat von "sandhofer"

    Das verlangt sehr genaue Lektüre und äusserste Empfindlichkeit auf geringste Andeutungen ...


    Nun wenn das so ist, dann ist die Sache klar, schließlich wird während den gemeinsamen Ausritten Effis und von Crampas mehr als genug Andeutungen gemacht... Nur schienen mir diese nicht eindeutig genug: z.B. als von Crampas Effis Hand hält, oder das Glas mit ihrem 'Speichel' daran mitnimmt, oder die Gespräche über die Gedichte Heines etc. etc. etc.


    Danke. Das hat mir schonmal sehr weitergeholfen!


    G.F.


    EDIT: Habe den Roman nun zu Enden gelesen und die Affäre wird dann explizit erwähnt, wenn Instetten die Briefe von Crampas an Effie findet... Dan geht es im weiteren Verlauf ja auch um ichts anderes mehr...

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    <br />kettcar

  • So, heute war es denn so weit, dass die Textkenntnisklausur zu schreiben war... Glücklicherweise hat sie sich als noch leichter herausgestellt, als erhofft: es war ein Multiple Choice Test... Und die Frage waren genau so wie erwartet. Sogar die Frage, die ich im 2 Posting dieses Threads gestellt habe (Wo lernte Wether Lotte kennen kam dran :smile: ! Ein paar weitere Fragen (so weit ich mich noch dran erinnern kann:


    Wo versucht der Prinz Emilia für sich zu gewinnen?
    Wie bringt sich Werther um?
    Wie heißt der Hund von Sabina und Thomas?
    Wo stirbt Felix?


    etc. etc.


    Es tut mir ja leid, dieses leidige Thema ('akademisches Rumgelaber') nochmals aufzugreifen, aber ich habe da heute wieder ein Paradebeispiel erlebt:


    Die Dozentin des besagten Seminars (eine Doktorandin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) kam in das Seminar und stellte sich vor die Seminarsgruppe (welche trotz angekündigtem Lektüretest aus ca. 100 (!) Leuten bestand; soviel zum Thema Studienbedingungen an deutschen Unis...) und las ihren kompletten Vortrag (also was das Seminar will, wie es ablüuft, etc.) in einem gleichbleibenden, einschläfernden Ton von ihrem Manuskript ab. Dabei natürlich 100000 Fremdwörter wie aus der Pistole geschossen. Aber eben abgelesen... Als Dozentin... Als Doktorandin... und dann niht geradeaus sprechen können? Da sind meine Referate, die ich halten muss ja spannender und akademisch wertvoller!!! Dass man beim wissenschaftlichen Arbeiten Themen abstrahieren muss, haben wir ja bereits erörtert... Aber darf es soetwas an deutschen Unis geben?


    Und das ist genau das, was ich in meinen ersten Postings gemeint habe...
    Was leider auch dazu geführt hat, dass das eigentliche Thema im Sande verlief... Schade. Was jedoch nicht heißen soll, dass ich denen die mir geholfen haben, nicht bedanken würde: [Blockierte Grafik: http://download.smiliemania.de/smilies132/00000965.gif]


    Über das Ergebnis dieser Klausur werde ich ebenfalls hier berichten.


    Schöne Zeit,
    G.F.

    [size=9px]&quot;Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!&quot;[/size]
    <br />kettcar

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Gretchens Freund"

    Als Dozentin... Als Doktorandin... und dann niht geradeaus sprechen können? Da sind meine Referate, die ich halten muss ja spannender und akademisch wertvoller!!! Dass man beim wissenschaftlichen Arbeiten Themen abstrahieren muss, haben wir ja bereits erörtert... Aber darf es soetwas an deutschen Unis geben?


    Ich kenne die Dame nicht, aber: Vielleicht war es ja auch ihr erstes Mal (so vor Publikum und so ... Ich kann Euch versichern, so 100 Leute können einen ganz schön nervös machen ...) Auch ist wissenschaftliche Qualität nicht unbedingt = pädagogische Qualität. Es kann auch sein, dass sie den ganzen Umzug genauso hirnverbrannt findet wie die Studenten. (Schliesslich muss sie vor gar nicht so langer Zeit selber noch auf Eurer Seite gestanden haben ...) Vielleicht ist sie - auch das habe ich schon erlebt - aber auch nur einfach die Geliebte des Ordinarius und hat den Job deswegen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "xenophanes"

    Ein Multiple-Choice-Test im Germanistikstudium?! :grmpf:
    Langsam wundert mich gar nichts mehr ...


    Na ja: Wie willst Du sonst 100 Tests über 5 literarische Werke (also mindestens 500 Antworten; wahrscheinlich ja mehr, da mehr als 1 Frage pro Werk) in nützlicher Frist korrigiert kriegen? Die Problematik liegt m.E. nicht in der Art des Testes, sondern in der (tatsächlichen oder vermeintlichen) Notwendigkeit, dass ein Vor-Test eingeführt werden muss.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    Na ja: Wie willst Du sonst 100 Tests über 5 literarische Werke (also mindestens 500 Antworten; wahrscheinlich ja mehr, da mehr als 1 Frage pro Werk) in nützlicher Frist korrigiert kriegen?


    In dem man ein paar gute Fragen stellt und anhand der frei geschriebenen Antwort beurteilt, ob/wie gut der Student die Texte gelesen hat. Zumindest war das während meines Studiums so. Man kann ja auch eine oder zwei Detailfragen einbauen, wenn man das für richtig hält.


    Meiner Meinung nach ist das ein klassischer Fall von schlechter Ausbildung aufgrund von Personalmangel.


    CK

  • Hallo xenophanes!


    Zitat von "xenophanes"

    In dem man ein paar gute Fragen stellt und anhand der frei geschriebenen Antwort beurteilt, ob/wie gut der Student die Texte gelesen hat.


    Deine Antwort umfasst etwas mehr als 50 Wörter, das ist wohl das Minimum, das wir erhalten würden. Lesezeit: ca. 1/2 Minute. Bei handschriftlich vorliegenden Texten dauert es erfahrungsgemäss länger. 1 Frage pro Text = 5 Fragen pro Kandidat = 2,5 - 5 min. Lesezeit. + Beurteilung ("Ist das jetzt richtig?" - Eine Frage, die bei Textanworten nicht immer eindeutig zu beantworten ist!): nochmals 5 min. Summa summarum: mind. 10 min. pro Kandidat = 1000 min. für alle = 16,6666... Stunden. Minimum 2 volle Arbeitstage für einen kleinen Seminar-Zulassungs-Test?! Vom Problem der Bewertungsskala ganz zu schweigen. Und dass man mit 2-5% Rekursen rechnen müsste.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "xenophanes"

    [...] aber genau das würde ich von einer Institution erwarten, die gute Geisteswissenschaftler ausbilden will.


    Ich würde - wenn schon - erwarten, dass geforscht und gelehrt wird; nicht, dass die Zeit mit Korrekturen von Tests verplempert geht; Tests, die ja nur aus Verzweiflung eingeführt wurden, weil ein Seminar mit über 100 Teilnehmern selbst dann unsinnig ist, wenn irgendwo an der Uni der physische Platz dafür vorhanden ist. Was ja meist auch nicht der Fall ist ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    ich muss euch irgendwo beiden zustimmen:


    xenophanes deshalb, weil ich sagen muss, dass die Studienbedingungen an deutschen Universitäteten tatsächlich grauselig sind und es tatsächlich nicht genug Lehrpersonal gibt, um alle Studenten - selbst die motivierten - mit einem ausreichenden Lehrangebot auszustatten. Wenn ich mir angucke, was in meinem 2. Hauptfach (Politikwissenschaft) dieses Semster angeboten wird, so muss ich feststellen, das selbst die Speisekarte bei McDonalds mehr Auswahl bietet...


    sandhofer muss ich zustimmen, was den Test angeht. Erstens aufgrund der riesigen Teilnehmerzahl und zweitens, weil es meiner Meinung nach völlig ausreicht, einen Multiple-Choice Test durchzuführen, wenn es Ziel des Tests ist, zu überprüfen, ob die Teilnehmer die entsprechende Literatur gelesen haben. Tiefgreifendere Fragen sollten meiner Meinung nach auch erst im Seminar besprochen werden. Dazu ist das Seminar ja da.


    Übrigens: Die Anzahl der Fragen dieses Tests sollte mindestens 50 gewesen sein. Ich schätze zu jedem Werk 10 Fragen. wenns das Ding zurückgibt, werde ich die anderen Fragen hier mit einstellen, damit weiter darüber reden können.


    Die besten Grüße,
    G.F.

    [size=9px]&quot;Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!&quot;[/size]
    <br />kettcar

  • Hallo zusammen,


    zunächst kann ich nur zustimmen, daß die Studienbedingungen zumeist zu wünschen übrig lassen. Literatur"seminare" mit 80-100 Teilnehmern sind auch bei uns an der Tagesordnung. Das läuft meist darauf hinaus, daß die ersten vier Reihen noch eifrig mitarbeiten, der Rest allerdings nur auf das Durchreichen der Anwesenheitsliste wartet, wobei es nicht so ist, daß man sich um einen Platz in den ersten Reihen schlagen müßte. So einen bekommt man selbst dann noch, wenn man kurz vor dem Dozenten noch in den Raum huscht, was auch schon Bände spricht.
    Textkenntnisklausuren gibt es bei uns jedoch nicht.


    Die andere Seite der Medaille ist jedoch, daß überhaupt die Notwendigkeit besteht, solche Klausuren schreiben zu lassen. Wenn sich durch solche Klausuren die Teilnehmerzahl wirklich merklich drücken läßt - und ich nehme an, daß zumindest bei unangekündigten Tests mindestens 50-60% den Kurs verlassen müßten - dann zeichnet das kein gutes Bild von der studentischen Arbeitsmoral. Da helfen dann auch keine größeren Räume oder mehr Dozenten. Wenn die grundsätzliche Bereitschaft fehlt, sich mit dem behandelten Stoff auseinander zu setzen, dann braucht man sich über das Bildungs- bzw. Ausbildungsniveau wohl keine Gedanken mehr zu machen.


    Gruß
    Berch

  • Zitat von "Berch"

    Wenn die grundsätzliche Bereitschaft fehlt, sich mit dem behandelten Stoff auseinander zu setzen, dann braucht man sich über das Bildungs- bzw. Ausbildungsniveau wohl keine Gedanken mehr zu machen.


    Völlige Zustimmung. Meiner Erfahrung nach war es bei zukünftigen Deutschlehrern um diese Arbeitsmoral überdurchschnittlich schlecht bestellt, im Vergleich zu anderen Studenten. Auch was wirkliches Interesse für Literatur angeht.


    Wenn ich das so lese, bin ich im Nachhinein froh über meine Studienbedingungen in Salzburg in den 90ern. Habe kein Seminar erlebt, in dem mehr als 20-25 Studenten saßen, manchmal waren es deutlich weniger.


    CK

  • Hallo zusammen,

    Zitat von "Berch"


    Die andere Seite der Medaille ist jedoch, daß überhaupt die Notwendigkeit besteht, solche Klausuren schreiben zu lassen.


    Ja, genau, dort sehe ich auch das Problem. Wieso wollen so viele Studieren, die nicht bereit sind (oder nicht in der Lage!), die nötigen Leistungen zu erbringen? - Niemand kann mir erzählen, dass in den letzten, sagen wir mal vierzig Jahren die jungen Leute immer gescheiter und schlauer geworden sind. Vielmehr ist es doch so, dass die Anforderungen gesunken sind, da ein grösserer Anteil studieren will oder sogar gesellschaftlich dazu gezwungen wird, da einer, der keinen schönen Titel vorweisen kann je länger je weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, heutzutage, da es bald für jede Ausbildung auch noch ein schönes Etikett gibt sowieso. Wieso gibt es "gute" und "schlechte" Unis? Wieso muss ein Lehrer auch studiert haben? - Könnte doch genau so gut eine Lehrerausbildung machen, die dann keinerlei Ambitionen an die Studenten stellt, Forschung zu betreiben oder besonders viel zu lesen, für einen Lehrer reicht eine handwerkliche Ausbildung völlig aus, der muss nicht forschen, muss eigentlich keine eigenen Ideen haben! - Dann ist auch völlig klar, was er gelernt hat, denn wenn jemand Germanistik studiert hat, wie soll später ein potentieller Arbeitgeber herausfinden können, ob der Bewerber einer der faulen oder einer der besonders fleissigen oder gar brillianten war? - Natürlich gibt es Noten, aber über die Art der Prüfung, über die Anforderungen weiss der Arbeitgeber sehr wenig.
    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo xenophanes,


    ich würde jetzt gerne etwas zur Ehrenrettung der angehenden Deutschlehrer sagen, ich selbst bin ja auch ein solcher, aber mir fällt leider nichts ein.
    Bei einem Fachdidaktik-Seminar im letzten Semester, würde ich von einer durchschnittlichen Textkenntnis von etwa 20% ausgehen und das war kein Einzelfall. Dabei war es ein wirklich interessantes Thema, jedenfalls keines das als sonderlich dröge gilt: literarische Aufarbeitung des Holocausts. Zugegeben, es wurden recht viele Texte gelesen (Walser, Grass, Sebald, Kracht, Biller, Klüger und einige mehr, zuzüglich der nötigen Sekundärliteratur), aber das sollte einen Hauptstudiumsstudenten eigentlich nicht vor allzu große Probleme stellen, zumindest wenn man ein bißchen Liebe zur Literatur hat.
    Aber gerade das scheint mir eines der Hauptprobleme zu sein. Viele Studenten entscheiden sich nicht aus Interesse an Textarbeit oder an der Analyse von Sprache zum Deutschstudium, sondern weil sie ein zweites Fach brauchen und Deutsch noch immer den Ruf eines Laberfachs, das man auch so nebenbei abreißen kann. So lange, wie solche Studenten dann aber auch tatsächlich wieder Deutschlehrer werden, wird sich an diesem Ruf auch nichts ändern.


    Gruß
    Berch

  • Hallo alpha,


    Zitat

    Wieso muss ein Lehrer auch studiert haben?


    Das ist eine Frage, die ich mir auch schon mehrfach gestellt habe. Zwar würde mir ein großer Aspekt fehlen, denn ich arbeite sehr gern auch wissenschaftlich mit Texten, lese gern und viel und gewinne auch sehr viel durch die Anregungen in meinen Seminaren (seien es reine Lektüretipps, seien es Arbeitstechniken, sei es auch Nischenwissen oder aber der Brückenschlag zu anderen Disziplinen wie Kommunikationswissenschaft, Kunstgeschichte, etc.).
    Allerdings kommt dabei die didaktische Seite viel zu kurz, denn von den einzelnen Fachbereichen wird diese meist nur halbherzig gelehrt, die Erziehungswissenschaftler jedoch bieten nur Seminare zur allgemeinen Didaktik an, einen Bezug zum eigenen Fach sucht man vergebens. Dabei macht es schon einen großen Unterschied, ob ich Mathematik, Religion oder Deutsch unterrichten will. Die einzige Ausnahme habe ich in diesem Semester entdeckt und auch direkt belegt, ein EW-Seminar zur literarischen Bildunge an Schulen. Textgrundlage wird Goethes 'Wilhelm Meisters Lehrjahre' sein.
    Gerade in diesem Punkt würde ich die Vorteile deutlich auf Seiten einer reinen Ausbildung gegenüber dem Studium sehen.
    Zudem könnte man so zumindest einige Standards setzen. Aktuell ist es an meiner Uni durchaus möglich, einige Epochen oder Genres vollkommen auszusparen. D.h. man kann in seinem gesamten Studium ausschließlich Kurse mit Literatur nach 45, Weimarer Klassik, Romantik, etc. oder auch ausschließlich Lyrik- oder Prosaseminare belegen, die anderen aber völlig aussparen. Am Ende hat man einen Lehrer, der vermutlich einen guten Überblick über die aktuelle Literatur hat, Goethe aber nicht von Heine unterscheiden kann. Für Sprachwissenschaft gilt analog das gleiche Muster.


    Gruß
    Berch

  • Zitat von "Berch"


    ich würde jetzt gerne etwas zur Ehrenrettung der angehenden Deutschlehrer sagen, ich selbst bin ja auch ein solcher, aber mir fällt leider nichts ein.


    Das war ja auch nur eine statistische Feststellung. Meinem Eindruck nach wollten ca. 10% Deutschlehrer aus Berufung werden (was wieder gut zu meinen Schulerfahrungen passt, wo ca. 10% wirklich gute Lehrer waren). Unter den Diplomstudenten waren es vielleicht 25%, die wirklich viel mit Literatur anfangen konnten. Mehr aber auch nicht genug :zwinker:


    CK