Zitat von "sandhofer"
Ich verstehe jetzt nicht: warum "nochmals"?
Naja, weil sie doch schon weiter oben zusammen mit den Geizigen aufgetaucht sind, und zwar im ... *blätter* ... vierten Kreis (7. Gesang)!
Zum Thema, dass Dante und seine Göttliche Komödie immer wieder (auch in der modernen Literatur) auftauchen: ich habe mir gestern "Hannibal" angesehen, wo Dr. Hannibal Lecter in einer Szene einen Vortrag über Judasdarstellungen in Kunst und Literatur hält. Ich weiß zwar nicht, ob diese Stelle in der Romanvorlage von Thomas Harris genauso vorkommt, aber im Film bezieht sich Lecter dabei auch auf die Commedia, und zwar, wie ich heute bemerkt habe :zwinker:, auf den 13. Gesang.
Lecter weist auf Parallelen hin zwischen Pier della Vigna, der wegen Verrats an Friedrich II. angeklagt und eingekerkert wurde und sich in der Folge das Leben nahm (er ist der Strauch, dem Dante einen Zweig abbricht), und Judas Ischariot.
(Anm.: Ob Pier schuldig war oder nicht, ist bis heute nicht entschieden - Dante hält ihn offensichtlich für unschuldig.)
Im Film zitiert Lecter schließlich aus der Originalfassung der Commedia, einige Zeilen übersetzt er auch - und er endet mit dieser:
Ich schuf zu einem Galgen mir mein Haus.
Alles in allem habe ich mich mit dem 13. Gesang bisher eindeutig am schwersten getan und etliche Metaphern erst mit Hilfe des Kommentars verstanden, z.B. die beiden Schlüssel zu Friedrichs Herz (Hass und Liebe), die feile Metze (Neid) und einige mehr.
Zitat von "Georg"(woher kanntest du das eigentlich, wenn nicht von Ovid)
Achso, jetzt sehe ich endlich die Ursache für unsere Diskussion - schlicht und einfach ein Missverständnis!
Wenn ich sage, ich verstehe diese Stelle auch ohne mich näher mit Ovid beschäftigt zu haben, dann meine ich das wörtlich - das schließt aber nicht aus, dass mir die Geschichte von Narziß und seinem Spiegel schon einmal anderweitig (quasi über mehrere Ecken) zu Ohren gekommen ist.
Also kenne ich sie indirekt natürlich doch von Ovid - ich dachte aber die ganze Zeit, du beziehst dich darauf, dass man die ganzen Originale direkt kennen müsste.
Sind jetzt endgültig alle Klarheiten beseitigt?
Zitat von "Georg"Wo kommt den vor, dass Lanzelot und Ginevra in der Hölle schmoren?
Ups, mein Fehler. Entschuldigt, ich hatte die Stelle falsch im Gedächtnis ...
Zitat von "Georg"Deine Bemerkung mit Romeo und Julia versteh ich nicht Wer von den beiden hat den die Ehe gebrochen?
Also korrigiert mich bitte, wenn mich mein Gedächtnis schon wieder trügt, aber ich bilde mir ein, dass unehelicher Geschlechtsverkehr laut Bibel sozusagen mit Ehebruch gleichzusetzen ist.
(Fragt mich jetzt aber nicht nach der genauen Stelle ...)
btw: Davon abgesehen habe ich gar nicht gesagt, dass Romeo und Julia Ehebrecher waren, sondern dass es mich nicht gewundert hätte, sie im selben Kreis wie diese (nämlich dem der "Sünder des Fleisches") anzutreffen ...
... wenn Dante nicht schon viel früher gelebt hätte, und wenn Romeo und Julia im Gegensatz zu Helena & Co. nicht gar so offensichtlich literarische Fiktion wären ... um weiteren Einwürfen gleich vorzubeugen.
Zitat von "Georg"Kritik an einzelnen Personen der Kirche war damals durchaus willkommen, Boccaccio hat in seinem Decamerone noch viel stärker auf Mißstände in der Kirche hingewiesen und doch wurden die beiden (Dante und Boccaccio) von der Kirche immer hoch angesehen.
Wieder was gelernt.
Zitat von "Georg"Wenn du mal nach Florenz kommen solltest, schau dir unbedingt bei der Santa Maria Novella die Fresken (noch aus dem 14. Jahrh.) in der Cappella degli Spagnoli an, in dem Fresko "Der Dominikanerorden und der neue offene Weg zum Heil", sind Dante und Boccaccio wie Heilige dargestellt.
Ist notiert (in 6 Wochen ist es soweit).
Salut,
Bluebell