Beiträge von Sir Thomas

    Hallo,


    zu Stevenson fällt mir ein recht interessantes schmales Bändchen mit dem Titel "Stevenson unter Palmen" ein. Geschrieben von dem ewig geschwätzigen Alberto Manguel, befasst sich diese Novelle mit Stevensons Aufenthalt auf Samoa. Es ist aber keine Biografie, sondern reine Fiktion, eher eine Art "Krimi".


    Auch wenn hier nicht danach gefragt wurde: Mein Lieblings-Stevenson ist und bleibt "Die Schatzinsel", eines der Bücher, die man in der Jugend liest, um sie nie wieder zu vergessen. Meine Enttäuschung über die vor einigen Monaten auf Pro 7 ausgestrahlte TV-Version war dementsprechend groß - trotz namhafter Schauspieler. Aber das ist jetzt wohl endgültig OT ...


    Es grüßt herzlich


    Sir Thomas

    Bislang habe ich immer einen großen Bogen um Hörbücher gemacht. Das ändert sich allmählich, denn ich habe jetzt "Das große Umlegen", eine von Dashiell Hammetts berühmten Detektivgeschichten aus den 20er Jahren, erworben und gehört. Die Leser Wiglaf Droste und Katharina Thalbach machen ihre Sache sehr gut. :klatschen:


    Als nächstes Hörbuch steht nun (aus der gleichen Reihe) ein Chandler aus den 30er Jahren auf dem Programm: "Gefahr ist mein Geschäft", gelesen von Günter Lamprecht.


    Mal sehen, ob ich auch meinen absoluten Lieblings-Hammett "Rote Ernte" als Hörbuch bekomme. :smile:


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Eine Theorie des Kriminalromans werden wir wohl kaum erstellen können ... :breitgrins:


    Das ist an anderer Stelle längst geschehen. Ich erinnere mich dunkel daran, mal etwas gelesen zu haben über die gesellschaftsstabilisierende Funktion des Kriminalromans (das Gute siegt immer, das Böse wird bestraft, wie langweilig ... :breitgrins:). Aber das Herumtheoretisieren ist doch eher müßig, oder?


    Mir fällt da übrigens noch ein sehr weltliteratur-verdächtiges Kriminalwerk von J. Conrad ein: Der Geheimagent.


    So long, es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo,


    Ihr habt nun schon einige Krimis zusammengetragen, von denen ich meine, dass sie größtenteils durchaus die Ansprüche erfüllen, die Vult eingangs unter dem etwas nebulösen Begriff "literarisches Kunstwerk" versammelt hat.


    Als kleine Ergänzung aus dem französischsprachigen Raum fallen mir die Kurzromane von Léo Malet ein, der in den 50er Jahren mit seinen Pariser Detektivgeschichten rund um Nestor Burma eine giftig-gallische Variante der harten Krimischule Hammetts und Chandlers ablieferte. Auch seiner schwarzen Trilogie der späten 40er Jahre (z.B. "Das Leben ist zum Kotzen") kann ich durchaus etwas abgewinnen.


    Krimis habe ich früher übrigens nicht gelesen, sondern regelrecht verschlungen. Das hörte irgendwann auf, weil der "Nachschub" nicht mehr die Qualität erreichte, die ich von den Klassikern Chandler, Collins & Co. gewohnt war. Mankell und seinen Kommissar Wallander sowie andere Konsorten dieses Typs finde ich einfach nur ärgerlich. Erst in letzter Zeit sind mir einige Krimis aufgefallen, die sich ein wenig von der Masse abheben, z.B. "Die grauen Seelen" von Philippe Claudel und das deutsche Krimiwunder "Tannöd" von Frau Schenkel.


    Ich finde es übrigens gut, dass hier der Krimi mal ansatzweise diskutiert wird.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo Vult,


    zunächst einmal vielen Dank für Deine Tipps.


    Die Sache mit den unterschiedlichen Übersetzungen der "Reiterarmee" war mir nicht bekannt. Ist es nicht erstaunlich, dass zwei Übersetzer aus einem Werk (wie Du meinst) völlig andere Bücher entstehen lassen? Auch die neue Übersetzung von Dostojewskis "Dämonen" unter dem wohl korrekteren Titel "Böse Geister" soll sich ja nahezu revolutionär von älteren Übersetzungen abheben.



    Ich hatte das Glück beim Kauf der kleinen Werkausgabe eines Sammlung von Zeitungsausschnitten mit zu Erstehen, dort hat der Verkäufer über viele Jahre lang alles gesammelt, was mit dem traurigen Schicksal Babels auch nur irgendwie zusammen hängt.


    Das Glück hatte ich auch einmal. Aus dem antiquarisch erworbenen "Ulenspiegel" von Charles de Coster purzelte eine von Alfred Döblin verfasste Zeitungsrezension heraus - leider ohne Quelle und Datum. Ich habe mich trotzdem darüber gefreut.


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Hallo Vult,


    schön, mal wieder was von Dir zu lesen. :smile:


    "Die Reiterarmee" war bislang mein einziger Babel, und das ist auch schon recht lang her, so dass ich über Deinen Gedanken, hier handele es sich um einen "russischen Kafka", staune. So habe ich ihn damals nicht empfunden - ein Grund, noch einmal nachzulesen und darüber nachzudenken ...


    Kannst Du mir weitere lesenswerte Werke dieses Autors empfehlen?


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Hallo kat,


    mit einer Quelle für Dein Goethe-Zitat kann ich leider nicht dienen, dafür aber mit Mark Twain, der von einem anderen italienischen Friedhof begeistert war (wie ich übrigens auch): Vom Cimitiere Staglieno in Genua.


    „Mein letzter Besuch war dem Friedhof bestimmt – eine Begräbnisstätte, die mehr als 60.000 Tote aufnehmen soll. An diesen Ort werde ich mich erinnern, selbst wenn ich die Paläste vergessen habe. Ein breiter Säulengang aus Marmor umgibt eine große leere rechteckige Fläche; auch der Boden ist aus Marmor und auf jeder einzelnen Platte ist eine Inschrift. Auf beiden Seiten entlang des Ganges kann man Denkmäler, Grabmäler und Skulpturen bewundern, die bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind und Harmonie und Schönheit ausstrahlen.“ Mark Twain 1869


    Ein anderer berühmter literarischer Friedhofsbesucher war Wilhelm Raabe. 1861 schrieb er über den alten Prager Judenfriedhof:


    "Ich sah die unzähligen aneinandergeschichteten Steintafeln und die uralten Holunder, welche ihre knorrigen Äste drumschlingen und drüberbreiten. Ich wandelte in den engen Gängen und sah die Krüge von Levi, die Hände Aarons und die Tauben Israels. Zum Zeichen meiner Achtung legte ich, wie die anderen, ein Steinchen auf das Grab des Hohen Rabbi Löw bar Bezalel. Dann saß ich nieder auf einem schwarzen Steine aus dem vierzehntem Jahrhundert, und der Schauer des Ortes kam in vollstem Maße über mich.
    Seit tausend Jahren hatten sie hier die Toten des Volkes Gottes zusammengedrängt, wie sie die Lebenden eingeschloßen hatten in die engen Mauern des Ghetto. Die Sonne schien wohl, und es war Frühling, und von Zeit zu Zeit bewegte ein frischer Windhauch die Holunderzweige und -blüten, daß sie leise über den Gräbern rauschten und die Luft mit süßem Duft füllten; aber das Atmen wurde mir doch immer schwerer und sie nennen diesen Ort Beth-Chaim, das Haus des Lebens?!
    Aus dem schwarzen, feuchten, modrigen Boden, der so viele arggeplagte, mißhandelte, verachtete, angstgeschlagene Generationen lebendiger Wesen verschlungen hatte, in welchem Leben auf Leben versunken war wie in einem grundlosen, gefräßigen Sumpf, - aus diesem Boden stieg ein Hauch der Verwesung auf, erstickender als von einer unbeerdigten Walstatt, gespenstisch genug, um allen Sonnenglanz und allen Frühlingshauch und allen Blütenduft zunichte zu machen."



    Vielleicht ist es ein wenig morbid, aber aus diesem Thema lässt sich der eine oder andere Honig saugen ...


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    durch Zufall erfahre ich soeben, dass im April "No country for old men" aus dem Jahr 2005 endlich in deutscher Übersetzung erscheint.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Noch ein kleiner Hinweis für den Opernnovizen: Ohne Opernführer geht es nicht. Ich greife gern auf den preiswerten Führer von Reclam zurück. Dort sind alle Werke aufgelistet, die auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz mehr oder weniger regelmässig gespielt werden.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Wieviel davon heute noch im Handel erhältlich ist, weiß ich nicht: Ich habe sie mir in den späten Achtzigern von Krabbeltischen zusammengesucht, wo die Ullstein-Taschenausgaben verramscht wurden.


    Hallo finsbury,


    da kann ich dich beruhigen. Der Göttinger Steidl-Verlag hat in den 90er Jahren große Teile seines Werks neu übersetzt und sorgfältig editiert. Auf den Krabbeltisch bin ich nicht angewiesen bei der Beschaffung von Laxness-Werken. :zwinker:


    Vielen Dank für Deinen Hinweis zu den Grönlandsagas und den Link zur Leserunde der "Islandglocke". Ich werde dort bei Gelegenheit ein wenig stöbern.


    Einen beschwingten Rosenmontag wünscht


    Sir Thomas


    Könnt ihr mir eine gute Oper als Einsteiger empfehlen, die nicht zu schwierig für den Anfang ist.


    Hallo chrischtian,


    hier drei Opern, die sich meiner Meinung nach besonders zum Einstieg eignen:


    Verdi- La Traviata
    Bizet - Carmen
    Mozart - Die Entführung aus dem Serail.


    Mit Strauß- und vor allem mit Wagner-Opern solltest Du etwas warten. Sie sind eher ungeeignet für den Neuling.


    Viele Grüße


    Sir Thomas

    Liebes Forum,


    vor ziemlich genau zehn Jahren ist der große isländische Autor Halldór Laxness gestorben. Er hat in seinem langen Leben (geb. 1900) einige Häutungen und Wandlungen durchgemacht (mal bekannte er sich zum Sozialismus, dann wieder konvertierte er zum Katholizismus ...) und sorgte mit dem Literatur-Nobelpreis 1955 dafür, dass Island bis heute das Land mit der höchsten Dichte an Nobelpreisträgern (bezogen auf die geringe Bevölkerungszahl) ist. Kurios!


    Aus diesem Anlass habe ich mir vorgenommen, demnächst seinen Roman "Die Islandglocke" zu lesen - meine erste Erfahrung mit diesem Autor. Das Werk erschien als Dreiteiler in den Jahren 1943 - 1946.


    Welche Leseerfahrungen habt Ihr mit Laxness gemacht?


    Hier noch der wikipedia-Eintrag:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Halldor_Laxness


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Ich weiß, das ist nur ein kleines Detail, aber gerade an solchen Details bleibe ich oft hängen und komme dann einfach mit dem Lesen nicht weiter. :sauer:.


    Hallo BigBen,


    der "Tagesbefehl" kann nur lauten: Details ignorieren und immer feste dranbleiben! :klatschen:


    "Der Gehülfe" ist gaaanz großes Tennis, und was macht es schon für einen Unterschied, ob das Taschengeld in Mark oder Schweizer Franken ausgezahlt wird?


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo Last,


    "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow ist sicher erwähnens- und lesenswert. Ein Hammerwerk, wenn auch sehr umstritten (Plagiatsvorwürfe, wenn ich mich recht entsinne) und zudem propagandistisch angehaucht ist "Der stille Don" von Scholochow.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Ich habe mich vor längerer Zeit, als viel von Markus Werners "Am Hang" die Rede war, an diesem Buch versucht, aber nach einigen Seiten abgebrochen, weil es mir so banal und verkrampft vorkam. Vielleicht habe ich zu früh aufgegeben? Habe ich nur die den Schweizern eigene Betulichichkeit nicht ausgehalten und hätte geduldiger sein müssen? Wie ist eure Meinung?
    Die Leserin


    Liebe Leserin,


    "Am Hang" ist bisher meine einzige Erfahrung mit Markus Werner, ich werde ihr so schnell keine weitere folgen lassen. Zum Kauf dieses Buches hat mich damals eine Fernsehsendung veranlasst, was mir so schnell nicht wieder passieren wird. Richtig schlecht ist "Am Hang" nicht, aber es ist auch weit davon entfernt, sich große Literatur nennen zu dürfen. Irgendwie ganz nett, aber etwas banal, wie Du es meiner Meinung nach zutreffend nennst.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    "Madame Bovary". Irgendwie wurde der troll auch bei Anna Karenina das Gefühl nicht los, dass eine Frau, die nicht zu ihrem Mann aufschauen kann, für zerstörerische Liebesverhältnisse ziemlich empfänglich sind.
    :baden:
    Grüße vom troll


    Hallo troll,


    ich stimme Dir zu und möchte darüber hinaus jeden an der Thematik "Amour fou" Interessierten darauf hinweisen, dass zur Zeit eine Leserunde zu Julien Greens "Leviathan" in Vorbereitung ist. Vielleicht geht es Anfang Mai los, es wird noch "verhandelt". Fühlt Euch bitte herzlich eingeladen!


    Liebe Grüße


    Sir Thomas