Hallo Steffi
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Ja, könnte tatsächlich sein - der Gedanke ist mir noch nicht gekommen. (Allerdings sind sie, glaube ich, nicht in einem Hotel sondern im Ferienhaus der Ramsays).
nachdem ich weitergelesen wurde es deutlicher, daß es das Ferienhaus der Ramsey's ist. Das Haus, nach Mrs. Ramsey Ansicht, wird immer schäbiger.
ich bin auf den Gedanken, dass Mrs. Ramsey das viktorianische Element der Gesellschaft ist, durch folgende Szene gekommen:
gegen Ende des Kapitel 1 (Fenstertür):
...als sie (Mrs. Ramsey), plötzlich, hereinkam, einen Augenblick schweigend stand (als hätte sie sich dort oben verstellt und gönne sich jetzt einen Augenblick, sie selbst zu sein), völlig reglos einen Augenblick vor einem Bild der Königin Victoria stand, die die blaue Schärpe des Hosenbandordens trug; und schlagartig erkannte er, daß es dies war: es war dies - sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
über ihre Töchter wird geschrieben:
Sie (Mrs. Ramsey war jetzt furchterregend anzuschauen, und nur insgeheim vermochten ihre Töchter - Prue, Nancy, Rose -, als sie von ihren Tellern aufblickten, nachdem sie in derart strengem Ton über Charles Tansey gesprochen hatte, mit den abtrünnigen Vorstellungen zu liebäugeln, die sie sich für ihr eigenes Leben zusammengesponnen hatten, das anders wäre als ihres, ein Leben in Paris vielleicht; ein wilderes; nicht ständig von der Fürsorge für irgendeinen Mann bestimmt; denn sie alle stellten im Innern Ergebenheit und Ritterlichkeit, die Bank of England und die Herschaft in Indien.... stumm in Frage....daß sie sich, wie sie da unter dem Blick ihrer Mutter am Tisch saßen, vor ihrer eigenartigen Strenge, ihrer maßlosen Höflichkeit verneigten, der einer Königin gleich, ... bei ihnen zu wohnen.
in Wirklichkeit zieht sich der Satz, ein einziger Satz, 20 Zeilen im Buch hin. Ich staune nicht schlecht.
( ikarus: das würde dir gefallen :breitgrins: )
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In der viktorianischen Zeit (hier noch eine Kurzbiografie über Queen Victoria) war ja die Rolle der Frau auf das Haus beschränkt, ich denke VWs Mutter hat diese Rolle sicher perfekt ausgefüllt. Sie war wohl ebenso schön und mütterlich fürsorgend, aufopfernd und klug wie Mrs. Ramsay. Ich glaube, ich habe gelesen, sie sei an den Folgen ihrer unermüdlichen Fürsorge gegenüber Fremden und Familie aus Erschöpfung gestorben.
sehr aufschlußreich. Auch in der Verehrung des Ehegatten, gleicht Mrs. Ramsey der Königin Viktoria, die ihren Prinzgemahl doch auch sehr verehrte. Sehr schön, deine Kurzbio über Victoria, und die gleichnamige Rose :winken:
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Und die Künstlerin Lily Briscoe (alias Virginia ?) würde dann das Bild (der Mutter und der vergangenen Gesellschaftsform) für immer festhalten, sozusagen die Zeit festhalten.
guter Gedanke. Warum meinst, dass Virginia Lily gewählt hat?
Vielleicht um von außen einzusehen?
Lily ist 33 jährig und kinderlos.
Lily kann ich mir noch nicht so recht vorstellen. Sie malt, aber anscheinend sehr abstrakt(?). Mrs. Ramsey stellt sie als eine purpurne dreieckige Form dar(?) (Purpur= Königsfarbe?).
Die Einblendungen die nicht in die "Zeitfolge" reinpassen, die verwirren mich.
Wie dieser Spaziergang mit Mrs. Tansey, oder Lily's Vision, die Knie Mrs. Ramsey umschlingend..
und doch ist man immer noch in diesem Zimmer mit der geöffneten Fenstertür. Ein Spruch von Mrs. Ramsey: "Türen müssen geschlossen sein, Fenster geöffnet"
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Mr. Ramsay kommt ja nicht gerade gut weg bisher. Ein egoistischer, intellektuell-anmaßender Patriarch, der seinen Intellekt nach dem Alphabet mißt :rollen:
Das habe ich nicht verstanden. Warum nur bis Q und R bzw. Z kann man nicht erreichen. Warum gerade diese Buchstaben *grübel*
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Auch scheint mir der Stil, mit dem Vriginia über ihn schreibt, irgendwie viel holpriger und zerfetzter zu sein als wenn Mrs. Ramsay "dran" ist. Viel mehr Gefühl und Intuition. Was hälst du von den Bewußtseinsströmen ?
wie er gelobt werden will, das ist schon sehr unsympathisch, auch sein aufbrausendes Temperament.
Die Bewußtseinströmen verwirren mich tatsächlich. Ich habe manche Passagen, wie den Spaziergang ins Dorf und Lily's "Kniefall" zweimal gelesen. Aber es ist auch faszinierend. Man fühlt sich beim Lesen auch irgendwie entrückt. Geht es dir auch so?
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War nun z.B. Mrs. Ramsay im Dorf ? Oder sitzt sie die ganze Zeit in der Fenstertür ? Fenstertür - gut, wie du das beschreibst - zum Hinausschauen und auch Hinaustreten. Mrs. Ramsay sitzt gerade auf der Schwelle, aber wird sie auch hinaustreten wollen ? Sieht sie überhaupt die Möglichkeit ? Interessant dabei auch, dass ja Mr. Ramsay draußen ist - genau wie Lily Briscoe und die anderen.
gut, daß du das erwähnt hast. So konnte ich darauf achten. Ist dir auch aufgefallen, daß die Hecke sehr oft erwähnt wird? Hecke finde ich, ist auch so ein Begriff der Abgrenzung und Sicherheit.
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Und wie kommt dann wieder der Leuchtturm ins Spiel ? Das Licht bei Nacht als Aufblitzen der Möglichkeit, hinauszufahren ? Er gibt ja auch Sicherheit vor Schiffbruch.
darauf bin ich auch gespannt.
Beim Spaziergang ins Dorf gab es diese Aussicht zum Leuchtturm. Fantastisch beschrieben:
.. - doch da wichen die Häuser zu beiden Seiten zurück und sie betraten den Kai, und die ganze Bucht breitete sich vor ihnen aus...
Denn der großartige Tellervoll blauen Wassers lag vor ihr; der altersgraue Leuchtturm, fern, streng, mittendrin; und rechts, soweit das Auge reichte, verloren sich und sanken in sanften, flachen Flechten die grünen Sanddünen mit dem wild wehenden Gras, die immerfort davonzulaufen schienen, in irgendein von Menschen unbewohntes Mondland.
schön.
Mrs. Ramsey liest James das Märchen vom Fischer und seiner Frau vor. Das stammt von den Gebrüder Grimm.
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Bis jetzt auf jeden Fall bin ich wieder begeistert von Virginia Woolf. Ihr poetischer Stil liegt mir, die Intuition, die Beschreibungen: "Jackmanii und weiße Wand" - jackmanii habe ich auch im Garten in der Nähe der hellen Hauswand und :breitgrins: oder wie die Wellen Perlmutt abstreifen (schön). Und zum Denken gibts auch was.
das stimmt. Danke für die Erklärung von Jackmanii. Ich wußte nicht, daß es eine Pflanze ist.
Ich bin nun auf S. 61
Liebe Grüße
Maria