Beiträge von Manjula

    So, und hier leicht verspätet meine ersten Eindrücke (weit bin ich allerdings noch nicht):


    Das Buch beginnt sehr schön mit der Schilderung der Provinz, die für den Reisenden malerisch, für den Einwohner aber erdrückend ist. Und es tauchen auch gleich "typische Provinzler" auf: der eitle Bürgermeister, der sich seiner Industriellenherkunft schämt, der etwas aufmüpfige Pfarrer und der bauernschlaue Sorel (besonders hat mir bei ihm die Beschreibung "Es siegte die Gerissenheit des Bauern über die Gerissenheit des reichen Manns, der sie zum Leben ja nicht braucht" gefallen).


    Die Einführung von Julien klingt ja zunächst nach einem leidenschaftlichen Leser: Sein Vater erwischt ihn beim Lesen, als er arbeiten soll.


    Zitat

    Nichts war dem alten Sorel verhaßter; vielleicht hätte er Julien seinen zarten Wuchs verziehen, der ihn für Schwerarbeit untauglich machte und von seinen älteren Brüdern so sehr unterschied; aber diese Lesesucht war ihm ein Dorn im Auge, er selbst konnte nicht lesen.


    Als Julien sich nicht stören läßt, schlägt sein Vater ihm das Buch unsanft aus der Hand und gibt ihm eine Kopfnuss, wobei zweiteres den Sohn nicht so sehr stört:


    Zitat

    Er hatte Tränen in den Augen, nicht so sehr wegen der Schmerzen, als weil er sein geliebtes Buch verloren hatte.


    Aber kurz darauf stellt sich ja heraus, dass er kein großer Leser ist und wohl auch sonst ein ganz schönes Früchtchen.


    Und es werden auch ganz nebenbei einigen Spitzen verteilt:


    Zitat

    [...] ein ganz erstaunliches Gedächtnis, wie man es häufig mit Dummheit gepaart findet.


    Na, da freut man sich doch über sein schlechtes Gedächtnis :zwinker:


    Ich lese übrigens die von Elisabeth Edl übersetzte Ausgabe.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    hier also die Leserunde zu "Rot und Schwarz". Zur Einstimmung der amazon-"Klappentext":


    Zitat

    Rot und Schwarz – das sind die Farben der Republik und der Geistlichkeit. Julien Sorel, Zimmermannssohn, hübsch, intelligent und besessen von unbändigem Ehrgeiz, vermag beiden Gesinnungen zu dienen, wenn es nur der Karriere förderlich ist...


    Stendhals berühmtester Roman – einer der wichtigsten im 19. Jahrhundert überhaupt – trägt autobiographische Züge und ist eine Abrechnung mit der verhassten Gegenwart der nachnapoleonischen Ära. Gleichzeitig finden sich in diesem Buch aber auch einige der schönsten Verführungs- und Liebesszenen, die die Weltliteratur zu bieten hat.


    Na, wenn das keine Empfehlung ist :zwinker: Ich wünsche uns allen viel Vergnügen.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    wie ich das sehe, sind wir hier überfällig :smile: Dann werde ich mal die Runde eröffnen, ich habe schon angefangen und freue mich auf die Diskussion mit Euch.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Lukas,


    das ist natürlich schade. Trotzdem herzlich willkommen :blume: Vielleicht treffen wir uns ja mal bei einer weiteren Leserunde.


    Zitat

    Hätte nochein Superzitat gehabt aber wo kann ich das reinschreiben?


    Wie wäre es mit der Signatur?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Germa,


    über den Sinn der "Geisterbeschwörung" bin ich mir auch nicht ganz im klaren. Sonderlich störend fand ich das Kapitel aber nicht.


    Zitat

    Sehr gut hat mir der Umgang mit der Zeit gefallen, die Charakterisierung der vielen Personen, die Entwicklung HC`s und der grandiose literarische Stil + Ironie.


    Da kann ich Dir nur zustimmen.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Germa,


    ja, Mynheer Peeperkorn ist eine köstliche Figur. Natürlich sehr überzeichnet, aber Personen, die zwar "wichtig" wirken, tatsächlich aber nichts zu sagen haben, kennt wohl jeder von uns :zwinker: .


    Zu Manns Verhältnis zu Hauptmann kann ich leider nichts sagen, würde mich aber auch sehr interessieren.


    An die, die schon fertig sind: was denkt Ihr denn über die Séance? Nach meinem Eindruck hat sich Mann hier über esoterische Auswüchse lustig gemacht, steckt Eurer Meinung nach mehr dahinter?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    so, ich bin gestern mit dem Zauberberg fertig geworden. Ein bißchen muss ich das Ganze noch sacken lassen, aber hier mal meine ersten Eindrücke:


    - Naphtas Tod: Mir kommt es so vor, als habe er sich aufgrund seiner Krankheit den Tod hergewünscht und deshalb das Duell provoziert. Ein "gewöhnlicher" Selbstmord wäre für ihn wohl nicht in Frage gekommen, zum einen weil er ja Krankheit als das eigentlich Menschliche ansieht (im Kapitel "Operationes spirituales"); dass er die Krankheit nicht aushalten kann, steht ihm dann schlecht an. Zum anderen ist ja der Selbstmord eine Sünde; und wenn er auch kein typischer Katholik ist, kommt er dagegen vielleicht nicht an. Und schließlich wäre es sicher auch eine letzte Genugtuung für ihn gewesen, Settembrini vorzuführen, dass es mit seinem Pazifismus nicht weit her ist. Aber der hat ihm den Gefallen ja nicht getan.


    - Peeperkorn: Dass er als Charakter eingeführt wird, der nicht zu "geistiger und pädagogischer Konfusion" führen wird, fand ich sehr ironisch von Mann. Welche Rolle er allerdings spielt, darüber bin ich mir unschlüssig. Sein Tod gibt mir ebenfalls Rätsel auf. Was denkt Ihr darüber?


    - Terrorismus: dieser Begriff wird mal mit Joachim, mal mit Naphta in Verbindung gebracht. Bei dem zweiten kann ich es noch halbwegs verstehen, bei Joachim aber? Hatte der Begriff damals eine ganz andere Bedeutung als heute?


    - Der Schluss: hier wechselt die Tonart ja sehr abrupt. Fand ich aber passend, da die Menschen wohl damals genauso brutal aus ihrer Welt gerissen wurden.


    Noch zwei Stellen, die mich amüsiert haben:


    - Im Kapitel "Abgewiesener Angriff", als Tienappel bemerkt, dass "Frau Redisch Brüste besaß" :breitgrins:
    - Die "ganze Geweihsammlung" des Herrn Zutawski im Kapitel "Die große Gereiztheit"


    Im selben Kapitel gefällt mir auch die Schilderung des Herrn Wiedemann sehr gut, mit der Puschel, "nach der er mit der Hand schlug, fast weniger, um sie zu verjagen, als um sie ins Pendeln zu versetzen, damit sie ihn umso besser reize". Eine gute Beschreibung für fanatisches Verhalten.


    Mein Fazit: ein sehr lesenswertes Buch, und ich stimme dem Vorwort zu, dass man es zweimal lesen sollte (was ich mit einigem Abstand sicher tun werde). Ich bin gespannt auf Eure weiteren Eindrücke!


    Liebe Grüße
    Manjula

    Aha, dann bin ich ja beruhigt. Da ich mich nicht als unglücklichen Menschen ansehe, hätte ich mich sonst als nicht denkend einstufen müssen (wehe, jetzt kommt Zustimmung :elch: )


    Schönen Abend noch!


    Liebe Grüße
    Manjula

    Zitat von "lebenszeichen"

    eben. sollte man das denken zugunsten eines glücklichen oder vielmehr pseudoglücklichen lebens aufgeben? ist es das wirklich wert?


    Hm. Verstehe ich das jetzt richtig, dass es für Dich nur zwei Möglichkeiten gibt: Denken ODER glücklich sein?


    Fragende Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    lebenszeichen: bei Naphtas Selbstmord bin ich noch nicht angelangt, ich werde mich dazu dann nochmal melden.


    Germa: ja, das Kapitel "Schnee" hat mir auch sehr gut gefallen. Da hat Hans doch tatsächlich mal ein bißchen Kampfgeist gezeigt :zwinker: Die Stelle mit dem Hörnchen hat mich auch zum Lachen gebracht.


    Was denkst Du - und natürlich auch alle anderen - über den Traum während des Sturms?


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Weratundrina,


    ohne Deinen Avatar hätte ich Dich fast nicht erkannt :zwinker:


    Jedenfalls auch von mir herzlich willkommen und viel Spaß im Klassikerforum.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Zitat von "lebenszeichen"

    [...] es ist doch schlimm, wenn ein fast fünfzehnjähriges wesen, was die protagonistin nun einmal ist, noch nie von sokrates, descartes oder kant gehört hat!! [...]


    Na, endlich kann ich braves Mädle mit Fug und Recht sagen: "In meiner Jugend war ich schlimm!" :zwinker:


    Im Ernst, lebenszeichen, ich glaube, Du legst hier allzu strenge Maßstäbe an. "Schlimm" finde ich ganz andere Dinge.


    Liebe Grüße von Manjula, die durch "Sofies Welt" immerhin bewegt worden ist, einen Philosophiegrundkurs zu belegen

    Hallo lebenszeichen,


    Naphta und Settembrini hätte ich eher als zwei Seiten der selben Medaille angesehen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Naphta seine gegensätzlichen Meinungen nicht vor allem aus der Lust an der Provokation vertritt.


    Ein emotionaler Gegenpol zu Clawdia? Hm, da würde mir nur Joachim einfallen. Aber so einfach ist die Sache wohl nicht :zwinker:


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo Daniela,


    wie schön, noch ein Irvingfan :smile: Ich lese gerade "Until I find you", bin aber wg. der parallelen Zauberbergleserunde noch nicht allzu weit (naja, meine etwas eingerosteten Englischkenntnisse tun auch das ihre dazu :zwinker: ). Bis jetzt gefällt es mir jedenfalls sehr gut.


    Zurück zum Thema: Meine Signatur wechsle ich immer wieder je nach Lektüre, die aktuelle habe ich dem "Vorwort" zum Zauberberg entnommen. Ich finde, sie beschreibt sehr schön die Freude am Lesen.


    Liebe Grüße
    Manjula

    Hallo zusammen,


    so, das war ein schönes Lesewochenende :smile: Joachim ist mittlerweile zurückgekehrt und wieder entschwunden und bald wird Clawdia wieder auftauchen. Wo seid Ihr zwischenzeitlich?


    Gut gefallen hat mir der "Traum" von Hans während des Schneesturms; hat mich erinnert an "Die Zeitmaschine" mit den Eloi und den Morlocks.


    Die Sterbeszene fand ich sehr anrührend. Allerdings ist alle Rührung zunichte, wenn Frau Stöhr mit ihrer "Erotika" ankommt :breitgrins:


    Germa: Ja, dieser Besuch ähnelt dem von Hans aufs Haar. Hier hat sich auch sehr schön gezeigt, wie weit Hans sich von Denen da unten entfernt hat: er merkt ja nicht einmal, wie seltsam sein Verhalten auf James wirkt. Was mir zu dieser Szene aufgefallen ist: Wieviele Bewohner des Berghofs sind wohl wirklich krank und wieviele nur durch Anpassungsschwierigkeiten und des Hofrats düstere Prognosen hängengeblieben?


    elahub: Ach, das wäre schön, wenn mein Französisch ein ganzes Buch tragen würde :smile: Nein, es ist nur ein Dialog, der hier auf französisch gehalten wird.


    Zitat von "mombour"

    Übrigens verkörpert Settembrini die Vernunft und warnt HC vor Clawdia


    Ja, das ist mir auch eingefallen, als er Hans vor "dem Osten" warnt. Settembrini und Clawdia sind sicher Gegenpole.


    Liebe Grüße
    Manjula