Ich habe gestern dieses wunderbare Buch noch ausgelesen und bin - wiederum - total fasziniert. Mit einfachen Worten, einfachen Sätzen bringt Hesse so wahnsinnig viel rüber.
Folgende Abschnitte haben mir besonders gut gefallen:
Aus dem Kapitel "Der Fährmann": "Nein, keine Lehre konnte ein wahrhaft Suchender annehmen, einer, der wahrhaft finden wollte. Der aber, der gefunden hat, der konnte jede, jede Lehre gutheißen, jeden Weg, jedes Ziel, ihn trennte nichts mehr von all den tausend anderen, welche im Ewigen lebten, welche das Göttliche atmeten."
Für mich ein Plädoyer für Toleranz für Andersgesinnte jeglicher Art - religiös, politisch, kulturell.
Besonders schön ist das Kapitel "Om" - plötzlich - jetzt, wo er selber betroffen ist - versteht er die sich sorgenden Eltern, egal welcher Herkunft. "Er verstand sie, er verstand und teilte ihr nicht von Gedanken und Einsichten, sondern einzig von Trieben und Wünschen geleitetes Leben, er fühlte wie sie...."
Siddharta selber begehrte gegen seinen Vater auf (der nur das Beste für ihn wollte), widersetzte sich und ging seinen eigenen Weg. Gerade er müsste es doch wissen ..... doch nun, als auch sein Sohn einen eigenen Weg gehen will - scheitert Siddharta fast daran.
Die Metapher mit dem Fluss - der alles wiederspiegelt, der alles mitnimmt und immer wiederkehrt - gefällt mir sehr gut. Die Geschichte wiederholt sich.
Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, man tut nichts Gutes, wenn man jemanden (die Kinder) "verschonen" will, ihnen "Leid ersparen" will - jeder muss seinen Weg selber finden.
Ein wunderschönes Buch, bei dem man noch seitenweise deuten und interpretieren kann - jedes Wiederlesen zeigt neue Weisheiten, neue Geheimnisse auf. Ich werde dieses Büchlein sicher nicht zum letzten Mal gelesen haben!!