Ich weiß nicht, ob ich es erwähnt habe, wir waren ein paar Tage im Bayrischen Wald an der tschechischen Grenze und in unserem Reiseführer war ein langes Kapitel über Adalbert Stifter, das mein Interesse geweckt hat. Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas von Stifter gelesen zu haben. Da mich MoE und ein weiteres Buch, das ich parallel lese, etwas anstrengen, habe ich mir heute mittag für ein Lesestündchen in der Hängematte "Bergkristall" vorgenommen. Diese Geschichte hat eine unfassbare Wucht, um so heftiger, als sie von der ganz leisen Sorte ist. Der Reiseführer behauptet zwar, man könne Stifter nicht lesen, ohne einzuschlafen; deshalb stelle ich meine endgültige Meinung noch zurück ...
Beiträge von Zefira
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Wir haben uns ja schon eingehend ausgetauscht, nun auch hier herzlich Willkommen von mir!
Ich habe das dicke Buch gerade erst angelesen und merke schon, dass ich mein übliches Lesetempo erheblich runterregeln muss. Aber das tut mir sicher ganz gut.
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Ich habe jetzt auch angefangen, es geht zwar langsam vorwärts, weil ich nebenher noch was anderes lesen muss, aber ich werde jedenfalls dranbleiben.
Habe mich heute über das Wort "Feudaladel" gefreut, das ich instinktiv Feuda-Ladel gelesen habe. Erinnert an Falafel. -
Ich schleiche noch nach, war bis gestern in Urlaub und muss auch vorher noch eine andere Lektüre beenden.
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Lauterbach : Waren die beiden verschriebenen Artilleristen Absicht? (Könnte ja sein, dass sie im Roman so stehen, weil Köppen seine Funktion nicht mochte.) Sieht jedenfalls interessant aus.
Das erinnert mich an meine diesjährige Steuererklärung: Den Namen Adolf (es handelt sich um einen Unternehmer, den ich in Anspruch genommen hatte) schrieb ich dreimal hintereinander "Adlof". Da sperrten sich die Finger, oder die Tastatur, oder beides.
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Ich habe einen weiteren Jakob Wassermann gelesen: "Die Masken Erwin Reiners", in der Amazon-Datenbank unter "Die Masken des Erwin Reiners", was wohl ein Übertragungsfehler ist. Der Protagonist heißt Erwin Reiner. Ich habe das Gutenberg-Ebook gelesen.
Wie üblich lässt Wassermann eine große Anzahl Personen der gehobenen Klasse aufmarschieren, aber das Buch hat mir von so ziemlich allen, die ich von Wassermann kenne, am wenigsten gefallen. Zwei Topoi werden hier bis zum Abwinken durchgespielt: einmal der skrupellose Neureiche - Wassermann betont, dass Blaublüter ordentlicher sind, weil sie von klein auf der Familie verpflichtet sind, während die Söhne reich gewordener Industrieller machen, was sie wollen. Zum anderen: der skrupellose junge Mann wirft der standhaften jungen Frau, die ihn nicht erhören will, vor, sie hätte einen besseren Menschen aus ihm machen können - mithin, ihr Widerstand ist schuld, dass er der Drecksack bleibt, der er ist.
Wenigstens erschießt er sich am Ende und die Leserin kann aufatmen. Aber auch dieses halbwegs versöhnliche Ende wirkt etwas märchenhaft, wie überhaupt der ganze Plot. Das kann Wassermann besser.Edit: Mit "versöhnlichem Ende" meine ich natürlich nicht, dass er sich erschießt, sondern dass die junge Frau sich nun wieder ihrem früheren Freund zuwenden kann, der sie aufrichtig liebt. Nachdem sie sich von ihrem Trauma erholt hat.
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JUnd Ausmisten bei der Belletristik und den Sachbüchern, das fällt mir sehr schwer, obwohl es ja inzwischen alle Klassiker gemeinfrei als Ebook gibt.
Geht mir genauso - ich habe den kompletten Zola als Ebook-Sammlung, und trotzdem mag ich mich von den Printbüchern, die ich in den 90ern mühevoll aus Antiquariaten zusammengetragen habe, nicht trennen. Das gleiche gilt für Werfel, Wassermann, Thomas Mann und andere. Vom Doktor Faustus habe ich mir sogar kürzlich eine neue Printausgabe gekauft, weil die alte allzu mürbe wurde.
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Ich habe das große Glück ein Haus zu haben, da können schon einige Bücher untergebracht werden.
Bei mir stehen die Bücher auch auf drei Stockwerken. Wenn ich die Kisten auf dem Speicher mitzähle, vier. Trotzdem muss verschlankt werden, unbedingt. Zumal der Zufluss beträchtlich ist. Früher galt die Regel: ein Buch rein, eines raus. Seit Corona ist diese Regel aufgehoben, mit fatalen Folgen.
Das Gartenhäuschen wäre noch eine Option. Aber wirklich die letzte. Man kommt sich vor wie ein Alkoholiker, der seine Flaschen versteckt. -
In dem Leseforum, das ich außer diesem hier regelmäßig besuche, sind sie auch ganz begeistert von Guggolz. Der Verleger sei ein ganz Netter. Ich habe zwei Bücher des Verlags hier, und in beiden lagen jeweils noch schöne Postkarten. "Gebranntes Kind" von Stig Dagerman zum Beispiel muss auch ein außergewöhnliches Buch sein, in ausgezeichneter Übersetzung, ich konnte leider an der Runde nicht teilnehmen, aber ich werde es mir sicher noch kaufen.
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Unter dem Eindruck der Kafka-Serie im TV habe ich mit der dreibändigen Biographie von Rainer Stach begonnen. Mal schauen, wie weit ich komme. Bestimmt werde ich flankierend auch die eine oder andere Erzählung wiederlesen.
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Ich kämpfe auch mit dem Habenwollen-Konflikt. Es gibt eine "moderne Adaption" von David Copperfield, "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver - mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Wenn ich nicht just gerade so viele ungelesene Bücher stehen hätte, hätte ich längst zugeschlagen. (U.a. habe ich kürzlich auf einem Bücherbasar zwei schöne Bücher von Kenzaburo Oe erstanden.) -
Auch ich sage danke für die schöne Besprechung, die Lust auf eine weitere Lektüre macht (die in meinem Fall schon die dritte wäre ...).
Wenn ich es richtig behalten habe, wird Daniel Nothaffts Tochter Eva später eine berühmte Tänzerin. Ich weiß nicht mehr, in welchem weiteren Roman sie vorkam; kann sein, dass es "Christian Wahnschaffe" war. Auch Sylvester von Erfft kommt in einem weiteren Roman von Wassermann vor. -
Tja, da denke ich sofort an "Von Zeit und Strom" von Thomas Wolfe, das ich vor ein paar Jahren zu lesen versuchte.
Wie oft das inkriminierte Wort in dem Buch vorkam, weiß ich nicht. Etliche Male. Aber es zu ändern würde dem Buch nicht helfen, weil die Inhalte das Hauptproblem sind - wie die Haupt- und Sympathiefigur Eugene Gant sturzbetrunken festgenommen wird und die ganze Nacht randaliert, weil er mit einem solchen N...er zusammen in eine Zelle gesperrt wurde. -
Heute war wieder etwas im freien Bücherschrank gefunden ... .
Werner Bergengruen: Der Großtyrann und das Gericht
Hab ich mal mitgenommen, weiß aber noch nicht so recht. Bergengruen war ein sehr konservativ und religiös orientierter deutsch-baltischer Autor, der auch für seine Lyrik bekannt ist.
Der oben stehende Roman wurde auch als kritische Parabel auf den Nationalsozialismus verstanden, da gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen.
Ich habe mal eine Novelle "Die drei Falken" von ihm gelesen, die gefiel mir recht gut, ist allerdings schon mehrere Jahrzehnte her.Ich habe seit Jahren eine Sammlung Erzählungen von ihm, "Zorn, Zeit und Ewigkeit", auch ein Schrankfund. Es sind, wenn ich mich richtig erinnere, Gruselgeschichten. Recht spannend.
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Die "wachsende Begeisterung" stellt sich auch bei mir ein. Ich habe kürzlich ein paar schöne Ausgaben antiquarisch erworben und überhaupt spielt das ja alles in nicht so weiter Ferne für mich, d.h. viele Schauplätze sind mir bekannt. Der Wahnschaffe war bei den Einkäufen dabei, den Hauser kenne ich schon, aber schon ewig lange her. Sprachlich gefällt mir das "Gänsemännchen" bisher sehr gut, ebenso die Beschreibung der damaligen Gesellschaft. Ein paar Mal hab ich mir schon gedacht, dass sich da bis heute nicht so viel geändert hat. Wenn ich das Buch gelesen habe, werde ich meine Meinung zum Besten geben.
Ich habe mir erst im letzten Jahr erstmalig den Gänsemännchenbrunnen angesehen - ich war wohl schon hin und wieder in Nürnberg, habe aber diesen Brunnen immer übersehen. Kunststück, er ist halt auch sehr, sehr klein ... Aber der Bezug zum Roman ist sehr geschickt. Besonders am Ende erwartet dich noch eine ganz tolle Wendung, in der die Brunnenfigur wichtig ist.
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Euch kann ich hier nicht das Wasser reichen, aber soll ja auch kein Wettbewerb sein.
Mir ist aufgefallen, dass ich den Roman noch gar nicht in der Sammlung habe. Ich hätte schwören können, dass der irgendwo in einem Regal schlummert. Irgendwie hatte ich den auch in der Bibliothek des 20. Jahrhunderts vermutet, aber da ist "nur" der Törleß.
Du findest ihn auch bei Gutenberg zum Download, falls gewünscht.
Ich habe zwar eine Printausgabe, werde mir das Buch aber auf jeden Fall runterladen. Das ist immer ein gutes Hilfsmittel, um Passagen leicht wiederzufinden. -
Ich habe mit Jakob Wassermanns "Das Gänsemännchen" angefangen, recht vielversprechend bisher.
Da bin ich auf deine Meinung gespannt. Ich habe eine Zeitlang mit wachsender Begeisterung Wassermann gelesen, auch das Gänsemännchen, und der Wahnschaffe ist eines meiner Lieblingsbücher geblieben.
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Danke für die Einführung in diesen Roman! Ich habe ihn zwar vor etlichen Jahren gelesen, kann mich aber kaum erinnern. Deutlich im Gedächtnis geblieben ist mir "Das Verbrechen des Paters Amaro" vom gleichen Autor. Auch hier hemmungslose Kirchenkritik. Der Pater Amaro verführt eine junge Frau und verleumdet ihren Verlobten. Eca de Queiroz nimmt nicht nur die Kirche aufs Korn, sondern auch die bigotte Gesellschaft, die am Ende das Mädchen verurteilt, während der Pfarrer einfach auf einen anderen Posten versetzt wird.
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Die Bibel und andere Schriften der christlichen Kirchen kann man nicht gendern, weil das Geschlecht darin viel zu wichtig ist.
Beispiel - fand ich schon als Konfirmationskind schräge, aber ich war leider kein rebellisches Kind, das da nachfragt:
Aus dem Kleinen Katechismus - das zehnte Gebot.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist.
Was ist das? Antwort: Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Mitarbeiter oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.
Demnach ist der Nächste ein Mann, und seine Frau ist "sein".
Zola hat das übrigens (im katholischen Zusammenhang) in "Rom" nachgebetet: die frühchristlichen Gesellschaften teilten alle ihre Habe, außer den Frauen. (sinngemäß zitiert) -
Am Rande, fiel mir gerade ein, zum Thema Handlung in der Oper: Vor einigen Jahren sah ich mal eine Übertragung des Don Giovanni aus Aix-en-Provence in einer ganz ungewöhnlichen Inszenierung. Der Hintergrund (Kostüme etc) war modern; alle Personen gehörten zu einer Großfamilie. Don Giovanni war das schwarze Schaf, trank unmäßig und sang alle Frauen an, die nachsichtig darauf eingingen, ebenso Leporello. Als Don Giovanni den Padre der Familie (den Komtur) verprügelte und dieser auf der Bühne einen Zusammenbruch hatte, kam die Familie auf die rettende Idee: sie taten so, als sei der Padre tot, und engagierten einen Schauspieler, der während des Leichenschmauses plötzlich in der Maske des auferstandenen Padre auftrat. Das jagte Don Giovanni einen derartigen Schrecken ein, dass er fluchtartig das Haus verließ.
Die Oper war solchermaßen von jeglicher Frauenverachtung befreit, ohne dass am Text ein Wort geändert worden wäre.
Wenn ich es so erzähle, klingt es ein wenig wie Kaspertheater, aber es war - auch wegen der Leistungen der Sänger (u.a. Skovhus und Ketelsen) ein phantastisches Erlebnis. Die beste "moderne" Inszenierung des D.G., die ich je gesehen habe.