Der Reihe nach:
Teil I habe ich beendet.
Wie steht es mit den Inhalten? Mit dem doch z.T. schonungslosen Realismus der Darstellung und Themen wie Impotenz, Abtreibung, Prostitution, Promiskuität etc? Wie kommst du mit dem Amoralismus des Liebenden (den Handgreiflichkeiten gegenüber der Geliebten, der Erpressung und Nötigung ihrer Friseuse u.ä..) zurecht?
Die von Dir genannten Themen kann ich nur zum Teil aus dem bisher Gelesenen nachvollziehen. An die erwähnten "Handgreiflichkeiten" erinnere ich mich gut. Für mich standen allerdings Reue und "verdiente" Strafe im Vordergrund dieser Verse. Übrigens: Das Vollziehen einer "Strafe" kann ja durchaus Teil eines sexuellen Spiels sein - und so habe ich diese Geschichte verstanden.
Amoralität liegt zweifelsohne in den Worten der zynischen Kupplerin, zum Teil auch in den Versen des Liebhabers, der einen Türsteher überreden will, ihn zu seiner mit einem anderen Mann verheirateten Geliebten vordringen zu lassen. Ich kann nicht beurteilen, ob das zu Ovids Zeiten "starker Tabak" oder "normale" Promiskuität war.
Insgesamt finde ich, dass Ovids Liebespaare meistens verständnisvoll, fast schon einfühlsam miteinander umgehen. Der Spott des Dichters zielt nicht auf die geliebten Frauen, sondern auf die hintergangenen (Ehe)Männer. Das ist frech - und vielleicht auch amoralisch. Etwas Anderes habe ich aus den Elegien des Propertius in Erinnerung. Dort wird der dichtende Liebhaber regelmässig von seiner Geliebten Cynthia verspottet, manchmal sogar gedemütigt (ich müsste das bei Gelegenheit noch einmal nachlesen).
"Schonungsloser Realismus" nennst Du den Tenor der Gedichte. Dem stimme ich zu. Keine Kalamität wird ausgespart - und im Gegensatz zu Dir kann ich mich auf zwei weitere Teile freuen ... :zwinker:
Soviel für den Augenblick.
LG
Tom