Beiträge von Zefira

    Ich habe eine Menge von Julian Barnes gelesen und finde ihn zwar toll, mag alles von ihm, aber ob er den Literaturnobelpreis verdient hat ... naja ... dann kann man ihn auch Knausgard geben. Den würde ich übrigens durchaus für einen wahrscheinlichen Kandidaten halten.
    Margaret Atwood hat m.M.n. den Preis verdient, aber da Alice Munro (auch Kanadierin) ihn vor ein paar Jahren bekommen hat, lässt man sie vielleicht noch etwas warten. Obwohl, 2013, ist ja auch schon wieder ewig her.

    Ich habe, da ich mir gelegenheitshalber "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver gekauft habe, zeitgleich den Copperfield wieder zu lesen begonnen. Beides parallel.

    Von Dickens' Copperfield bin ich bei jedem Lesen (es dürfte das dritte Mal insgesamt sein) wieder begeistert, ich entdecke immer noch neue, tiefe Weisheiten darin. Gerade in Zeiten, in denen man sich gestresst und unsicher fühlt, ist es eine ideale Lektüre, um neu zu "erden" und aufmerksam für die eigentlich wichtigen Dinge zu machen.
    Mit Kingsolver bin ich bisher noch nicht richtig warm geworden. Ich achte den Ansatz der Autorin, sie verfolgt ihr Ziel auch sehr geschickt, aber Copperhead ist kein Typ, mit dem ich so "warm" werde wie Copperfield. Vielleicht ändert sich das noch. Es macht natürlich auch einen Unterschied, dass Copperfield seine Kindheitserlebnisse als alter Mensch, aus großen zeitlichem Abstand erzählt, während Copperheads Erzählposition - meine ich - in einem sehr viel jüngeren Alter liegt.

    Ich habe endlich angefangen mit "Atomstation" von Halldor Laxness, das ich auf der Liste habe.

    Bin etwa in der Mitte. Es ist aus der Sicht einer jungen Frau vom Land erzählt, die in der Stadt als Dienstmädchen arbeitet, um Geld zu verdienen, damit die heimatliche Kirche ein Harmonium bekommt.

    Mit "Atomstation" ist nichts anderes gemeint als Island. Die kleine, dünn besiedelte Insel war in der Nachkriegszeit ein begehrter militärischer Stützpunkt der Weltmächte. Einige Abgeordnete, darunter der Dienstgeber der Erzählerin, sehen diese Situation als einmaliger Möglichkeit, sich die Taschen voll zu machen. Die Erzählerin, die anfangs einen einfältigen Eindruck macht, erweist sich zunehmend als scharfe Beobachterin, die ihre Dienstgeber hin und wieder in listiger Weise bloßstellt.

    Mir geht es wie Zefira:

    Sie hat mich zwar hierher gelockt, aber nachdem das Buch seit Jahrzehnten in meinem Regal darauf wartete, endlich gelesen zu werden, war die Überzeugung nicht sehr schwierig. Im Moment lese ich anderes.

    Hast du denn nur unterbrochen oder aufgehört?
    Ich habe schwierige Zeiten in der Familie und lese im Moment nur einfache Sachen. Ich sehe leider auch nicht ab, wann es besser werden wird.
    Habe eigentlich ganz, ganz andere Sachen geplant in diesem Jahr, nicht nur in punkto Lesen.

    "Ein Baum wächst in Brooklyn" steht bei mir schon ganz lang auf der Leseliste. Immer wieder habe ich gehört, dass es ein wunderbares Buch sein soll.

    Ich denke, über Jack Londons Arbeitsleben als Schriftsteller kann man vieles aus "Martin Eden" erfahren, da hat er sich m.W. selbst dargestellt.
    Inwieweit allerdings die mit dem Erfolg eintretende Ernüchterung, die Martin Eden in den Suizid treibt, aus eigenem Erleben geschildert ist - ist darüber etwas bekannt?

    Ich kenne von Galsworthy nichts als einen Band Erzählungen, den meine Eltern in der häuslichen Bibliothek hatten. Es waren recht kurze Geschichten, die ich als jugendliche Leserin sehr altbacken und moralisierend fand, manche an der Grenze zum Kitsch. In einer ging es zum Beispiel um einen alten Emigranten, einen Russen, der in England lebte und sein Brot, wenn ich mich richtig erinnere, als Lumpensammler verdiente. Seine einzige Freude waren die regelmäßigen Treffen mit seinen Landsleuten, für die er seinen letzten guten Gehrock anzog. Als der Rock trotz sorgfältiger Behandlung so verschlissen war, dass er beim Anziehen zerriss, nahm sich der Alte das Leben. Na ja ... solche Sachen halt.


    Wenn etwa Maupassant diese Geschichte erzählt hätte, wäre sie spritzig und nachdenkenswert gewesen. Bei Galsworthy war sie nur trübselig und moralisch. O tempora, o mores ... oder so.

    Um mal wieder ein Lebenszeichen abzugeben: ich bin auch beim Musil. Allerdings hänge ich weit hinter euch zurück, lese einiges parallel und habe auch meistens nicht die Ruhe, länger dranzubleiben. Angestrichen habe ich mir aber schon eine Menge. Musils Ton ist einfach göttlich. Ich hoffe, dass ich irgendwann etwas mehr beitragen kann.

    Ich habe in den 70ern auch Böll gelesen, nämlich "Der Zug war pünktlich". Danach hatte ich nie wieder Lust dazu. Nur die Katharina Blum habe ich natürlich gelesen, die lasen damals alle.

    Ich habe in drei Tagen "Der Name der Rose" von meinem Wettbewerb-SUB gelesen. Heute werde ich damit fertig. Danach werde ich wieder einen Versuch machen, in den Musil einzusteigen, was mir bisher nicht recht gelingen wollte.

    Ich habe gestern "Nachkommenschaften" gelesen und war ziemlich verwirrt, vor allem auch nicht recht einverstanden mit der Grundhaltung des Erzählers zu seinem Künstlertum. Interessant ist, dass der Zwiespalt, den ich empfunden habe, auch genau der Diskussion zu diesem Werk entspricht, wie sie bei Wiki dargestellt wird. Die Geschichte hat einen irgendwie phantastischen Grundzug, der Erzähler scheint so gar nicht von dieser Welt zu sein.

    Nachdem ich hier heute nachmittag mit Doppelposts ein heilloses Chaos angerichtet habe, klappt es jetzt hoffentlich besser:

    Auch von mir ein Willkommen Swann81 . Mit deinen Vorlieben passt du schon mal sehr gut hierher. :thumbup:

    Ich empfehle britische Klassiker: Sturmhöhe, Jane Eyre, Tess (die beiden letztgenannten sind aus Frauenperspektive, ich weiß nicht, ob das in Frage kommt) und R.L. Stevenson natürlich, der sehr spannende Romane und Erzählungen geschrieben hat. Was zum Gruseln ist Sheridan LeFanu, auch sehr unterhaltsam. "Onkel Silas" ist der reinste Psychothriller - das meine ich völlig ernst.

    Ich glaube, der seltsame, so wuchtige Zwiespalt des Empfindens (ich meine das Leseempfinden) in "Bergkristall" kommt von der Gewichtung der Themen. Als Leserin ist man in jeder Minute bei den beiden kleinen Kindern, die in so entsetzlicher Gefahr sind. Diese haben aber gar keine Angst und sind völlig frei von der Lähmung und Erschöpfung, die einen Erwachsenen, der sich der Gefahr bewusst wäre, befallen würde. Sie laufen einfach zuversichtlich immer weiter. Man empfindet die Geschichte gleichsam auf zwei unterschiedlichen, völlig unvereinbaren Ebenen. Das ist so großartig, ich merkte erst am Ende der Geschichte, wie stark sie mich mitgenommen hatte, im wahren Wortsinn.

    Danach habe ich "Der Waldsteig" gelesen, ein feines Stückchen Ironie und Charakterisierung, wobei mich die Zeichnung der jungen Frau gefreut hat, die ganz allein im Wald rumwandert und macht, was sie will (sie kommt doch sicher ins Gerede, wenn sie ständig mit einem männlichen Bädergast umherzieht). Interessanterweise betonen sowohl ihr Vater als auch Tiburius' Doktorfreund, die zweitwichtigste Nebenperson, dass Frauen vollkommene Handlungsfreiheit haben.

    Gestern abend im Bett habe ich noch mit "Nachkommenschaften" angefangen - auch das voll feiner Ironie und sprachlich hinreißend. Nur, die Bücher, die ich eigentlich lesen sollte, nämlich MoE und "Kälte" von Twardoch, schleifen ein bisschen.


    ps. Ich fand auch die Schilderung des Nordlichts in "Bergkristall" so schön, zumal ich gerade in der Nacht davor ein wunderbares Nordlicht über der Rhön beobachten durfte - was bei uns nur ganz, ganz selten vorkommt, bei mir war es das zweite Mal im Leben.