Beiträge von JMaria

    Hallo JHNewman,


    noch zum Schluss von „Unter der Drachenwand“ meine Gedanken.


    Zitat

    Dann frage ich mich natürlich beim letzten Kapitel angeht: ist auch das Fiktion oder Fakt?



    Das fragte ich mich auch. Ich stell mir vor, dass Arno Geiger um faktische Namen (vielleicht gibt es ja tatsächlich z.b. diese Grabstätte...) eine fiktive Geschichte umrankte.


    Vielleicht weit hergeholt.... aber ich möchte damit sagen, dass dieser Dreh nochmals die Phantasie des Lesers anregt und auch etwas die Seele tröstet.

    Der Schneesturm
    Puschkin
    gelesen von Jens Wawrczeck
    https://www.br.de/mediathek/po…in-der-schneesturm/245964


    Außerdem der 1. Teil von Thomas Bernhard "Städtebeschimpfungen"
    Es lesen Peter Simonischek und Michael König
    https://www.br.de/mediathek/po…beschimpfungen-1-3/232018



    Hörstück über
    Arthur Rimbauds Reisen
    Semelles de vent
    Von Bruno Letort
    http://www.deutschlandfunkkult…ml?dram:article_id=402092



    Gedichte und ihre Geschichte:
    Paul Fleming, "Wie er wolle geküsset seyn"
    https://www.swr.de/swr2/progra…710046/1fq9tga/index.html


    «Bitzius» von Beat Sterchi
    über den Dichter Jeremias Gotthelf
    https://www.srf.ch/sendungen/h…/bitzius-von-beat-sterchi


    Geronimo
    Leon de Winter
    kann man nun vollständig runterladen:
    https://www.ndr.de/info/podcast4366.html

    Zum 200. Geburtstag von Mary Shelleys "Frankenstein" entwickelte der Schauspieler August Zirner mit dem Spardosen-Terzett eine theatralisch-musikalische Version des Kultromans. Lesung mit Musik. Moderation: Cornelia Zetzsche


    Teil 1 (von 2)
    https://www.br.de/mediathek/po…tein-mit-musik-1-2/215028



    Der wunderbare Massenselbstmord
    Von Arto Paasilinna
    Hörspiel
    https://www1.wdr.de/radio/wdr3…massenselbstmord-100.html


    Arno Schmidt
    Die Umsiedler
    http://www.deutschlandfunk.de/hoerspiel.687.de.html


    Gedichte und ihre Geschichten
    Erich Kästner: "Maskenball im Hochgebirge
    https://www.swr.de/swr2/progra…0710046/xutdpb/index.html

    Ich kenne keinen einzigen Autor oder Buch. Einzig Bernd Roeck: „Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance“ (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, C. H. Beck)
    wartet darauf, dass ich es lese. Na mal sehen, wie das ausgeht.


    Gruß,
    Maria

    JHNewman
    Sehr verführerisch deine Angaben zum Buch „Wiesensteig“. Bei mir subt noch „Königsallee“!


    Gruß,
    Maria


    Nun bin ich auch durch und kann eure letzten Eindrücke nur bestätigen.
    Ein symbol- und metaphernreiches Werk über das ständige Fließen, Wandeln und Vergehen und auch eine halb satirische , halb ernste Stellungnahme zur Macht und Ohnmacht der Literatur: Sie ist einerseits ein Produkt menschlicher Eitelkeit (Pythagoras', des Autors Selbstbespiegelung im literarischen Werk eines anderen, Größeren) und der Vanitas unterworfen, andererseits kann kaum etwas so wie sie diesen Vorgang, dessen Dramatik und Größe so festhalten. Arachnes Teppiche zerfallen, auch Pythagoras' Fähnchen und selbst die von den Schnecken ganz langsam zersetzten Wort-Stelen vergehen, bleiben aber gerade im Geschriebenen erhalten, und nur diesem gelingt die Durchmischung von Zeit und Raum, von Handlung und Reflexion.
    Ein tolles Buch, über das ich noch eine Weile nachdenken werde.



    Schön zusammengefasst :winken:

    Die Stärke von Ransmayrs Text liegt für mich auch darin, dass ihm diese Bilder gelingen ganz ohne Klischees. Nichts ist abgegriffen oder schal. Darin liegt für mich auch seine große Kunst.



    Das stimmt. Bei Ransmayr wirkt nichts aufgesetzt oder gekünstelt, sogar die Vermischung der Zeitebenen hat er zur Metamorphose gemacht. Und man kann ihm wirklich leicht folgen. Das macht wirklich Freude.


    Naso wurde in einer Vision von Cotta zu einem Vogel (Vogel-Verwandlungen sind am häufigsten in den Metamorphosen vorkommend), einem Kormoran:


    Naso hatte schließlich seine Welt von den Menschen und ihren Ordnungen befreit, indem er jede Geschichte bis an ihr Ende erzählte. Dann war er wohl auch selbst eingetreten in das menschenleere Bild, kollerte als unverwundbarer Kiesel die Halden hinab, strich als Kormoran über die Schaumkronen der Brandung oder hockte als triumphierendes Purpurmoos auf dem letzten, verschwindenden Mauerrest einer Stadt.“


    Ich finde das ist ein würdiges Ende für Naso, auch wenn es eine Vision ist.
    Cotta hat sich selbst verloren, obwohl er am Ende doch mit sich im reinen ist, (oder?)

    Ich habe den Roman heute beendet. Das Tempo nahm nochmals zu. Besonders das Wüten des Tereus !


    „Was kam verging“ - könnte als Motto für den Roman sein.



    Am Ende des Romans gibt es noch eine Zusammenfassung der Personen der Neuen und Alten Welt. Feine Sache!


    Mir hat es sehr gut gefallen :winken:

    Zitat

    Nach dem zweijährigen Winter wird das Wetter immer besser und es gibt bald ein subtropisches Klima. Viele neue Pflanzen breiten sich in Tomi aus. Zu Anfang ist alles noch steingrau, später wird es grün und der Himmel ist immer öfter tiefblau.


    Bewußt ist mir das mit dem Wetter nicht aufgefallen. Gut, dass du es erwähnst, thopas.



    Zitat von „JHNewman“

    Es gibt Totalitarismus, es gibt Flüchtlingsboote und Gaskammern, Vergewaltigung und Tod... Das alles wirkt sehr düster und bedrückend, und doch hatte ich beim Lesen das Gefühl einer großen Leichtigkeit, weil die Bilder sich immer wieder verflüchtigen und wandeln. So empfand ich auch den Schluss als sehr stimmig. Die Szenerie verwandelt sich sozusagen in einen Flügelschlag.



    Bei den Flüchtlingen bin ich gerade angekommen. Iasons Drachensaat! Starke Bilder!


    Wie ging nochmals mit Iason und dem Goldenen Vlies? War er da nicht eher ein Held? Ich weiß es auch nicht mehr so genau. Bei Ransmayr ist er jedenfalls ein Ausbeuter geworden.



    Ich bin noch nicht sehr weit. Immer noch im 9. Kapitel.


    Gruß,
    Maria

    Ja, es wirkt lyrisch. Ich habe aber beim Lesen auch gedacht, dass es sich ja doch im Grunde genommen um Aufzeichnungen von Veit Kolbe handelt, die er selbst als Tagebuch erstellt hat. Die Schrägstriche könnten daher für Umbrüche/Absätze im Tagebuchtext stehen. Allerdings gibt es ja auch zwischendurch eingeschobene kurze Textteile in kursiver Schrift, die offenbar direkte Zitate aus dem Tagebuch sind.


    Dann frage ich mich natürlich beim letzten Kapitel angeht: ist auch das Fiktion oder Fakt?


    Ich werde am Ende darauf achten. Das Lesen des Buches steht gerade hinten an, da ich ja in der Ransmayr-Leserunde dabei bin.


    Als Tagebucheinträge habe ich es mir nicht vorgestellt, doch dafür könnten die Umbrüche auch stehen.


    Und da hat doch Arno Geiger eine „Pyramus und Thisbe“ Geschichte eingebaut (Kurti und Nanni). Nachbarn, klopfen an Wand (Riss in der Wand bei den Metamorphosen). Ob es tragisch ausgeht? Du weißt es bereits, ich bange um der zarten Liebesgeschichte.


    Gruß,
    Maria

    Hallo zusammen,


    Cotta ist auf der Suche nach den Metamorphosen und findet sie in Stein und in Wandteppiche. Eigentlich um sich herum, vollzieht sich diverse Verwandlungen, sogar er selbst hat das Gefühl zu Stein zu werden.


    Echo und Arachne erzählen Cotta unterschiedliche Geschichten, die ihnen Naso erzählt hat.


    Zitat von „finsbury“

    Augustus war wohl schon ein Autokrat, der durch die Hintertür, für seine Zeitgenossen wohl recht undeutlich und mit ihrer breiten Zustimmung, das Kaisertum wieder eingeführt hat und wohl auch viel "Gutes" für das Römische Reich, dessen Machtfülle und Glanz bewirkt hat; nicht umsonst sprechen viele, zumindest alte Historiker, von dem augusteischen als dem goldenen Zeitalter Roms



    Bis hin zur Apotheose!



    Zitat von „thopas“

    Für mich ist dieser Roman wie ein Vexierbild. Er liest sich meist, als ob er zu Ovids Zeiten spielt, und dann fallen plötzlich Worte wie Bushaltestelle oder Filmprojektor. ...


    Der Vergleich mit dem Vexierbild gefällt mir. Manchmal erscheint es mir wie ein Scherz. Besonders die Szenen in denen Nasos Nase hervorgehoben wird. Das hat mich dauernd an Astrix und Obelix erinnert... „Diese Nase....“ ( es war aber Kleopatras Nase soweit ich mich erinnere) . Es hatte etwas urkomische, diese Nase bei Ransmayr, deswegen erwähne ich es.


    Ich glaube, Ransmayr gelingt es sehr gut Ovids Humor aus dessen Werken widerzuspiegeln.



    Zitat von „JHNewman“

    Noch eine Bemerkung zur Widmung. Das Buch ist Andreas Thalmayr gewidmet. Auch das ist ja eine Metamorphose, denn dahinter verbirgt sich Hans Magnus Enzensberger, der für Teile seiner publiszistischen und lyrischen Arbeiten dieses Pseudonym wählte.



    Danke ! Schöner Hinweis!


    Ich habe das 8. Kapitel beendet.


    Edit:
    Noch etwas fällt auf und gefällt mir, nämlich dass Nasos Haus sowohl in seiner Heimat und wie auch die Behausung im Exil selbst „belebt“ werden und sich gegen das Eindringen Fremder wehren.

    Der Gedanke ist natürlich reizvoll, in den Figuren der Metamorphosen verschlüsselte Figuren der Umfelds Ovids zu sehen. Aber Ransmayr geht den umgekehrten Weg, in dem er die Figuren der Metamorphosen zurückholt ins Leben, als Filmstars, als Filmvorführer usw.



    Und was mir sehr gut gefallen hat, dass Echo bei Ransmayr wieder eine eigenständige Stimme bekommt, zumindest wenn sie über Ovid erzählt.


    Das 6. Kapitel spiegelt einen Dorfroman vom Feinsten. Jeder hat Geheimnisse, die er natürlich versteckt halten möchte, und die Ängste Echo könnte was erzählen.


    JHNewman

    Zitat

    Insgesamt merke ich aber, dass mich diesmal die politische Handlung mehr interessiert, das Schicksal des öffentlichen Intellektuellen, das hier erzählt wird.



    Gute Romane zeichnen sich halt aus, dass man sie auf verschiedenen Ebenen lesen kann. Nach „Cox“ werde ich noch zum Fan seiner Romane.



    Ich bin nun im VI. Kapitel.



    Zitat von „finsbury“

    Ich kenne mich in der römischen Literatur und erst recht bei Ovid gar nicht aus, nehme aber nach der Lektüre des Wiki-Artikels über Ovid an, dass Ransmayr in sehr grobem Rahmen den historischen Ovid zugrundegelegt hat. Was er aber daraus bzw. darüberhinaus geschrieben hat, ist schon extrem eindrucksvoll und von hoher sprachlicher Dichte und Kunstfertigkeit. Außerdem finde ich, dass sich der Roman sehr viel leichter lesen ließ, als ich nach vielem, was ich darüber gelesen habe, angenommen hatte, ja geradezu spannend ist.



    Schön beschrieben! Ich habe auch festgestellt, dass es ein Lesegenuß ist, ohne alles zu entziffern was mit der griech. Mythologie zu tun hat.


    (Aber die Live-Lesung der Metamorphosen von Ralf Boysen genieße ich trotzdem sehr)



    Zitat von „finsbury“

    Besonders schauerlich fand ich die feinen hohen Geräusche, die die sterbenden, mit Essig getöteten Schnecken von sich geben.



    Oja, das war wirklich schauerlich. Ich mag Schnecken und mir ging das wie ein Stich durchs Herz. Aber beeindruckend wie hier mit Symbolik gespielt wird.



    Gruß,
    Maria