Beiträge von montaigne


    Nachzulesen u.a. in dem leider wenig bekannten Roman "Das Gemeindekind" von Marie von Ebner-Eschenbach.


    hat Gontscharow in einem anderen Thread geschrieben. Wie wäre es wenn wir den Bekanntheitsgrad dieses Roman durch eine gemeinsame Leserunde etwas steigern würden?


    Mit ihren Erzählungen, Aphorismen und vor allem dem Roman „Das Gemeindekind“ hat sich die österreichische Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach in die Literaturgeschichte eingeschrieben. Wie sich ein Kind verurteilter Eltern, ein in die Außenseiterschaft Gezwungener, in schweren Kämpfen behauptet, sich innerlich aus der Misere herausarbeitet, das ist das soziale Thema dieser Geschichte einer hochadligen Autorin, die die Situation der ländlichen Unterschicht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausleuchtet.


    so der Umschlagstext. Im Nachwort schreibt Karlheinz Rossbacher:


    Marie von Ebner-Eschenbachs Anerkennung als Schriftstellerin kam spät, dann allerdings war sie unumstritten. Man kann sich heute die Einmütigkeit, mit der sie um die Jahrhundertwende als größte Schriftstellerin Österreichs, ja des deutschen Sprachraums betrachtet wurde, kaum mehr vorstellen. Eine Stimme aus dem Jahre 1902 meinte gar, sie gelte „heute als der größte Dichter, den Österreich besitzt“ .... Als sie starb schrieb ein Nachrufer über ihr Hauptwerk „Das Gemeindekind“, „es mag die Zeit nicht ferne sein, da es billig gedruckt im Volke sich verbreiten und fortleben wird. Und da wird es als Zeuge genommen werden für alles Kräftige und Gute, das in der Menschenbrust wach ist und das zwar nicht ausreicht, um glücklich, wohl aber um stark zu machen. Wenigen ist solche Anerkennung beschieden. Doch die Dichterin des Gemeindekindes wird zu ihnen gehören.“

    Gegen Ende des 15. Kapitels überlässt Helen Graham ihr Tagebuch Gilbert Markham mit den Worten: ...


    —‘Bring it back when you have read it; and don’t breathe a word of what it tells you to any living being. I trust to your honour.’


    und drei Absätze später, also im letzten Absatz des 15. Kapitels schreibt Gilbert an seinen Freund Halford::


    I have it now before me; and though you could not, of course, peruse it with half the interest that I did, I know you would not be satisfied with an abbreviation of its contents, and you shall have the whole, ....


    Was soll man von so einem Mann halten?


    Eines verstehe ich nicht: Es gibt eine Einladung zu einer Abendveranstaltung am 05. November und einige Seiten später beginnt die Beschreibung der Abendgesellschaft vom 04. November. Mal sehen, ob sich das noch klärt... (es kann sich ja wohl kaum um eine Ungenauigkeit handeln).



    Inzwischen habe ich gerade einmal das 4. Kapitel beendet und bin ebenso verwundert, dass die Abendgesellschaft plötzlich einen Tag früher stattfindet.



    Doch es handelt sich um eine Ungenauigkeit, allerdings nicht von Anne Brontë, sondern von der deutschen Übersetzung bzw. der Ausgabe des Inselverlages. Im Original heißt es im dritten Kapitel:


    ‘We are going to have a small party on Monday, the fifth of November,’ said my mother; ‘and I hope you will not refuse to make one, Mrs. Graham.


    Und das vierte Kapitel beginnt:


    Our party, on the 5th of November, passed off very well, in spite of Mrs. Graham’s refusal to grace it with her presence.


    Es gibt da also keine Abweichung.


    Wie genau Anne arbeitete, zeigt, dass 1827 (der Roman beginnt ja im Herbst 1827 obwohl Anne ihn in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts schrieb und 1848 veröffentlichte) der 5. November (Anne war zu diesem Zeitpunkt gerade mal sieben Jahre alt) tatsächlich ein Montag war.


    Vielleicht gibt es ja aber auch gar kein Liebesverhältnis? Vielleicht trifft er Mrs. Graham ja aus anderen Gründen? Anderseits äußert er: „Ich kann mich einfach nicht bereit erklären, dich zu verlieren…“. Und dann wäre da noch das Legen seines Armes um ihre Hüfte…


    Dass es ein Liebesverhältnis zwischen L. und Mrs. Graham gibt kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, sonst wäre wiederum ihr Verhalten Gilbert gegenüber nicht zu erklären. Möglicherweise hätte er ja gerne ein Verhältnis mit ihr und vielleicht kann sie ja deshalb in Wildfell Hall wohnen? aber ich denke sie gibt ihm keine Chance. Mal sehen!

    Ja ich finde den Roman immer noch sehr lesenswert und langsam wird’s ja auch spannend. Wer kriegt wen?, aber eine Sache stört mich etwas, nämlich das Gilbert das alles als Brief an seinen Freund geschrieben haben soll. Eigentlich finde ich das immer etwas sonderbar bei Briefromanen, also nicht nur bei Anne und auch wenn man bedenkt, dass die Menschen zu der Zeit mehr und ausführlichere Briefe geschrieben haben, aber Zeitenweise direkte Rede wiederzugeben, - also ich weiß nicht. Wie wirkt das eigentlich auf euch?

    Dem stimme ich zu ! Gerade dieses Spiel mit Sprache und das Experiment mit dem Stil macht doch den Ulysses so interessant - auch wenn man nicht alles versteht, ist es doch insgesamt faszinierend. Was ich vom "Portrait" nicht sagen kann, das hat mich gar nicht gepackt. "Dubliners" sind natürlich ganz wundervolle Erzählungen.


    Danke Steffi,


    dein Beitrag hat mir gut getan. Es ist immer schön, wenn man auf jemand trifft, der einen ähnlich guten Geschmack hat als man selbst
    :zwinker:


    ... ob und wie sehr es stimmt, daß die Ehe als Rahmen für das Versorgtsein einen so entscheidenden Platz einnimmt. Ob das Schreckensszenario, als alte Jungfer zu enden, tatsächlich so schlimm war. Finanziell oder vom gesellschaftlichen Status her?


    Keinen Mann zu finden, war für eine Frau damals sicher nicht einfach, zunächst natürlich finanziell, da es ja kaum Möglichkeiten für eine Frau gab berufstätig zu sein. Ev. als Erzieherin beim Landadel oder als Lehrerin in einer Dorfschule, wie wir es ja aus dem Roman "Jane Eyre" von Annes Schwester kennen, aber die Stellen waren wahrscheinlich auch knapp.

    Im Zusammenhang mit den Brontë Sisters bin ich mal wieder auf den Roman „Tom Jones“ von Henry Fielding aufmerksam geworden und ich frage mich ob ich nicht besser diesen Roman lese, den ich bisher noch nicht kenne, als Dickens zum wiederholten Male?


    In „Tom Jones“ erzählt Henry Fielding die Geschichte eines Findelkindes das gegen viele Widerstände der Gesellschaft zu kämpfen hat, - neben einem Panoptikum des 18. Jahrhunderts gibt es eine fundierte Gesellschaftsanalyse und ironische Gesellschaftskritik.


    Der Autor, Henry Fielding, ein Wegbereiter des modernen englischen Romans war übrigens Vorbild sowohl für die Brontë Sisters als auch für Dickens.


    [kaufen='3458349391'][/kaufen]


    Bei der Textstelle "... der andere saß neben ihr, eine Taschenbuchausgabe irgendeines Klassikers in der Hand....", stellte ich mir die Frage, was Anne wohl dazu sagen würde, dass ihr Roman heute in einem Klassiker-Forum gelesen wird?


    Ich hab’ mich mal gefragt, was damals die klassischen Romane gewesen sein könnten? Nun die folgenden die Anne sicher gekannt hat, sind auch heute noch lesenswert:


    [kaufen='0199553971'][/kaufen]


    [kaufen='0192834037'][/kaufen]


    [kaufen='1853260274'][/kaufen]


    [kaufen='0199536996'][/kaufen]


    Was mich etwas verwundert ist, dass ich Mr. Markham um einiges jünger einschätzen würde als Mrs. Graham, wobei es sein kann, dass eine diesbezügliche Altersangabe von mir überlesen wurde.


    Gilbert Markham ist 24 (stand ziemlich am Anfang des 1. Kapitels):
    “I was young then, remember—only four-and-twenty”


    Hellen Graham ist nicht mehr als 25 oder 26.:
    „not above five or six and twenty”.


    Jane Wilson ist etwa 26:
    “She was about six and twenty, ...”


    Die beiden Damen sind also höchstens ein oder zwei Jahre älter als der junge Farmer, aber Frauen sind ja meistens etwas früher reif als Männer.
    :zwinker:


    Es geht hier um die Beschreibung von Jane Wilson am Ende des ersten Kapitels.


    Im Original steht:
    “She was about six and twenty, ...”
    hätte man also auch mit “Sie war etwa sechsundzwanzig“ übersetzen können.




    Wo spielt die Handlung eigentlich? In Schottland, in England?


    Der Eingangssatz:
    “My father, as you know, was a sort of gentleman farmer in –shire ...”
    deutet auf eine englische Grafschaft hin, ich nehme mal an es spielt in Yorkshire
    http://de.wikipedia.org/wiki/Yorkshire
    der Heimat der Bronte-Sisters, denn sehr viel ist Anne ja nicht in der Welt herumgekommen und in Schottland war sie meines Wissens nach nie.

    Im Gedenken an die amerikanische Soulsängerin Whitney Houston, Patenkind von Aretha Franklin und Cousine von Dionne Warwick, die gestern in einem Hotelzimmer in Beverly Hills tot aufgefunden wurde, höre ich gerade die Klassiker der 48 Jahre alt gewordenen Sängerin:


    „I Wanna Dance With Somebody“


    „One Moment in Time“


    „I Will Always Love You“

    Hallo Eni,


    schön, dass du dabei bist. :klatschen:



    Die Neugier der Gemeinschaft an der "Neuen", an Mrs. Graham, ist bemerkenswert, .......


    Die Neugier der Dorfgemeinschaft an Mrs. Graham ist in der Tat bemerkenswert, zumindest aus heutiger Sicht, aber Anfang 19. Jahrhundert und in einer ländlichen dünn besiedelten Gegend war Helen Graham ja eine willkommene Abwechslung und außerdem bildete die Einwohnerschaft eines Dorfes wirklich noch eine Gemeinschaft und da will man ja wissen, wer jetzt neu zu dieser Gemeinschaft gestoßen ist. :zwinker:




    Amüsiert hat mich die Wendung: "... ungefähr sechsundzwanzig...". Wie kann jemand ungefähr sechsundzwanzig sein?


    „Ungefähr sechsundzwanzig“, das klingt wirklich witzig. Wo hast du die Stelle gefunden?
    wenn es um das Alter von Mrs. Graham geht, da steht bei mir „25 oder 26“ und das entspricht auch dem Original wo es heißt: „not above five or six and twenty”.
    :winken:


    Wie sieht es aus mit Finnegans Wake? Soll ja noch experimenteller sein als der Ulysses und zumindest als Übersetzung weitaus unmöglicher zu lesen?


    Da hast du Recht, Finnegans Wake gibt es zwar auch als deutsche Übersetzung, da es aber ein reines Sprachkunstwerk ist, lohnt es sich wenn überhaupt, nur im Original. Die Anspielungen und Doppelbedeutungen mancher Wörter im Englischen sind einfach nicht übersetzbar.


    Ich hab gerade mal bei amazon nachgesehen:
    Ulysses liegt auf Rang 110 bei Englischen Büchern der Amazon-Bestseller (erstaunlich gut für einen Roman der 90 Jahre alt ist), Finnegans Wake liegt auf Rang 119.807 und das „Portrait ...“ liegt auf Rang 311.678 (das scheint wirklich niemand zu interessieren und zu Recht, weil es ein wirklich schlechter Roman ist)


    [kaufen='1840226358'][/kaufen]


    [kaufen='0571217354'][/kaufen]


    [kaufen='0486280500'][/kaufen]


    Noch weiß ich nicht einmal, wer hier an wen adressiert, ....


    Gilbert Markham, ein junger Farmer, schreibt an seinen Freund Halford und berichtet ihm vom Herbst 1827. Gelbert war damals 24 Jahre alt und lebte mit seiner neunzehnjährigen Schwester Rose und seinem siebzehnjährigen Bruder Fergus noch bei der Mutter nicht weit von Wildfell Hall. Dort ist gerade die 25 oder 26 Jahre alte Mrs. Helen Graham eingezogen und nicht nur die Familie Markham, sondern auch Jane Wilson und deren Mutter sowie Eliza Millward die Tochter des Pfarrers sind neugierig auf die neue Nachbarin.


    Der Adressat des Briefes, also Gilberts Freund, Halford ist wie Markus schreibt für den weiteren Verlauf der Erzählung nicht wichtig und dient wohl nur dazu, dass Gilbert einen Ansprechpartner hat dem er die Geschichte erzählen kann


    Der Schreibstil des Romans gefällt mir bisher auch besser als der von „Sturmhöhe“, ich finde ihn etwas moderner, weil er schnörkellos daherkommt. Das muss aber nicht unbedingt an Anne gelegen haben, sondern kann auch mit der Übersetzerin zusammenhängen. Angelika Beck hat ja auch mehrere Romane von Jane Austen übersetzt z.B. „Emma“, während mir der Name der Übersetzerin von „Sturmhöhe“, Michaela Meßner, zum ersten Mal aufgefallen ist.


    Ob man Joyce in 100 Jahren noch lesen wird? Und falls ja: Vielleicht nicht doch eher A Portrait of the Artist as a Young Man denn den Ulysses?


    "A Portrait of the Artist as a Young Man" wird ja heute schon fast nicht mehr gelesen, warum sollte es also in 100 Jahren gelesen werden?


    "Ulysses" und "Dubliners" haben aber das Zeug zum überleben!


    Wie läuft das eigentlich mit den Leserunden, gibt es da eine Zeitvorgabe, oder liest jeder in seinem Rhythmus? Vielleicht könnte ich es schaffen noch zur Herrin von Willfeld Hall zu stoßen.


    Zeitvorgaben gibt es nicht, das heißt im Prinzip liest jeder nach seinem Rhythmus. Ideal läufts natürlich wenn der Leserhythmus der Teilnehmer ähnlich ist oder man sich mit dem Tempo in etwa der Runde anpasst, - ist aber keine Bedingung.


    Einfach mal anfangen zu lesen, und deine Gedanken zum Buch posten oder falls Fragen auftauchen diese stellen - du wirst sehen es ist ganz einfach und wir freuen uns alle wenn du mitmachst!