Beiträge von Hubert

    Zitat von "xenophanes"

    Ich komme nicht umhin, anzumerken, dass ich Freud für einen der meistüberschätzten Bücherproduzenten des letzten Jahrhunderts halte, der mehr als eine Generation von Geisteswissenschaftlern verdorben hat.


    Hallo zusammen,


    Freud ein überschätzter Bücherproduzent? M.M.n. ja, da würde ich xenophanes zustimmen, ob er der meistüberschätzte ist, (was ja auch niemand gesagt hat) wage ich allerdings in Anbetracht der vielen (heute noch) überschätzten Autoren des 20. Jahrh. zu bezweifeln. Trotzdem, obwohl ich Freud für überschätzt halte, stimme ich Sandhofer zu: ein gebildeter Leser sollte Freud gelesen haben. Es muß ja nicht alles sein. Tipp: ich empfehle als Mindestlektüre "Die Traumdeutung"


    Gruß von Hubert


    PS: Leider habe ich nicht die Zeit, die ganze, sicher interessante Diskussion i.M. durchzulesen. Vielleicht hole ich das gelegentlich nach.

    Hallo zusammen,


    die angeführten Beispiele zeigen, dass es nicht viel Sinn macht Bücher schon 20 bis 30 Jahre nach Erscheinen als Klassiker zu bezeichnen. Nach der Klassikerdefinition, der ich anhänge (Buch muß 70 Jahre nach dem Tod des Autors noch regelmässig gedruckt werden und im normalen Buchhandel erhältlich sein) sieht es für die o.a. Bücher wie folgt aus:


    Konsalik ist 1999 gestorben. Seine Bücher wären nach meiner Definition ab dem Jahre 2070 Klassiker, wenn sie dann noch regelmäßig gedruckt werden. Ich gehe jede Wette ein, sie werden dann nicht mehr gedruckt.


    Ob Frau Cartland überhaupt schon tot ist, weiß ich nicht, jedenfals wurden in den 90 er Jahren noch Neuerscheinungen von ihr veröffentlicht. also ähnlich wie Konsalik.


    Frau Hedwig Courths-Mahler ist 1950 gestorben. Nach meiner Definition würden ihre Bücher 2021 Klassiker, wenn sie dann noch gedruckt und im normalen Buchhandel erhältlich sind. Ihr oben erwähntes Buch ist allerdings auch heute schon, bei Amazon nicht mehr erhältlich. Also keine Chance zum Klassiker:
    http://www.amazon.de/exec/obid…04972/028-7588620-3495700


    Und damit keine Mißverständnisse auftreten. Wüden diese Art von Büchern 70 Jahre nach dem Tod ihrer Autoren noch gedruckt, was wie gesagt nicht zu erwarten ist, dann wären sie zwar Klassiker, aber Klassiker der Trivialliteratur und aus Trivialliteratur wird auch durch Zeitablauf keine anspruchsvolle Literatur.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Papagena"

    Ich mag Hermann Hesse und dieses Jahr möchte ich nach Berlin fahren, um Berliner Philharmoniker und Simon Rattle zu sehen+hören.
    ....
    Obwohl ich noch nicht viel Deutsch schreiben kann, versuche ich hier, Deutsch üben und Spaß machen.


    Hallo Papagena,


    nach meiner Meinung kannst Du schon sehr viel Deutsch schreiben. Hermann Hesse mag ich auch sehr gern und die Papagena aus Mozarts Zauberflöte natürlich auch. Die Berliner Philharmoniker live zu erleben, das ist sicher ein Erlebnis. Seit Simon Rattle der Leiter ist, habe ich sie allerdings auch noch nicht live gehört. Wenn ich Deine Seite richtig gelesen habe, warst Du schon zwei mal in Deutschland, in Berlin und in Calw? In welchem Jahr war das?


    Viel Spaß in diesem Forum wünsche ich Dir und


    liebe Grüße von Hubert

    Zitat von "Leila Parker"

    Hallo Hubert,


    ich dachte schon daran mit "Seelandschaft mit Pocahontas" anzufangen. Es gehört ja auch noch zu den Frühwerken von Arno Schmidt. Zumindest habe ich dazu schon eine Rezension gelesen.
    Was meinst Du?


    Grüße von Leila


    Hallo Leila,


    da spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen. Vielleicht kannst Du das Buch noch in die Lesevorschläge eintragen, i.M. scheint ja wieder Interesse an Arno Schmidt zu bestehen, und vielleicht finden sich noch einige Mitleser.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Imrahil"

    Hubert: Ich habe jetzt schon mehrfach den Namen Arno Schmidt gelesen, mir sagt der Name aber nichts :redface: In meinem Literaturbuch steht, er sei ein "umstrittener" Autor?
    Welche Art Literatur schrieb er denn bzw. was zeichnet denn -grob umrissen - sein Werk aus?


    Hallo Imrahil,


    Arno Schmidt (1914-1979) war zusammen mit Heinrich Böll, der Autor der Nachkriegszeit, d.h. beide waren als junge Männer im Krieg und veröffentlichten ihre Erstlingswerke um ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Dass Böll heute bekannter ist als Schmidt hängt m.pers. Meinung nach damit zusammen, dass Böll Mitglied der Gruppe 47 war, dort den Preis der Gruppe 47 erhielt, damit international bekannt wurde und den Nobelpreis bekam. Arno Schmidt war dagegen eher ein Einzelgänger, dazu sehr eigenwillig. Ich kenne aber einige, die der Meinung sind, Schmidt hätte den Literaturnobelpreis eher verdient als Böll. Jan Philipp Reemtsma hat Schmidt dann aus seinem Vermögen den Betrag gezahlt, der dem Nobelpreis entsprach und ihm so ungestörtes Arbeiten ermöglicht.


    Meine Lieblingsbücher von ihm sind "Brand`s Haide", "Schwarze Spiegel" und "Die Gelehrtenrepublik" (ich habe aber längst nicht alles von Schmidt gelesen)


    "Brand´s Haide" schildert die Erlebnisse eines Kriegsheimkehrers aus dem II. Weltkrieg, "Schwarze Spiegel" handelt von einem Überlebenden des III. Weltkriegs und auch "Die Gelehrtenrepublik" spielt in der Zukunft. Schmidts Werk ist von einer eigenwilligen Zeichensetzung geprägt und oft nur schwer zu entschlüsseln. Eigentlich ist er sehr polarisierend. Ich persönlich kenne nur Leute, die entweder Schmidt total ablehnen, oder aber von ihm begeistert sind, dazwischen gibt es nichts.


    Daneben hat Arno Schmidt viele Übersetzungen gemacht, auch sehr eigenwillig und durch Radioessays sich für weniger bekannte Autoren eingesetzt.


    Übrigens gibt es bei den Lesevorschlägen in diesem Forum einen Arno Schmidt Eintrag.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Leila Parker"

    mit welchem Werk Arno Schmidts sollte ich beginnen? Ich denke mit "Zettels Traum" sollte man nicht beginnen, oder?


    Gruß Leila


    Hallo Leila,


    wie bei den meisten Schriftstellern, macht es auch bei Arno Schmidt Sinn, vorne zu beginnen: also "Leviathan", dann "Brands Haide", den 'Faun' und "schwarze Spiegel".


    Gruß von Hubert

    Zitat von "xenophanes"


    Das könnte man doch im Gegenteil als ein Lächerlichmachen von solchen Dingen sehen.


    Hallo CK,


    Kafka war m.M.n. viel zu religiös um solche Dinge lächerlich zu machen.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Mandel"

    Ulrike Schweikert, Edgar Allan Poe, Stevenson, Verne, Schmitt, Clive Cussler und Jane Austen gehören eindeutig zu meinen Lieblingsautoren.


    Hallo Mandel


    Willkommen im Klassikerforum. :blume: :blume: :blume:


    Schmitt? meinst Du da den Arno Schmidt, der gehört auch zu meinen Lieblingsautoren und Jane Austen, sowieso.


    Viel Spaß im Forum und liebe Grüße von Hubert

    Zitat von "xenophanes"

    Hesse ist literaturwissenschaftlich zweifellos interessant, u.a. aus den von mir angedeuteten Gründen: Hesse als eine Art Literaturpopstar. Die Tatsache, dass man sich mit einem Autor wissenschaftlich beschäftigt, sagt ja noch nichts über die Qualität dessen Bücher aus.


    Massenhafte Lektüre desselben ist an sich schon genug, sich das einmal genauer anzusehen. Karl May wäre hier ein anderes Beispiel.


    CK


    Hallo CK,


    literaturwissenschaftlich beschäftigte sich nur das Kolloquim mit Hesse. Die Besucher der anderen 99? Veranstaltungen (Vorträge, Lesungen, Konzerte) waren einfache Leser, - erwachsene Leser.


    Konsalik wird auch massenhaft gelesen, m.M.n. hält sich die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihm in Grenzen.


    Gab es zu Karl May schon mal ein internationale Kolloquium mit Teilnehmern aus Europa, Asien, Amerika?


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Leila Parker"


    mein schönstes, zumindest aber interessantestes, Leseerlebnis 2004 war die Lektüre von D.H. Lawrence "Lady Chatterley".


    ....... gehören seine Büchern zu den Klassikern der Weltliteratur?
    Gruß Leila


    Hallo Leila,


    nach meiner Definition ist Lawrence noch kein Klassiker. Das hat aber nichts mit Qualität zu tun, sondern ist einfach eine Frage der Zeit.


    Ich persönlich sehe "Lady Chatterley" in einer Reihe mit Madame Bovary,
    Anna Karenina und Effi Briest.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Leila Parker"


    Wo ist aber die Trennungslinie und wo beginnt der Klassiker, es kann sich ja nicht auf Goethe & Co. und z.B. Thomas Mann beschränken. Dann bitte ich um Nachsicht, wenn ein Beitrag mal nicht so recht passt.


    ... und hoffe, in diesem Kreis willkommen zu sein.
    Gruß Leila


    Hallo Leila,


    Du bist sehr willkommen in diesem Kreis. :blume: :blume: :blume:


    Die Trennungslinie zwischen Klassiker und zeitgen. Literatur ist nicht eindeutig festgelegt. Nach meiner persönlichen Definition gehört z.B. T. Mann noch nicht dazu. Aber das Thema wurde hier schon zu oft diskutiert um es nochmals aufzuwärmen. Ist auch nicht so wichtig. Die meisten hier, ich auch, lesen nicht nur Klassiker und Du kannst durchaus auch zu anderer Literatur hier posten. Es passt dann schon.


    Viel Spaß hier und liebe Grüße von Hubert

    Zitat von "xenophanes"

    [Was von der Rezeption Hesses ja klar widerlegt wird, da er zu den meistgelesenen Autoren von Jugendlichen gehört.


    Hallo zusammen.
    hallo xenophanes,


    2002 fand in Calw von Mai bis August ein Hesse-Festival statt, mit schätzungsweise einhundert!!! Vorträgen, Lesungen, Konzerten usw.
    Fast alle Veranstaltungen ware ausverkauft, Jugendiche habe ich fast nicht gesehen.l


    Allein bei dem am 5. Juli stattfindede Internationalem Kolloquium zu "Siddhartha" war der größte Saal von Calw gefüllt, ohne einen einzigen Jugendlichen. Dabei sprache u.a.
    Prof. Dr. A. Findeis von der Uni Bombay
    Dr. Herbert Kuhn, München
    Dr. Dr. M. Kämpchen, Indien
    Prof. Dr. Adria Hsia, Uni Montreal
    Prof. Dr. Soon-Kil Hong, Uni Seoul
    Prof. Dr. Kuschel, Uni Tübingen
    Sind das Jugedliche?, Haben die einen eigenwilligen Geschmack? Oder warum beschäftigen die sich imit Hesse?


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Gitta"


    Hallo Hubert, hallo zusammen,


    ja, und ganz Eilige können dort sogar schon am 13. und 23. Januar 2005 die Uraufführung der "Räuber" nachempfinden. Ob's eine Neuinszenierung ist, weiß ich nicht, die von 2003 fand jedenfalls geteilte Pressestimmen.


    Gruß,
    Gitta


    Hallo zusammen,
    hallo Gitta,


    danke für den Tipp mit den Mannheimer Räubern. Zwar ist es keine Neuinszenierung sondern eine Wiederaufnahme, trotzdem hätte es gepasst das Schillerjahr mit einer Aufführung der Räuber zu beginnen zumal der 13.1. ja der Jahrestag der Uraufführung in Mannheim ist. Leider passen die zwei Termine bei mir aus beruflichen Gründen nicht und so habe ich mir „Die Räuber“ gestern Abend in Ludwigshafen (ist ja auch Kurpfalz) in einer Co-Produktion des Pfalzbaus mit dem Pfalztheater Kaiserslautern angesehen. Na ja, das war sehr frei nach Schiller – nicht nur dass Carl Moor im Che-T-Shirt und der Rest der Räuber im Bundeswehrkampfanzug antraten mit Pistolen und MP bewaffnet, nein, als hätte Schiller nicht genug zitierfähiges geschrieben zitierten die Räuber alles was je revolutionäres gesagt wurde, von Georg Büchners „....., Krieg den Palästen“ bis zu Ulrike Meinhofs „Der Kampf geht weiter .....“ und als Vater Moor von seinem Sohn Franz gefangen war, sangen die Räuber dazu, den alten Hit „Father und Son“. der zur Zeit wieder einmal (diesmal von Ronan Keating gecovert) durch die Hitparaden geistert. Nun als die Räuber dann auch noch „Paint it black“ von den Stones sangen, hatten sie mich wieder versöhnt.


    Fazit. „Die Räuber“ sind so gut, dass sie nicht kaputt zu machen sind.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Nightfever"

    Schade ;-) Aber vielleicht fällt ja jemand anderem noch etwas ein.


    Hallo Nightfever,


    Deine Beiträge sind ja nicht sehr diskussionsfördernd, denn alles was Du geschrieben hast, stimmt, ist auch meine Meinung oder zumindest von mir nachvollziehbar und so kann ich mich nur meinen Vorrednerinnen anschliessen: es gibt dem nichts hinzu zu fügen.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "xenophanes"

    Kafka hat teilweise die Literatur neu erfunden, während sich Hesse fast immer auf ausgetretenen literarischen Pfaden bewegt.CK


    "Die Literatur neu erfunden" :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Kannst Du diese Floskel mal erläutern.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "Imrahil"

    Gibt es auch Leute die Hesse mögen, und Kafka nicht? :zwinker: Imrahil


    Hallo imrahil,


    die gibt es sicher, obwohl ich persönlich beide mag, aber zu unterschiedlichen Lebenszeiten in unterschiedlicher Weise. Während ich als Jugendlicher von Kafkas Romanen (Prozeß, Schloß, Amerika) begeistert war konnte ich mit Hesse nicht viel anfangen. Wahrscheinlich habe ich beide damals nicht richtig verstanden. Heute mit etwas mehr Lebenserfahrung bin ich von Hesses Romanen, die man m.M.n. als Jugendlicher überhaupt nicht verstehen kann, begeistert, Kafkas Romane finde ich mit jedem Lesen langweiliger, allerdings Kafkas Erzählungen (Die Verwandlung, Bericht für eine Akademie u.ä.) begeistern mich noch immer.


    Gruß von Hubert

    Zitat von "rezk"

    Ich glaube, dass kafka einen höheren künstlerischen wert hat las hesse, da er vielschichtiger ist, eine meiner meinung nach klarere sprache hat und ähnlich einer parabel zeitlos ist.
    Wie Dieter E. Zimmer über das Schloss sagt: "Wenn alle großen bücher sonderfälle sind, wie benjamin sagt, die eine gattung begründen oder auflösen, ist "das schloss" mehr als ein großes buch: so sehr ein sonderfall, daß es selbst eine gattung nicht auflöst und nicht begründet, eine gattung für sich"
    mfg, rezk


    Hallo rezk,


    m.M.n. sind Hesses Romane vielchichtiger als die von Kafka und wenn Vielschichtigkeit, als Kriterium für künstlerischen Wert zählt, liegt Hesse eindeutig vorn.


    Kafka hat eine sehr klare Sprache, da hast Du recht.


    Nicht jede Parabel ist zeitlos.


    Benjamin hat nicht recht, wenn er meint, dass alle großen Bücher Sonderfälle sind, aber selbst wenn es so wäre, hätte Zimmer nicht recht, da "Das Schloss" kein Sonderfall ist, sondern zumindest mit allen anderen Werken Kafkas vergleichbar und Bücher die man heute als kafkaesk bezeichnet, gab es auch schon vor Kafka.


    Gruß von Hubert