Beiträge von giesbert


    Hm ... die Werbung nimmt (gefühlt) noch mehr Platz ein; der Text ist nun winzig klein gesetzt ... schon schwierig genug zu lesen, wenn's darum geht, mal kurz was nachzuschlagen. Für eine Lektüre am Bildschirm definitiv ungeeignet ...


    och, ich find's nicht schlechter lesbar als vorher. Aber was mich nach wie vor nervt: Man kann die Textdateien nicht downloaden. Das ist für das originale Gutenberg-Projekt eine Selbstverständlichkeit. Aber hier wird alles in kleine HTML-Portionen zerhackt. Aus einfachem Grund: Man möchte gar nicht, dass sich jemand die Texte herunterlädt. Dafür verkauft man je ne CD.


    Da freu ich mich gleich doppelt über die CDs der Digitalen Bibliothek.

    So, ich hab jetzt 200 Seiten "Maurizius" gelesen und finde meinen ersten Eindruck bestätigt. Wassermann beherrscht sein Handwerk bewunderungswürdig; ganz erstaunlich, wie er die Erzählfäden spinnt, den komplizierten Sachverhalt webt und seine Sprache einen sehr langen Atem entfaltet, ohne langweilig zu sein.


    An ungewohnten Wörtern & Wendungen kann ich auch ewas beisteuern: "sie hatte dessen nicht weiter Arg" hab ich so auch noch nie gelesen. Und dass man für "drei" auch "Vierteldutzend" sagen kann, wäre mir auch nicht eingefallen.


    Moin, Moin!


    Elke Heidenreich hatte die Büchern Günter Grass' und Martin Walsers als "ekelhafte Altmännerliteratur" <a href="http://www.cicero.de/97.php?ress_id=7&item=1807">tituliert</a>, was diese <a href="http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E97CFAA13010449E2A4C11DA388873BEB~ATpl~Ecommon~Scontent.html">empört</a> die Nase rümpfen ließ. Nun <a href="http://www.zeit.de/news/artikel/2007/06/20/2325173.xml">bekräftigt</a> Frau Heidenreich ihre Abneigung: "Grass langweilt mich, Walser stößt mich ab".


    Tja, wo sie recht hat, hat sie recht.


    Erzähl mal davon, ich habe dieses Buch vor ca. 25 Jahren gelesen und war hingerissen.


    ich bin ja noch nicht weit (S. 45), aber das lässt sich gut an. Wassermann scheint mir auf jeden Fall erzählen zu können und hat einen leicht lesbaren, flüssigen Stil, den auch längere Satzperioden nicht aus der Kurve tragen. Mal sehen, wie das weitergeht.

    So, nachdem ich endlich "Winnetou IV" hinter mir habe (bei allem Respekt - ein größtenteils fürcherliches Buch), mich mit Philip Ardaghs lustigem "Schlimmes Ende" amüsiert, und mit "Einladung zur Enthauptung" einen kurzen Nabokov-Abstecher gemacht habe (ein grandioser Roman, btw), habe ich nun die rund 600 Seiten von Jakob Wassermanns "Der Fall Maurizius" in Angriff genommen. Ein Autor, von dem ich bis dato rein gar nichts kenne.

    Aktuell: Die Schatzinsel, gelesen von Manfred Steffen. Einer meiner Lieblingsromane, sehr gut vorgelesen.


    Auf der Liste stehen bzw. dem iPod sind außerdem:


    * Moby-Dick, die Rathjen-Übersetzung, gelesen von Christian Brückner
    * Illias, gelesen von Rolf Boysen
    * Krieg und Frieden, die Hörspiel-Fassung von Gert Westphal


    Drei ziemliche Brocken, in die ich bislang nur für max. 30 Minuten hineingehört habe, von denen ich aber schon jetzt restlos begeistert bin 8-)

    Dem steht die Einsicht gegenüber, dass nicht jedes Buch für alle Leser geschrieben ist, und dass nicht jedes Buch für jeden Punkt in der eigenen Lesegeschichte passt.


    Ein Buch wird doch immer erst gefunden, wenn es verstanden wird.
    [size=9pt]Goethe an Schiller, 6. 5. 1797[/size]

    Dabei bin ich noch gar nicht SO alt.


    Jenseits der 35 fängt man an, alt zu werden.


    Bis 45 merkt man das nicht so richtig, aber dann kommt es einem vor, als würde man mit stetig steigendem Tempo nach vorne stürzen. Ich hoffe mal, das Zeitempfinden verlangsamt sich so mit 60 wieder und weicht der gelassenen Kontemplation ;-)


    Ansonsten ist mein Lesepensum derzeit ganz erbärmlich niedrig. Früher waren 100-200 Seiten pro Tag (je nach Satzspiegel) Standard, in den Semesterferien auch sehr viel mehr. Jetzt mümmel ich da schon zwei wenn nicht gar drei Wochen an den rund 500 Seiten von Winnetou IV. Das liegt allerdings weniger an der fehlenden Lesedisziplin als der fehlenden Zeit.


    Hast du, den einen ausgenommen, einen besonderen Anlese-Tip?


    Das Bastardzeichen / Bend Sinister
    Das wahre Leben des Sebastian Knight / The real life of Sebastian Knight


    Sind auch wesentlich dünner als Lolita (was allerdings ein unglaublicher Roman ist, solltest Du bei Gelegenheit noch mal versuchen)


    Was ich gelesen hatte, kam mir der knochentrockenen Theorie nach vor wie Short Stories.


    Je nun, ich hatte das was mit "medias in res" in Erinnerung, was bei Maugham fast nie der Fall ist; der erzählt eher altmodisch mit Exposition, Verwicklung, Lösung und arbeitet, wenn ich mich da richtig erinnere, immer sehr sauber auf eine eher überraschende Wendung als Schlusspointe hin.


    Dann hab ich mal im Wilpert nachgelesen und musste feststellen, dass nach der dort zu findenen Definition praktisch jede Erzählung mäßiger Länge als "Short story" durchgewunken wird.


    Mei, wenn's sche' macht. Ich halte von diesen Gattungsbegriffen eh nicht allzuviel. Jetzt noch etwas weniger.



    Aber das kann an der jeweiligen Auswahl gelegen haben.
    Die 10-bändige Ausgabe der Erzählungen, die du erwähnst, gab es die bei Diogenes?


    Genau die. Hab ich mir seinerzeit zu Weihnachten gewünscht.

    ... ja, der Roman ist dicker.


    Genau, deshalb hab ich mich ja auch lieber auf die dünnen Bösen Geister konzentriert.


    Zitat

    Übrigens behandeln beide, meines Wissens, zT die gleiche Problematik. Nihilismus, fehlende Werte etc.


    das tun auch viele Leserbriefe in den Kummespalten der Miss Lonleyhearts und 80% der Foren-/Newsbeiträge in den sozialen Laberforen im Internet auch. Das ist kein Kriterium. Der Protagonist von Verbrechen & Strafe rennt einfach nur mit Wonne und immer wieder vor die Wand, wo es direkt daneben eine offene Tür gibt und kreidet sein Scheitern der Welt an. Ne, das ist pubertärer Quark und ich wüsste nicht, warum mich das interessieren sollte. Slochen Leuten kann man nur noch ein "Get a life!" zurufen und ansonsten vor die Wand laufen lassen.


    Und bei aller Liebe - aber Nabokov spielt in einer ganz anderen Liga als Dostojewski. Kurz gesagt ist Nabokov ein erwachsener Autor, keiner, der bei seiner Sozialisation im emotionalen Sumpf der frühen Jahre stecken geblieben ist. Und er verschont den Leser mit jeder Form von Erlösungslehre. Das ist imho viel wert.


    Die Bösen Geister sind als Stimmenpanoptikum großartig. Das ist etwas, was den Werken vorher fehlt. (Die Brüder Kasamarow kenne ich noch nicht, Swetlana Geiers Neuübersetzung war mir bislang zu teuer.)


    Zitat

    Winnetou IV, ist das der Roman, der in der verfälschenden grünen Ausgabe als "Winnetous Erben" läuft?


    Eben dieser.

    Das deutet auf ein Geschmacksproblem hin. :wink:


    Das teile ich dann wohl mit Nabokov. Es gibt schlechtere Gesellschaft.


    Ich habe bei Verbrechen und Strafe nicht eingesehen, warum ich mich mit dem offensichtlich geistesgestörten Protagonisten und seinen lächerlichen Pubertätsproblemen überhaupt beschäftigen soll. Und das Buch verärgert auf Seite, Mooment, 218 abgebrochen. Die Bösen Geister sind da doch eine ganz andere Gewichtsklasse.


    Ganz nett, ganz ordentlich geschrieben, mit viel Atmosphäre - aber nichts, was lang im Gedächtnis bleibt. :zwinker:

    das scheint für vieles zu gelten, was er geschrieben hat. Ich habe im Laufe der Zeit die zehnbändigen "Gesammelten Erzählungen" gelesen und das sehr gern getan. Aber ich kann mich nur noch sehr vage an höchstens 2 oder 3 erinnern. An "Des Menschen Hörigkeit"überhaupt nicht, obwohl ich den Roman auch gelesen habe.


    Das einzige, was ich sicher weiß: Alle Erzählungen von ihm zielen auf eine Pointe am Schluss.


    Hallo Leibgeber,
    ich lese das Buch in der Übersetzung Swetlana Geiers.
    Finde es nicht so gut wie "Verbrechen und Strafe" und "Der Idiot".


    da geht's mir genau anders herum. Verbrechen und Strafe musste ich wg. genereller Unerträglichkeit abbrechen. Böse Geister habe ich mit wachsender Begeisterung gelesen.


    Ansonsten lese ich neben Karl Mays Winnetou IV derzeit Ror Wolfs erstaunliche Gedichte ("Pfeifers Reisen", aus Anlass seines 75. Geburtstages erschienen)


    Es gibt doch "nur" die 2001 Ausgabe, oder habe ich da mal eine übersehen?


    Nope, 2001 druckt ja bereits einen Nachdruck nach. Sonst wären die seinerzeit nie so spottbillig gewesen (148,00 DM, wenn ich mich da richtig erinnere). Steht auch im Impressum, mehr oder weniger: "(c) 1968-1976 by Kösel-Verlag ..."


    Den 2001-Reprint sollte man eigentlich relativ problemlos über das ZVAB bekommen. Gleich mal gucken ... ah ja, mit "Kraus fackel nachdruck zweitausendeins" findet man aktuell 7 Einträge, von 95 bis 180 Euro.

    Die Qualität der kostenlos beziehbare Zusammenfassung vom Werther bei GetAbstract würde ich mir in Buchform mit den wichtigsten Klassikern durchaus wünschen.


    Naja, auf die marktschreierische Verlogemheit könnte ich verzichten. Und auf eiher peinliches Getröte wie "Mehr als 3500 Titel online!" auch. 3500 - das ist nichts.