Beiträge von giesbert


    Apple hat beim iPhone übrigens auch die Möglichkeit Applications zu löschen.


    Anders als beim Kindle liegen sämtliche Applikationen übrigens auch als Datei lokal auf der Festplatte. Die können nicht remote gelöscht werden.

    Na ja, das kann man so sehen, fragt sich nur, ob es hier jemand gibt, der dem zustimmt. ;-)


    Schmidt "has a point", aber so doll wichtig, wie er tut, ist das nun auch wieder nicht. Er hat seine nunja "theoretischen Entwürfe" immer sehr deutlich seinem Ziel unterworfen. Hier: Wielands Aristipp als wahren Briefroman zu feiern: "So fühlt man Absicht und man ist verstimmt"

    Das ist natürlich Quatsch.


    Das war so ernst auch nicht gemeint 8-)


    Natürlich ist es richtig, dass die Briefform sich signifikant vom Tagebuch unterscheidet und dass Hyperion oder Werther durchaus als "Briefroman" bezeichnet werden können, da sie das wohl zentrale formale Mermkal eines Briefes einhalten: Adressierung der Rede an eine bestimmte Person.


    Genau das (nämlich die spezifischen formalen Merkmale des gewählten Mediums berücksichtigen) tun die angeblichen Twitterromane aber nicht - und The French Revolution erst recht nicht.


    Und natürlich wäre ein Twitterroman als Selbstgespräch denkbar, also mit allen Merkmalen eines Postings (RT, @, Link ...), aber ohne in das Netzwerk eingebunden zu sein. Das ergäbe wohl eine ziemlich trostlose Lektüre, mit Postings wie "@all: warum redet keiner mit mir? #frust #einsam" oder so.

    Der Text darin ist ziemlich twitterkompatibel.


    Wie Du selbst ausführt, ist er genau das nicht 8-). Sonst könnte man ja auch jeden Comic als "twitterkompatibel" bezeichnen.


    Wie gesagt, die Kürze eines Textes ist nur 1 Merkmal eines Twitterpostings.


    Nun -,- Twitter steht ja eher im Zusammenhang Twitterroman ein Synonym für das, was du als Werkzeuge aufzählst, und ein Rätsel ist mir: Was hat der Twitterroman Neues, was es nicht schon gab.


    Eben. Deshalb sind die angelbichen Twitterromane auch keine, sondern einfach nur normale Texte, deren kurze Bausteine satzweis getwittert werden. (Ah, da schreib ich doch gleich mal ein Blogposting zu ;-))


    giesbert: Ok dann hat die Ausgabe wohl einen recht ausschweifenden Kommentar, bezogen habe ich mich auf die 8bändige Taschenbuchausgabe vom Aufbauverlag (2005), die tatsächlich mit >5000 Seiten zu Buche schlägt und mich vor einiger Zeit etwas abgeschreckt hat....


    Wenn man die von Fontane aussortierten Teile, die Notizen, sonstigen Kram und den Kommentar mitzählt, sind’s bei mir rund 1.000 mehr, also rund 3.200 Seiten.


    Ist es nicht so, dass die Gliederung in diese kurzen "Gedankenbilder", wenigstens formal, ähnlich ist?


    Was soll das denn heißen: "formal ähnlich"? Nur weil Schmidt mitunter kurze Sätze schreibt? Schon allein, dass Twitter reinen Text bringt, ohne Auszeichnungen, Fettungen, Einrückungen oder Kursivierungen lässt den Vergleich doch ein wenig seltsam erscheinen. Nehmen wir doch mal die ersten Absätze:


    Zitat

    In unserem Wassertropfen: Ein metallisch blauer Kegel kam mir entgegen; im Visierei 2 stumpfe Augenkerne.


    Dann ein strohgelber: unter der trüben Plasmahaut schied man breite Zellen, Fangarme hingen; oben hatte es einen Wimpernkopf abgeschnürt, Romanoffskyfarbton; und zog naß tickend an mir vorbei. Volkswagen rädertierten. Nah hinten auf dem Platz trieb auch die Schirmqualle. (Genug nu!).


    So hantierten wir im Stickstoff mit anaëroben Gebärden (eben machte Einer aus Armen ein schönes langes Beteuerungszeichen), wir, am Grunde unseres Luftteiches, und die Bäume schwankten wasserpflanzen. Mein linker Schuh betrachtete mich kühl aus seinen Lochreihen.


    Das erinnert so auf Anhieb vielleicht an den Expressionismus. Aber bestimmt nicht an Twitter. Also mich jedenfalls nicht.


    Zu den formalen Zeichen von Twitter gehören ja auch Dinge wie "@fritz", "RT @fritzchen", Links und Hashtags. Das ist ein vernetztes Stimmengewirr – und das trifft auf Schmidts Prosa nun nicht unbedingt zu ;-)


    Btw - ich halte auch die "Twitter-Romane" nicht für Twitter-spezifisch, das sind einfach 140-Zeichen-Sätze, die in die Welt gepustet werden. Das geht mit Twitter. Das geht auch mit Facebook. Das geht mit SMS, mit Blogs, mit Mails. Das ist gewissermaßen der kleinste gemeinsame Nenner digitaler Kommunikation und erlaubt es imho nicht, diesen Texten das Etikett "Twitter" anzupappen. Anders gesagt: Die angeblichen Twitter-Romane teilen das genus proximum, aber es fehlt die differentia specifica, die daraus erst etwas Twitter-typisches machen würde.


    Zu den Wanderungen durch die Mark Brandenburg: Nichts gegen Naturbeschreibungen, durchsetzt mit historischen Geschichten, aber das auf >5000 Seiten?? Aber gut, vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben :zwinker:


    Nana, nicht übertreiben: 1000+800+400 sind nicht mehr als 5.000 Seiten ;-)


    Habe eben nachgefragt.


    Bernd Rauschenbach von der Arno Schmidt Stiftung hat geantwortet:


    Zitat

    bei einem meiner Besuche im Hause Schmidt erwähnte ich mal, daß ich grad die "Insel d.2.G." läse. An eine wörtliche Reaktion Schmidts kann ich mich nicht erinnern - aber er zog ein Gesicht, das ich für mich als "We are not amused" interpretierte. Ob er damit meine Lektüre oder den Roman oder den Autor oder alles meinte, weiß ich nicht.

    Von Fontane habe ich zwei Ausgaben im Regel:


    * "Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte / Nachgelassenes". 10 Bände. Hanser. Die gab es mal sehr günstig bei der WBG, scheint aber leider vergriffen.


    * "Romane und Erzählungen". 8 Bände. Aufbau.


    Was noch fehlt sind die umfangreichen journalistischen Arbeiten.


    Zur Zeit möchte ich noch wissen, warum Gerda Arinbiörn diesen Zaubertrank verabreichen wollte.


    Mein Problem ist, dass mich das nicht die Bohne interessiert. Das ganze Personal ist einmal voll vor die Wand gelaufen. Volltrottel, wohin man schaut. Warum soll mich deren Leben interessieren?


    Ich möchte jetzt nichts verraten, aber es gibt da später eine Stelle, bei der der Erzähler in direkter Anrede an den Leser um empathisches Mitgefühl für seine Figuren heischt und das einzige, was mir einfiel, war: "Mit Vollidioten habe ich kein Mitleid". Wenn die Figuren auch nur einen Hauch menschlicher und glaubwürdiger wären, wäre schon viel gewonnen. Aber so schiebt da ein weltfremder Erzähler seine Schachfiguren hin und her, wirft ein paar Sätze dazwischen und das war’s. Ne, wo der Zauberring lt. Schmidt "bedeutend" sein soll, hat sich mir noch nicht erschlossen.


    Der Roman ist sicherlich auf einer Metaebene intressant, so a la "Mittelalter-Rezeption". Aber das ist noch lange kein Grund, den Quark heute noch zu lesen.