Beiträge von Sir Thomas


    Was den Einwurf von Sir Thomas betrifft, so würde ich gerne wissen, ob die darin genannte Deutung auf Stifter zurückgeht oder ist hier wieder einem Literaturwissenschaftler ein Licht aufgegangen, oder etwas anderes durchgegangen ist.


    Für meinen "Einwurf" habe ich weder Stifter noch die Wissenschaft herangezogen. Meine "Hochwald"-Erinnerungen sind etwas blass, aber mit Romantik hat dieses Werk für mich nichts zu tun. Ein Wald, eine Burgruine, die "Trendfarbe" blau ...: das reicht mEn. nicht, um das Werk unter Romantikverdacht zu stellen. Es atmet nicht den Geist eines Novalis, Brentano oder Fouqué.


    Stifter ist für mich, ähnlich wie Heine (der immerhin als Romantiker begann), einer der Liquidatoren der Romantik (was am deutlichsten im "Nachsommer" wird). Anders der erwähnte Eichendorff: Dessen "Taugenichts" ist eine romantische Nachgeburt, die ich bei Stifter (noch) nicht gefunden habe.


    Genug davon. Ich wünsche Euch weiter eine spannende Diskussion!

    Dazu würden mich weitere Gedanken sehr interessieren.


    Wenn ich kurz aushelfen darf: Stifter ging es in dieser Novelle (zumindest meiner Erinnerung nach) auch um die Randstellung des Menschen in der Natur. Der Bereich menschlichen Handelns wird von der Natur, die gegenüber Leid und Tod gleichgültig ist, förmlich verschlungen. Der Wald steht für die Welt und ihre Ordnung, die dem menschlichen Verstehen allerdings verschlossen bleibt.


    Ist das Romantik, nur weil die Waldverehrung und -ehrfurcht von den Romantikern zelebriert wurde? Ich empfinde es eher als klassisch-goethisch.


    Ich denke, Nietzsche hat sich selbst viel weniger ernst genommen als viele ihn. ... immer habe ich das Gefühl, auch ein verstecktes Augenzwinkern zu sehen, zu erlesen. Liege ich falsch?


    Hallo Friedrich-Arthur,


    nein, Du liegst nicht falsch. "Es ist durchaus nicht nötig, nicht einmal erwünscht, Partei für mich zu nehmen: im Gegenteil, eine Dosis Neugier, wie vor einem fremden Gewächs, mit einem ironischen Widerstand, schiene mir eine unvergleichlich intelligentere Stellung zu mir." FN an Carl Fuchs, zit. n. R. Safranski: Nietzsche - Biographie seines Denkens


    Für die Insel liegen schon bereit: Rüdiger Safranski: Friedrich Nietzsche ...


    Das Buch habe ich vor wenigen Tagen angefangen. Es ist keine leichte Kost, und wenn Du eine normale Biografie erwartest, wirst Du enttäuscht sein. Ich glaube jedoch, Du wirst es mögen. Schön, dass es einen Parallel-Leser gibt - egal auf welcher Insel ...


    Immer wenn ich zum Lesen komme, ist das wie ein kleiner Urlaub vom Alltag ...


    Für mich ist der Alltag Urlaub vom anstrengenden Lesen. :breitgrins:
    Denn: Der Alltag hat eine viel geringere Realität als die Phantasie. (Egon Friedell)


    Und wieder ein Thread mehr. Der <a href="http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,167.0.html">Terminthread</a> hätte es auch getan.


    Warum hast Du eigentlich dieses Grundsatzproblem mit dem Eröffnen neuer Threads? Ich habe grundsätzlich keine Lust stundenlang zu suchen, in welchem existierenden Thread ein simpler bis harmloser TV-Hinweis am besten aufgehoben sein könnte.


    Mit Lewitscharoff lässt sich jedoch angeben, also gehört sie sichtbar ins Regal ...


    Angeben? Vielleicht (ich kenne die Werke dieser Dame nicht). Ich denke bei sowas aber eher: Aha, da ist einer auf den Zug aufgesprungen! Kauft der Bücher nach Preisvergaben? :breitgrins:

    Ich habe soeben spaßeshalber die ältesten (mittlerweile fünf Jahr alten!) Beiträge dieses Threads gelesen. Interessant, wie schnell die Welt sich dreht! Die anfängliche E-Book-Skepsis ist heute schon kein Thema mehr, von der Entwicklung der Reader gar nicht erst zu sprechen.


    Im Prinzip sehe ich das auch so, aber die Metapher des "Übermenschen" hat durchaus auch so, wie sie unmittelbar auf N. zurückzuführen ist, ihre sinistren Seiten.


    Das ist richtig. Ohne die NS-Erfahrung würde man damit aber wohl anders umgehen.


    Da ist es: Teil 1, Nr. 11:



    Um N. Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: man sollte das nicht mit einem Vorverständnis ex post nach Erfahrungen aus tausendjährigen Zeiten lesen, sondern ex ante nach der Konstruktion des "Übermenschen" im Zarathustra, so wackelig sie auch ist.


    Hallo Gronauer,


    vielen Dank für Deine Suche. Ich werde das bei Gelegenheit nachschlagen.


    Was das Thema "Gerechtigkeit widerfahren lassen" betrifft, so meine ich, dass Nietzsche heute nicht mehr ausschließlich als der verfluchte Philosoph, der den Nazis einen Unterbau für Euthanasie und Endlösung lieferte, gesehen werden darf. Der "Übermensch" ist eine starke und mehrdeutige Metapher für die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen. Dazu bedarf es einiger Einsichten und Voraussetzungen, um die sich große Teile des Nietzsche-Werks ranken - nicht mehr und nicht weniger. Im Grunde war Nietzsche ein kranker Mensch, der das "starke Leben" vergötterte, weil es ihm verwehrt war.


    Einen schönen Start in eine kurze Woche wünscht


    Tom


    Nur ein Hinweis auf eine seltsame Brüderschaft im Geiste:


    In Fernando Pessoas „Buch der Unruhe“ war mir ein Kapitel unangenehm aufgestoßen, in dem Pessoa darlegt, weshalb Güte und Mildtätigkeit prinzipiell abzulehnen seien, nämlich aus ästhetischen Gründen des Zartgefühls.


    Bei Pessoa kann man fundierte Nietzsche-Kenntnisse voraussetzen, wenn ich mich recht entsinne.



    ... könnte es wohl sein, dass die zartesten und die gewalttätigsten Gemüter sich in der Indolenz ihres Autismus die Hand reichen?


    Das ist ein feiner Gedanke! Literatur als elitäres Geistergespräch jenseits von Zeit und Raum - das habe ich schon einmal irgendwo gelesen ...



    Lange Funkstille hier; inzwischen bin ich bei der Genealogie der Moral angelangt, und da haben wir ihn endlich, den Auftritt der „blonden Bestie“


    Kannst Du die Stelle dieses "Auftritts" nennen?


    Schöne Pfingsten!