Ich finde es kindisch und beschämend, jemandem wegen der Kleinschreibung ans Knie zu pissen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich schrieb mehr als 10 Jahre lang bewußt klein und kenne jede Anfeindung, Verunglimpfung und Diskussion aus dem Effeff. Und wenn geübte Leser wie wir es nicht beherrschen, einen so gearteten Text zu lesen, wer dann? Das ist doch ein Witz. Ich komme mir vor, Gralshütern der Rechtschaffenheit zu begegnen. Da kommt mir das Kotzen. Schämt euch!
*schmunzel* - ein Rächer der antireaktionären Kleinschreiber. - Mein Widerstand gegen diese Form der Sprache (die da vorgibt, für Zeichensetzung und dergleichen keine Zeit zu haben) speist sich aus Erfahrungswerten: Ich meine bezüglich Internetkommunikation eine Korrelation zwischen floskelhaftem Internetjargon (ey boah voll das buch ey) und mediokrem Inhalt festzustellen. Wäre es umgekehrt - ich würde die Schreibweise zu begrüßen geneigt sein.
Das Zeitargument ist ja besonders süß: Weder zum Durchlesen des Texten noch zur Betätigung der Großschreibtaste reicht's. Hingegen ist das Einfügen von Smileys meist kein Zeitproblem, das Absetzen unzähliger Postings bescheidenen Inhalts ebenso. Erinnert an Autofahrer und deren Verzweiflung im Stau, weil sie im Begriff sind, 15 Minuten zu "verlieren". Wobei dies impliziert, dass die verlorenen Minuten ansonsten in allerhand wertvolle Tätigkeiten investiert würden (etwa Erlernen grammatikalischer Regeln).
Im übrigen fühle ich mich durch "nonchalante Coolness" keineswegs angegriffen, teile ansonsten Sandhofers Reaktionen auf derlei Postings, indem sie einfach einer fundamentalen Nichtbeachtung anheim fallen. (Es reicht ohnehin selten für "Gefühle" welcher Art auch immer bei der Forumsschreiberei, außer - zeitweilig - zu herzhaftem Gelächter.) Allerdings war Yoanas Antwort direkt an mich gerichtet und ich durch die nachfolgenden Beiträge daran erinnert, warum ich nicht geantwortet habe.
Was die bewusste Kleinschreibung (auch in literarischen Texten) anbelangt: Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn die Form über den Inhalt gestellt wird. Mich beschleicht beim Anblick von derlei Äußerlichkeiten immer der Verdacht, dass da durch blitzende Firnis und pseudorevolutionäres Getue (Kleinschreibung galt ein Zeitlang als Inbegriff des Antireaktionären, wobei eine Revolution, die bloß Großbuchstaben malträtiert, schon etwas Amüsantes hat) über den trivialen Inhalt hinweggetäuscht werden soll.
Dostoevskij: Ich hab mich redlich bemüht. Ehrlich. Es will einfach nicht klappen, kein hin- oder zureichender Grund am Horizont auftauchen. Ich schäme mich nicht :zwinker:
Grüße
s.