Beiträge von giesbert


    Zwei weitere Kapitel gelesen, aktueller Stand also II/22. Ich scheine allerdings der einzige zu sein, der noch liest.


    Nein, bist Du nicht. Ich zögere noch vor III/1 und frage mich, ob ich diese Zeitverschwendung fortsetzen oder doch lieber nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben soll.


    Btw - wo die von Schmidt gelobten sprachlichen Schönheiten sind, erschließt sich mir auch nicht so recht. Vielleicht meint er ja sowas:


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    Sich mit Worten zu erklären, wär’ an und für sich selbst schon unnötig gewesen, vielleicht gar störend, und hier wurden sie jeder Versuchung dazu enthoben, weil Frau Minnentrostens und Arinbiörns Augen mit so begehrenden Sehnen an den Lippen Heerdegens hafteten, daß man wohl sahe, welche wichtige Dinge eben entquollen waren, und wohl noch zu entquillen im Begriff standen.


    Das ist bestenfalls unfreiwillig komisch. –– Manchmal könnte man auf die Idee kommen, dass "die Zeit" im Großen und Ganzen ein gerecher Richter ist. Wenn ein Autor nach ein paar hundert Jahren kaum noch erinnert wird, dann wird das schon seine guten Gründe haben. Ich zumindest werde in Sachen "Geheimtipp", "Wiederentdeckung" etc. je länger je skeptischer.

    Was mich am meisten erstaunt: Die Schädel werden ja gar nicht wirklich eingeschlagen.


    Das sind ja auch die mannhaft ritterlichen Zweikämpfer ehrsamer Dingsbumse. Wenn Otto gegen die missgestalteten Heiden kämpft, sieht das schon ganz anders aus. Dh, nein, es sieht eigentlich nicht ganz anders aus (sprich: es liest sich genau so), nur dass am Ende halt doch ein Blutmeer und jede Menge Leichen übrig bleiben. Also vom niedren Fußvolk, versteht sich. Die Anführer sind natürlich wieder elde Ritter, die man noch rasch zum Christentum bekehren kann.


    Zitat

    häufen sich unterdessen ganz merkwürdige Andeutungen zu Hugh, Ottifant Senior. Da scheint was im Gebüsch zu stecken.


    Stimmt. Aber ich würde da jetzt keine allzu komplizierte Konstruktion vermuten ;-) (Ich weiß es auch noch nicht, aber da zeichnet sich was ab. Nun - wie gesagt: erstmal weiterlesen.)


    Im 8. Kapitel der erste Zweikampf, gegen Bertas Bruder. Dieser scheint mir etwas schwach motiviert zu sein. Ich habe nicht richtig mitgekriegt, warum sie kämpfen müssen.


    Das frage ich mich bei praktisch jedem Kampf in dem Roman. Da werden ein paar Phrasen von wegen Christenheit, Rittertum und Ehre geklopft, dann die Schädel eingeschlagen. Und die Selbstverständlichkeit, mit der sich Otto bereit erklärt, um einen albernen Ring zu streiten, für eine Frau, die er nur fünf Minuten kennt und die ihm ein paar Dönekens erzählt hat - die finde ich auch nicht gerade überzeugend. Die handelnden Figuren sind allesamt Schwachköpfe.


    Ich stimme also eher Sandhofer zu, der meint das ernst.


    Aber hallo ;-)


    Zitat

    Ich habe mich ein paarmal (mühsam vorangearbeitet bis ins 17. Kapitel) an der historischen Genauigkeit aufgehakt.


    Da soll sich Fouque sehr genau am Kenntnisstand seiner Zeit orientiert haben; behauptet jedenfalls Schmidt. Ich poste das Zitat mal bei Gelegenheit im Materialien-Strang.


    Mir persönlich ist dergleichen ja sowas von wurscht. Und je länger weg, desto, äh, wurschter ;-)


    (Was die historische Genauigkeit angeht, wäre Wolf von Niebelschütz’ „Kinder der Finsternis“ wohl interessanter. Bei dem Turniere übrigens alles andere sind als ein edler Zeitvertreib (ich hab jetzt keine Lust, die Unfugszitate bei F. rauszusuchen, aber diese Verklärung eines, wienenntmandas, "Waffengangs" geht mir schon mächtig auf die Nerven.) Und das mit der hohen Minne hat bei N. auch sehr handfesten, oder sagen wir mal genauer: handgreiflichen Grund.)


    Zitat


    Mächtig viele Fäden, die da ausgelegt werden.


    Und bis S. 250 wird nur ein Bruchteil eingeholt, dafür jede Menge neuer gesponnen 8-)

    Vielleicht bin ich ja milder gestimmt, aber ich habe jetzt mal ein paar Kapitel weiter gelesen und finde es jetzt ganz annehmbar. Der hohe Norden wird ein wenig spannender, auch wenn es da vor Nationalismen und "missgestalteten Heiden" nur so wimmelt und dramatische Kampfszenen nicht länger als 2 Seiten sind. Und am Ende natürlich Otto gewinnt, ganz gleich, welche finstren Horden da gegen ihn anrennen.


    Es werden auch Erzählfäden aus dem Beginn wieder kurz aufgenommen, die eingestreuten Geschichten scheinen doch nicht nur Füllsel zu sein, wie ich erst mutmaßte. Nun, mal weiterlesen.

    Aber zurück zum Thema: Bis zum zehnten Kapitel im zweiten Buch (also da, wo ich gearde feststecke) taucht zwar gelegentlich Zauberisches auf, aber mit dem Familienring, um den es geht, hat das nichts zu tun. Dabei wird ja gleich am Anfang ein "Zauberring" genannt, was aber für die nächsten 200 Seiten erstmal folgenlos bleibt.

    Ja. Nein. Wer kennt heute denn noch Brockes?


    Peter Rühmkorf nannte seine erste Gedichtsammlung "Irdisches Vergnügen in g.", was eine Anspielung auf Brockes ist.


    Zitat

    Bei den Autoren, die noch einigermassen bekannt und/oder lesenswert sind, versteift sich Schmidt dann gerne auf obskure Werke. Hauptsache, sie umfassen viele, viele Seiten. Als wirklich lesenswert habe ich nur die Buchtipps zu Collins und Bulwer Lytton in Erinnerung. (Brockes kannte ich schon vor ihm.)


    Wezel, Wieland, Herder, Tieck, Moritz -- Allesamt lesenswert, auch die Bücher, die Schmidt von ihnen empfiehlt ;-). Auch Dickens "Bleakhouse". Schmidt hat gar nicht allzu abgelegene oder obskure Werke ausgegraben, sondern es gut verstanden, sich als Entdecker zu präsentieren ;-).


    Gut, ich werde jetzt dann gleich noch beginnen. Meine Erwartungen sind klein: Arno Schmidts Empfehlungen aus seinen Radio-Features sind meist obksur, bestenfalls als Kuriosa zur Kenntnis zu nehmen. Schmidt hatte eine ungeheure Hochachtung vor der Masse an Text, so sind seine Empfehlungen meist Riesenwälzer. (Andererseits hielt er die Lyrik und die Lyriker für masslos überschätzt. Die paar Zeilen ... )


    Sein erster Funkessay widmet sich immerhin dem Lyriker Brockes, der alles anders als obskur ist 8-)


    Auch die anderen Autoren (lassen wir Massenbach und Johannes von Müller mal außen vor): Cooper, May, Wieland, Klopstock, Moritz, Joyce, Stifter, Herder, Wezel, Tieck, Dickens, Bronte, Gutzkow, Collins oder Bulwer sind ja nicht wirklich "obskur".


    Bleiben: Pape, Schnabel, Oppermann, Schefer, Frenssen, Lafontaine und Spindler.


    Pape ist ganz nett, Schnabel imho nicht mehr lesbar, die "100 Jahre" von Oppermann habe ich gern gelesen, aber keine Erinnerung mehr daran, der vielgelobte "Waldbrand" von Schefer hat mich davon überzeugt, dass ich von dem Autor nichts mehr lesen möchte, den Frenssen habe ich eher angewidert abgebrochen, Lafontaine gelangweilt zur Seite gelegt und Spindlers "Vogelhändler von Imst" als ganz amüsant in Erinnerung (aber ich fürchte, heute fände ich den auch sterbensöde ;-))

    Langeweile liegt im Auge des Lesers ;-). Mich jedenfalls ödet das ritterliche Rumgehampel, die platten Pappfiguren und der schwachbrüstige Tonfall doch eher an. Ich bin jetzt bei S. 225 und es ist eigentlich immer noch nichts passiert, was Arno Schmidts Diktum, dem Melancholiker Fouqué sei der Stoff unter der Hand zum Abbild der Welt geworden, irgendwie plausibel erscheinen lassen könnte.

    Bevor ich mich wieder an Foques sterbensöden "Zauberring" mache, schiebe ich, noch gerade rechtzeitig vor Beginn der Leserunde, rasch noch Perutz "Zwischen neun und neun" ein.

    Der Start des Echtzeitblogs hat ein erstaunilches Echo hervorgerufen, die FAZ hat berichtet und daraufhin auch La Stampa. Mal sehen, wann die NYT kommt ;-)


    Also habe ich schon mal etwas eingefügt, mit dem ich mir noch Zeit lassen wollte: Eine Zeittafel mit einer Übersicht der Briefe. Damit man weiß, wann's weitergeht ;-) (der nächste Brief kommt übrigens erst in ca. 4 Wochen): http://www.briefwechsel-schill…e.de/seiten/zeittafel.php

    Lässt sich nach 80 Seiten übrigens ganz akzeptabel an, der Roman. Was aber wohl auch daran liegt, dass sich die Zustände in Redaktionen (ob Zeitung, ob Werbung) in den letzten 100 Jahren nicht verändert haben und Sayers’ ironische Schilderungen immer noch sehr treffend sind. Aber ich habe arge Befürchtungen für den Rest des Romans. Es zeichnet sich schon wieder der immer gleiche Blödsinn ab. Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt. Mal sehen.

    Da ich mich gerade duch Foqués Zauberring langweile, fiel mir ein, dass ich den vermutlich bekanntesten Ritterroman aller Zeiten zwar im Regal stehen, aber noch nicht gelesen habe: Sir Walter Scotts „Ivanhoe“. Bestünde Interesse an einer Leserunde? Vielleicht raff ich mich dann endlich mal auf, die rund 600 Seiten zu lesen ;-)

    Rosendorfer ist ein veritabler Bestseller-Autor. Naja, vielleicht nicht ganz. Aber bekannt wie ein bunter Hund. Und so publikationsfreudig, dass einem fast schon das Wort "Vielschreiber" einfallen möchte:


    Zitat

    Herbert Rosendorfer ist Schöpfer eines äußerst umfangreichen Werkes, das neben Romanen und Erzählungen auch Theaterstücke, Fernsehspiele, historische Werke, Abhandlungen zur Musik, Reiseführer und Libretti sowie Kompositionen und Malereien umfasst.


    Exklusiv ist die Kenntnis einiger Bücher von ihm sicherlich nicht ;-).

    Rosendorfer habe ich zwar in guter Erinnerung, ob ich ihn allerdings heute empfehlen würde? Vor ca. 30 Jahren habe ich den "Ruinenbaumeister", "Skaumo", "Deutsche Suite", "Großes Solo für Anton" und ein paar Kleinigkeiten gelesen. Vor ca. 12-24 Monaten dachte ich, lies doch mal wieder Rosendorfer.


    "Bayreuth für Anfänger": Große Klasse, lässig und souverän.


    Danach: "Das Messingherz". Das Lesezeichen steckt bei S. 318/319 (von 581). Die Story scheint zum blanken Kitsch zu gerinnen, die Figuren sind blutleer und fad, die skurrilen Einfälle mäßig amüsant, wenig originell, die Sprache routiniert. Kurz, um es mit Homer Simpson zu sagen: Booooring!


    Meinen Plan, doch mal wieder den mich seinerzeit sehr beeindruckt habenden "Ruinenbaumeister" zu lesen, habe ich aufgegeben.

    So, es geht los. Nämlich das Echtzeitblog des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe. Der erste Brief kommt morgen, heute wurden das Vorwort zur zweiten Auflage 1856 und Goethes Widmung an den König von Bayern veröffentlicht:


    http://www.briefwechsel-schiller-goethe.de/


    Jetzt muss ich mir noch überlegen, wo und wie ich die Suchfunktion und die Kategorien einbaue. Vermutlich unterhalb des Logos. Da wird es dann im Laufe der Jahre zwar etwas eng, aber bis dahin hat es ja noch gute Weile und ich habe genügend Zeit, das anzupassen ;-)

    Ne, das echte Nachwort (dem ich dann entnommen habe, dass Perutz ein Meister der Paratexte sein soll). Nun, ich lasse mich überraschen, zwei Romane habe ich ja noch im Regal stehen. Aber jetzt lese ich erstmal den Zauberring ein wenig weiter, um da nicht den Faden zu verlieren. Sonst müsste ich die bereits gelesenen 120 Seiten am Ende nochmal lesen. Keine erfreuliche Aussicht ;-).



    Ah, jetzt sehe ich erst -- da habe ich den Witz nicht verstanden: Natürlich werde ich mehr von Perutz lesen. Von den Nachworten dann auch.