Raabes "Stopfkuchen": Eine See- und Mordgeschichte.
Beiträge von Regina
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Albert Vigoleis Thelen fällt mir noch ein. Wieland und Bierbaum wurden ja schon genannt.
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Ich habe Beowulf jetzt auch beendet, Fazit kann also gerne kommen. :breitgrins:
Im dritten und letzten Kampf mit dem Drachen sind mir als Tolkienleser diverse Inspirationsquellen für Tolkien aufgefallen, etwa der Diebstahl oder die Anzahl der Gruppenmitglieder.
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Habe nun den Kampf mit Grendels Mutter gelesen. Mir fiel dabei auf, wie wichtig die Ausstattung hierbei war und wie detailreich Waffen und Rüstung beschrieben werden.
Unferth entwickelt sich zu einer interessanten Figur: Erst der einzige, der skeptisch gegenüber Beowulf war und nun überlässt er ihm sein Schwert, obwohl er sicher weiß, welche Konsequenzen das für seinen Ruf haben wird.
Da frag ich mich, ob sich ein Autor schon einmal seiner angenommen hat. -
Was mich etwas erstaunte: Dass beim Kampf von Beowulf mit Grendel die Halle arg demoliert wurde, was jedoch niemanden zu stören scheint:Ach, die wird nach den üblichen Gelagen ähnlich ausgesehn haben, das ist bestimmt weiter nicht aufgefallen. :zwinker:
Beowulfs Kampf mit Grendel habe ich jetzt auch beendet.
Zwei Stellen sind mir aufgefallen, da stand vorher sicher ein anderer Gott:And may the Divine Lord
in His wisdom grant the glory of victory
to whichever side He sees fit.und
But the Lord was weaving
a victory on His war-loom for the Weather-Geats. -
Ich komme leider nur langsam voran, was nicht am Text, sondern an Zeitmangel liegt.
Eben habe ich mich köstlich über Unferth und Beowulf amüsiert, die sich einen verbalen Pissing Contest (das deutsche Wort dafür fällt mir nicht ein) lieferten:
Breca war aber schneller!
Aber ich hab sämtliche Seemonster beseitigt!
Männer sind doch süß. :breitgrins:Die christliche Firnis stört mich allein durch ihr Vorhandensein. Beowulf scheint mir doch ein heidnischer Text zu sein und zu Stimmung und Handlung passen die blutrünstigen nordischen Götter besser.
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Ich lasse mir Zeit (250 Verse bisher), denn ich möchte Heaneys Übersetzung richtig genießen.
Und solche Stellen wie
greedy and grim, he grabbed thirty men
from their resting places and rushed to his lair,
flushed up and inflamed from the raid,
blundering back with the butchered corpses.
lese ich dann auch mehrmals, weil sie laut zu lesen ein schon sinnliches Vergnügen darstellt.Finsburys Mitleid mit Grendel teile ich nicht (auch wenn ich seine Lärmempfindlichkeit durchaus nachvollziehen kann :zwinker:), denn er mordet den Schlaf (war Macbeth also nicht der erste) und das provoziert dann meinen eigenen inneren Grendel, denn Schlaf (ungestört) ist mir sehr wichtig. :breitgrins:.
Die Bilderwelt ist sehr anschaulich und mitunter einfach herrlich.
There was Shield Sheafson, scourge of many tribes,
a wrecker of mead-benches, rampaging among foes.Der christliche Firnis fällt manchmal unangenehm auf und ich könnte ohne leben, aber naja, nimmt man ihn halt mit.
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Meine Empfehlung: Laut lesen, nein, richtiggehend deklamieren am besten, in die Welt hinausschmettern!
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Bereit. :breitgrins:
Als Einstimmung habe ich schon Heaneys Einleitung gelesen. -
Ende Januar passt gut. :smile:
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Beowulf reizt mich auch, besonders die Neuübersetzung von Heaney.
Und wie wunderbar, die gibt es in zweisprachiger Ausführung.
Sagt Bescheid, wann es losgehen soll. :breitgrins: -
Es kommt selten vor, dass ich Bücher abbreche.
Manchmal nehme ich sie nach ein paar Jahren wieder vor, um sie dann völlig begeistert zu verschlingen. Da war der erste Versuch eben nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.Die paar Bücher, die ich endgültig abbrach, waren mir nicht gut genug.
Manche Bücher sind sperrig und schwierig, aber man spürt beim Lesen, dass der Aufwand und das Durchhalten lohnt und beisst sich durch. -
Zitat von "sandhofer"
Einen solchen habe ich gerade gelesen: Samuel Pepys' Geheime Tagebücher. Auch er literarisch durch nichts anderes bekannt geworden.
Nunja, immerhin fasste er sein Tagebücher in Geheimschrift ab, was gegen die Nachwelt spricht. Und dann war er auch kein Schriftsteller.
Pepy's Diary wird übrigens peu à peu verbloggt:
http://www.pepysdiary.com/
Ein sehr interessantes Projekt, wie ich finde. -
Zitat von "finsbury"
PS.: Bin immer noch beim Scholaren und erdulde Griseldis' unglaubliche
Opferbereitschaft. Sie sollte mit Constanze einen Club aufmachen.Den Club der Dulderinnen. :breitgrins:
Die Griseldisgeschichte ist schwer verdaubar. Am liebsten würde ich ins Buch springen und mir Walter vorknöpfen und Griseldis eine Standpauke halten. :smile: -
Saltanah
Laut den Goldmann-Anmerkungen:
1255 verschwand ein Junge in Lincoln. Man beschuldigte die Juden, Henry III ließ darauf neunzehn Juden hinrichten.
Dieser Junge, Hugh, wurde zeitweise als Heiliger in Lincoln verehrtMeine Lektüre folgt einem anderen Strang: Ich habe gerade die Wife of Bath abgeschlossen. Enttäuschend, dass nach diesem elaboraten Prolog so ein harmloses Geschichtchen folgt. Immerhin zielen beide auf das Gleiche: Besser ist es, wenn die Frau bestimmt. :smile:
Ich frage mich, warum das Ende der Geschichte von König Midas Ohren ausgelassen wurde. Konnte Chaucer davon ausgehen, dass seine Leser ihren Ovid kannten oder wollte er sie ärgern?
xenophanes
Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten, um einzuschätzen, wie gut die Erläuterungen bei Goldmann sind. Mir helfen sie immer, mir meiner beschränkten Sichtweise klar zu werden. :breitgrins:
Würde ich mir heute Chaucer zulegen, würde ich wohl zu der Inselausgabe und einer kommentierten englischen greifen. -
Ja, die dreibändige. "In deutsche Prosa übertragen von Fritz Kemmler."
Die Erläuterungen von Jörg O. Fichte bereichern mich schon mehr. -
Habe mich ein wenig im Decamerone herumgetrieben um meine Erinnerung aufzufrischen, was speziell die Rahmenhandlung betrifft. Sie ist so zahm wie ich mich meinte zu erinnern. Wie erfrischend hingegen Chaucer wo sich ein Trunkbold einfach vorrüpelt oder eine beleidigte Leberwurst sich meint rächen zu müssen.
Bei Boccaccio folgen alle brav dem Tagesmonarchen und sind geradezu erpicht zu gefallen. Das wird schnell langweilig.Ich fange jetzt mit dem Rechtsgelehrten an, weiterhin im Original, denn wenn ich die schönen Reime der Inselausgabe bei euch lese, habe ich schon gar keine Lust auf die kunstlose wörtliche Übersetzung in der Goldmannausgabe.
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Zitat von "Maja"
Modern fand ich auch die Stelle, wo Theseus das Duell unterbricht: Wir erfahren seine Gedankengänge, sozusagen einen inneren Monolog. Kam das in der Literatur des MA sonst auch schon vor? Andrerseits finde ich das Resultat seines Nachdenkens nicht sehr sinnvoll: An der Stelle von zweien sollen jetzt 200 kämpfen??
Theseus Gedanken stammen aus Boethius "Consolatio Philosophiae", ebenso später als er nach Alcites Tod sinniert. Sagt die Goldmannausgabe.
Zitat von "Saltanah"Die Erklärung dafür folgt ja im vierten Teil. Erstens bringt das bessere Unterhaltung, und zweitens sorgt ja Theseus dafür, dass es kein Gemetzel wird: Whishing none to die (1685) bestimmt er genau, welche Waffen zulässig und welche verboten sind. Chaucer sorgt auch weiterhin für Überraschungen, zumindest bei mir.
Scheint sich nur keiner groß dran zu halten. :breitgrins:
ZitatKennst du Boccaccios Buch? Ich habe vergeblich im Internet nach einem Onlinetext gesucht, und wusste bis gestern nicht mal von der Existenz dieses Buches.
Nein, das weiß ich nur wieder aus den Anmerkungen.
ZitatWas die Länge der Erzählung angeht, überrascht ja nicht mehr, dass der Ritter "keine Zeit hat uns von ... zu erzählen, ebenfalls nicht von ..., davon absieht, ... zu erwähnen", und das über anderthalb Seiten.
Da musste ich ziemlich grinsen, als er das Begräbnis in aller Ausführlichkeit nicht beschreibt.
Und jetzt kommt der trunkene Müller dran. Das scheint deftiger zu werden.
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Zitat von "Saltanah"
Überrascht hat mich auch die Beschreibung des Venustempels mit allen Aspekten der Liebe, und nicht nur dem Klischee der "höfischen" Liebe (1067-1070):
...Pleasure and Hope, Desire, Foolhardiness,
Beauty and Youth, Lasciviousness, Largesse,
Philtres and Force, Falsehood and Flattery,
Extravagance, Intrigue and Jealousy...
Die Beschreibung von Dianas Tempel kann da nicht richtig mithalten.Bei der Beschreibung des Mars- und des Venustempels folgt Chaucer Boccaccios "Teseida", die Beschreibung des Dianetempels stammt aus seiner eigenen Feder.
Zitat- Merkur als Gott des Schlafes? Das kommt mir komisch vor. (526-528)
The winged god Mercury, he thought, came near
(...)
His sleep-imbuing wand held in the airDas erklärt sich wenige Zeilen später durch die Erwähnung Argos', den Merkur einst einschläferte. Ob er damit schon Gott des Schlafes ist?
Zitat- Eine Frage an die Glücklichen mit den wohlkommentierten Ausgaben (675-681):
Now up, now down, like buckets in a well
Just as upon a Friday, truth to tell
(...)
Friday is changeable
Was macht gerade den Freitag so wechselhaft?Mein Goldmann sagt, Chaucer betrachtete den Freitag als Unglückstag. Ebenso den dritten Mai. Es wird spekuliert, er habe da selber etwas Unangenehmes erfahren, denn er benutzt das Datum öfter.
Zitat- Als Arcite den versteckten Palamon findet, und ihn zum Duell herausfordert, war mein erster Gedanke, dass der arme Palamon ja nichts zu essen und damit schlechte Karten hat, und prompt lässt Chaucer ihn von Arcite mit Essen versorgen. Diese Kleinigkeiten machen mir das Buch noch sympathischer.
Naja, er muss sich ja als edler Ritter erweisen. :breitgrins:
Zitat- Was bedeutet Must go pipe tunes on an ivy leaf? (980)
Da schweigt der Goldmann. Vielleicht gleicht es dem "auf einem Grashalm blasen"?
Ich bin mit dem Knight's Tale noch nicht ganz durch. Aber so wie ihr, finde ich mich immer wieder überrascht. Was mich vor die Frage stellt, wie schief wohl mein Mittelalterbild ist?
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Zitat von "Saltanah"
- a Doctor - ein Doktor
scheint zwar sehr belesen in seinem Fach, heilt aber mit Hilfe von Horoskopen. Ist das jetzt von Chaucer ironisch gemeint, oder war das damals "state of the art"?In Köln läuft derzeit die Ausstellung "Aderlass und Seelentrost", eine Sammlung Berliner Handschriften.
Dabei ist das "Regimen" von Heinrich von Laufenberg (um 1450/60), in dem die Medizin sehr verzahnt mit der Astrologie erscheint.
Ich zitiere aus dem Katalog der Ausstellung:
"Nach damaliger Auffassung konnte eine medizinische Therapie ohne die Berücksichtigung des Einflusses der Sterne keinen Erfolg erzielen."Aufgeschlagen ist das Regimen bei einer Abbildung eines mit Sternzeichen bedeckten Menschen, die anzeigt welche Körperstellen welchen Tierkreiszeichen unterliegen. Das derzeitige Zeichen, Widder, beeinflusst übrigens den Kopf. Wenn ich mich jetzt nur erinnern könnte, ob Aderlässe an dieser Stelle zu dieser Zeit besonders nutzbringend oder besonders schädigend sind...