Dass Flaubert mit der Sprache gerungen hat wie kaum ein anderer Autor, war mir bekannt. Wie sehr er sich allerdings plagte und litt, wurde mir erst durch die Lektüre seiner Briefe bewusst.
Du möchtest etwas über die Arbeit erfahren … So wisse denn, daß ich vom Schreiben erschöpft bin. Der Stil, der etwas ist, was mir am Herzen liegt, reizt meine Nerven aufs schrecklichste. Ich errege mich und zerfleische mich. Es gibt Tage, an denen ich krank davon bin, und Nächte, in denen ich davon Fieber habe. Je weiter ich komme, umso mehr finde ich mich unfähig, die Idee wiederzugeben. Was für eine seltsame Manie, sein Leben damit zu verbringen, sich über Wörtern zu verbrauchen und den ganzen Tag zu quälen, um an Satzperioden zu feilen. (An Louise Colet, Oktober 1847)
Ich muss eine Herkulesnatur besitzen, um all die entsetzlichen Qualen auszuhalten, zu denen mich meine Arbeit verdammt. Wie glücklich jene sind, die nicht Unmögliches erträumen! … Es ist leichter, Millionär zu werden und venezianische Paläste voller Meisterwerke zu bewohnen, als eine gute Seite zu schreiben und mit sich zufrieden zu sein. … Je mehr Erfahrung ich in meiner Kunst erwerbe, desto mehr wird diese zu einer Qual … Wenige Menschen haben, glaube ich, so viel durch die Literatur gelitten wie ich. (An Mlle. Leroyer de Chantepie, 4. November 1857)
Manchmal wünsche ich diese Leiden den Herren Kehlmann, Grass etc., denn, so Flaubert: "Wir sind vielleicht überhaupt nur durch unsere Leiden etwas wert ..."
Liebe Grüße
Tom