Hallo zusammen
Zitat von "Steffi"
- aber die immerfortwährende Betonung des Elends und das Phlegma von Thérèse sind mir fast zu dick aufgetragen. Man merkt doch deutlich die Intention von Zola, diesen naturalistischen Stil ganz auszukosten.
guter Gedanke, der mir half einen Schritt zurück zumachen und das ganze mit Abstand zu betrachten, denn für mich war trotz der Vorrede Zolas, Therese's Phlegma, ihr Desinteresse ihre neue Umgebung zu verschönern, nicht verständlich.
Zitat von "Steffi"
Gerade dadurch grenzt sich ja, so wie ich es verstanden habe, der Realismus vom Naturalismus ab und Zola erscheint mir da sehr konsequent. Der Mensch als Produkt seiner Umwelt und seiner sozialen Situation, ohne Hoffnung.
Ich komme erst zum 10. Kapitel, aber ich sehe hier auch eine strenge Linie, die Zola verfolgt.
Zitat von "riff-raff"
Mir hat die Beschreibung sehr gefallen, wie Madame Raquin ihren kränklichen und eigentlich nicht lebensfähigen Sohn Camille dem Tod förmlich abgetrotzt hat; so oft, dass sie das Gefühl hat ihn nicht ein-, sondern gleich mehrmals zur Welt gebracht zu haben. Ihr Schmerz, als sie von seinem Tod erfährt, ist mir recht nahe gegangen.
bisher gab es nicht viele Szenen die mir nahe ginge, aber die von dir erwähnte hat mich auch seltsam berührt.
Zitat von "Jana"
Vielleicht müsste man da jetzt so einen Farbvergleich machen. Wer bekommt welche Farbe zugeordnet? Hier wären dann die Natur, der Mensch und die Stadt/Kurzwarenladen zentrale Elemente für diesen Farbvergleich.
Besonders wäre dann ein Vergleich des Menschen mit der Natur wichtig.
Ich vermute mal, dass die Natur farbenprächtiger, als der Mensch (und die Stadt?) beschrieben wird.
XI. Kapitel S. 75 Reclam-Ausgabe:
"grüner Grasteppich", "abgefallene Blätter bildeten am Erdboden eine rötliche Schicht", "kupferfarbenes Gewölbe der sterbenden Blätter"
die Figuren hingegen werden nicht mit natürlichen Farben verglichen (S. 77)
Thereses Gesicht war von "matter Blässe", (als Vorausdeutung: ) Camilles weißter, toter, in den Falten der Röcke ertrunkener Kopf usw.
Mir ist aufgefallen, dass viele Plätze der Natur, Lebewesen und Pflanzen farblich weiter beschrieben werden. Bei den Menschen ist das eher weniger der Fall. Da kommen eher so grobe Farbangaben zur Sprache wie (XII.Kapitel, S. 89: Fahrt mit der Kutsche) Reglos und stumm saßen sie in der Dunkelheit, der grelle Schein einer Gaslaterne oder S. 73 Laurents und Thereses Blicke treffen sich: "Für einen AUgenblicks Dauer waren ihre dunklen, glühenden Blicke einander begegnet." (Ende X. Kapitel)
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danke für die schönen Gedanken.
Hinzufügen würde ich noch, dass in der ersten Kapiteln auch Stimmungen mit Farben in Verbindung gebracht werden.
z.B. wenn die Donnerstagsgesellschaft kommt, sieht Therese alles durch einen gelben Schleier. Das würde ich mit Ohnmächtigkeit deuten.
Als dann Lorenz auftauchte, sieht sie Rot. (= Leidenschaft).
Zola baut m.E. alles um Therese auf. Die ersten 10 Kapitel enden auch immer mit Therese. Lorenz denkt zwar er agiert, doch er reagiert eigentlich nur auf Therese.
In der Vorrede schreibt Zola, dass er Temperamente studieren wollte, nicht Charaktere.... den Naturtrieb hebt er hervor.
Habt ihr bemerkt, dass er dazu Vergleiche hernimmt wie:
-Laurent der Bauerssohn mit dem Stiernacken
-Therese hat afrikanisches Blut das plötzlich wie wild erwacht.
greift er hier nicht doch zu einem sozialen Hintergrund, das prägte und nun erwacht?
Steffi, danke dass du den Begriff "Prozess-Symbol" erklärt hast. Sorry, Jana - das hatte ich versäumt.
Liebe Grüße
Maria