Beiträge von Regina


    Hallo, Maja,


    liest du die Jahrestage jetzt zum ersten oder zweiten Male? Bin etwas verwirrt.


    So subjektiv sind Leseeindrücke. Ich finde das Buch auch beim zweiten Durchgang noch höchst spannend. Aber mich interessieren in Romanen auch immer die Figuren am meisten. Für mich hat die Hauptfigur auch Konturen, auch wenn ich noch längst nicht alles über sie weiß (lese ja taggleich und bin heute am 31.08. angelangt). Johnson streut so kleine, bedeutsame Details ein
    wie etwa, dass Gesine ihre Sonnenbrille nie in die Haare schiebt, die ihre Figur für mich besser charakterisieren als seitenlange Beschreibungen.


    Von den Zeitungsmeldungen erwarte ich gar keine Geschichte. Für mich bilden sie eine Verankerung in der Realität. Dieser Eindruck mag sich noch ändern.

    Wenn ich mich recht entsinne, ist das Überschneiden mit dem Einmarsch purer Zufall. (Hab die "Begleitumstände" 2001 gelesen, deshalb schwammige Erinnerung.)
    Das Buch begann er vorher, arbeitete also in der chronologischen Ordnung. Wofür auch die Zeitlichkeit der Lieferungen spricht. Der letzte Teil ließ ja lange auf sich warten.

    Das ist mir auch aufgefallen: Dass der erste Beitrag gar nicht datiert ist und die "Jahrestage" also eigentlich am 21. August beginnen.
    Und wie viele Informationen er gleich unterbringt, ohne dass ich das Gefühl als Leserin habe, überfrachtet worden zu sein: Orte und Zeiten und die Verzahnung im eigenen Werkskatalog.

    Da will ich auch mal im Gedächtnis kramen:


    Besonders hervor stechen Endes Jim Knopf-Bücher, wohl weil sie die ersten waren, die mir bewusst vorgelesen wurden.
    Preusslers "Kleine Hexe", "Räuber Hotzenplotz".
    Lindgrens "Pippi Langstrumpf" - mit Bullerbü konnte man mich hingegen jagen.
    Langsam kamen Sagen dazu, heißgeliebt die dicke Schwarte von Schwab.
    Irgendwann die (unvermeidliche?) Enid-Blyton-Phase. Erst die "5 Freunde", später "Hanni und Nanni"). Dazu gehören wohl auch die Burg-Schreckenstein-Bände, auch wenn sie nicht von Blyton sind.
    Dazwischen die pädagogisch wertvollen Bücher meist von Beltz, die mir meine Soziologie studierende Schwester unterschob. Die grüne Wolke?
    Heh, und Karl May, von dem ich damals nicht genug kriegen konnte.
    Ein fürchterliches Kuddelmuddel. :breitgrins:
    Comics wurden auch wichtig. Superman hatte keine Chance gegen Batman und der Loser Spiderman hatte seinen eigenen Reiz.


    Tatsächlich entdeckte (und entdecke sie immer noch) ich die Klassiker der Kinderliteratur erst im Erwachsenenalter: Alice, Winnie-The-Pooh, Wind in the Willows ...

    Böll und Grass wirkten mir zu sehr als Moralapostel. Nicht frech genug.
    Arno Schmidt ja, zumindest was Adenauerdeutschland betrifft. Aber hielt er sich nicht lieber einfach raus?
    Kästner mag ich nicht (kenne aber nur die Kinderbücher), Graf und Thoma müsste ich erst erlesen und war Valentin wirklich schriftstellerisch tätig?

    Heine! *Hand an die Stirn klatsch* Das mir der nicht eingefallen ist!
    Gantenbeinins Vorschläge sind mir nicht lautstark genug. Ich gebe allerdings eine Tucholskylücke zu.
    Das Schopenhauerzitat trifft schon eher, was ich meine. :breitgrins:


    Danke euch beiden. Bin gespannt, ob noch mehr Vorschläge kommen.

    Momentan vergnüge ich mich mit Witold Gombrowiczs "Tagebuch". Er beleuchtet sehr kritisch sein Heimatland, was es heißt Pole zu sein, die polnische Kunst, den polnischen Katholizismus. Und er tut das sehr beredt und lautstark.
    Ich frage mich, ob es Deutsche gab oder gibt, die sich ähnlich intensiv an ihrem Lande und den Leuten rieben/reiben und dies unverblümt und häufig kundtaten/tun. Mir fallen aber nur Österreicher ein.
    Gibt es wirklich keine oder habe ich da nur einen blinden Fleck? Für jede Hilfe der kollektiven Wissensmacht dieses Forums wäre ich dankbar. :smile:

    Nach einigen Polen (Miłosz, Tokarczuk, Brandys), die mich sämtlich auf unterschiedlcihe Weise begeisterten, heute "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss begonnen.
    Der Anfang warf mich in die Schulzeit zurück: Obligatorische Berlinfahrt und die Augen, die in den Museen gar nicht groß genug werden konnten. Den Pergamonaltar fand ich sehr eingezwängt und so genau wie die Protagonisten habe ich ihn mir nicht angesehen. Mich hatte das Ishtartor ganz gefangen.

    Kennt jemand Döblins "Reise in Polen"? Und wenn ja, wie war der Leseeindruck?
    Geht es eher um das eigene Ich, das sich bewegt (das Land also eher Kulisse) oder um die Außenwelt - Städte, Menschen, Landschaften?

    Zuallererst fiel mir Yeats ein:


    An Irish Airman foresees his Death


    I KNOW that I shall meet my fate
    Somewhere among the clouds above;
    Those that I fight I do not hate
    Those that I guard I do not love;
    My country is Kiltartan Cross,
    My countrymen Kiltartan’s poor,
    No likely end could bring them loss
    Or leave them happier than before.
    Nor law, nor duty bade me fight,
    Nor public man, nor cheering crowds,
    A lonely impulse of delight
    Drove to this tumult in the clouds;
    I balanced all, brought all to mind,
    The years to come seemed waste of breath,
    A waste of breath the years behind
    In balance with this life, this death.


    Weiter kommen mir nur Zeppeline in den Sinn. Arthur Koestler schildert in "Frühe Empörung" den Zeppelinflug zum Nordpol an dem er teilnahm. Henning Boetius befasst sich in "Phoenix aus Asche" mit der fatalen letzten Fahrt des Hindenburg.


    Das Lichtenbergexperiment werde ich gleich mit einem Dornfelder überprüfen. :breitgrins:
    Danke für die nette Anekdote, Sandhofer.

    Schnelleres Tempo kann ich gut verstehen. Mich hätte beim ersten Durchgang schwerlich jemand bremsen können. :breitgrins:


    Bin zuversichtlich, dass hier eine Nebeneinander verschiedener Lesetempi möglich ist.

    Ach, verdammt. Bisher mochte ich eine Zweitlektüre der Jahrestage nicht erwägen, weil die Erstlektüre so wunderbar war. Aber dieses Projekt, am 20.08. zu starten und Tag für Tag weiterzulesen, also da kann ich dann doch nicht widerstehen.

    A propos Cévennen: Stevensons "Travels with a Donkey in the Cévennes".
    Richard Holmes hat die Reise 1964 wiederholt (siehe den ersten Teil von "Footsteps"), allerdings ohne Modestine.

    Na ja: Da spielt aber das Meer nicht wirklich eine Rolle ;) ....


    Deshalb der Unschuldsengel. :breitgrins: Leider gibt es hier kein Flöt-Smilie, damit wäre vielleicht deutlicher geworden, dass der Vorschlag ganz ernst nicht gemeint war.