was mir als eindrücklichstes erlebnis in dieser richtung in erinnerung geblieben ist, war eine stelle im tod in venedig, als thomas mann über die kommunikation von flüchtig bekannten menschen, die sich jeden tag sehen und sich sonst nicht näher kennen, schreibt. ich werde die stelle bei gelegenheit posten, ich habe es gerade nicht hier... aber das war wirklich etwas, was mich aufgrund seines wahrheitsgehaltes und den verbindungen und assoziationen, die ich damit hatte, durchaus beinahe zum weinen brachte.
Beiträge von lebenszeichen
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da ist das aktionstheater wohl überschätzt worden...
ich muss dabei an das satirebuch von ephraim kishon zum thema theater, "kein applaus für podmanitzki", denken... es lohnt sich, da mal reinzulesen, auch wenn es vielleicht nicht die allerfeinste hochtrabendste klassik ist. -
wieso soll man sich denn vor parallellesern ekeln? es ist doch eher ein positives zeichen, wenn man sich auf zwei oder mehr handlungs- und gedankenstränge gleichzeitig konzentrieren kann...
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wenn mir etwas gleichgültig ist, rede ich doch über andere themen... aber du hast recht, es gibt auch extreme totschweigaktionen, man schaue sich nur frau stör an. das sind eben die wesen, die noch um die gleichgültigkeit kämpfen. oder es ist taktgefühl denen gegenüber, denen es schon gleichgültig ist, damit sie nicht weider aus der verdrängung und somit aus der gleichgltigkeit herausgerissen werden.
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das ist auch wahr, ich denke aber, dass durch dieses verdrängen mit der zeit auch so viel gras über den tod gewachsen ist, dass man sagen kann, dass eine gleichgültigkeit anfängt.
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morbid-humoristisch auf jeden fall, man bedenke nur den "verein halbe lunge" und den pfeifenden pneumothorax...
und eine allgemeine gewöhnung an den tod ist auch sichtbar, wenn man bedenkt, wie gleichgültig jene wesen "da oben" mit dem tod diverser patienten umgehen. wahrscheinlich, weil die krankheit keine negative auf den tod hinführende sache ist, sondern vielmehr fast ein statussymbol nach dem motto: "ich bin kränker als du." vielleicht ist das auch ein aspekt der lebensunfähigmachung, diese schleichende gleichgültigkeit dem leben gegenüber... -
hach ja, ich freu mich, dass das hier auf solche resonanz trifft, kanns schon kaum erwarten...
:winken: -
die psychosomatik eben: körperliche krankheiten lassen sich auf seelische unstimmigkeiten zurückführen, was ja bei einigen fällen sogar stimmt. aber das "alle" ist mir dann doch auch zu radikal. aber der herr ist nun mal leidenschaftlich...
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das halte ich für wahrscheinlich, allerdings scheint mir hans castorp generell introvertiert zu sein, und ich habe auch das gefühl, dass sich diese introvertiertheit bei allen berghofpatienten nach einer gewissen zeit breitmacht. da hätten wir auch wieder "satana" settembrini, der seine gesprächspartner zwingt, sich ein stück offener in ihren ansichten darzustellen. das würde auch ins bild der blase passen, als inneres einsiedlertum... und in der tat muss settembrini einem als "satana", teufel, erscheinen, versucht er doch dauerhaft, die da oben aus ihrem kleinen pseudoparadies zu vertreiben...
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"vom schnee oder descartes in deutschland". da wird beschrieben, wie descartes und sein diener das eingeschneitsein in deutschland erleben... ich kenne es leider nur auszugsweise, kann es aber trotzdem sehr empfehlen...
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oh ja, "anna karenina" schätze ich auch sehr... ich habe wohl ein faible für selbstmörder. von dostojewski habe ich bisher nur den "großinquisitor" gelesen, habe allerdings auch vor, mich mit ihm weiter auseinanderzusetzen. das sind worte, bei denen ich es schade finde, kein russisch zu können und somit nicht fähig zu sein, diese werke im original zu lesen...
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Fuu: dazu gibt es weiter vorn schon einige beiträge...
alpha: das mit dem bezahlen und bezahlt werden habe ich auf den berghof bezogen. "bezahlt euch den eintritt in unsere schöne sorglose welt, oder besser noch, lasst ihn euch von verwandten bezahlen..."
noch mal allgemein zu jener traum-vs-realtität-debatte: selbstverständlich kann man nicht anders, als sich in manchen situationen in wunschträumen zu verlieren, das ist ein bestandteil der menschlichen natur.
es ist sicher etwas wahres an der aussage, dass die erfüllung eines traumes schmerzlicher ist als die nichterfüllung. das ist wie mit dem kind, das sich ein spielzeug wünscht, welches aber, sobald das kind es bekommen hat, nach einiger zeit wieder uninteressant wird. ich denke, das ließe sich vergleichen: durch das sehnen nach etwas hat man einen bestimmten, wie soll ich sagen, lebensdrang, es ist etwas, was einen am leben erhält. und sobald sich dieses sehnen erfüllt, ist an der stelle auf einmal eine leere. sie muss sich nicht sofort einstellen, aber nichts währt ewig... schade nur, dass sowohl das sehnen als auch die sinnlosigkeit nach der erfüllung desselben weh tun... was davon schlimmer ist, kommt sicher auf die situation an. -
ich würde das, was hier gemeint ist und wofür ich die beschreibung "wahr" als nicht sonderlich treffend erachte, mit nichtweltfremdheit beschreiben. was weiß man auf dem zauberberg schon über das, was außerhalb dieses kleinen mikrokosmos geschieht? außerdem kommt noch die verantwortung für den eigenen zustand dazu, schließlich wird in jener institution der tagesablauf vorgekaut. "bezahlt oder werdet bezahlt, und ihr seid alle sorgen los..." schön einerseits, aber darf man so leben? ich gehe noch weiter: kann man so leben? das risiko, auf einmal auf nimmerwiedersehen, was ja in dem buch nicht der fall ist, jedoch im allgemeinen durchaus möglich ist, in die kalte welt hinaus in ein leben, um das man sich auf einmal wieder selbst zu kümmern hat, hinausgeworfen zu werden und dann festzustellen, lebensunfähiger zu sein als vorher, ist viel zu groß. ich habs erlebt. ja, jeder mensch hat seine eigene rückzugsblase auf geistiger ebene und braucht sie wohl auch. und doch ist das aufwachen aus einem wunschtraum in den allermeisten fällen schmerzlich. man kann nicht anders, als sich mit seinen träumen wehzutun. gott, so es ihn gibt, ist ein sadist der allerschlimmsten sorte.
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xenophanes: das überlese ich jetzt mal... :zwinker:
was ich noch zum thema aktualität sagen wollte: an unserer schule war das buch auch ein brennpunkt, wir sind ebenfalls ein internat [size=9px](für "elitäre wesen", mein gott, wie ich diese differenzierung hasse)[/size], wobei diese genieschmiedencharakterisierung, wie sie bei hesse auftritt, meiner meinung nach nur in sehr begrenztem maße zutrifft... zu frühes erwachsenseinmüssen tut nicht allen gut, jedenfalls nicht jenen, die es damit ernst nehmen, wie eben giebenrath.
aber das thema lasse ich besser.
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um nochmal auf die forderung, den "zauberberg" zweimal zu lesen, zurückzukommen: ich stimme dem ebenfalls zu, denn in den meisten büchern und so auch im "zauberberg" gibt es immer wieder etwas, worüber man sich wundern oder nachdenken kann oder was einem auffällt. selbstverständlich muss man den punkt finden, an dem ein buch "kaputtinterpretiert" wird, aber das ist nach zweimaligem lesen sicher nicht der fall. mir geht es so, dass ich beim zweiten mal bestimmte diskussionen, speziell im umfeld von "satana" settembrini, besser nachvollziehen kann. es ist ja auch mit filmen so: sieht man einen mehrere male, fallen einem immer mehr details auf, man bekommt einen immer weiteren blick, einen irgendwie größeren kontext... wieder einmal weiß ich nicht, wie ich es beschreiben soll...
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Friedrich arthur: von hesses gedichten kenne ich bisher nur "stufen", was mir in einer passenden situation geschenkt wurde und zu dem ich daher eine sehr persönliche beziehung aufbauen konnte. wieder etwas, wo ich mich noch vertiefen müsste...
ich denke, diese mordlust könnte auch etwas mit dem tierischen instinkt eines hungrigen wolfes zu tun haben, obwohl die verzweiflung natürlich die größte rolle spielt. harry haller hat äußerst suizidale züge, und vielleicht ist es in gewisser weise ein amoklauf... dieses ewige "schlag doch die welt tot", ich kann es nicht beschreiben... -
myfairlady: zu der frage, die dich interessiert, habe ich bereits etwas weiter oben gepostet und bin mit dem post, auf den du dich bezogen hast, nur auf dostoevskijs und holdencaufields posts eingegangen. mir ist schon klar, dass man das, wovon ich schrieb, nicht "auf knopfdruck erlernen" kann, sondern dass es ein langwieriger prozess ist. aber darum halte ich es für wichtig, dass man nicht nur liest, um während der lektüre glücklich zu sein (was ohne zweifel auch ein wichtiger aspekt ist), sondern um auch irgendetwas "geistiges" mitzunehmen, das beim erlernen eben dieser fähigkeiten hilfreich ist. aber das müssen wir jetzt nicht an dieser stelle ausdiskutieren, ich weiß, aber verteidigen musste ich mich trotzdem... :redface:
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die frage ist in der tat sehr schwierig, mit nur zehn büchern könnte ich mich keinesfalls begnügen. etwas von thomas mann wäre auf jedenfall dabei, als vertreter der deutschen prosa, und obwohl ja "buddenbrooks" weithin am bekanntesten ist, würde meine subjektive entscheidung dem "zauberberg" zufallen. edgar allan poe vielleicht auch noch, schließlich wird er als begründer dieses für mich unbeschreiblichen genres erklärt. bei shakespeare würde ich mich eher für "hamlet" aussprechen, obwohl mir die entscheidung auch schwer fällt. gut, ich bewege mich hier gerade mit schneckengeschwindigkeit um den heißen brei herum, der für mich aus einem einzigen fragezeichen besteht. vielleicht sollte man, damit es einigen hier leichter fällt, eine unterscheidung in epik, lyrik und dramatik vornehmen?
klopskerl: in russischer literatur bin ich (noch?) nicht so bewandert, kann dir aber zu deinem sortiment noch nikolai gogols "der mantel" empfehlen.
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oh ja, mir geht es genauso, in meinem umfeld interessiert sich kaum jemand intensiver für literatur, die schon etwas älter ist... :sauer: nun gut, bei menschen in meinem alter ist das wohl nicht ungewöhnlich.
aber es ist schon seltsam, wenn ich in einer bibliothek stehe, merke ich besonders, dass es noch so viel zu lesen und zu entdecken gibt, und mit seinen eigenen literaturkenntnissen kommt man sich so klein gegen diese geballten zeichen, worte, sätze vor. und das, obwohl man mich schon als belesen charakterisiert werde. aber gegen das gesamte geschriebene der welt kommt man mit seinem eigenen winzigen leben natürlich nicht an... traurig.wie auch immer, ich habe truman capote jetzt auf die liste meiner intensiver zu lesenden autoren gesetzt.
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ich habe bisher nur den "steppenwolf" und im rahmen des deutschunterrichtes "unterm rad" gelesen, und fand beides ziemlich lesenswert. [size=9px] das liegt vielleicht daran, dass ich mich mit den hauptfiguren sehr gut identifizieren konnte... [/size] aber ich fand es auch erstaunlich, wie man mit einer eigentlich sehr simplen sprache so viel aufbauen kann. seine personenkonstruktionen sind einfach wunderbar, meiner meinung nach.
es mag sein, dass der steppenwolf einige fragen aufwirft, aber ich finde, genau das macht unter anderem den reiz des buches aus, dieses seltsame, fragwürdige... gut, verachtet mich jetzt meinetwegen dafür.