Beiträge von scheichsbeutel^


    Ich finde es kindisch und beschämend, jemandem wegen der Kleinschreibung ans Knie zu pissen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich schrieb mehr als 10 Jahre lang bewußt klein und kenne jede Anfeindung, Verunglimpfung und Diskussion aus dem Effeff. Und wenn geübte Leser wie wir es nicht beherrschen, einen so gearteten Text zu lesen, wer dann? Das ist doch ein Witz. Ich komme mir vor, Gralshütern der Rechtschaffenheit zu begegnen. Da kommt mir das Kotzen. Schämt euch!


    *schmunzel* - ein Rächer der antireaktionären Kleinschreiber. - Mein Widerstand gegen diese Form der Sprache (die da vorgibt, für Zeichensetzung und dergleichen keine Zeit zu haben) speist sich aus Erfahrungswerten: Ich meine bezüglich Internetkommunikation eine Korrelation zwischen floskelhaftem Internetjargon (ey boah voll das buch ey) und mediokrem Inhalt festzustellen. Wäre es umgekehrt - ich würde die Schreibweise zu begrüßen geneigt sein.


    Das Zeitargument ist ja besonders süß: Weder zum Durchlesen des Texten noch zur Betätigung der Großschreibtaste reicht's. Hingegen ist das Einfügen von Smileys meist kein Zeitproblem, das Absetzen unzähliger Postings bescheidenen Inhalts ebenso. Erinnert an Autofahrer und deren Verzweiflung im Stau, weil sie im Begriff sind, 15 Minuten zu "verlieren". Wobei dies impliziert, dass die verlorenen Minuten ansonsten in allerhand wertvolle Tätigkeiten investiert würden (etwa Erlernen grammatikalischer Regeln).


    Im übrigen fühle ich mich durch "nonchalante Coolness" keineswegs angegriffen, teile ansonsten Sandhofers Reaktionen auf derlei Postings, indem sie einfach einer fundamentalen Nichtbeachtung anheim fallen. (Es reicht ohnehin selten für "Gefühle" welcher Art auch immer bei der Forumsschreiberei, außer - zeitweilig - zu herzhaftem Gelächter.) Allerdings war Yoanas Antwort direkt an mich gerichtet und ich durch die nachfolgenden Beiträge daran erinnert, warum ich nicht geantwortet habe.


    Was die bewusste Kleinschreibung (auch in literarischen Texten) anbelangt: Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn die Form über den Inhalt gestellt wird. Mich beschleicht beim Anblick von derlei Äußerlichkeiten immer der Verdacht, dass da durch blitzende Firnis und pseudorevolutionäres Getue (Kleinschreibung galt ein Zeitlang als Inbegriff des Antireaktionären, wobei eine Revolution, die bloß Großbuchstaben malträtiert, schon etwas Amüsantes hat) über den trivialen Inhalt hinweggetäuscht werden soll.


    Dostoevskij: Ich hab mich redlich bemüht. Ehrlich. Es will einfach nicht klappen, kein hin- oder zureichender Grund am Horizont auftauchen. Ich schäme mich nicht :zwinker:


    Grüße


    s.


    weiß nich ob ich dir bei letzterer aussage ganz zustimmen kann, scheich. über urteilsvermögen und kompetenz von EH lässt sich sicher diskutieren, aber vllt ist es für ne menge leute ganz hilfreich ne nette kaffeehaustante ohne staubtrockene hochnasenattitüde und germanistische fachausdrücke vor sich zu haben, die eine hilfreiche schneise durch den dschungel der gegenwartsliteratur schlägt und ein wenig die literatur von ihrem sockel holt, wo sie im internetzeitalter zwangsläufig son bisschen vor sich hin stäubelt und spinnenweben ansetzt. :breitgrins:


    Ob irgendjemand für irgendetwas hilfreich sein kann, ist in diesem Zusammenhang vollkommen belanglos. Frau Heidenreich wird von ihrer Brigitte-Klientel sicherlich so empfunden, manch einer mag Dieter Bohlen für richtungsweisend in Sachen Musikgeschmack halten. Und auch der schlechteste Philosoph erfüllt spätestens nach seinem Dahinscheiden einen Zweck und wird via Ameisen und Maden nützlicher Bestandteil der Nahrungskette. Über ihre literarische "Kompetenz" zu diskutieren ist müßig: Ich jedenfalls möchte mir von niemanden die Web-Programmierung erklären lassen, der php5 für die Kurzbezeichnung eines Vogelgrippevirus hält.


    Die Unbedarftheit Frau Heidenreichs mit dem "Internetzeitalter" (nebst entsprechend nachlässigen Schreibgewohnheiten mancher User) in Zusammenhang zu bringen und das als Rechtfertigung für EH zu verwenden ist argumentativ - vorsichtig ausgedrückt - höchst seltsam: Als ob zwei Unsinnigkeiten einander auslöschen würden.


    So nebenher: Ich kann Klassikfreund in seiner Kritik bezüglich deiner cool-nonchalanten Schreibweise nur voll zustimmen. Meiner Erfahrung nach verwendet jemand, dem es an der nötigen Zeit gebricht, die Großschreibtaste zu betätigen, die ihm dadurch zusätzlich zur Verfügung stehenden Zehntelsekunden keineswegs dafür, einen besonders geistreichen Beitrag zu verfassen. Diese äußere Form hat mit Respekt und Höflichkeit gegenüber den anderen Teilnehmern zu tun; wer von syntaktisch-orthographischen Regeln unbeleckt seine Beiträge im Schnellschussverfahren in ein Forum schreibt, dem gebricht es genau an diesem Respekt. Da du aber diesbezüglich beratungsresistent zu sein scheinst, dürfte sich eine weitere Unterhaltung erübrigen.


    Grüße


    s.


    Wie kommt er ausgerechnet bei Keller auf "humorlos"? Bei meiner bisherigen Gottfried-Keller-Lektüre hatte ich überhaupt nicht den Eindruck, daß das ein humorloser Schriftsteller wäre, ganz im Gegenteil. Interessehalber habe ich deshalb gerade noch einmal im Brockhaus und in zwei Literaturlexika nachgeschlagen: in allen drei Artikeln über G. Keller ist ausdrücklich von seinem Humor die Rede. Das beruhigt mich. Dann scheint ja mein Humordetektor doch nicht defekt zu sein. ;-)


    Keineswegs! Kellers Briefe zeugen von einem skurrilen, ganz wunderbaren Humor und sind eine äußerst empfehlenswerte Lektüre. Schrullig war er ganz sicher, gesoffen hat er wie ein Bürstenbinder und war auch Kneipenschlägereien (trotz Kleinwüchsigkeit) nicht abgeneigt, die Stelle als Zürcher Stadtschreiber hat ihn wohl vor einem sozialen Abstieg gerettet.


    Man kann zur Person Heidenreich stehen wie man will: Sie hat von Literatur keine Ahnung; nicht nur, dass es ihr an Urteilsvermögen fehlt, es mangelt auch an fachlichem Wissen. Eine (nette?) Kaffeehaustante, die gerne liest, aber im Bereich der Literaturkritik vollkommen deplatziert. Und sie war denn auch immer nur Werbeschildchen für diverse Verlage, Trivialfeigenblatt für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der damit seinem Bildungsauftrag zu genügen meinte.


    Grüße


    s.


    Mal ernsthaft - solche "Tests" sind doch allenfalls als Feuilleton-Futter gut. Die sagen nichts, rein gar nichts aus. Weder über den Autor noch über das Lektorat.


    Und aus meiner Jugenderinnerung taucht da "Hanny & Nanny" von Enid Blyton auf. Da gibt es auch so einen "Test". Eine nervige Schülerin legt die Lehrerein herein, in dem sie bei einem Test einen Shakespeare-Text abgibt, den die Lehrerin nicht erkennt, worauf das Nerverl triumphiert.


    Und genau da gehört sowas auch hin: zum pubertären Austesten von Autoritäten.


    Ganz so einfach ist die Sache nicht. Es handelt sich schlicht um ein Hinterfragen von Autoritäten, welches - hoffentlich - immer dort auftritt, wo diese Autoritäten ex cathedra zu sprechen sich anschicken. Und das halte ich prinzipiell - im Falle von Hanni und Nanni noch viel mehr, weil ein solch jugendliches Hinterfragen konstituierend für die Entwicklung ist - für mehr als berechtigt. Das so etwas zu etwas dümmlichen Pennälerspäßen verkommen kann, liegt natürlich auf der Hand.


    Literaturkritik tritt häufig mit einem solchen arrogant-überheblichen Anspruch auf. Und diese Form der Decouvrierung hat insofern durchaus ihre Berechtigung, auch wenn es für mich persönlich eines solchen Beweises der Relativität von Urteilen nicht bedürfte (das hat aber auch mit meinem (deinem?) Alter zu tun; bei Hanni und Nanni ist's ein sinnvoller und notwendiger Prozess, wobei das in realiter meist nur jenen Lehrern widerfährt, die mit entsprechend herrschaftlichem Gebaren vor die Klasse treten).


    Etwas entfernt Vergleichbares (und m. E. durchaus Gelungenes) ist Sokal, Bricmont mit dem "Eleganten Unsinn" gelungen. (Für alle, denen diese Geschichte unbekannt ist: Sokal hat einen Artikel namens "Die Grenzen überschreiten. Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation" verfasst und ihn in "Social Text", einer anerkannten Publikation, veröffentlicht. Das Ganze war nichts weiter als Wortgeklimper und eine Aneinanderreihung klug klingenden Unsinns, der mit postmodernen Versatzstücken Geist suggerierte. Nach Lob und Anerkennung für das vermeintlich geistreiche Elaborat war der Katzenjammer nach Aufdeckung des Schwindels groß.) Auch hier ging es um das Hinterfragen von selbstgefälliger Autorität im scheinbar unantastbaren akademischen Gewand, ein Hinterfragen, das umso wichtiger ist, da solche Publikationen häufig Ehrfurcht, auch Angst erwecken (insbesondere bei Schülern und Studenten). Aber - in Umkehrung des Lichtenbergschen Aphorismus: Auch Bücher bzw. die Köpfe der Autoren können hohlen Klang erzeugen.


    Und wenn mit dem Musilschen Text bloß auf die Fragwürdigkeit von Urteilen hingewiesen wird, auf die Schwierigkeit allgemein gültiger Urteile in bezug auf die Kunst: So ist damit doch etwas getan.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Danke für den Hinweis auf die Stelle, S. 620 unten bis 624 (also 4 und nicht 10 Seiten, dürfte wohl wie so manche Seminararbeit mit großem Zeilenabstand geschrieben worden sein).


    Das Erstaunlichste für mich ist die Tatsache, dass den Hoax niemand erkannt zu haben scheint (ich glaube nicht, dass ich den Ausschnitt nicht hätte zuordnen können). Die Passage ist die Beste nicht, eher eine Dunstfädenstelle, muss aber in jedem Fall im Kontext der Erzählung gelesen werden, da diese Szene Ulrich - Gerda auf die vorhergehende Entdeckung Gerdas bezüglich Arnheim und der Verbindung mit Diotima hinweist. "Er fühlte die Verpflichtung, Diotima zu warnen, die mit ausgebreitetem seelischen Gefieder in eine lächerliche Enttäuschung hineinsegelte." Dieser Satz ist für die musilsche Schreibweise schon eher charakteristisch - und besser. (Im übrigen scheint mir das Ganze eine recht ironische Liebesszene zu sein, was sich bei isolierter Betrachtung nicht erschließt.)


    Dass der Roman viel zu komplex und ausschweifend konzipiert war, liegt auf der Hand, wobei das Problem nicht nur in der Konzeption besteht, sondern in der Fähigkeit des Schriftstellers, zu streichen und die Fäden wieder zusammen zu führen (Doderer konnte das in der Strudlhofstiege, pflog aber auch eine gänzlich andere Arbeitsweise). Das allein spielt für mich aber in der Beurteilung eines Romanes keine entscheidende Rolle, es ist mir relativ egal, ob sich Gärtner oder Butler als Mörder erweisen, wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt gelangweilt worden bin (so sind auch die "Toten Seelen" ein großartiger Roman, wiewohl Fragment). Gerade im ersten Teil des MoE finden sich m. E. unzählige Stellen, Kapitel, die sowohl sprachlich als auch inhaltlich ihresgleichen in der deutschsprachigen Literatur suchen. Diese allein machen dieses Buch zu einer großartigen Demonstration dessen, was mit Sprache möglich ist und lassen den MoE zu einem herausragenden Roman werden.


    Den Entwurf, das Prokrustesbett, in das sich Musil damit begeben hat, halte ich für verfehlt (die ganze Geschwisterliebe etwa für höchst entbehrlich) und eigentlich für nicht ausführbar. Sein Problem bestand wohl - u. a. - darin, dass er an diesem Aufbau mehr-weniger verzweifelt festgehalten hat und dadurch sich selbst in die Uferlosigkeit getrieben hat.


    Grüße


    s.

    Hallo!



    Nachdem ich mich längere Zeit nicht im Forum umgeschaut habe, stelle ich nun mit Entsetzen fest, wie leichtfertig und dumm hier über den "Mann ohne Eigenschaften" geurteilt wird, ein Buch, das ich etwa seit meinem 14. Lebensjahr immer wieder lese, wie die Bücher von Kafka, wie Proust, es gehört also zu meinen Lebensbüchern. Es ist von unerschöpflicher Geisteskraft, ein nie versiegender Quell von Intelligenz und Inspiration, von ungeheurer Sprachintensität, zeugend von einer "taghellen Mystik", wie Musil es nennt. Ohne jemanden belehren zu wollen, bitte ich darum, euch zu besinnen. Dieses Forum hat doch sicher für viele junge Leser eine Vorbildfunktion. Ich appelliere an euch, genauer zu lesen und zu denken, bevor ihr etwas schreibt. Ihr kennt ja alle das Lichtenberg-Zitat, von dem Buch und dem Kopf. In diesem Sinne.
    Eine ziemlich verzweifelte Leserin


    Nun bin ich ein bekennender Musil-Bewunderer, kann auch nur schwer verstehen, wie man sich der sprachlichen Brillianz (insbesondere des ersten Teiles, der zweite bedürfte einer gesonderten Betrachtung) entziehen kann. Aber mit Entsetzen, Verzweiflung oder gar der Befürchtung einer jugendlich-literarischen Verderbnis ins Feld für den eigenschaftslosen Manne zu ziehen erscheint mir dann doch übertrieben. Das führt zwangsläufig dazu, dass da ein armierter (echter) Kerl deiner wartet und dir mit einem Pamphlet mediokrer Provenienz eins überzieht.


    Interessant wäre zu wissen, welcher Ausschnitt den Lektoren vorgelegt wurde. (Den von Kaspar finde ich ausnehmend unglücklich gewählt, die psychologischen Hintergründe der einzelnen, an der Parallelaktion Beteiligten oder auch die Kapitel über den Großschriftsteller - Vorder- oder Rückansicht - würden sich zur Illustration musilscher Sprachgewalt besser eignen.) Jedenfalls finde ich die Sorge um die literarische Unschuld der Jugend zwar rührend, aber denn doch überzogen; ich jedenfalls gestehe, dass ich Postings unabhängig von ihrem prospektiven pädagogischen Gehalt zu verfassen pflege.


    Im übrigen glaube ich zu wissen, dass Lektoren nicht ausschließlich nach Qualität und Anspruch urteilen, sondern immer die kommerzielle Verwertbarkeit der Texte in Betracht ziehen (müssen!). Insofern haben sie mit ihrer Ablehnung durchaus Recht; zu Lebzeiten wurden vom MoE ein paar Tausend Exemplare verkauft. Dies bedeutet aber keineswegs, dass ich mit dieser Vorgehensweise einverstanden bin, sondern soll nur die Kriterien möglicher Manuskriptablehnungen erhellen.


    Grüße


    s.


    ceterum censeo: Mitlesendes, jugendliches Ungestüm - wärmstens sei dir der MoE empfohlen. Und verleihe hiermit der Hoffnung Ausdruck, meiner Vorbildwirkung Genüge getan zu haben!

    Hallo!



    Was mich eigentlich immer wieder tief erschüttert ist die Diskrepanz zwischen Stifters Werk, das für mich immer wieder einen "Besuch" wert ist, und seinem Selbstmord.
    Ich habe alle, jedenfalls für mich vefügbare Literatur durchforstet, aber es ist wohl doch ein Selbstmord (ich wollte das eine Zeit lang nicht so recht wahr haben), ein sehr seltsamer dann, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so schreiben kann.


    Worin besteht die Diskrepanz zwischen einem Werk und dem Selbstmord des Autors? Welcher Art müsste das Schreiben Stifters sein, um diese Kluft verschwinden zu lassen? Das Rosenhäuschen im Nachsommer schwarz anmalen und ein paar Totenköpfe auf's Gesimse? Oder - anders gefragt: Wie muss ein Werk beschaffen sein, um den Selbstmord des Schriftstellers als folgerichtig bezeichnen zu können? Kann das von Hemingway, Pavese, Klaus Mann, Tucholsky, Innerhofer, Kleist, Chatterton (ad infinitum) behauptet werden? Müsste man - bei Aufrechterhaltung eines solchen Zusammenhanges - nicht Th. Bernhard wiederbeleben, um ihm einen ihm gemäßen Tod zu ermöglichen? Denn: Wenn Selbstmord für den einen inadäquat erscheint, müsste dies - misanthropische Grundstimmung des Schreibens angenommen - nicht auch vom Weiterleben behauptet werden können?


    Das Feststellen einer solchen "Diskrepanz" erinnert an das erstaunte Geflüster der Nachbarschaft, nachdem sich Herr Maier an den Dachbalken geknpüft hat (oder mit dem Rasiermesser den Garaus gemacht hat). Welches da meist lautet, dass man sich "gerade von Herrn Maier derlei nicht erwartet habe". Er war immer so fröhlich, hatte eine Rosenzucht und kleine Novellen übers Landleben verfasst, die er nach allerlei Gesteinsarten benannte. Und pragmatisierter Schulinspektor war er außerdem.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    In dem trüben Einerlei der Wirtschaftsfolianten lässt sich auch Buntes pflanzen. Und so gab's bei meinem Versuch, einiges ökonomische Grundwissen unters Volk zu bringen, stets eine Pflichtlektüre: Obelix GmbH & CoKG. Zur Erläuterung von Marketingstrategien hervorragend geeignet - und was es bedeutet, wenn "die Preise mit dem Markt fliegen" weiß man seit einiger Zeit nach dem Besuch bei der Zapfsäule.



    Eure Aussagen zu wirtschafts(wissenschaftlicher) Literatur sind sehr amüsant.


    Wenn der Thread amüsiert, so hat er doch einiges (und nicht das geringste) geleistet.


    Grüße


    s.

    Hallo!



    Ökonomie hat nur sehr wenig mit Prognosen, dafür umso mehr mit der Untersuchung menschlichen Verhaltens auf sog. Märkten zu tun. Der Eindruck, Ökonomen wären nur dazu da, das kommende Wirtschaftswachstum herbeizubeten, ist falsch (wenn auch verständlich aufgrund des Medienrummels, der jedesmal veranstaltet wird). Über die Qualität der Prognosen möchte ich hier kein Streitgespräch führen, denn sie haben tatsächlich manchmal den Charakter antiker Augurenkunst.


    Sozialwissenschaften haben immer zu einem nicht geringen Teil mit der Erstellung von Prognosen zu tun. Die Analyse volkswirtschaftlicher, ökonomischer Zusammenhänge dient dazu, das Verhalten der verschiedenen wirtschaftlichen Entitäten mehr oder weniger gut vorherzusagen, regelnd einzugreifen, um bestimmte, immer in der Zukunft liegende Effekte zu erzielen. Aber ganz abgesehen davon, dass das prognostische Element für die meisten Wissenschaften konstituierend ist (v. a. in den Naturwissenschaften, wobei eine Diskussion der Methodenfrage für die Sozialwisssenschaften anhand Poppers "Elend des Historizismus" erhellend sein könnte), hat vor allem Schumpeter sich in seinem Werk hauptsächlich mit der Erstellung von Zukunftsszenarien beschäftigt. Es war mir daran gelegen, genau darauf hinzuweisen, seine Theorie eines "konstruktiven Destruktivismus" (oder so ähnlich) ist eben von genau dieser Inhaltsleere und Banalität, die mir sauer aufstoßen (das sind mit wissenschaftlicher Terminologie verbrämte Kalenderspruchweisheiten). Ob sich nun die Wirtschaftswissenschaften mit Vorhersagen beschäftigen, beschäftigen sollen (können?) ist das eine, das aber Schumpeter genau das in der Hauptsache getan hat, das andere. Und auf deine Aussage Bezug nehmend, dass man in der Ökonomie solches unterlässt, unterlassen solle (die Frage außen vor lassend, was dann noch übrig bliebe), gebe ich dir Recht: Schumpeter hätte ohne großen Schaden darauf Verzicht leisten können. Nur bliebe dann auch von seinem Schaffen eher wenig.


    Grüße


    s.


    Und ich habe noch nicht die Hälfte des ersten Briefes geschrieben, worin uns Abaelard über sein Leben berichtet, und ich bin bereits sehr begeistert. Er schreibt sehr klar, gelegentlich in schöner bildhafter Sprache, und nimmt öfter Bezug auf antike Persönlichkeiten.


    Ich weiß bereits nach 20 Seiten, dass mich diese Lektüre ungeheuer bereichern wird, vor allem was die Philosophie (der Antike und des Mittelalters) und die Theologie und die Lebensführung betrifft.


    Auf den Spuren des vergnügten Schulmeisterleins Wutz in Auenthal. Schön finde ich das und anheimelnd, dass auch im 21. Jahrhundert noch dieser Tradition gepflogen wird.

    "Der wichtige Umstand, bei dem uns, wie man behauptet, so viel daran gelegen ist, ihn voraus zu hören, ist nämlich der, daß Wutz eine ganze Bibliothek - wie hätte der Mann sich eine kaufen können? - sich eigenhändig schrieb. Sein Schreibzeug war seine Taschendruckerei; jedes neue Meßprodukt, dessen Titel das Meisterlein ansichtig wurde, war nun so gut als geschrieben oder gekauft: denn es setzte sich sogleich hin und machte das Produkt und schenkt' es seiner ansehnlichen Büchersammlung, die, wie die heidnischen, aus lauter Handschriften bestand. Z. B. kaum waren die physiognomischen Fragmente von Lavater da: so ließ Wutz diesem fruchtbaren Kopfe dadurch wenig voraus, daß er sein Konzeptpapier in Quarto brach und drei Wochen lang nicht vom Sessel wegging, sondern an seinem eignen Kopfe so lange zog, bis er den physiognomischen Fötus herausgebracht (- er bettete den Fötus aufs Bücherbrett hin -) und bis er sich dem Schweizer nachgeschrieben hatte. Diese Wutzische Fragmente übertitelte er die Lavaterschen und merkte an: »er hätte nichts gegen die gedruckten; aber seine Hand sei hoffentlich ebenso leserlich, wenn nicht besser als irgendein Mittel-Fraktur-Druck.«"


    Ansonsten aber gebe ich dir Recht: Philosophiegeschichtlich sind Abaelards Briefe eine anregende Lektüre.


    Grüße


    s.


    Spaß beiseite. Meine Meinung über Marx habe ich bereits kundgetan. Popper halte ich für einigermassen überflüssig. Wenn Ihr Euch mit einem wirklich interessanten, ökonomisch und gesellschaftlich relevanten Denker auseinandersetzen möchtet, dann lasst Euch den großartigen Österreicher Schumpeter auf der Zunge zergehen. Auch dessen Landsmann Hayek ist immer wieder lesenswert.


    Schumpeter ist der typische Wirtschaftswissenschaftler, dessen Aussagen der Relevanz des Tageshoroskops von Frau Helga entsprechen. Er war natürlich auch Kind seiner Zeit, Oswald Spengler vergleichbar, der für die Historie ebensolchen Unsinn verbrochen hat wie Schumpeter für die Wirtschaftswissenschaften.


    Seine Theorien basieren hauptsächlich auf der Erkennung zyklischer Muster - und wie das halt so geht mit astrologischem Denken: Entweder hochgradig trivial oder falsch (bzw. zufällig richtig). Und so erklärt er, dass auf jeden Aufschwung ein Niedergang folgt und ab und an etwas Neues erfunden wird. Auf Regen folgt Sonnenschein und wenn du glaubst es geht nicht mehr tauchen von irgendwo Lichtlein auf. Auch wenn sie trüb sind und von bescheidener Leuchtkraft.


    Ähnlich wie bei Sternenguckern und Kartenlesern ist's auch bei den Wirtschaftsprognostikern: Sie versagen dort, wo sie die Lottozahlen für's Wochenende voraussagen sollen. Schumpeter ging's genauso, trotz hochwissenschaftlicher Erkenntnisse die Wirtschaftsentwicklung betreffend hat er seine Bank ganz trivial in den Konkurs geführt. Aber er hat sich mit solchen Kleinigkeiten wohl nicht abgegeben, sich seinen Dezennien umspannenden Kondratieff-Zyklen gewidmet. Wenngleich es leichter sein sollte, ein Wetterprognose für den nächsten Tag zu erstellen. Schumpeter hingegen war wohl mehr ein Anhänger des Bauernkalenders (hundertjährig gedacht), das hat - wie bei Spengler - den Vorteil, dass man die Falsifizierung erst im Zustand der Verwesung erlebt.


    Wobei das Zeitalterdenken schon bei Marx zu beobachten ist, der Traum von einer - möglichst fernen - glücklichen Zukunft, von den Religionen übernommene, perfektionierte Methode der Vertröstung auf den St. Nimmerleinstag, entelechisches Endzeitdenken, ob nun die Ankuft des Messias oder der klassenlosen Gesellschaft erwartet wird. Das alles Entscheidende für dieses Konstrukt findet man bei Matthäus (24,42): "Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird".


    Dass Schumpeter leicht lesbar sei, ist kein Argument. Das sind auch Groschenromane. Und ihn über Popper zu stellen (bei aller Kritik, die man gegen den Sir vorbringen kann) scheint mir vergleichbar mit einer posthumen Kanonsierung Hedwig-Courts-Mahlers, der man statt Th. Mann den Nobelpreis hätte verleihen sollen (naja, P. S. Buck hat ihn dann gekriegt).


    Liebe Grüße


    s.

    Hallo!



    Du hast in jugendlicher Frische schon über 2000 Bücher gelesen, scheichsbeutel? Ist ja beneidenswert!


    Das mit der jugendlichen Frische sind Behauptungen, welche ich wegen möglicher Falsifizierungen besser im dunklen Keller (muss ja kein spezifisch österreichisches Verlies sein) aufstelle. - Die Lesetheorie kenn ich auch andersrum (ich bin ein begnadeter Langsamleser), aber dieselbe dürfte so grau sein wie mein Haupthaar. Im übrigen gibt es die BigBensche Fürsorge öfter, einzig der Hund muss auf die Katz kommen.


    Grüße


    s.

    Hallo!



    Heute habe ich mir ausgerechnet, dass man in einem 90 Jahre währenden Leben nicht viel mehr als 2000 Bücher lesen kann. Das ist ja schrecklich wenig!! Eigentlich so gut wie nichts. Da muss ich meine Lektüre noch viel sorgfältiger auswählen, um nicht kostbare Lese- und Lebenszeit mit Trivialem zu vergeuden.


    Ich bedaure zwar auch die Tatsache, dass die Zahl der in einem Leben zu lesenden Bücher äußerst beschränkt ist (obschon Sandhofers Signatur einiges für sich hat), glaube aber, dass deine Rechnung ein wenig zu bescheiden ausfällt. Denn immerhin ließe sich daraus der Schluss ziehen, dass ich vor kurzem den 150. Geburtstag in - Erbschleicherdiktion - völliger geistiger und körperlicher Frische gefeiert habe. Und was immer mir mein Spiegelbild allenthalben zu enthüllen sich erfrecht: 150(!!) hat es noch nie gesagt.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Heidenreichs Sendungen sind mit dieser Kritik trefflich umschrieben. Kaffeetantenklatsch auf dem Niveau von Promi-Kochsendungen. Bei diesen tauchen mehr oder weniger verschämt Lebensmittelmarken auf - bei jener werden Bücher werbewirksam in die Kamera gehalten. - D. Scheck ist - auch wenn man seinen Ausführungen nicht immer zu folgen geneigt ist - mit der Brigitte-Tante nicht zu vergleichen, er hat Ahnung, kann auch begründen.


    Der Punkt mit dem "Nazi" in den Überschriften ist schön bemerkt. Erinnert an kleine Kinderchen, die "Arsch" oder das "F-Wort" sagen und verschämt kichernd die Hand auf den Mund legen. Und gleichzeitig Umschau halten, ob es denn nicht doch jemand bemerkt hat.


    Wenn man den Littell sich in 5 Jahren bei der Leihbibliothek holt oder aber gänzlich der Vergessenheit anheim fallen lässt, hat man sich wahrscheinlich nicht eines großen Lesevergnügens beraubt. Ist halt schon ein gewaltiger Tabubruch: Dass Nazis nicht ganztägig mit blutverschmierter Visage und Handschuhen aus Judenhaut durch die Gegend liefen.


    Grüße


    s.

    Halloha!


    Hiermit bringe ich den Staatsanwalt Paravent, den "großen Stumpfsinn" nebst gefälliger, noch immer der Lösung harrender Quadratur zur Kenntnis. Lebensgefühl des 20. Jahrhunderts? Natürlich bei Simenon, wer könnte daran zweifeln, jedermann ist bislang dieser Autor eingefallen, wenn es darum ging, das Empfinden eines ganzen Jahrhunderts zu beschreiben. Allerdings: Sperber, Kertesz, Remarque, Roth, Böll ad infinitum. Auch: Goebbels Tagebücher, Schicklgrubers Krämpfe, Lacans Abstrusitäten, Hesses Murmelspiel, Konsalik, Obermayer, Hintergruber, Stanglbrunner und Konsorten. Und tatsächlich: Sperbers Affinität zum Kommunismus und seine Abkehr von den 68igern sind nicht repräsentativ für meinen Großvater väterlicherseits, Bergbauer und Holzknecht. Welcher in den Arbeitspausen sich mit Sterzessen begnügte und Adorno verschmähte (hätte er wohl für einen Ferienort an der ligurischen Küste gehalten). Nichts desto weniger hat Großväterchen auch ein Lebensgefühl sein eigen genannt, wenn er auch eher Peter Rossegger für dessen Beschreibung in Anspruch genommen hätte.


    Und natürlich ist der Reklamespruch ernst gemeint. Aber sowas von ernst. Wie geiz ist geil und die längste Praline der Welt (gibt's echt keine längere? da sollte doch mal ein Thread dazu eröffnet werden). Aber ernst ist das durchaus zu nehmen, bräuchte man bloß den Finanzvorstand des Verlages befragen.


    Im übrigen bitte ich (und der Herr Staatsanwalt auf schweizerischen Zauberbergen schließt sich dem an) um angelegentliche Information über den Stand der Dinge. Und obwohl der Transzendenz im Grunde abgeneigt, erlaube ich mir den Hinweis auf die Arbeiten Herrn Lindemanns und seiner Beschreibung der Zahl pi als transzendenter Zahl. Aber die Wissenschaft schreitet fort und keiner (nicht einmal der Schreiber dieses Beitrags) weiß, was denn die holde Zukunft bringt.


    Mit allerherzlichsten Grüßen


    s.


    Lustigerweise wird Storm beim Deutschen Klassiker Verlag verlegt, Raabe nicht, auch nicht Fontane, aber für ihn gibt es andere bedeutende Werkausgaben. Raabe kommt irgendwie schlecht weg.


    Schon seltsam. Vielleicht hat das allerdings mit dem Schulliteraturkanon zu tun. Hier in Österreich ist der Schimmelreiter Pflichtlektüre, meist wird auch noch der Pole Poppenspäler gelesen. Von Fontane in der Oberstufe mal die Effi, von Raabe aber gar nichts, er gehört bloß in den klassischen Realistenkanon. - So, nachgelesen und festgestellt, dass meine Unkenntnis so fundamental gar nicht ist wie vermutet. Weil der gute Storm so viel nicht geschrieben hat, Immensee, Aquis submersus, Hans und Heinz Kirch - habe ich gelesen (die oben erwähnten ohnehin), wenn auch teilweise lang zurückliegend. Und ich vermag mich an keine Erzählung erinnern, die etwa an den Stopfkuchen oder Pfisters Mühle herankäme - oder gar an Fontane. Möglicherweise sollte ich mir eine kleine Auffrischungsimpfung Storm verabreichen, ein großer Zeitaufwand dürfte damit nicht verbunden sein.


    Grüße


    s.

    Hallo!



    Nicht sehr origenell, aber mein liebster Raabe ist mir der "Stopfkuchen", dann "Das Odfeld" und eben "Abu Telfan". Bei letzterem kann ich nur mit dem Schluß nichts so richtig was anfangen. Muß unbedingt mal wieder lesen.
    Jetzt aber weiter mit "Die Stadt der Träumenden Bücher" vom Moers. Hätte ich so nicht erwartet: Bin begeistert.


    Walter Moers will ich auch bald mal lesen, leider borgen sich unbotmäßige Jugendliche dieses Buch ständig in den Stadtbüchereien vor mir aus, an der Universitätsbibliothek ist solches nicht zu erhalten (in den großen Tempel der Gelehrsamkeit wird ein Moers natürlich nicht eingelassen) - und es zu kaufen bin ich zu geizig. (Den Stopfkuchen muss man im übrigen mögen ...)



    MRR erweckt in mir den Eindruck, als hätte er Raabes Alterswerk nie gelesen. Und jemand, der mir Storm als ernstzunehmenden Prosa-Autor anpreist, ausgerechnet Storm, der eigentlich in seinem ganzen Leben immer nur dieselbe Geschichte immer wieder geschrieben hat ... nun ja. :winken:


    Bei MRR kann schon mal der böse Gedanke an Altersdemenz aufkommen. Wenigstens scheint er sich in den letzten Jahren auf nicht wirklich originelle Weise ständig zu wiederholen, möglicherweise werde ich aber auf ebensolche Weise meine Tastatur malträtieren, wenn ich auf die 90 zugehe. Wie auch immer - es scheint sich nicht mehr recht zu lohnen, sich mit dem von ihm Gesagten auseinanderzusetzen.


    Das mit Storm hat mich auch überrascht. Ich kenne bei weitem nicht dessen gesamtes Werk, würde ihn aber nicht auf die selbe Stufe mit Raabe stellen - und schon gar nicht reicht er an Fontane heran.


    Grüße


    s.

    Hallo!



    So nebenbei hab ich dies hier gestöbert. Ich versteh MRRs besondere Abneigung gegen alles, was irgendwie mit Antisemitismus zu tun. Bzw., was er für antisemitisch hält.
    Trotzdem kann ich mit dieser Art Urteilen/verurteilen nichts anfangen.


    Dieses Frage-Antwort-Spiel in der FAZ mutet schon seltsam an. Pensionierter Oberstudienrat mit literarischen Allüren wendet sich in seiner Verzweiflung an den greisen MRR und bittet um gefällige Aufklärung. Und ergriffen lauscht die Gemeinde, nickt beifallsheischend, puhlt sich das cerumen aus dem meatus acusticus externus, um ja keiner der literaturkritischen Segnungen verlustig zu gehen. Anderswo heißt der Ratgeber Dr. Sommer und beruhigt die von Zweifeln geplagte 11jährige, dass der empfangene Kuss aller Voraussicht nach keine Schwangerschaft zur Folge haben wird.


    Raabe wird, so meine bescheidene Vermutung, trotz der hoffnungsvoll geäußerten Untergangsszenarien des Großkritikers, denselben überleben. (So nebenbei, das mir liebste Raabewerk: Pfisters Mühle.)


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Leibgeber hat ohnehin schon darauf hingewiesen und so schulter ich auch den Zaunpfahl und winke kurz mit: Weder so schwierig noch so leicht (in Hinsicht des Erklärens) ist's mit dem Verstehen. Gewisse Grundvoraussetzungen aber musst du dir schlicht selbst aneignen (bezüglich mancher Grundbegriffe des Philosophie - z. B. des Dinges an sich), weil diese Begriffe einfach die Voraussetzung für das Verstehen bilden (ist möglicherweise vergleichbar mit dem Erlernen der Vokabel einer Fremdsprache, die das notwendige Gerüst für das Verstehen von Sätzen bilden).


    Zum anderen ist es ein denkbar schlecht gewählter Weg (wie auch bereits weiter oben erwähnt), mit einem Zitat aus dem handschriftlichen Nachlass seine Schopenhauerlektüre zu beginnen. Steht auch schon in diesem Thread: Beuge dich über die vierfache Wurzel des Satzes vom Grunde und es wird leichter sein, den Gesamtkomplex zu verstehen. Und so nebenher werden etwa bei dieser Einführung auch andere Grundlagen vermittelt (Occams Rasiermesser, das nicht von ihm ist, wird z. B. - wenn mich die Erinnerung nicht trügt - gleich zu Anfang erläutert). Und das scheint mir dann der - einzig? - gangbare Weg zu sein, zu lesen, nachzuschlagen, manchmal sich zu erkundigen, wenn aus dem Gelesenen sich nichts Erhellendes ergibt und aus den vielen Teilen langsam ein Ganzes zu bilden. Wobei man sich eben bei der ersten phil. Lektüre (von welchem Philosophen auch immer) so nebenher mit den Grundbegriffen und -kategorien der Philosophie vertraut machen muss.


    Du aber schraubst den Wetterhahn von der Schopenhauerischen Kirche ab und wünscht dir, man möge dir erklären, wie der da oben Halt findet. Der ganze Komplex ruht aber auf Kantschen Ziegeln, aristotelischem Mauerwerk, Humeschen Mörtel etc. etc. etc. - und auch wenn das Tierchen einzig dadurch auf den Giebel kommt: Grundlegendes über die Statik muss man zuerst in Erfahrung bringen. Was übrigens - meiner Erfahrung nach - eine Sache von Jahren ist. Nicht so schwer ist's, aber eine gewisse Liebe zur Materie muss man haben. Und Geduld! So nebebei: Spaß macht's auch noch!


    Grüße


    s.