Beiträge von Manjula

    Soweit zu diesem Kapitel, das mir bis jetzt fast am besten gefallen hat. Das schönste fand ich aber "Walpurgisnacht". Hans wird hier sehr poetisch, was durch die französische Sprache noch überhöht wird. Auch wenn es kitschig sein mag, aber Stellen wie

    Zitat

    comme un rêve singulièrement profond, car il faut dormir très profondément pour rêver comme cela…Je veux dire: C’est un rêve bien connu, rêvé de tout temps, long, éternel, oui, être assis près de toi comme à présent, voilà l’eternité.

    haben mich gerührt (ich würde ja gern noch mehr dieser Stellen anführen, aber leider habe ich schon bei diesen zwei Sätzen Ewigkeiten gebraucht, um die richtigen accents zu finden :zwinker: ). Sehr schön auch, wie Mann hier zum einen das Erlebnis mit Hippe als auch die naturwissenschaftlichen Gedanken in „Forschungen“ wiederaufleben lässt und verschmilzt.


    Was ich von diesem Buch gar nicht erwartet hätte, ist, dass es mich schmunzeln und auch lachen lässt. Doch es ist so, z.B. als die Sängerin beschrieben wird „mit einer Stimme, deren eigentümliche Tonlosigkeit über die Gründe ihren Ansiedelung hier oben betrübende Auskunft gab“. Oder als Joachim, nachdem er erfährt, woher die Stühle in Settembrinis Behausung stammen, aus politischen Gründen nicht mehr darauf sitzen mag. Und Settembrinis Aussage, Naphta werde durch den Teufel von hinten versorgt, ist eine schöne Spitze.


    Also, ich bin bis jetzt hochzufrieden mit dem Buch, der einzige Knackpunkt ist, dass ich zu langsam vorwärts komme. Aber jetzt ist ja Wochenende…


    Euch ein schönes solches :sonne:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    so, jetzt mit ein bisschen Muße und vor allem dem Buch neben mir:


    Zitat von "mombour"

    Naphtas kommunistisch angehauchte Weltvorstellung eines Gottesstaates ist sicher keine leichte Zuckerbrotlektüre.


    Diese Stelle habe ich eben beendet und, ja, sie gibt mir Stoff zum Nachdenken. Christentum und Kommunismus waren für mich bisher Gegensätze: stellt jetzt Naphtas Sicht der Dinge eine exotische Außenseitermeinung dar oder war diese Vermischung zu Manns Zeiten nichts Ungewöhnliches? Die selbe Frage stellt sich für mich in Bezug auf sein geozentrisches Weltbild: wurde diese Auffassung denn von vielen Zeitgenossen geteilt?


    Was mir wiederum gut gefallen hat, war seine Aussage, es gebe keine "reine Erkenntnis", da immer ein Wille vorhanden sei. Völlig vorurteilsfrei zu forschen, das kann wohl kaum ein Wissenschaftler für sich in Anspruch nehmen. Als aktuelle Parallele fallen mir hier die verhärteten Fronten zum Thema Kreationismus ein.


    Auch eine Stelle, die einen sehr aktuellen Eindruck macht:

    Zitat

    Da schreien sie nach Bekämpfung des Geburtenrückgangs, fordern dass die Kosten der Kinderaufzucht und der Berufsvorbereitung verbilligt werden.

    Und bei dieser Passage musste ich an die Diskussion "Was ist ein Klassiker" denken:

    Zitat

    ...aber ich lasse den Begriff des Klassikers statthaben, wo er am Platze ist, das heißt, wo immer eine Idee auf ihren Gipfel kommt. Die Antike war nicht immer klassisch. Ich stelle eine Abneigung gegen die ... Freizügigkeit der Kategorien bei Ihnen fest...


    Zur Sicherheit schicke ich diesen Beitrag jetzt ab, da ich für den nächsten Teil sicher länger brauche :zwinker:

    Hallo,


    ich melde auch mal grundsätzliches Interesse an. Von Bernhard kenne ich noch gar nichts, da wäre ein Einstieg über eine Leserunde sicher leichter :smile:


    Wie sieht es denn vom Termin her bei Euch aus?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    also, ich habe auch einige Sätze/Abschnitte zweimal gelesen, sehe das aber nicht als "Schwierigkeit" an. Manches erschließt sich halt nicht gleich und manches ist auch so schön, dass man es gleich nochmal lesen möchte.


    Zu meinem Lesestand: ich habe soeben Naphta kennengelernt, zu seinen Ansichten bin ich aber noch nicht gekommen.


    Die Walpurgisnacht: ja, diesen Teil halte ich auch für sehr wichtig. Mein Französisch ist zwar schon etwas eingerostet, aber das meiste habe ich doch verstanden. Näher kann ich mich im Moment dazu nicht äußern, da ich das Buch nicht griffbereit habe, später dann mehr.


    Eine sehr nette Formulierung von Settembrini fand ich seine Beschreibung "geistig unbedroht" - das werde ich in meinen Sprachschatz aufnehmen, klingt doch viel eleganter als doof :zwinker:


    Grüße
    Manjula

    Hallo,


    mir ist aufgefallen, dass oft Bücher zu anderen Büchern führen. In "Garp und wie er die Welt sah" macht sich die Hauptperson z.B. über "Der arme Spielmann" von Grillparzer lustig. Diese (sehr witzige) Stelle hat mich dann animiert, den Spielmann zu lesen. In einem anderen Buch (weiß leider nicht mehr, welches) hat jemand von "Der große Gatsby" geschwärmt, was mich dann auch zum Lesen verleitet hat.


    Zitat von "alpha"

    Hmm, ja wie sonst sucht ihr euch die Lektüre aus?


    In letzter Zeit vermehrt durch Hinweise aus diesem oder dem Literaturschockforum - und seither wird das ganze uferlos... :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Zitat von "Germa"

    ...Ich finde diesen Satz sehr beeindruckend. Wie geht es euch dabei? Habt ihr auch so Leseerlebnisse, dass ihr innehaltet und über einen Satz nachgedacht habt? Welche waren das?


    Hallo Germa und alle anderen,


    ja, da fällt mir spontan ein Absatz ein, in dem eine Winterlandschaft beschrieben wird, sehr schön und stimmungsvoll, und am Schluss kommt abrupt ein Verweis auf den Tod. Hat mir sehr gut gefallen, ich suche mal die Stelle raus (habe das Buch gerade nicht dabei).


    Ich muss leider gestehen, dass ich momentan etwas Probleme mit dem Zauberberg habe. Ich hänge gerade in dem Kapitel, in dem Hans über das Leben und den Körper nachdenkt und komme einfach nicht weiter. Diese Beschreibungen über die Zellen, die Fortpflanzung usw. erscheinen mir zwar wichtig, aber ich finde sie mühselig zu lesen. Auch sind sie z.T. so absurd, wie z.B. als eine Tierart beschrieben wird, die den Samen mit dem Arm in den Schlund befördert, worauf dieser abgebissen wird - sollte das ein Fiebertraum sein? Naja, ich hoffe, dass ich bald wieder besser folgen kann.


    Mal eine medizinische Frage: diese "feuchten Stellen" in der Lunge, die bei Hans entdeckt werden, sind das Entzündungsherde?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Zitat von "alpha"


    ...
    Ich glaube auch, dass dem so ist - T. Mann musste ja viel, viel später, das Rauchen auch einstellen, aber wenn ich mich richtig erinnere, glaubte er nie, dass ihm die Zigarren schädlich sein könnten - gut, ausser dann, wenn er es merkte (was auch vorkam) - und das waren dann immer Trauertage (zumindest kam es mir so vor bei der Lektüre der Tagebücher).
    ...


    Hallo alpha,


    dann hat er wohl Hans mit seiner Rede über das Rauchen (kam irgendwann am Anfang) für sich selbst sprechen lassen. Ich dachte mir schon beim Lesen, hier spricht ein leidenschaftlicher Raucher :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Zitat von "Germa"

    Dass es im Berghof nicht wirklich um die Genesung der Patienten gehen kann, zeigt auch der Zigarrenkonsum. HC raucht seine Maria Mancini und sogar der Arzt Behrens raucht. Gerade in einem Lungensanatorium ziemlich kontraindiziert !!!
    Th.Mann spielt hier auch mit Ironie. Das Laster wird fast schon als Medizin dargestellt: wohlfabriziertes pflanzliches Reiz-und Betäubungsmittel oder Krautwickel wird die Zigarre genannt. :breitgrins:


    Gruß Germa


    Hallo Germa,


    ich habe neulich einen Artikel gelesen, lt. dem das Rauchen früher tatsächlich nicht als gesundheitsschädlich angesehen wurde. Bzgl. Betäubungsmittel: wurde Nikotin nicht früher zu diesem Zweck verwendet? Ich erinnere mich an eine Szene in "Der Schamane", in dem der Arzt eine Zigarre zur Betäubung einer, naja, delikaten Stelle benützt...


    Vielleicht ist ja ein Mediziner hier, der etwas zur Beurteilung des Nikotins in dieser Zeit sagen kann?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    so nach einem Lesewochenende bin ich doch ein schönes Stück weitergekommen. Hans ist jetzt auf unbestimmte Zeit in den Berghof aufgenommen, was ihn aber nicht sehr stört. Clawdias Anziehungskraft wird immer stärker, während Settembrini ihm momentan nichts geben kann.


    Mir gefällt, wie Hans´ langsames Ablösen von Denen da unten nachgezeichnet wird. Zu Beginn scheint zwar, dass er mit Krankheit nichts anfangen kann und so schnell wie möglich wieder weg will, aber schon bei der Szene mit Albin stellt er sich ja vor, wie "süß" es sein muss, sich in die Krankheit zurückziehen zu können. Und als er die Diagnose bekommt, scheint er mir fast erleichtert. Bezeichnend fand ich, wie die anderen Kranken reagieren: zuerst ist es schwer, Kontakt zu ihnen zu finden, als aber seine Erkrankung bekannt wird, kann er sich anerkannt fühlen. Willkommen im Club?


    Settembrini kann ich momentan noch nicht einschätzen, vielleicht ist er ein Charakter, der einem erst bei dem von Euch schon diskutierten zweiten Lesen klarer wird.


    Zitat

    Irgendwie kommt man beim lesen dazu über sein eigenes Leben mehr nachzudenken und sich zu überlegen ob man sich nicht selbst auch in einer Blase befindet die die Realität von sich fernhält.


    Das Bild der Blase finde ich sehr treffend. Und ja, ich glaube, wir leben großteils in verschiedenen Blasen. Natürlich nicht so extrem wie Hans, bei dem ja neben der Abgrenzung durch die Krankheit auch die räumliche Trennung von Denen da unten hinzukommt. Aber jede Menschengruppe, ob Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz ist doch in gewisser Weise eine Welt für sich mit bestimmten Ritualen und Besonderheiten, die für Außenstehende oft unverständlich sind. Ein Streit z.B. im Büro, der alle Beteiligten maßlos aufregt, wird auf einmal lächerlich, wenn man versucht, die Gründe einem Dritten zu erklären.


    Der Unterschied zu Hans besteht in meinen Augen darin, dass er momentan nur EINE Welt hat und vollkommen in dieser aufgeht.


    Sorry, wenn das jetzt etwas ins Unreine war.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    ich bin gestern leider nicht mehr weit gekommen (obwohl Eure Kommentare mich sehr neugierig machen), aber eins ist mir aus dem ersten Kapitel noch eingefallen: da heißt es, Hans isst immer sehr viel, schon aus Selbstachtung. Ein interessanter Gedanke, das Essen auch aus Respekt vor sich selbst nicht zu vernachlässigen (wenn man auch heute wohl eher "viel" durch "gesund" ersetzen würde). Bei mir entstand da sofort die Verbindung zur Magersucht, aber darauf wollte Mann wohl nicht anspielen. Oder doch? Was denkt Ihr darüber?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    hier ist ja richtig was los :smile: also dann auch mal meine ersten Eindrücke: Auch mir ist ganz stark aufgefallen, wie sehr die Bewohner des Berghofs diesen als eigene Welt ("wir da oben") ansehen. Auch scheinen sie sich in ihren Urteilen und Wertmaßstäben schon ganz stark von der übrigen Welt entfernt zu haben, was deutlich wird, als der Chefarzt den Tod der Amerikanerin fest einplant, damit das Zimmer für Hans frei wird - und Ziemßen findet das ganz normal :entsetzt:


    Die lange Liegedauer verschiedener Insassen hat mich schon erschreckt (z.B. die Dreißigjährige, die schon seit ihrer Jugendzeit im Sanatorium ist). Das ist heute gar nicht mehr vorstellbar, meine Oma war allerdings während des zweiten Weltkriegs auch 2 Jahre im Krankenhaus.


    Ist bei Euch übrigens auch die Vorrede Manns zu den amerikanischen Studenten enthalten? Hat mir sehr gut gefallen, insbesondere seine Aussage, dass man nicht "contre coeur" lesen sollte.


    Zitat von "Roland"

    Nachdem HC im ersten Kap. so viel gelacht hat, auch an Stellen, die eigentlich gar nicht zum Lachen waren, erfahren wir, dass seine Mutter starb, als sie gerade lachte. Das dürfte wohl Absicht von ThM sein, nicht? Damit der Leser sich ein bisschen erschreckt?


    Ja, das scheint ein böses Omen zu sein. Ebenso, dass er nichts dagegen hat, sich als "tous les deux" ansprechen zu lassen.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    diese Leserunde hat - soweit ich sehe - nicht stattgefunden. Hat denn noch jemand Interesse? Ich würde gern teilnehmen, allerdings nicht vor Mai.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo,


    Allen-Filme habe ich immer gern gesehen, wenn ich auch an Deiner Liste merke, dass ich viele nicht kenne. Mal sehen, was mir noch dazu einfällt:


    Zitat

    1972: Everything you always wanted to know abaut sex but were afraid to ask (länger nicht mehr gesehen, halte ich für eine teils sehr lustige und gelungene Satire auf einschlägige Filme)


    Ja, dieser Film hat ein paar köstliche Szenen, ich denke z.B. an die, in der Woody vor der Riesenbrust fliehen sollte, es aber nicht schafft, denn "ich hab sowas noch nie gesehen...wir waren daheim nur Brüder...". Auch der Teil mit dem Rendezvous, wo parallel zu den zwei Beteiligten immer die entsprechende Reaktion seiner Spermien gezeigt wird, ist mir noch in amüsanter Erinnerung.


    Zitat

    1982: A Midsummer Night´s Sex Commedy (man liest oft, der Film sei von hohem ästhetischen Wert... ich find ihn ganz unterhaltsam aber nicht wirklich begeisternd.)


    Ja, hier stimme ich Dir zu. Der Film ist ganz lustig, aber kein Meisterwerk.


    Zitat

    1994: Bullets over Broadway (kenn ich noch nicht)


    Der einzige Allen-Film, den ich im Kino gesehen habe. Ich habe ihn als recht bissige Satire auf Musical- bzw. Theateraufführungen in Erinnerung. Sehr witzig war die Szene, als der Einflüsterer des Autors (ein bulliger Leibwächter) ihm im Todeskampf noch die letzte Idee für sein Stück zuhaucht und der völlig ungerührt nach einem Stift sucht: "Das ist gut...!"


    Zitat

    1977: Annie Hall - Der Stadtneurotiker (Erstes großes Meisterwerk (?), beginnender Höhepunkt der neurotischen Phase, ein paar wirklich große Gags auf höherem Nieveau als die bisherigen Filme)
    1979: Manhattan (Ähnliche Thematik wie Annie Hall, nur ernsthafter ausgearbeitet. Finde ich großartig. Gershwin, New York, schwarz/weiß, immer wieder! Gesprächsbedarf über diesen Film!)
    1985: The purple Rose of Cairo (wurde mir dringend empfohlen, kenn ich noch nicht)


    Haben mir alle drei sehr gut gefallen. Für eine Diskussion ist aber leider meine Erinnerung zu dünn :sauer:


    Ich bin gespannt auf den Thread zum neuen Film.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Celeste,


    ich halte "Illuminati" sicher auch nicht für ein Kunstwerk, aber das:


    Zitat von "Céleste"

    Irgenwie sind doch alle Bücher die heutzutage erscheinen Schrott. Die meisten davon sind flach und billig, damit sie sich ja gut verkaufen.


    ist in meinen Augen dann doch ziemlich hart. Liest Du dann grundsätzlich keine zeitgenössische Literatur?


    Interessierte Grüße
    Manjula

    Hallo alpha,


    mein Französisch ist doch schon etwas eingerostet: verstehe ich das richtig, dass nach Foucault eigentlich alle und alles verrückt sind, "richtig verrückt" sind aber nur diejenigen, die es nicht schaffen, sich wie die anderen zu verhalten?


    Grüße
    Manjula