Hallo kat,
mit einer Quelle für Dein Goethe-Zitat kann ich leider nicht dienen, dafür aber mit Mark Twain, der von einem anderen italienischen Friedhof begeistert war (wie ich übrigens auch): Vom Cimitiere Staglieno in Genua.
„Mein letzter Besuch war dem Friedhof bestimmt – eine Begräbnisstätte, die mehr als 60.000 Tote aufnehmen soll. An diesen Ort werde ich mich erinnern, selbst wenn ich die Paläste vergessen habe. Ein breiter Säulengang aus Marmor umgibt eine große leere rechteckige Fläche; auch der Boden ist aus Marmor und auf jeder einzelnen Platte ist eine Inschrift. Auf beiden Seiten entlang des Ganges kann man Denkmäler, Grabmäler und Skulpturen bewundern, die bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind und Harmonie und Schönheit ausstrahlen.“ Mark Twain 1869
Ein anderer berühmter literarischer Friedhofsbesucher war Wilhelm Raabe. 1861 schrieb er über den alten Prager Judenfriedhof:
"Ich sah die unzähligen aneinandergeschichteten Steintafeln und die uralten Holunder, welche ihre knorrigen Äste drumschlingen und drüberbreiten. Ich wandelte in den engen Gängen und sah die Krüge von Levi, die Hände Aarons und die Tauben Israels. Zum Zeichen meiner Achtung legte ich, wie die anderen, ein Steinchen auf das Grab des Hohen Rabbi Löw bar Bezalel. Dann saß ich nieder auf einem schwarzen Steine aus dem vierzehntem Jahrhundert, und der Schauer des Ortes kam in vollstem Maße über mich.
Seit tausend Jahren hatten sie hier die Toten des Volkes Gottes zusammengedrängt, wie sie die Lebenden eingeschloßen hatten in die engen Mauern des Ghetto. Die Sonne schien wohl, und es war Frühling, und von Zeit zu Zeit bewegte ein frischer Windhauch die Holunderzweige und -blüten, daß sie leise über den Gräbern rauschten und die Luft mit süßem Duft füllten; aber das Atmen wurde mir doch immer schwerer und sie nennen diesen Ort Beth-Chaim, das Haus des Lebens?!
Aus dem schwarzen, feuchten, modrigen Boden, der so viele arggeplagte, mißhandelte, verachtete, angstgeschlagene Generationen lebendiger Wesen verschlungen hatte, in welchem Leben auf Leben versunken war wie in einem grundlosen, gefräßigen Sumpf, - aus diesem Boden stieg ein Hauch der Verwesung auf, erstickender als von einer unbeerdigten Walstatt, gespenstisch genug, um allen Sonnenglanz und allen Frühlingshauch und allen Blütenduft zunichte zu machen."
Vielleicht ist es ein wenig morbid, aber aus diesem Thema lässt sich der eine oder andere Honig saugen ...
Es grüßt
Sir Thomas