Beiträge von scheichsbeutel^


    Aber ich komme halt letzten Endes nicht von der analytischen Philosophie, vom Positivismus her, sondern von - im weitesten Sinn - der Hermeneutik. :winken:


    Gerade du als Hermeneutiker vertrittst eine derart unpersönliche, "objektive" Philosophiegeschichtsschreibung? ;) An deren Möglichkeit ich grundsätzliche Zweifel hege. Dass ein Autor seinen persönlichen Hintergrund in die Darstellung einfließen lässt bzw. dieser spürbar wird, versteht sich von selbst. Gerade bei Russel habe ich bestenfalls den Eindruck einer augenzwinkernden Subjektivität, als störend vermochte ich sie nicht zu empfinden - im Gegenteil.


    Platon ist sowieso ein Künstler, und Russell eben keiner.


    Definiere Künstler ;) Ob Platon nun sich einen solchen mit Fug und sandhoferschem Recht nennen darf oder Russel eine solche Titulierung verwehrt bleiben muss, will ich einmal dahingestellt lassen. Ein platonischer Spaziergang führt durch die erwähnte zweifelhafte Staatsphilosophie, die - m. E. - ebenso zweifelhafte Ideenlehre, zu beeindruckenden Texten wie der "Apologie", aber auch zu betulicher Pädagogik nebst - mittlerweile etwas lächerlich anmutenden - Dialogen.


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    Agora, unzählige geleerte Karaffen griechischen Weins; sandhofer, scheichsbeutel^ & co.


    scheichsbeutel^: Sieh, sandhofer, was also meinst du zum Schreiben, darf jeder solchen Tuns sich unterfangen?
    sandhofer: Ja, scheichsbeutel^, das glaube ich wohl. Wenn er kundig ist den Griffel zu führen!
    sch: Und der Gegenstand des Schreibens, sollte er diesen frei wählen können?
    s: Selbstverständlich, obwohl mich dünkt, dass nur Wahres kommen könne von dem, der vertraut ist mit dem entsprechenden Thema von Berufs wegen.
    sch: Müsste also der über Philosophen Schreibende ein Philosoph, der über Künstler sich Äußernde ein Künstler sein usf.?
    s: Das scheint mir wäre von großem Vorteil.
    sch: Und der über Könige Redende müsste ein König sein, der die Kochkunst Behandelnde ein Koch und der von der Armut Erzählende ein Bettler?
    s: Dies nun deucht übertrieben.
    sch: Und könnte nicht gar der Böse sich wehren gegen die Verurteilung durch Gute mit dem Hinweis, dass diesen die innere Befähigung fehlte, ein solches Urteil zu sprechen? Wäre nicht eigentlich jeder befreit von aller Kritik außerhalb seiner Zunft? Sodass der Künstler den Künstler, der Kesselflicker den Kesselflicker und der König den König beurteilen müsste? Und hast du nicht oft dich beschwert über Handwerker und Beamte, obschon du kein Handwerker oder Beamter bist?
    s: So tat ich.
    sch: Und sage mir auch dies - fühltest du nicht die Berechtigung dich zu beklagen über betrügerische Schankwirte und nachlässige Schuhmacher, denen du so manche Frostbeule verdankst?
    s: Gar sehr fühlte ich solches.
    sch: Ist es nicht so, o sandhofer, dass für den sich des Schreibens Unterfangenden die Kenntnis des Gegenstandes wichtiger ist denn sein eigentlicher Beruf?
    s: Ganz notwendig ist es so wie du sagst.


    [...]


    Der Rest unverständlich, schweizerisch-österreichisches Gebrodel, mit schwerer Zunge vorgetragen ...


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    Grüße


    s.

    "<a href="http://www.freitag.de/kultur/0941-philip-roth-zukunft-roman-literatur-videospiele">Das Ende des Romans</a>: US-Autor Philip Roth prophezeit der schönen Literatur für die Zukunft nur noch eine Nischenexistenz."


    Das ist eher der seit tausenden von Jahren beschworene Untergang der Kultur - und einfach Unsinn. Das Buch bzw. der Roman werden nicht sterben (möglicherweise das Medium Buch, so wie die Handschrift vom Druck abgelöst wurde) - und vor allem wird der Niedergang keinesfalls durch die "neuen Medien" erfolgen. Kultur wird heute in einem Ausmaß wie nie zuvor konsumiert - und sie wird solange nicht untergehen, solange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen solchen Müßiggang erlauben. Armut und Elend können dem Kunstgenuss den Garaus machen (denn wer rund um die Uhr sich um seinen Nahrungserwerb zu sorgen gezwungen ist, wird weder einen Roman lesen noch am Monitor Bildchen gucken und kurze Texte lesen), nicht aber der Bildschirm. Das sind die Hirngespinste desjenigen, dessen Kreativität bei der Vorstellung einer zukünftigen Entwicklung versagt.


    Grüße


    s.


    OT:
    Gerade diese herablassende Art ist es, die ich Russells Werk vorwerfe. Es ist eine Kunst und bedarf eines Künstlers, über (z.B.) Platon zu schreiben, wenn man Platon nicht mag. Russell - Literaturnobelpreis her oder hin - ist kein Künstler. :winken:


    Weiter off topic: Wer - er? Russel - oder derjenige, der kein Künstler ist bzw. Platon nicht mag? Letzteren nicht zu mögen kann ja wohl kein Kriterium sein, v. a. seine an spartanischen Idealen orientierte Staatsphilosophie mit ihrer Nähe zu faschistoiden Systemen hochzuschätzen ist eine eher zweifelhafte Angelegenheit. Man kann über Platon als Künstler schreiben - und zu zweifelhaften Ergebnissen kommen als auch ihn - mit Recht - aus philosophischer Sicht kritisieren. Wobei Russel durchaus nicht selbstgefällig urteilt, sondern seine Philosophiegeschichte von einem explizit als "historisch" bezeichneten Standpunkt heraus verfasst, die Philosophen also vor dem Hintergrund der sozialen, politischen Zustände zu beurteilen sucht. Wenn auch nicht mehr "aktuell" ist Russels Buch noch immer eines der empfehlenswertesten dieses Genres.


    Grüße


    s.


    Besucht auch seine <a href="http://www.synsign.de/memo/buecher/bibliothek.htm">Bibliothek</a>.


    Irgendwie weiß ich mit solchen Listen nichts Rechtes anzufangen. Der Mann scheint viel gelesen zu haben, mir Bekanntes, Unbekanntes, aber ich erfahre nicht, ob und warum ihm etwas gefallen hat bzw. weshalb er anderes nicht wiederlesen würde. So, in dieser Kurzform, hat das Ganze für mich den Charme und die Aussagekraft des Kataloges einer öffentlichen Bibliothek.


    Ich staune bisweilen über solche Leselisten ihres Umfanges wegen (etwa über deine!), aber für mich als Besucher der Website bleiben wichtige Dinge (die Meinung des Lesenden betreffend) unbeantwortet. Und so gäbe es für mich keinen Grund, das eine oder andere Buch aus der Liste zur Hand zu nehmen.


    Grüße


    s.

    Das war übrigens ein verkapptes Karl-Kraus-Zitat ("Das Ehrenkreuz"), stimmt aber trotzdem. Ich habe mir wirklich nichts oder jedenfalls nicht viel dabei gedacht. Außer, dass es lustig sein und mir Spaß machen könnte.


    Ich glaube dir dies unbesehen - und es klang auch absolut überzeugend. Das Schöne dieser Antwort war, dass man den Kulturredakteur intellektuellen Schwung nehmen sah, dass er gewärtigte, über allerhand philosophische Überlegungen, geistige Vorbereitungen unterrichtet zu werden. Und dann - ein wenig enttäuscht, auch amüsiert - sich seiner Hoffnungen beraubt sah.


    Und die Antwort bricht eben mit typischen Verhaltensweisen, die da allerlei Hochtrabendes, Verstiegenes erwarten und sich nicht vorstellen können, dass man etwas einfach so, aus purer Freude, einer Idee, Laune folgend, machen kann. Manchmal wird's was, manchmal nix.


    Man stelle sich vor, dass diese (oder irgendeine) Frage an Sloterdijk gerichtet worden wäre: Und ein Zittern und Kreißen hub an, unzeitgemäß aus tiefstem, allertiefstem Gedankenreichtum gerissen, räuspert sich der Geistesriese, ein Stotterer und Stammler vor dem Herrn, nicht eines Gebrechens, sondern der Überfülle seines geistigen Gebärens wegen - und unterbrochen von allerhand "hmms" und "ääähs" wird dem Fragenden Antwort zuteil, fragmentarisch, bruchstückhaft - um dann, dies von besonderer Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, dass er diesen (oder einen ähnlichen) Gedanken schon in diesem oder jenem Buch zu äußern die Ehre gehabt habe. Während man ihm sehr oft ein rechtschaffenes "gar nichts" durchaus glauben würde.


    Wer mal hören will, wie ich spreche - das Deutschlandradio hat mich heute Mittag zu meinem Langzeitprojekt kurz interviewt:


    Wenn ich irgendwann wieder gefragt werde, was ich mir denn "dabei" gedacht habe, werde ich so frei sein und Giesbert zitieren: "Gar nichts!" :breitgrins:


    Mir erschließt sich der Sinn des neuen Forums noch nicht so ganz. Mit den beiden Foren ist doch alles abgedeckt.


    Es ist keineswegs ein neues, sondern ein schon mehrere Jahre altes Forum, das umzuziehen gezwungen ist. Und dass die Adresse hier gepostet wurde, war nicht mal abgesprochen :zwinker:


    Der Unterschied zwischen hier und dort sollte aus den nun erweiterten (und auch noch zu modifizierenden) Forenregeln sichtbar werden. In die Richtung von "mehr Text - weniger Smilies" weisend.


    Grüße


    s.


    Hat von euch eigentlich schon jemand die Biographie von Klaus Harpprecht gelesen?


    Empfehlenswert! Vor allem, weil Harpprecht kein bedingungsloser Mann-Verehrer ist, sondern durchaus kritisch berichtet. Der Umfang von über 2000 Seiten ist natürlich enorm, aber man kann sie auch als eine Art Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lesen. Das Buch von Hans Mayer ist eher eine Werkinterpretation, die Rowohlt Monographie liegt lange zurück, habe sie als weder besonders gut noch schlecht in Erinnerung. Für den Einstieg in jedem Fall handlicher.


    Grüße


    s.


    Bonaventura <a href="http://bonaventura.musagetes.de/?p=1319">weist</a> auf die einzige umfangreiche Biografie über Joseph Roth hin. Eigentlich müßte er Joseph Blau heißen.


    Das stimmt so nicht, die Biographie David Bronsens ist möglicherweise umfänglicher (die Taschenbuchausgabe hat über 700 Seiten). Allerdings ziemlicher Mist, weil überladen und angereichert mit unzähligen Werkzitaten und auch nicht aus jener notwendigen Distanz heraus geschrieben, die für eine möglichst objektive Darstellung vonnöten ist. Auf v. Sternburgs Werk bin ich gespannt ...


    Grüße


    s.


    Nun sagt mal. Wieviel "xlane" werden sich denn noch inkarnieren? Ihr, bzw. ein Mehrfachinkarnierer macht sich einen Spaß, gell?


    Könnte sich um eine Deutschklasse in jugendlichem Alter handeln, womit die Zahl der Inkarnierer in Östereich auf den Wert 36 festgelegt wäre.


    s.

    Hallo!



    @scheichsbeutel: Hast Du eigentlich keine anderen Argumente, als die Leute gleich Idioten zu nennen und ihnen jegliches Urteilsvermögen abzusprechen, nur weil sie eine andere Ansicht als Du vertreten? Nur weil Du es geschwollen formulierst, wird es nicht salonfähiger oder weiser. Bring mal vernünftige, sachliche Argumente ohne Polemik und Herabsetzungen, dann gehe ich auch gern darauf ein. :zwinker:


    Ich habe niemanden als Idioten bezeichnet (sondern einmal - eingebettet in eine Paralipse - eine Argumentation als dümmlich bezeichnet, was sie nach meinem Dafürhalten auch war und was ich anhand von Beispielen zu demonstrieren versuchte, allerdings offenbar vergeblich).


    Das, was du als geschwollen (schwülstig) bezeichnest, ist einem Gran Ironie geschuldet, welches ich in fast allen meinen Postings unterzubringen versuche. Um - implizit - einen Hinweis darauf zu geben, dass man alles so ernst nicht nehmen sollte. Offenbar kann das beim Empfänger der Botschaft manchmal eine missverständliche Interpretation auslösen.


    Da du - im Gegensatz zu deiner Behauptung - auf keines meiner Argumente eingegangen bist, dich auf einen Justament-Standpunkt gestellt hast ("aber ich sehe es trotzdem so") war (ist) die Diskussion mit dir für mich beendet. Mein Hinweis auf die "Eindimensionalität" des Denkens (in bezug darauf, dass du dir keinen anderen Grund für Anonymität vorzustellen in der Lage warst als jenen, dass damit in irgendeiner Form Schindluder betrieben werden kann) bleibt für mich aufrecht, diese monokausale Interpretation der Anonymität ist befremdlich (dieser Hinweis sollte aber keinesfalls beleidigend sein).


    Ich weiß eigentlich gar nicht, was genau du mit diesem letzten Posting von mir willst; ich habe in meinen Antworten dich zitiert und versucht darzulegen, warum ich manches für falsch halte. Und ich habe meine Position mehrfach, allerdings offenbar vergeblich wiederholt - mit dem Resultat deiner oben zitierten Feststellung, dass "du es eben trotzdem so sehen würdest". Das nehme ich zur Kenntnis, ist aber als Grundlage für eine weitere Unterhaltung nach meinem Dafürhalten höchst unergiebig.


    Bei aller Polemik (die mir im Schreiben durchaus unterläuft und manchmal, sofern nicht beleidigend, durchaus unterhaltend sein kann und soll) sehe ich nicht, dass ich dich beleidigt haben sollte, während dein Hinweis auf meinen "Stil" (dessen Sinn dir entgangen zu sein scheint, was ich aber gerne mir selbst zuschreiben will) als ein argumentum ad hominem interpretiert werden könnte. Du hast mehrfach auf eine seltsame Streitkultur in dir bekannten Foren hingewiesen, ich bin aber nicht willens, mich auf einen solchen Wettbewerb einzulassen (der meist darauf hinausläuft, wer mehr Lacher auf seine Seite bringt). Dazu gebricht es mir an Zeit und Lust.


    Ich habe bereits im letzten an dich gerichteten Posting darauf hingewiesen, dass ich mich nicht ständig zu wiederholen wünsche und mir deshalb weitere Antworten versagen werde. Daran hat sich nichts geändert; wenn ich also auf weitere Beiträge - wie angekündigt - nicht mehr antworte, so liegt der Grund dafür in dem Wunsch des "repetitio non placet".


    Grüße


    s.

    [quote author=Christoph Schröder]
    "Ein guter Freund von mir, der Schriftsteller ist, hat kürzlich zu mir gesagt, dass er Berlin für eine völlig literaturverhindernde Stadt hält. Einfach deshalb, weil dort die Themen schon diskursiv vorgegeben sind und die Freiheit fehlt, sich mit bestimmten Themen nicht auseinander zu setzen. Nicht alle Themen sind literaturfähig. Literatur muss nicht etwas mit Gegenwart zu tun haben. Und in dem Augenblick, in dem man in einer Stadt ist, die nur für die Gegenwart lebt, wie Berlin, ist das aus schriftstellerischer Sicht sicher horizontverengend."
    [/quote]



    Wenn ich solche Sätze lese, staune ich immer über die apostrophierte "Horizontverengung" dessen, der sie von sich gibt. Als ob gute Literatur nicht alle Themen besetzen könnte (wenn sie denn gut gemacht ist), als ob nicht auch in Brunsbüttel, Wanne-Eickel und jeder beliebigen Großstadt geschrieben werden könne. Und welche Themen "diskursiv vorgegeben" sind - etwa in vorerwähnten Orten - will sich mir auch nicht erschließen; und die Behauptung, dass Berlin eine "literaturverhindernde" Stadt sei, kann eigentlich kaum noch bewertet werden, sie ist nicht einmal redundant oder tautologisch, entzieht sich vollkommen jeder Beurteilung und stellt nichts anderes dar als eine beliebige, grammatikalisch korrekte Anordnung deutscher Wörter.


    Ob Literaturkritik ausstirbt? Eigentlich ist schon die Frage Unsinn; hingegen ist es offenkundig, dass über Literatur in mehr-weniger anspruchsvoller Weise immer gesprochen werden wird, solange es eben Bücher gibt. Dass die Neuerscheinungen der letzten Jahre austauschbar erscheinen und stark nach Eintopf schmecken, ist möglicherweise eine ebenso ephemere Erscheinung. "Ein guter Freund, der Schriftsteller ist" hat mir gegenüber kürzlich den Verdacht geäußert, dass sich dies wieder ändern wird, dass es eine Art Renaissance kleiner Verlage, kleiner Literaturveranstaltungen gibt, die sich dann im Laufe der Zeit zu etablierten "Events" und Musilschen Großschriftstellern entwickeln. Das "Forum Stadtpark" war etwa (wie wohl die meisten anderen) einer solchen Entwicklung unterworfen, die anfangs revolutionär anmutenden Schreiber wurden schließlich zu ältlichen Kulturhonoratioren, die einander gegenseitig Preise verleihen. Wohl ein normaler, sich ständig wiederholender Kreislauf.


    Grüße


    s.


    Ts, da kennst Du sagenwirmal "Buffy – The Vampire Slayer" nicht. Oder "Dead Like Me". Und ein paar andere Serien auch nicht. Gegen eine gute TV-Serie verdampfen gefühlte 90 % der bedeutungsschwangeren Tagesliteratur in das ihnen gebührende Nichts. (Btw - ich halte es da mit Raymond Chandler: Shakespeare würde nicht über das Fernsehen schimpfen, sondern sich fragen, was man damit machen kann. Und ohne, dass ich die guten bis sehr guten Serien-Autoren nun gleich für Shakespeare halten wollte: sie arbeiten mit der Form. Und die Ergebenisse sind mitunter erstaunlich.)


    Was die Serien betrifft, hatte ich eher die Herz-Schmerz Daily-Soaps im Auge. Aber dass es TV-Serien gibt, die ganz ausgezeichnet sind, in jedem Fall ungleich besser als die im Link angeführten Bücher, bezweifle ich nicht im mindesten (obschon keineswegs ein Experte in diesen Dingen).


    Der Witz ist ja, dass man sie von HP durchaus bekommen kann. Also jugendgerecht aufbereitet, aber doch. Azkaban und die Dementoren bei Harry Potter sind zB eine sehr sagenwirmal jugendgerechte Darstellung von "Depression". (Disclaimer: ich liebe Harry Potter 8-))


    Ich vermag den Smily nicht so ganz zu deuten und bin mir unsicher, ob du nicht zu scherzen beliebst ;-). - Ich weiß nicht, ich kenne zwar auch alle Bände (bis auf den letzten, weiß also noch immer nicht, wie's ausgeht), aber ob das eine "jugendgerechte Darstellung der Depression" ist? (Vielleicht melden sich depressive Jugendliche an dieser Stelle zu Wort.) Ich finde HP nicht besonders originell, auch nicht besonders schlecht. Jugendbuch, die Idee vom Jungen, der es den Erwachsenen mal so richtig zeigt, ist unzählige Male schon verarbeitet worden - von Pippi und den 5 Freunden bis ich weiß nicht was. Aber sicher besser als Frau Frank mit ihrer Herzoperation (auf diese Vermutung lege ich mich fest).


    Grüße


    s.

    Um Missverständnissen (beim letzten Posting) vorzubeugen: Ich habe gegen eine solche Form der "Literatur" nicht das geringste. Mich langweilt sie (vergleichbar irgendwelchen Daily Soaps oder Vorabendserien); das bedeutet keineswegs, dass ich ihr die Existenzberechtigung absprechen würde. Eigentlich kann ich über solche Bücher gar nicht urteilen (und will es auch nicht), weil sie nicht zu jener Gruppe Bücher gehören, die ich als Literatur im weitesten Sinne bezeichnen würde (Bücher, mit deren Inhalt man sich in irgendeiner Form auseinandersetzen kann, deren Sprache nicht bloß zum Fortschreiben eines Handlungsablaufes - nebst gutem oder schlechtem Ende - dient).


    Man kann solche Bücher auch nicht "besprechen", man kann bloß Inhaltsangaben liefern (wie bei den erwähnten Fernsehserien oder bei Hollywoodfilmen). Es ist schlicht eine von vielen Formen der Unterhaltung - und jeder wählt für sich aus. Ärgerlich werden solche Bücher (bzw. Besprechungen) immer nur dann, wenn sie plötzlich einen Anspruch zu stellen sich anmaßen, den sie nicht einhalten können. So habe ich etwa das häufige Harry Potter-Bashing überhaupt nicht verstanden. Das ist ein Jugendroman - und er will auch nicht mehr sein. Vom Räuber Hotzenplotz oder dem gestiefelten Kater erwartet ja auch keiner philosophische Erkenntnisse. Insofern habe ich den Büchern auf der verlinkten Seite ein wenig Unrecht getan. Erst wenn dieses Buch von Rina Frank, dessen Kurzbeschreibung ich im vorigen Posting zitiert habe, den Anspruch auf "hohe Literatur" stellen würde (die Autorin oder der Rezensent), erst dann wäre eine harsche Kritik berechtigt.


    Und so ist der Satz mit dem Entsorgen in Ofen oder Tonne missverständlich und wohl unangebracht, weil ich zur Annahme neige, dass eben der vorhin erwähnte Anspruch nicht gestellt wird.


    Grüße


    s.


    Eine erfrischende Form der Rezension bietet www.vorablesen.de


    Eine gute Möglichkeit vorab Interesse zu wecken und "spielerisch" Werbung zu machen. Die Buchauswahl trifft zwar nicht meinen Geschmack, aber durch die beschränkte Auswahl auf wenige Werke, die in zeitlichem Abstand freigeschaltet werden, lädt es zum reinschauen und zur Diskussion ein. Zumal ich die meißten Bücher sonst nicht mal aus der Ferne anschauen würde...


    "Erfrischend" ist in diesem Zusammenhang ein gewagtes Epitheton, da gäbe es möglicherweise treffendere Bezeichnungen, die aber die gute Kinderstube zu verwenden verbietet.


    Als einigermaßen erfahrener Antiquariatsbesucher vermag man anhand der Buchumschläge bereits eine Vorauswahl zu treffen. Von den dort präsentierten Werken würde ich keines geschenkt wollen - und die Besprecher scheinen alle den gleichen Volkshochschulkurs für Rezensenten besucht zu haben. Da ist auch durch das beste Impressum nichts mehr zu retten ;-) Was etwa soll man mit einem Buch machen, dessen Inhaltsbeschreibung sich wie folgt liest:


    "Rina, TV-Produzentin und echte Powerfrau, Mutter von zwei Kindern, geschieden und glücklich liiert, erfährt mit 48 Jahren, dass sie einen Tumor zwischen Herz und Lunge hat. Doch sie hat Glück, denn Erez Green, ein begnadeter Chirurg, schafft es, den Tumor zu entfernen – und berührt dabei ihr Herz, im wahrsten Sinne des Wortes."


    Ich besitze einen Zentralheizungsofen für feste Brennstoffe - was aber machen Menschen mit Ölheizung oder Fernwärme? Arme Papiermülltonne ...


    Könnte es ein, dass nun Du ein klein bisschen allzu sehr verallgemeinerst? :breitgrins:


    Niemals - ich doch nicht *empört von mir weis* :teufel:


    Das sind lebenslange, schwer erarbeitete und erlittene, auf Induktion beruhende, hochwissenschaftliche Erkenntnisse!!


    s.


    Und außerdem bin ich heute durch das unberechenbare Schicksal geleitet in eine Pfingstversammlung geraten: "„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Unter anderem hab ich das vormals Zitierte bezüglich der schwangeren Germanisten vernommen. Induktion und Erleuchtung - du wirst doch nicht weiter widersprechen wollen!


    Noch schlimmer ergeht es mir mit Träumen in der Literatur. Absolut allergisch.


    Absolute Zustimmung. Bei mir reicht schon die Ermüdung eines Protagonisten, um veritable Unruhe auszulösen. Schläft er ein, bekomm ich die Krise. Denn alsbald träumen die Leute zur Freude des stets mit dubiosen Interpretationen schwanger gehenden Germanisten einen metaphorisch-mythologischen Käse, den sie anderweitig im Handlungsgefüge nicht unterzubringen in der Lage waren. Meistens so was in der Art von "und die Moral von dera G'schicht ..."


    Da hast Du mich ertappt, zugegeben. Also sagen wir: Ich werde in der nächsten Zeit, bis er etwas abgehangen ist, keinen weiteren Kehlmann lesen. OK? :breitgrins:


    Gut. Aber dann! - und da ich - noch - ein relativ gutes Gedächtnis mein eigen nenne, werde ich dich hier - oder drüben in intimeren Gefilden - zu einer Kehlmann-Leserunde nötigen (Kehlmannleserunde, wie das schon klingt ;-), das kommt ja einer Kanonisierung gleich).


    Ob ich mir damit allerdings selbst einen Gefallen zu tun im Begriffe bin - ich weiß nicht ...


    Grüße


    s.