Stendhal habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gelesen, die "Kartause von Parma" und "Rot und Schwarz" vor Jahrzehnten. Beide haben mir ganz gut gefallen, aber bisher nicht den Wunsch nach Weiterlektüre ausgelöst. Wie sind denn die italienischen Sachen?
Oh, Stendhal ist immer Stendhal 
Ausgabe
https://d-nb.info/454868138
Statt selbst zu formulieren, zitiere ich aus dem Nachwort des Übersetzers Walter Widmer.
Zitat
Schon während seiner ersten Aufenthalte in Italien interessierte er sich aufs lebhafteste für die alten Chroniken ...
... er in Civita-Vecchia, wo er als Konsul tätig war, teils bei Buchhändlern, teils in Familienarchiven, die ihm zugänglich waren, ein paar dieser alten Handschriften ans Licht beförderte. Er ließ sie abschreiben oder kaufte sie den Besitzern ab ...
Nach seinem Tod fanden sich vierzehn solcher Manuskriptbände in seinem Besitz vor; dreizehn davon waren Abschriften, nur einer eine Originalhandschrift, wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert. Die Kopien, sämtlich von 1833-1839 datiert, sind mit Randbemerkungen Stendhals versehen.
Nach Beyles Tod bot Merimée die vierzehn Bände zuerst dem Direktor des British Museum, Panizzi, an, und schließlich erstand sie die Bibliothèque Nationale für sechshundert Franken. Heute befinden sie sich in der Handschriftenabteilung dieser Bibliothek.
Der Band enthält acht "Italienische Novellen", plus eine Vorrede; wenn ich es richtig verstanden hab, wurden sechs zu seinen Lebzeiten veröffentlicht.
Außerdem sechzehn "Chroniken", Übersetzung von Friedrich von Oppeln-Bronikowski nach den Handschriften in der Nationalbibliothek Paris.
Die letzte unter "Chroniken" abgedruckte Erzählung, "Filippo Ebreo", die Erzählung eines jüdischen Händlers, Marketenders, aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, gehört da nicht hin. Das ist ein Werk Stendhals, "Le Juif".
Soweit ein Vergleich bei ins Deutsche übersetzten Texten möglich ist, ergibt der mir, dass Stendhal, von einrahmenden historischen Bemerkungen nochmal abgesehen, sich die Texte anverwandelt. Wo die Chroniken einfach referieren, was geschah, macht Stendhal daraus ... Stendhal.
Konnte er wohl auch nicht anders.
Wer die Novellenliteratur des 19. Jahrhunderts liebt, sollte es vielleicht mal mit "Die Äbtissin von Castro" (mit 130 Seiten auch das längste Stück des Bandes) versuchen.
Und hier hat sich mir doch die Frage gestellt: was steht da in der Chronik, die als Vorlage diente? Oder gibt es keine?
Google wirft mir für Helena von Campireali
https://it.wikipedia.org/wiki/Elena_Orsini
aus. Wenn ich es richtig verstehe, muss Stendhal also den Ursprungstext, so denn einer existiert, bearbeitet haben.
Denn hätte es Helena wirklich gegeben, hätte Google ja an sich irgendwas finden müssen. Das gilt auch für Giulio Branciforti.
Vittoria Accoramboni dagegen hat's wirklich gegeben und gibt's auch von Tieck.
Für gründliche Stendhal-Forschungen braucht's wohl Kenntnisse des Französischen (und auch des Italienischen).
Die Editionsgeschichte scheint bei den unvollendeten und posthum veröffentlichten Werken etwas verwickelt zu sein.
Traum, nicht Plan:
in der Rente beginnen, Französisch zu lernen. (Aber ich will ja schon Russisch ...)
Forschen: sind die erwähnten Handschriften der Bibliothèque Nationale digitalisiert? Vergleichen. Dazu also lernen, solche alten Handschriften zu lesen.
Öffz. Also, vielleicht gibt es ja den Buch-Dickleiber, der schon all das erledigt hat.
Immerhin reicht es, um einige Textexegesen mit Hilfe der französischen Wikisource zu betreiben.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mal die Biographie von Robert Alter
https://d-nb.info/921021909
hatte. Finde sie in meinem überfüllten Biographienregal nicht wieder. Muss wohl weggekommen sein.
Dies hat ein Fan geschrieben, dem Objektivität nicht möglich ist 
Weil es so schön ist, jetzt "Armance" und "Lamiel"
https://d-nb.info/454868308
Auch die beide schon mal gelesen, vor langen Jahren, damals in Ausgaben des Diogenes Verlags.