01.09.08
Hallo liebe Mitleser,
ich habe nun das erste Kapitel gelesen. Lord Henry Wotton und der Künstler Basil Hallward wurden und vorgestellt, auch gab es erste Eindrücke von Dorian Gray und der "Gesellschaft" (Empfang bei Lady Brandon).
Sehr deutlich wird im ersten Kapitel allerdings schon ein Eindruck der Gefühle des Künstlers zu Dorian Gray vermittelt, die, wie auch durch den zynischen Lord Henry bestätigt, stark an eine Romanze erinnern. Interessant ist auch das Verhältnis Basils zu seinem Bild, welches er nicht ausstellen will, weil zu viel seiner Seele darin stecke. Das erinnerte mich auch an einen Punkt der Vorrede:
Zitat
Those who read the symbol do so at their peril.
It is the spectator, and not life, that art really mirrors.
Die folgenden beiden Thesen sind für mich momentan noch nicht wirklich verständlich.
Zitat
The nineteenth century dislike of realism is the rage of Caliban seeing
his own face in a glass.
The nineteenth century dislike of romanticism is the rage of Caliban
not seeing his own face in a glass.
Caliban ist laut Wikipedia ein Antagonist aus Shakepeares DER STURM. Da der Artikel mir nicht wirklich weiter half, hab ich die Komödie dann gleich noch gelesen. Caliban ist also ein "wilder und mißgestalter Sklav' " und der Sohn der Hexe Sycorax und des Teufels.
Ist Wilde damit nun gegen Realismus, Romantik oder beides? Das verwirrt mich grade sehr.
Die zynische und ironische Art Lord Henrys gefällt mir sehr gut und bringt mich immer zum Schmunzeln, ich hoffe es bleibt so.
Zitat
"Conscience and cowardice are really the same things, Basil.
Conscience is the trade-name of the firm. That is all."
Zitat
"I like persons better than principles, and I like persons with no
principles better than anything else in the world."
Gespannt bin ich nun auf Dorian Gray im zweiten Kapitel und den Fortgang der Erzählung.
02.09.08
Hallo liebe Mitleser,
im zweiten Kapitel wurde uns nun Dorian Gray vorgestellt.
Erstaunlich finde ich, wie unklar ihm ist, dass der Mensch altern muss, allerdings ist dadurch seine Angst verständlicher, seine "vollkommene" Schönheit zu verlieren. Lord Henry macht solchen Eindruck, dass Dorian eine gewisse Angst vor ihm verspürt, dessen Ursache er allerdings nicht ergründen kann.
Das Portrait wird fertig, wie finsbury schon erwähnte, als Dorian durch die Ausführungen Lord Henrys erstarrt und in Gedanken versunken auf dem Podest steht. Diese Erkenntnis Dorians macht das Bild "wirklich".
Aufgrund des auftretenden Streits, indem Dorian auch seine Seele hergeben will, um ewige Jugend zu erhalten, will Basil das Bild zerstören, wird allerdings von Dorian aufeghalten, der angibt das Bild zu lieben.
Harry schlägt vor ins Theater zu gehen, Basil allerdings schlägt es ab und ergänzt folgenden Satz:
Zitat
The painter bit his lip and walked over, cup in hand, to the picture.
"I shall stay with the real Dorian," he said, sadly.
Kann man darin schon eine Andeutung auf das folgende erkennen?
Außerdem fleht Basil Dorian geradezu an, nicht mit Harry zu gehen, weil er den schlechten Einfluß kennt, den dieser auf seine Mitmenschen ausübt.
Im dritten Kapitel erfahren wir die Familienverhältnisse Dorians, durch Harry wird er beschrieben als "Sohn einer Romanze, von Liebe und Tod".
Die Beschreibung des Mittagessens bei Tante Agathagibt meiner Meinung nach gut das Leben der "Höheren" wieder, deren "Sorgen" das Leid anderer sind, um sich selbst besser zu fühlen.
Erst letzte Woche habe ich "Soll und Haben" gelesen, wodurch mir dieses "Faulenzen" noch viel extremer bewusst wird.
Sehr wichtig wird wahrscheinlich noch die Aussage Lord Henrys, Dorian Gray beherrschen zu wollen.
Auch aufgefallen ist mir, dass er oft vorgibt, etwas von ihm gesagtes vergessen zu haben. Wie kann man das deuten? Versucht er so, Abstand von den von ihm gesagten Dingen, die er ja oft nicht ernst meint, zu nehmen und sich somit der "Verantwortung" zu entziehen?
Es grüßt
Robinson
PS: Ich habe hier verschiedene Ausgaben:
> Oscar Wilde - Sämtliche Werke, Magnus Verlag (Birgit Neuwald-Morton)
> O.W. - Das Bildnis ...., Insel-Verlag (Christine Hoeppener)
> ---------------------------, Anaconda, zweisprachig (Neubearbeitung der Übersetzung von Zoozmann (1924) durch Meike Breitkreuz)
> The collected works of O.W. , Wordsworth Library Collection
und selbstverständlich noch die textversion von gutenberg.org